Ich werde gleich berechtigt…

Eigentlich hatte ich ja die Tage schon mal über Gleichberechtigung schreiben wollen, aber irgendwie kamen andere Texte aus meinen Fingern; für alle, die sich über diese Aussage wundern, sei erklärt, dass man beim kreativen Schreiben manchmal einfach seiner Intuition folgen muss. Die Finger auf der Tastatur erledigen den Rest. Man kann gewisse Themen einfach nicht über`s Knie brechen, oder sich zwingen, etwas dazu zu sagen. Manchmal hat man auch gerade nix zu sagen und dann sollte man eigentlich schweigen… schafft aber nicht jeder und nicht immer. Ich auch nicht.

Auf das mit der Gleichberechtigung kam ich irgendwie über Harald Martenstein. Man mag seine Kolumne mögen oder nicht, aber eines kann er wirklich gut: polarisieren. Insbesondere, wenn er eines seiner Lieblingshassthemen auf der Agenda hat: Gender Studies. Für alle, die nicht wissen, was das ist: es geht dabei um die Frage in wie weit das Attribut Geschlecht einfach nur ein soziales Konstrukt ist und in wie weit biologisch definiert. Klingt jetzt nicht so spannend, wenn man das allerdings mit der Frage nach der Jahrtausendelangen Unterdrückung der Frau verquickt, wird aus einem für den Ottonormalmenschen eher faden Akademiker-Süppchen ein demagogischer Feuertopf mit an 500.000 Scoville.

Auf der einen Seite stehen Feministinnen, die zumindest rhetorisch gar nicht unzimperlich nach Maßnahmen gegen die männliche Dominanz fordern: da wird von einer „Rape-Culture“ gesprochen, also einer Kultur sexueller Erniedrigung, Ausbeutung, Vergewaltigung, etc., gegen die vorgegangen werden muss. Ich habe hier nicht den Raum, feministische Diskurse der letzten 50 Jahre vorzustellen; nur so viel: von Deeskalation und Gesetzen bis hin zur Phantasie vom Genozid an Männern war alles dabei. Auch unter Frauenrechtlerinnen gibt es also radikale Wirrköpfe. Auf der anderen Seite stehen Männerrechtler: bei denen ist von einer vorsichtigen Warnung vor einer Geschlechts-Umkehrung der Diskriminierung, Erniedrigung, Ausbeutung bis hin zu Radikalen Möchtegern-Patriarchen, die alleine eine Diskussion über solche Themen schon als Angriff auf ihre Männlichkeit empfinden ebenso alles dabei. Und dann muss man nur in die Kommentarspalte unter den Martenstein`schen Ergüssen scrollen und bekommt ein wunderbares Bild davon, wie blöd Menschen werden können, wenn sie in dann mal ihrer persönlichen Filterblase gefangen sind. Dafür braucht man keine AfD, dafür reicht auch Geschlechterk(r)ampf.

Bevor es hier jetzt mit Geschrei losgeht: auch für Bildungswissenschaftler gehört ein Einblick in Gender Studies zum Portfolio; und zwar weil die Gleichberechtigung der Frau in vielerlei Hinsicht noch lange nicht erreicht ist und Bildung hier eine wichtige Rolle spielen kann – in die eine, wie die andere Richtung. Aber auf dieser Spielwiese tummeln sich zu viele dogmatische Demagogen, die normative Vorstellungen durchzusetzen versuchen, anstatt sich an Erkenntnisgewinn zu versuchen.

Ich persönlich glaube an Gleichberechtigung, nicht an Gleichmacherei. Nach meiner Erfahrung ist ein Teil unseres Geschlechts tatsächlich sozial konstruiert – und ein anderer Teil biologisch veranlagt. Manchmal sind Biologie und Kopf nicht auf einer Welle. Ich mag Label nicht besonders, aber dem Gesetzgeber sei Dank haben Transgender heute zumindest Möglichkeiten, ihre Persönlichkeit zu leben. Was mich traurig macht, ist, dass wir über all das 2017 noch so intensiv diskutieren müssen. Ich würde mir wünschen, dass man die Menschen einfach als das nimmt was sie sind, dabei keine Unterschiede macht und versucht, Stereotypen (auch wenn sie ein notwendiges Übel zur Reduktion sozialer Komplexität sind) wenigstens auf den Prüfstand zu bringen. Es würde unsere Welt besser machen.

Wenn jemand wissen möchte, wie ich es im Alltag mit der Gleichberechtigung halte, ob ich meine Stereotypen im Zaum habe und wie ich mit Menschen so im Allgemeinen umgehe, ist er eingeladen, Menschen zu befragen, die mich kennen, mit mir arbeiten – oder noch schlimmer – leben müssen… Ich wünsche viel Erfolg. Bis die Tage.

A snipet of holidays

Bloggen, so wie ich es betreibe, ist eine ziemlich persönliche Angelegenheit und es ist immer ein bisschen wie eine Gratwanderung. Einerseits möchte man natürlich auch ein persönliches Echo in den Rezipienten auslösen, andererseits begibt man sich stets in Gefahr ein bisschen zu viel von sich selbst Preis zu geben. Wir leben in einer Zeit, in der man sich mit kritischen Anmerkungen zum Tage nicht NUR Beifall verschafft…

Trotzdem ist es mir wichtig kund zu tun, wie es kommt, dass ich im Moment wieder so viel Output produziere: Zum einen hat sich die Situation meiner Mutter, die nun in einer betreuten Wohnanlage lebt stabilisiert und ich habe den Eindruck, dass sie wenigstens wieder etwas neuen Lebensmut geschöpft hat. ich kann nicht mal im Ansatz ermessen, wie das ist, jemanden zu verlieren, mit dem über 60 Jahre seines Lebens zugebracht hat. Meine FRau und ich sind gerade mal knapp 23 zusammen und ich wüsste nicht, wie das gehen sollte. Und bei Leibe nicht nur wegen unserer Kinder!

Neben dieser durchaus positiven Entwicklung genieße ich aber auch gerade mal die Gelegenheit, ein paar Tage wirklich Ruhe zu haben. Alle paar Jahre schickt mich meine Gattin auf Urlaub, wenn sie merkt, dass ich mal wieder am Rädchen drehe. Und darum weile ich derzeit im schönen Sonthofen im Oberallgäu. Ist nett da. Eine Landschaft, die zum Laufen und zum Fotografieren anregt. Jede Menge Ruhe zum Lesen und Schreiben. Und das Bier schmeckt mir auch. Ich empfehle – weil gerade eines neben mir steht und ich überdies bekennender Starkbier-Fanatiker bin – den „Doppelhirsch“ von der Sonthofener Privatbrauerei „Der Hischbräu“. Ein überaus süffiges, dunkles Bockbier mit 18,5% Stammwürze und 7,2% Alc.

