Randnotizen eines Erschöpften #06 – Brexit, Frexit, Dexit…

Ich kann den Scheiß echt nicht mehr hören. Es ist mitnichten so, dass ich mir keine Gedanken darüber machen würde, was passiert, wenn Great Little Britain aus der EU ausscheidet; aber wenn man sich mal kurz der Grundlagen der Sozialpsychologie erinnern möchte, passiert im Moment nichts anderes, als dies Malaise als salienten Reiz im kollektiven Bewusstsein zu verankern. Besser wäre es im Moment, wenn man sich einfach in der Öffentlichkeit nicht mehr damit beschäftigte.

Es geschieht doch sowieso nicht das, was im besten Interesse der Mensche wäre (die Entscheidung darüber geschähe in einer idealen Welt in einem Aushandlungs-Prozess, den man gemeinhin Demokratie nennt), sondern das, wofür sich die meisten Lobby-Vertreter finden.  Kaffeehaus-Politik. Zumindest denken das sehr viele Menschen, die momentan lieber den populistische Rattenfängern hinterher rennen, anstatt ihr eigenes Gehirn zu benutzen.

Dadurch, dass wir dauernd medial mit jedem Futzel Möchtegern-Information rings um diese Affäre bombardiert werden, wird gleichzeitig Meinung geschaffen; selbst wenn wir uns zumindest teilweise immun gegen deren Beeinflussung wähnen. Das ist halt eine Illusion. Die Art, Intensität und Tonlage der Berichterstattung, wenn im Kern auch nicht als tendenziös zu werten weißt doch in eine bestimmte Richtung: die dämlichen  Brexiteers machen uns unseren Spielplatz kaputt vs. das dämliche Kontinentaleuropa beutet uns aus.

Dadurch trugen die Medien von Anfang an zu einer Verhärtung der Verhandlungs-Fronten bei. Spielräume wurden eingeschränkt und Brücken abgerissen. Das bedeutet, dass die Medien direkt mit Schuld an dem Dilemma tragen, über das sie dauernd weiterberichten. Der Begriff der selbst erfüllenden Prophezeiung kann hier in realitas beobachtet werden.

Öffentlichkeit wird hier zum Albtraum des Europäers, weil nebenbei enthüllt wird, wie wenig sehr viele Menschen hierzulande, wie auch anderswo in der Nachbarschaft im Herzen Europäer sind und wie sehr man sich in unsicheren Zeiten an die vermeintliche Sicherheit der eigenen Peergroup (Nation) klammert. Der Brexit ist ein soziologisch-politisches Real-Experiment mit offenem Ausgang. Und jeder neue Artikel darüber vergrößert die Wahrscheinlichkeit, dass das der Anfang vom Ende der EU wird. Vielen Dank dafür! Schöne Woche…

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