Man muss manchmal raus, um zu sich selbst zurückfinden zu können. Funktioniert anscheinend ganz gut. In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Abend, eine gute Zeit, Langmut und Kraft. Wir sehen uns!

PS: Für all jene, die jetzt auf mich Egosau schimpfen und meine Frau bemitleiden, die mit den Blagen allein zu Hause sitzen muss; sie kriegt ihren Ausgleich im Spätsommer. Da ist es draußen auch noch viel schöner… 😉

Selber radikal?

Ich gehe manchmal gerne an die Grenzen; und gelegentlich auch darüber hinaus. Die Grenzen des guten Geschmacks, die Grenze der Beleidigung, die Grenze der Sachlichkeit. Ich könnte jetzt behaupten, dass ich das nur tue, um meine Inhalte zu befördern, aber seien wir doch mal ein bisschen ehrlich zueinander: ich tue dies, weil es Teil meiner Natur und meiner Agenda ist. Man kann zweifellos darüber streiten, ob es sinnvoll ist, Politiker und Wirtschaftsbosse zu beschimpfen, wenn es doch sowieso nichts ändert, aber wenn man sich den öffentlichen Diskurs der letzten Jahre – oder besser dessen Veränderung – anschaut, wird offenkundig, dass die Tonlage rauer geworden ist. Und das sogar ganz ohne mein Zutun…

Nun nehme ich jene, die ich als Feinde der Demokratie und des Sozialen an sich erachte gerne auf die Schippe, gebe ihnen deftige Kosenamen oder bezeichne sie als Spacken, obschon das manchmal gar nicht nötig wäre; ich meine, Volker Pispers hat mal gesagt, er brauche sich zu Fr. Dr. Merkel nichts auszudenken, es reiche sie wörtlich zu zitieren, um sie lächerlich zu machen. Das könne er nicht besser. In einem Zeitalter, wo jedes öffentlich gesagte Wort sofort seziert, aus dem Kontext gerissen zitiert, im Munde verdreht und sonst wie missbraucht wird, wenn die betreffende Person nur einen gewissen Bekanntheits- oder Wichtigkeitsgrad erreicht hat, ist eine Kultur der vollautomatischen Desavouierung entstanden, der ich mich leider selbst gelegentlich anschließe.

Sachinhalte werden dabei entstellt und zu etwas umgeformt, dass sie eigentlich nie waren, nie sein sollten. Es ist nicht so, dass mir die Betroffenen leidtäten. Nur zu oft haben sie diesen Shitstorm mehr als verdient. Aber eben nicht immer. Es wird, egal bei welchem Sujet, immer dann problematisch, wenn überhaupt nicht mehr differenziert wird zwischen Person und Sache und eine Äußerung von, na sagen wir mal Fr. Nahles sofort mit Buhrufen und Schmähungen überzogen wird. Fr. Wagenknecht ist auch jemand, der dermaßen polarisiert, dass man nur noch die Gestalt sieht, jedoch nicht die Sache; gerade Fr. Wagenknecht kultiviert dabei aber auch ein gewisses Image, dass Menschen anderer Meinung auf die Palme treiben kann. Ich bin Soze, aber auch mir schwingt im Hinterkopf immer diese Wort „Arroganz“ herum, wenn ich sie dozieren höre.

Aller Sympathie oder Antipathie zum Trotze berauben wir uns des, für die Demokratie so wichtigen Pluralismus der Meinungen, wenn wir immer nur „Buh“ rufen. Ich fasse mir mal eben an die eigene Nase…! Wie weit ist denn der Weg von mehr oder weniger absichtlichem Falschverstehen und aus dem Zusammenhang reißen von Zitaten hin zu Fake News? Ganz genau, es ist nur ein einziger Schritt und wir sollten uns alle ganz genau fragen, wer gerade was in wessen Interesse äußert? Hat der russische Geheimdienst tatsächlich durch „social engineering“, also gezielte Manipulation und Desinformation über die sozialen Medien Einfluss auf die Präsidentenwahl in den USA genommen? Wenn das tatsächlich so wäre (was noch bewiesen werden muss), wäre es, vollkommen unabhängig von der Personalie Trump ein bislang einzigartiger Vorgang, der uns hier in Deutschland alarmieren sollte. Denn welche Parteien würden davon profitieren, wenn russische Kräfte solche Strategien auch hier bei uns im Bundestagswahlkampf einsetzen würde. Man erinnere sich an den „Fall Lisa“.

RT Deutschland weist den Verdacht, das Klima aufgeheizt und unwahr berichtet zu haben weit von sich, tatsächlich wurde in russischen Staatsmedien der mittlerweile als falsch erwiesene Vorwurf der Vergewaltigung verbreitet und so ein Klima des Hasses geschürt, insbesondere durch die Äußerungen des russischen Außenministers Lawrow! über die „Vertuschung“ des Vorfalls seitens deutscher Sicherheitsbehörden. Auch wenn man öffentlich zurückgerudert ist, hat der Fall Teile der Deutschrussen radikalisiert und nach rechts getrieben. Und nur darum ging es hier. Auch Deutschland ist vor social engineering nicht sicher und mit Sicherheit sind da unterschiedlichste Interessen vertreten.

Ich will mich an Fake News nicht beteiligen, ich will unabhängig bleiben und auf dem Boden der Tatsachen stehen, auch wenn ich gerade eben etwas spekuliert habe. Doch dies ist eine politische Glosse und kein investigativer Journalismus, wie etwa netzpolitik.org. Darum kann ich nur dazu aufrufen, diesen dämlichen Teilen-Button in diesem dämlichen Fratzenbuch so sparsam wie möglich zu nutzen und vorher darüber nachzudenken, was man glaubt. Hier zum Abschluss eine kleine Liste von Quellen, die NICHT GLAUBWÜRDIG ODER ZUMINDEST MIT VORSICHT ZU GENIESSEN SIND (und das sind nur ein paar):
https://anonymousnews.ru
https://derhonigmannsagt.wordpress.com
https://compact-online.de
https://www.jungefreiheit.de
https://www.kopp-verlag.de

PS: Eine kurze Webrecherche genügt: Kein, oder nur ein ungenügendes Impressum, bzw. kein administrativer Ansprechpartner (Person) sind ein schlechtes Zeichen. Auf https://www.denic.de kann man den Besitzer einer Domain ansehen, und nicht selten lässt sich direkt herausfinden, dass es sich um Briefkasten-Adressen handelt. Und bei manchen sprechen einfach die veröffentlichten Publikationen für sich. Der Begriff „Alternative Fakten“ wurde nicht von Kellyanne Conway erfunden…

Lokaler Mist ist schlimm genug…

Ist es nicht vollkommen widersinnig. Auf der einen Seite habe ich eigentlich keine Lust mehr, mich hier, auf meinem Blog über Politik auszulassen. Ich tue dies jetzt schon eine Weile durchaus intensiv auf Facebook. Auf der anderen Seite kann ich nicht davon lassen, denn es ist wohl Teil meiner Natur, nicht die Fresse halten zu können, wenn Idioten in völliger Ignoranz ihres eigenen Unwissens einen Bullshit-Mountain nach dem anderen produzieren und sich dann auch noch, mit beglücktem Lächeln Fähnchen schwenkend auf den himmelschreiend stinkenden Ergebnissen ihres Tuns aufbauen wie einst Napoleon nach gewonnener Schlacht: „Yeehaa Welt, hier bin ich! Seht her, mein Scheißhaufen ist nicht nur riesig, er ist auch großartig. Der Weltbeste Scheißhaufen, dass MÜSST ihr mir einfach glauben!“ Oh ja, Dumnald, du fabrizierst fast die beste Scheiße der Welt. Nimm noch Erdogan und Orban für „Bullshit Mountain 17ers of Mar-a-Lago“ unter Vertrag und die Weltmeisterschaft in Hassverbreitung und Kriegstreiberei kann euch keiner mehr nehmen.

Es wurde schon so viel gesagt, so viel geschrieben, so viel kommuniziert, aber die beste Aussage zum Thema war Angela Merkels Gesichtsausdruck, als Mr. President sagte, sie hätten ja schon einiges gemeinsam! Flugreise nach Schneesturm: 157.534 EUR. Unterbringung der ganzen verfickten Wirtschaftsdelegation: wahrscheinlich 7-stellig, aber wer fragt schon nach Sonnenschein, wenn man das ganze Geld Werkverträglern, Zeitarbeitern und sogar seinen Festangestellten abpressen kann… aber dieser Gesichtsausdruck: UNBEZAHLBAR. So ziemlich das einzige Mal in 11 Jahren, das man eine echte Emotion auf ihrem Gesicht gesehen hat und dieses Gesicht sagte: „WHAAAAAT? Bist du hässliches Kind jetzt vollkommen übergeschnappt?“ Großartig!

Soviel zum Zustand der Welt. Er ist nicht besser, aber Gott sei Dank auch kaum schlechter, als vor ein paar Wochen. Ich trage das schon eine Weile mit mir rum, aber ich glaube, es ist an der Zeit, sich auf kleinere Brötchen zu beschränken. Immerhin gibt es ja auch auf kommunaler Ebene durchaus einiges, was nicht nur erwähnenswert ist, sondern eigentlich nach Action schreit. Doch was kann ich zum Zustand der kleineren Welt schon beitragen?

Nun, ich schaffe es ab und an, jemanden dazu zu bringen, das echte Gespräch mit mir zu suchen. Zum Beispiel Hr. Dr. Weirauch (SPD) MdL für den Wahlkreis Mannheim-Süd. Im Norden hat ja – sehr zu meiner Unfreude – dieser Eumel von der AfD den Shit gerockt. So viele Alt-Sozen, die allesamt zu blöd sind, 1 und 1 zusammenzuzählen findet man aber leider nicht nur in meiner Heimatstadt. Wie dem auch sei, ich hatte eine Facebook-Debatte mit Hr. Weirauch über die Zukunft der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle im Rhein-Neckar-Kreis. Der Landtagsabgeordnete ist tatsächlich der Meinung, dass es eine kleine Lösung nur für Mannheim braucht und das die Berufsfeuerwehr Mannheim das Kind schon würde schaukeln können. Da lach ich mich tot: jahrzehntelanges Ausbildungsdefizit im Bereich Notfallrettung (die bei integrierten Leitstellen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr halt nun mal 85-90% der Arbeit ausmacht), die ausgedünnte Personaldecke, ein neuerliches Auseinanderreißen-Wollen mühsam zusammen geführter Strukturen und dann kommen auch noch solche ehrenamtlichen Heinis und behaupten, dass die BF ja ratzfatz auf soundsoviele Kräfte zugreifen könnte. Die will ich mal sehen, wenn ihre Mutti verreckt, weil irgendein ehrenamtlicher Spack am Telefon nicht zwischen Grippe und Infarkt unterscheiden kann…

Für professionelle Qualität braucht es hauptamtliche Vollprofis mit passender Ausbildung und Erfahrung. Und solche Leute wachsen nicht auf dem Baum. Oder was glauben die, warum alle Leistungserbringer momentan nicht mit vollem Personalpool fahren? Weil der verdammte Markt leergefegt ist und neues Personal auszubilden mehrere Jahre Zeit braucht. Es sei denn, man möchte eine Dienstleistung abrufen, die nicht den üblichen Standards entspricht. Dann darf man sich aber über mangelhafte Ergebnisse auch nicht aufregen.

Wenn man in Ba-Wü das Rettungswesen richtig auf die Füße stellen und Zukunftssicher gestalten möchte, dann muss man endlich dieses unsägliche Instrument der Selbstverwaltung beenden, dass regelmäßig dazu führt, dass Vertreter der Krankenkassen kaputtzusparen versuchen, was nur geht, aber jede Schuld für ein Systemversagen weit von sich weisen. Wahrscheinlich muss auch bei uns erst irgendein hohes Tier der Landespolitik mit einem Kreislaufstillstand am Rheinufer liegen, bevor irgendjemand schnallt, dass, wenn man Peanuts bezahlt in aller Regel Affen bekommt…

Man verstehe mich nicht falsch: meine Kollegen versuchen im Rahmen ihrer durch die Sparwut anderer begrenzten Möglichkeiten alles, um gute Ergebnisse zu erzielen. Aber die Besten verlassen uns regelmäßig, weil man mit dem, was im Moment gezahlt wird, Topleute nur schwer halten kann. Diejenigen Spitzenleute, die noch da sind, sind allesamt gestört: sie lieben ihren Job, obwohl so vieles daran Scheiße ist! Sie geben gerne eine Top-Performance, weil allein das für sie ein Wert an sich ist. Und sie weinen alleine… damit niemand sieht, wie kaputt einen das alles macht. Danke ihr großartigen Krankenkassentypen und Tussen. Ihr wisst wirklich, wie man die Kuh melkt und dann auch noch dazu bringt sich selbst zu schlachten.

Ich glaube langsam, dass ich den Job schon zu lange mache. Noch bin ich aber nicht vollends verbraucht und das bedeutet für mich, dass es jetzt an der Zeit ist, für meine Überzeugungen nicht nur zu schreiben, sondern auch mit der Tat einzutreten. Mal sehen, wie sich das am besten bewerkstelligen lässt. Wir hören uns.

Ich bin immer noch da!

Ja, Ja, Ja… es ist echt ein Kreuz mit dem Typ. Schon wieder seit Wochen Sendepause. Aber ich schwöre euch, mit der Menge an Zeit, die ich in meine letzte Hausarbeit für’s Studium investiert habe, könnte ich diesen Blog hier für’n halbes Jahr am Leben halten… Und es war – zumindest, wenn mein Plan funktioniert – wortwörtlich die letzte Hausarbeit. Bahn frei zum Bachelor ist das Motto des zweiten und dritten Quartals 2017.

Ich habe in letzter Zeit ein paar Mal mit Wehmut an meine brachliegende Bleiwüste gedacht; stets vom Gedanken getrieben, dass ich dieses oder jenes JETZT eigentlich kommentieren müsste. Stattdessen habe ich mich auf Facebook auf das eine oder andere Scharmützel eingelassen, weil ich nicht aus meiner Haut kann und es mich immer wieder entsetzt, „wie viel Meinung man für so wenig Wissen haben“ kann um ein Internet-Meme zu zitieren, welches ich neulich geteilt habe. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass man, je weniger man tatsächlich über eine Sache weiß, um so selbstgewisser Bullshit über diese Sache erzählen kann. In dieser Disziplin haben das Blonde Föhnlöckchen im braunen Haus (Weiß ist daran im Moment bestenfalls der Anstrich) und seine Vollhonk-Sprachrohre in den letzten Wochen neue Bestmarken gesetzt, die vermutlich eine ganze Weile Bestand hätten – wenn sie nach gegenwärtigem Stand der Dinge nicht noch 3 Jahre und 10 Monate Zeit hätten, sich selbst zu übertreffen.

Mehr habe ich dazu nicht zu sagen; wortwörtlich Tausende von Kommentatoren arbeiten sich an ihm und seiner Heldentruppe ab, während sich hier bei uns Dramen ganz anderer Art ankündigen. Ich bin Sozialdemokrat. Ich habe das schon oft gesagt, stets auch genau so gemeint und hatte nicht vor, daran was zu ändern. Aber Martin Schulz zum Messias zu stilisieren ist ungefähr genauso daneben, wie Angela Merkel als alternativlose Führerin der Nation zu bezeichnen. Wir haben Wahlkampf und ich musste zur Kenntnis nehmen, dass, ganz gleich in welches Aschermittwochszelt man auch schauen durfte (ja, ich weiß, bei den Dunkelroten ist es immer ein Dampfer) das einzig gehaltvolle die angebotenen Getränke waren (und vielleicht das Essen, konnte man leider nicht so genau sehen).

Kipping, Seehofer, Lindner, Merkel, Schulz, Göring-Eckard… vollkommen egal, sie haben alle nur heiße Luft bewegt. Und da war ja noch eine; dieses möchtegern-intellektuelle Abziehbild einer stolzen Mutterkreuz-Trägerin. Ich werde den Namen nicht mehr nennen, denn wenigstens diesbezüglich hat dieser vollkommen unsägliche Schulz-Hype die Verhältnisse zurecht gerückt. Die dämliche braune Soße ist nicht das Volk, sondern lediglich ein – zugegebenermaßen unansehnlicher – Teil unserer Gesellschaft, den wir als gute Demokraten aushalten müssen und werden. Sie dürfen gerne in den Bundestag, dort werden sie sich genauso entzaubern, wie auf Landesebene und in fünf Jahren ist der Spuk vorbei. Die sind nämlich schlecht für’s Geschäft und darauf lässt sich hier kaum einer ein, der bei Verstand ist.

Ich bin wirklich gespannt, ob die SPD es schafft, ihre eigene Sinn-Entleertheit abzuwerfen und wieder zu einer ernst zunehmenden demokratischen Kraft zu werden. Dafür muss Herr Schulz aber in den Sachthemen noch einige Briketts nachlegen. Meinen Segen hat er, wenn er das schafft, denn noch mal vier Jahre in den Topor gemerkelt zu werden, halte ich vermutlich nicht aus, ohne irgendwann auszuticken. Die soll mit ihrem Professor wandern gehen, da kann sie keinen weiteren Schaden anrichten. In diesem Sinne – schönen Sonntag noch.

PS: Ich komme wieder – und diesmal früher!

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part7

Ich meine, dass Neid, rein als Begriff betrachtet etwas beschreibt, dass nicht umsonst zu den sieben Todsünden gezählt wird: etwas haben zu wollen, dass jemand anderes hat verweist einerseits auf den Wunsch, es sich einfach nehmen zu wollen, was wiederum – gemäß unserer Gesetze – eine Straftat wäre; und andererseits auf das Gefühl das der andere Jemand nicht verdient, was er da hat. Wir messen, wenn wir neidisch sind also uns selbst das Recht zu, jemand anders das Recht auf etwas abzusprechen. Das ist zutiefst unmoralisch, denn auf Basis wessen wollen wir denn entscheiden, dass derjenige nicht verdient, was er hat? In vielen Fällen weiß ich ja gar nicht, was der Andere getan hat, um das, was ich begehre zu bekommen. Vielleicht hat er es nicht verdient, aber um das abschließend beurteilen zu können, fehlen uns in den allermeisten Fällen einfach die notwendigen Informationen.

Womit wir mal wir wieder beim „postfaktischen“ wären. Ich hasse dieses Wort, denn es impliziert, dass wir alle nur noch nach Gefühl entscheiden. Und damit rechtfertigt es gleichermaßen die Dummheiten, die manche Menschen gefühlsgesteuert begehen. Zum Beispiel Verbrechen aus Hass. Hass ist ein Gefühl und wenn ich durch das Gefühl motiviert etwas sehr Blödes tue, kann ich mich darauf zurückziehen, dass gerade jetzt ja sehr viele Menschen sehr blöde Dinge tun, weil wir ja im postfaktischen Zeitalter leben. Und wieder mal BULLSHIT! Glaubt irgendjemand tatsächlich, dass die Strategien der AfD auf Bauchgefühl basieren? Die setzen genauso social profiling, social engineering und Marketing ein, wie alle anderen auch. Sie benutzen also faktische Instrumente um sogenannte postfaktische Befindlichkeiten zu kreieren. Vergesst diesen ganzen postfaktisch-Müll und besinnt euch wieder auf euren Verstand, um euer Tun oder Lassen zu legitimieren.
Ich könnte, um den Bogen zu schließen aber theoretisch sagen, dass Neid etwas postfaktisches ist, weil ja ein Gefühl mein Tun zumindest teilweise lenkt. Dann leben wir aber seit Anbeginn der Zeit im postfaktischen Zeitalter, womit sich der Begriff eben vollends entwertet hat. Doch dieser ganze philosophische Unsinn um postfaktisch oder nicht bringt mir nichts; mein Sinnen richtet sich auf etwas, dass ich haben will und dieses etwas ist üblicherweise in irgendeiner Form greifbar: sein Auto, sein Boot, sein Haus, seine Frau, sein Mann… und in dem Moment, in dem ich tatsächlich die Tat ergreife, um an das Subjekt oder Objekt meiner Begierde zu gelangen bin ich automatisch schon wieder faktisch.

Um zu illustrieren, wie blöd Neid sein kann, greife ich auf ein privates Beispiel zurück: mein ältester Freund seit Jugendtagen ist in seinem Job erfolgreich, er hat ein hübsches Häuschen, ein nicht allzu übles Einkommen (deutlich höher als meines), fährt ein hübscheres Auto, etc. Bin ich neidisch auf ihn? Nein! Und wisst ihr warum? Weil ich weiß, wie sehr er sich den Arsch aufgerissen hat, um dahin zu kommen, wo er ist. Weil ich weiß, dass er trotz der wohlsituierten Äußerlichkeiten genau wie ich einen Haufen Sorgen hat, zu viel Arbeit, zu viel Stress und oft zu wenig Zeit für seine Lieben. Jeder von uns steckt – auf seine eigene Art – in einer Tretmühle, die kaum je langsamer zu werden scheint. Und so, wie ich über meinen Freund denke, so denke ich auch über all die anderen Menschen. Jeder hat sein Bündel zu tragen. Manche ein mehr, manche ein weniger schweres. Und gewiss gibt es den einen oder anderen, der nicht verdient, was er hat. Aber soll ich mir deswegen den Tag vermiesen? Oder anfangen über irgendjemand zu hetzen, der mir vermeintlich etwas wegnimmt?

Wir kreisen bei unseren Gedanken oft um uns selbst, unsere eigenen Ängste, Sorgen, Probleme. Das ist nur allzu menschlich, den in erster Linie zwingen unsere, von unseren hominiden Vorfahren ererbten Instinkte uns dazu, uns selbst und unsere Brut zu schützen. Aber wir leben nicht mehr in der Steppe des ostafrikanischen Grabenbruchs, kommen mit Krankheit ganz gut klar, haben uns die Natur zumindest teilweise gezähmt und es gibt keine relevanten Fressfeinde mehr – außer uns selbst. Doch schon unsere hominiden Vorfahren kannten ein Prinzip, das in ihrer Situation sogar essentiell für den Fortbestand der Sippe/Art war: Solidarität! Mein größter Wunsch für 2017 wäre daher, wenn wir hier zu etwas mehr Solidarität und zu etwas weniger Neid kämen. Würden die Menschen hier sich zu solcher Größe durchringen können, gäbe es keine (nennenswerte) AfD, weniger Gewalt, weniger Leid und weniger Not. In diesem Sinne wünsche ich allen – auch den Idioten, die jetzt gerade den Faschismus wieder groß machen wollen – ein glückliches, gesundes, friedvolles und vielleicht sogar erfolgreiches Jahr 2017. Wir hören uns.

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part6

Es gibt in den Erziehungswissenschaften und verschiedenen verwandten Disziplinen seit langem eine Diskussion darum, ob sich die (Aus)Bildung eines Jeden zuerst am humanistischen Ideal ganzheitlicher Bildung orientieren soll, oder doch an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit dessen, was gelehrt/gelernt wird. Soll man einen Menschen dahin führen, dass er freiheitlich für sich selbst entscheiden kann, oder soll er einfach nur dazu befähigt werden, sich so gut wie möglich in den Wertschöpfungsprozess integrieren zu können? Dies ist eine polemische Überspitzung einer wesentlich komplexeren Frage, denn natürlich muss auch jemand, der Humboldt huldigt anerkennen, dass Broterwerb zumindest gegenwärtig noch ein existenziell notwendiger Bestandteil unseres Daseins ist.

Der Staat und die Wirtschaftsunternehmen haben ein vitales Interesse daran, dass die Menschen vor allem zum Arbeiten befähigt werden. Dazu müssen die Leute lesen, schreiben, rechnen und Maschinen bedienen können. Die Wirtschaft braucht das, weil sie einen stetigen Nachschub an Fachkräften benötigt, um leistungsfähig bleiben zu können. Der Staat, weil er Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst durch Erwerbseinkommen bestreiten können, unterstützen muss (Stichworte: ALG I und Hartz IV), was natürlich Geld kostet. Diese Argumentation läuft also auf rein wirtschaftliche Fragen hinaus, die natürlich zum Leben dazu gehören. Aber was ist mit Teilhabe an Gesellschaft. Lebe ich nur, um roboten zu gehen (wie die Toten Hosen mal in eine Liedzeile geschrieben haben) und das Drumherum ist mir egal? Dann kann ich das auch in einem totalitären Regime tun. Oder mache ich mir Gedanken über meine Umwelt und habe eine Meinung, die ich vertreten sehen möchte? Dann sollte ich aber etwas darüber wissen, wie der Staat, in dem ich lebe und seine Institutionen funktionieren. Wie man Wahrheit und Unwahrheit unterscheidet. Wie man auf Basis von Fakten Entscheidungen trifft. Wie das Zusammenleben mit Anderen funktionieren sollte. Was man tun darf und was man besser lassen sollte. All diese Dinge eben, die einem eine sinnvolle Form von Bildung vermittelt.

Und das tun unsere Bildungsinstitutionen sehr wohl; wenn auch nicht immer optimal. Sie könnten es allerdings noch wesentlich besser, wenn man nicht jedes Mal, wenn die Wirtschaft nach Erleichterungen schreit (damit ein paar Reiche noch reicher werden können, denn darauf laufen Steuererleichterungen und extra niedrige Energiekosten für das produzierende Gewerbe hinaus) der Finanzminister seinen Rotstift zur Hand nähme und ihn dort ansetzte, wo sich die Leute am schlechtesten wehren können, nämlich bei bestimmten Sozialausgaben und Bildung. Es klingt vielleicht fast albern einfach, aber: gäben wir mehr für Bildung aus, hätten die Leute ein besseres Bildungsniveau, bekämen sie für ihre Arbeit eine angemessene Entlohnung (nämlich ihrem Bildungs- und Kompetenzniveau entsprechend), müsste der Staat nicht so viel für Sozialausgaben einplanen und hätte vielleicht mal was für die Schuldentilgung übrig. Die Wirtschaft hingegen hätte es dann leichter, sich qualifizierten Nachwuchs heranzuziehen, der wiederum, weil umfassend gebildet, in der Lage wäre, sinnvolle soziale und politische Entscheidungen zu treffen, was das Gemeinwesen von Opportunitätskosten entlasten würde (z. B. keine rechts- oder linksextremen Demos => weniger Aufwand für die Polizei => keine Überstunden => weniger Kosten).

Natürlich sind die Sachverhalte hier vereinfachend dargestellt. Aber wie soll es besser werden, wenn wir nicht einmal damit anfangen, darüber nachzudenken, was man besser machen könnte, anstatt immer nur nach einem Sündenbock dafür zu suchen, dass es uns subjektiv schlecht geht? Oder besser gesagt, dass es uns subjektiv schlechter geht, als den anderen, mit denen wir uns so gerne vergleichen? Warum werden unsere Gehaltsabrechnungen (wohl bemerkt beim gleichen Arbeitgeber) in verschlossenen Briefumschlägen überreicht, obwohl jeder mit einem Blick in die Tariftabelle leicht ausrechnen könnte, wie viel ich monatlich circa überwiesen bekomme? Es sind übrigens im Mittel etwa 2450,00€ netto. Warum wohl? Weil wir hier in der bunten Republik Deutschland eine Neidgesellschaft sind. Wir gönnen unserem Nachbarn oft nicht sein Auto, sein Haus, seine Heimkinoanlage, weil wir davon überzeugt sind, dass wir es eher verdient haben als er, diese Dinge besitzen zu dürfen. Bullshit!

Ich habe Verständnis, wenn jemand, der von Hartz IV leben muss sich denkt, „Scheiße, das hätte ich auch gerne!“, denn eigentlich denkt er sich „Scheiße, ich hätte auch gerne einen Job, mit dem ich mir meinen Lebensunterhalt und ein bisschen Spaßgeld selber verdienen kann!“ Stattdessen muss er sich als faul und dreist beschimpfen lassen, weil es ein paar faule Äpfel in der Kiste gibt, die sich auf Kosten des Gemeinwohls durchprokrastinieren. Aber jemand aus der Mittelschicht, zu der ich im Übrigen auch zähle? Welches Recht hat so jemand auf seinen Neid?

Part 7 übermorgen

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part5

Nun ja, Nationalismus ist ja gerade wieder En Vogue und da das menschliche Gedächtnis ja offenkundig schlecht ist (noch mal zum Mitschreiben: das Zusammenwachsen der Nationen Europas nach dem zweiten Weltkrieg führte zur längsten Periode des Friedens und der Prosperität, die Europa jemals seit Christi Geburt gekannt hat) rauschen wir geradewegs in eine Renaissance der Abschottung, der Xenophobie, der Handelskriege, der Verfolgung Andersartiger – und am Ende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder in einen Weltkrieg, wenn nicht jene Kräfte, die man als liberale Demokraten kennt diesem Schwachsinn die Stirn bieten.

Es ist ein – sozialpsychologisch leicht erklärbares – Urbedürfnis des Menschen, sich einer Gruppe zugehörig fühlen zu wollen. Ein guter Anführer weiß, wie er dieses Bedürfnis instrumentalisiert, um Menschen an sich zu binden. Er muss ihnen nur einen Feind zeigen, den alle Gruppenmitglieder gleichermaßen gerne bekämpfen würden; die Gründe dafür sind im Übrigen vollkommen egal. Dann muss dieser Anführer eine Strategie benennen, wie er diesen Feind zu bekämpfen gedenkt; auch ob er das dann tatsächlich in aller Konsequenz umsetzt, ist eher nachrangig. Denn dann hat er diese Stimmen bereits gewonnen. Siehe Donald Trump, der das gesellschaftliche Klima in den USA schon jetzt wahrscheinlich für ein Jahrzehnt vergiftet hat, obwohl er noch keinen Tag lang präsidiert hat.

Gleiches tun unsere AfD hier, Le Front National in Frankreich, Jobbik in Ungarn, die Partij voor de Vrijheid in den Niederlanden, etc. Überall rings um den Globus gibt es solche politischen Kräfte, die ein nationales Einheitsgefühl beschwören und (zumeist hochstilisierte) äußere Feinde als einendes Element benutzen, dass ihnen Zulauf garantiert. Funktioniert bei Putin schon seit fast zwei Jahrzehnten. Wer da nicht die, allerdings sorgfältig verbrämte Diktatur erkennen kann, hat nichts von dem kapiert, was ich hier zu erklären versuche.

All diese politischen Kräfte machen sich die Eigenheiten des jeweiligen parlamentarischen Systems zu Nutze, sie haben kein Interesse daran, die Verhältnisse tatsächlich nachhaltig zu verändern (die zu hochfliegende Radikalität Hitlers haben sie intellektuell bestens verarbeitet), denn die Vorteile, welche der industriell-militärische Komplex in Sachen Systemstabilität und Machterhalt bietet, wollen sie natürlich genauso gern nutzen, wie andere etablierte Parteien auch. Die AfD ist keine Alternative für Deutschland, sie ist Arbeitsbeschaffung für Demagogen, die sich gerne ihr Stückchen Macht sichern möchten. Der Ottonormal-Dummkopf ist Leuten wie Frau Dr. Petry dabei genauso egal, wie Herrn Gabriel oder Frau Dr. Merkel – oder sagen wir, sie verstehen dessen Sorgen und Probleme gar nicht mehr, oder haben dies noch nie getan.

Welche Alternativen haben wir dann aber?

Zuallererst mal würde es sich empfehlen, zu einer realistischen, an den Tatsachen orientierten Betrachtungsweise zurückzukehren. Ja, es gibt Probleme mit der Zuwanderung. Es gibt soziale Probleme in Deutschland, sogar erhebliche! Und es gibt viele Menschen, die von der aktuellen Art Politik zu machen desillusioniert sind und sich deswegen Menschen zuwenden, die mit billigen Heilsversprechen und einem super Sündenbock aufwarten, jemandem, der so schwach ist, dass er sich kaum wehren kann. Es würde schon helfen, die Probleme offiziell und klar zu benennen und dazu gleich einen Zeithorizont zu liefern, wann man sie anzugehen gedenkt. Wenn man dann noch ein paar halbwegs realistische Ideen mitlieferte, was man zu deren Lösung gern täte, wäre das schon die halbe Miete, um die Menschen gedanklich wieder ins Boot zu holen. Die sitzen zwar sowieso drin, nur momentan sehen sie es nicht ein, auch nur über das Rudern nachzudenken.

Ja, man wird eine gewisse Zahl wieder abschieben müssen. Dazu sind Infrastruktur-Maßnahmen notwendig. Aber wesentlicher ist, dass wir sowieso viel zu wenig in Bildung investieren. Bildung ist der Schlüssel, alle Menschen hier fit für die Zukunft in der Wirtschaft 4.0 zu machen. Und es gibt einen Fachkräftemangel in vielen Branchen. Ich darf doch nicht erwarten, dass die Menschen von woanders alles mitbringen, was es braucht. Hat jemand von euch schon mal den Job gewechselt, oder auch nur die Stadt…? Unser Bildungswesen braucht Personal, Ressourcen und etwas Zeit, dann können wir Perspektiven für die allermeisten Menschen entwickeln. Das geht aber nur, wen ich Integration nicht als reine Kosten-Nutzen-Rechnung betrachte. Und genau den Fehler machen wir gerade, nämlich alles dem Primat der Wirtschaftlichkeit unterordnen zu wollen, eben jenem Götzen, der unser Zusammenleben immer rationaler und weniger sozial zu gestalten sucht, im Bemühen um Gewinn – für Andere…

Part 6 übermorgen…

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part4

Doch anstatt zu fragen, warum nicht das Richtige getan wird, nämlich die Probleme einfach anzugehen und dafür wertschöpfende, nachhaltige Strukturen zu schaffen, schauen wir dabei zu, wie man unsere Bürokratie noch mehr aufbläht (viel zu spät und viel zu wenig hat man in unser Zuwanderungswesen investiert), anstatt Projekte zu schaffen und zu unterstützen, die tatsächlich Integration bewältigen. Sprachkurse, Staatsbürgerkurse, schnelle, unbürokratische Assimilation in den örtlichen Arbeitsmarkt, etc. Diese Projekte findet man in den Kommunen, auf der Mikroebene unserer Gesellschaft, direkt bei den einzelnen Menschen. Dorthin müssen Ressourcen fließen, nicht, wie jetzt, in machthungrige, lediglich auf Selbsterhalt bedachte Behördenapparate, deren Innovationsfähigkeit und Kreativität gegen Null konvergieren. Nur Menschen schaffen Lösungen für menschliche Probleme!

Wie sehen, dass es falsch läuft, wir wissen instinktiv, dass etwas gewaltig nicht stimmt im Staate Deutschland, doch bevor man sich selbst darin involviert, diese Probleme zu lösen, vielleicht mit anzupacken und so herauszufinden, wie diese Menschen so sind und warum sie tatsächlich hergekommen sind, lehnt man sich in seinem Sessel zurück und krakeelt – in der rechten die Fernbedienung, in der linken eine Pulle Bier – „Jawoll, raus mit dem Lumpenpack!“. Wenn man ein bisschen aktiver ist, nimmt man die Pulle Bier mit, geht mit ein paar Kumpels zur örtlichen Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und schiebt dort ein bisschen Randale. Oder man demonstriert als PEGIDA-Anhänger pauschal gegen alles, was mit der anderen Religion zu tun hat. Klingt für mich ein bisschen nach Bauernkrieg und Inquisition. Ich dachte ja, wir hätten das Mittelalter lange hinter uns gelassen, aber in so manchem Kopf herrscht wohl doch noch Finsternis…?

Drei Missverständnisse: Erstens sind bei weitem nicht alle Flüchtlinge Muslime. Zweitens sind übrigens auch alle Flüchtlinge zuallererst Menschen und erst danach etwas anderes, wie z.B. koptische Christen. Und drittens ist Kultur ein stets im Wandel begriffener, dynamischer Prozess. Andernfalls lebte ich noch im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen und wäre kein lutherisch-reformierter Protestant (zumindest den Papieren nach), würde nicht einem von mir selbst gewählten Handwerk nachgehen und hätte wahrscheinlich auch gar keine Möglichkeit, mich über dieses Medium hier (also das Internet) zu äußern. Ich bezweifle nämlich, dass mir in einem monarchischen Feudalstaat das Recht zur freien Meinungsäußerung zustünde. Aber wenn ich mir diese dämlichen Rechtsaußenkrakeeler Poggenburg und Höcke so anschaue, wäre das ja vielleicht gar nicht mal das Schlechteste.

Übrigens sind auch Wanderungsbewegungen großer Menschenmengen nichts Ungewöhnliches, oder habt ihr noch nie was von der Völkerwanderung gehört? Wie dem auch sei, wer diesen Rattenfängern auf den Leim geht, ist selber schuld, wenn er irgendwann auch selbst deportiert wird; oder was auch immer… Nationalistisch-völkisch motivierter Hass kann sich auch ganz schnell andere Ziele suchen und das betrifft dann jeden, der nicht auf Linie ist. Vielleicht gibt es dann Umerziehungscamps für Dicke (Stichwort Volksgesundheit), oder für gewalttätige Dummköpfe (ich weiß zwar nicht, wo sie dann ihre „Sturmtruppen“ hernehmen wollen, aber da wird sich schon was ergeben, oder?), oder vielleicht auch für Frauen, die keine Lust haben, Kinder zu kriegen…? Wer jetzt anfängt und es toleriert, wenn fehlgeleitete Mitmenschoiden mit dem Finger auf andere zeigen und versuchen, diese zu tyrannisieren, der macht sich bereits mitschuldig an allem, was danach noch kommt! Aber in Deutschland 1945…überall nur Antifaschisten, die ja gar nicht gewusst haben, was die Nazis so treiben, nicht wahr…?

Keine verdammte Handbreit Boden darf man Menschen noch geben, die im Internet rassistischen Mist teilen, auf Demos anderen Menschen ihr Daseinsrecht absprechen und überall bedrohen, mobben, verletzen und hetzen. KEINE VERDAMMTE HANDBREIT! Und was machen die Menschen rings um mich herum? Zucken mit den Schultern und machen weiter, als wenn nix wäre. Unser Problem sind nicht die Flüchtlinge als eine Gesamtheit, die es so nicht gibt, weil sie aus vielen Gründen aus vielen Herren Ländern zu uns gekommen sind. Unser Problem ist ein Staat, der sich nicht drum kümmert und nur verwaltet, anstatt Integration zu leben. Der sich mit sich selbst beschäftigt (Wahlkampfjahr!), anstatt die Problemfälle schnell und gezielt auszusortieren und abzuschieben, was ich ausdrücklich befürworte. Doch dazu müsste man Geld in die Hand nehmen, dass aber die neoliberalen Lobbyverbände viel lieber in private Taschen stecken möchten. Und weil Geld nun mal die Welt regiert, fließt dort noch mehr Geld hin, wo eh schon welches ist.

Part 5 morgen…

A cursed years‘ end – now quite a rant! – Part3

Und solche Spacken wollt ihr wählen? Die genauso weitermachen wollen, wie die Etablierten, nur noch ein bisschen rassistischer, ungerechter und heuchlerischer als bislang? Ja, total die gute Alternative, echt jetzt… Ja, es ist total einfach, unsere sozialen Probleme und Ängste auf Menschen zu projizieren, die hierherkommen, weil sie auf ein besseres Leben hoffen, mehr Sicherheit, ein funktionierendes Sozialsystem, Arbeit, etc. Man könnte vielen von denen vorwerfen, dass sie doch nach Hause gehen und dort helfen sollen, das eigene Land wiederaufzubauen, anstatt bei uns auf unsere Kosten leben zu wollen. Ja, natürlich sind da Verbrecher mit dabei, Typen, die sich durchschlawinern wollen, die absolut nicht hierher passen und die uns hier nichts nützen. Ungefähr in der gleichen Prozentzahl, wie wir solche eben schon hier haben, nur dass unser Verbrecher, Sozialschmarotzer und potentiellen Gefährder schon von jeher einen deutschen Pass haben.

Gutmensch! Islamversteher! Volksfeind! Linksgrün versiffter Möchtegern-Intellektueller! Ja aber hallo, bin ich alles. Nennt mich was ihr wollt, aber es ist eine sozialwissenschaftlich bewiesene Tatsache, dass unsere jetzigen Probleme ihre Wurzeln in den 60ern des 20. Jahrhunderts haben, als man es verabsäumt hat, den Menschen, die man hierher zum Arbeiten einlud eine Perspektive für das Leben hier zu geben und ihnen keinerlei Chancen gab, sich in die Bundesdeutsche Gesellschaft zu integrieren. Das war kein Ding, so lange es genug Arbeit für alle gab. Jedoch waren diese Menschen in der absoluten Mehrzahl keine hochqualifizierten Fachkräfte, sondern arme, ungebildete Menschen vom Land, die hier in Deutschland die einmalige Chance bekamen, auch ohne anfänglich über viel Wissen und Können verfügen zu müssen gutes Geld zu verdienen und sich Existenzen zu schaffen. Die Fremde war für sie genau das: fremd. Gleich und gleich gesellt sich gern, weil es dem Individuum in der Fremde Sicherheit und Stabilität gibt, ein Gefühl von Heimat. Und heute, 50 Jahre später wundern wir uns, dass in unseren Großstädten Ghettos gewachsen sind, in denen wir als Einheimische kein Wort verstehen, uns fremd vorkommen und oft auch nicht willkommen sind. Was unser Politiker in 50 Jahren verbockt haben, kann NIEMAND in wenigen Monaten oder Jahren richten. Und dann kamen auch noch NEUE dazu…

Diese Neuen, nennen wir sie doch einfach mal Flüchtlinge, haben alles, was sie kannten hinter sich gelassen, um in eine neue, ungewisse Zukunft aufzubrechen. Die Vorstellungen, welche sie vom Empfang in Deutschland haben, dürften eher vage sein, da das Bild, welches man sich von einem anderen Land nur durch die zur Verfügung stehenden Medien machen kann kaum vollständig oder auch nur annähernd realistisch sein kann. Dann landen sie in unserem Apparat und werden wie Fallakten hin- und hergeschoben, auch mal vergessen, fallen durch’s Raster, entziehen sich dem Ganzen bewusst (entweder, weil sie Terroristen sind, oder weil sie schlicht Angst haben), oder lernen schnell, wie man aus den Mängeln und Problemen unserer hochgelobten Bürokratie Gewinn ziehen kann. Wer würde ihnen das verdenken – unsereins versucht ja auch Steuern zu sparen, wo es nur geht.

Und wieder macht die Politik die gleichen Fehler, einerseits, weil alles unter Zeitdruck geschehen musste (ich stehe zu Frau Merkels „Wir schaffen das“, aber diese eine Bemerkung war doch ein wenig unbedacht…) und andererseits, weil man sich nicht bereitgefunden hat, die notwendigen Ressourcen zügig und effektiv zur Verfügung zu stellen. Wenn ich die Worte „Haushaltskonsolidierung“ „schwarze Null“ und „Austerität“ noch mal hören muss, flippe ich aus, Herr Schäuble. Wir müssten JETZT investieren: zuerst in BILDUNG, dann in öffentliche Infrastruktur (ja auch in die Polizeien des Bundes und der Länder) und schließlich in die Entwicklungshilfe – dann könnten wir uns Rüstungsausgaben sparen. Anstatt sich mit den Händen im Schoß hinzusetzen und zuzuschauen, wie die Schwarmintelligenz und der Schwarmfleiß deutscher Bürgerinnen und Bürger die Probleme lösen, welche eine funktionierende Politik hätte lösen müssen und das so lange, bis die Menschen ausgelaugt waren, hätte man sofort, unbürokratisch und unprätentiös einschreiten und dort unterstützen müssen, wo es nötig war. Doch unser Geld fließt immer durch unendlich langsame, unflexible und nutzlose Apparate, ohne je seine volle Wirkung an der richtigen Stelle entfalten zu können; weil zu viele Opportunisten mit durchgefüttert werden, die in ihrem Leben noch nie ein echtes Stück Arbeit vollbracht haben…

Part 4 morgen