Randnotizen eines Erschöpften #05 – AKK…

…hat’s gemacht. Hab drüber nachgedacht, ob ich das gut finde, oder ob mir ein Friedrich Merz an der Spitze der CDU besser gefallen hätte; den hätte ich aus vollem Herzen hassen und damit auch hier in meinen Posts dissen können. S’Annegret aus’m Saarland – da tue ich mir doch noch ein bisschen schwer. Grundsätzlich wünsche ich ihr, dass sie es schafft, ihre Partei zu einen und einen Kurs zu definieren, der es der leider heftig gealterten Grand Dame der Sozialdemokratie SPD ermöglicht, an einem erkennbaren Gegner zu genesen.

Aber seien wir ehrlich: das ist sehr unwahrscheinlich. Nicht weil es keine sozialdemokratischen Themen mehr gibt, sondern weil die falschen Akzente zu den falschen Zeiten von den falschen Leuten gesetzt werden. Andrea geht überhaupt nicht. Sie trifft nie den richtigen Ton, ist trotz ihrer theoretischen Bodenständigkeit zu abgehoben und arrogant und steht für eine SPD, die das S im Parteinamen nicht verdient. Kevin ist ein Heißsporn, der erstmal tief durch den Dreck der echten Basis wühlen muss, bevor er überhaupt versteht, was das S eigentlich bedeutet. Und Olaf…? Oh, Olaf, du wärst bei der FDP besser aufgehoben. Da könntest du wenigstens für’s erste keinen Schaden mehr anrichten. Realpolitik ist OK, aber vollkommen zu vergessen, wofür das S steht, enttäuscht mich doch sehr.

Zurück zu den Christdemokraten: bei denen ist es mit dem C auch nicht weit her, aber vielleicht tut sich da mit AKK ja was. Sie muss nur von ihrem ekligen Revisionismus gegenüber der „Ehe für alle“ herunterkommen. Ein Partei-Vorsitzender (gleich, welcher Partei) muss über seinen/ihren Schatten springen und alle an einen Tisch holen können. Und da liegt das wahre Problem der alten Volksparteien: die Entwicklung dahin, das eher kleinteilig fragmentierte Sozialmilieus und zuvor undenkbare Interessen-Überschneidungen unsere heutige gesellschaftliche Realität sind, haben sie alle verpennt. Und das Unterwäschemodel-Qualitäten auch noch keinen echten Leader ausmachen, oder hohles Geschwätz und Geschenke für die „Eliten“ Visionen für eine nachhaltigere Gesellschaftsordnung ersetzen können, müssen alle jetzt erstmal scherzhaft und mühsam erlernen.

Vielleicht imitiert Höcke ja mal Lindner (bei Gauland möchte ich mir das nicht mal vorstellen), dann wäre auch bei der AfD das wahre intellektuelle Niveau enthüllt. Halb-Neu gegen ziemlich alt. Der erste Tausch ist vollzogen, mal sehen, wann die GroKo-Bund 4.0 endgültig kippt. Nach der Wahl ist vor der Wahl ist nach der Wahl. Es bleibt spannend. Schönes Wochenende.

Ach ja, die gute alte…

…ja was denn eigentlich? Zeit? Gesellschaft? Kultur? Heimat? In letzter Zeit stelle ich auf Facebook einen verstärkten Trend fest, die eigene Kindheit der 70er zu glorifizieren. Psychologisch ist das einfach zu erfassen: die Kindheit wird als ein Ort begriffen, wo (subjektiv) alles besser war, man musste nicht selbst arbeiten gehen, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Man war nicht in so viele andere Verpflichtungen eingebunden und die Welt wirkte zumindest überschaubar. Es lässt sich hier durchaus treffend sagen: das war sie auch, denn wir haben auf Grund der, seinerzeit begrenzten Reichweite der verfügbaren Medien einfach nicht so viel von der Welt mitbekommen.

Was die Überschaubarkeit angeht, haben wir heute echt geschissen; Infos und Meinungen aus aller Herren Länder können sehr leicht gefunden, repliziert, konsumiert aber auch selbst expliziert werden. Das Internet hat in dieser Hinsicht alle Erwartungen übertroffen – auch die negativen. Denn Meinungen finden heutzutage viel schneller sehr viel weitere Verbreitung als Fakten. Sich Tatsachen erarbeiten, sie einordnen und verstehen können, ist mühselig und zeitraubend. Sich eine Meinung zu bilden (oder eine existierende anzueignen) dauert geschätzte 12 Millisekunden; zuzüglich der Zeit, die man braucht, um auf den „Teilen“-Button zu klicken. Wenn es nach mir ginge ginge, gäbe es statt dem „Share“, den „Hate“-Button. Den würde ich viel öfter brauchen.

Wie dem auch sei; mir erschließt sich diese Sehnsucht  nach einem Ort, einer Zeit, in der die Dinge einfacher waren. Auch ich muss bei solchen Filmchen und Bilder manchmal lächeln und nicken. Denn eigentlich ist es ein zutiefst menschliches, unschuldiges Gefühl. Doch wenn ich eine Sekunde länger darüber nachdenke, beschleicht mich der Verdacht, dass man diese Emotion auch sehr gut für andere Zwecke instrumentalisieren kann.  Die auf Facebook viel geteilte Seite „Weißt du noch“ z. B. gehört dem Axel Springer Verlag; der ist nun weder für seine progressive politische Haltung, noch für Qualitäts-Journalismus bekannt. Was den Verdacht nahelegt, dass durch die emotionale Hintertür eine konservative politische Agenda bedient werden soll.

Es ist dabei für die Macher unbeachtlich, für mich jedoch von pikanter Ironie dass die gesamten 70er hindurch die SPD in der Regierungsverantwortung war. Die Jahre vor dem deutschen Herbst werden als die letzten guten Jahre, die wir je hatten stilisiert, ein Sehnsuchtsraum, den wir nur durch Abkehr von progressiver „linksgrünversiffter“ Politik noch Mal erreichen können. Es geht dabei weniger um die Zeit an sich. Ich bin selbst ein Kind der 70er und hatte eine schöne, weitestenteils unbeschwerte Kindheit. Aber die Verknüpfung von positiver Erinnerung und reaktionärem Weltbild ist für mich äußerst unheilvoll; weil sie durch die Hintertür ein Heimatbild zu festigen versucht, dass als guter Nährboden für Ressentiments, Chauvinismus und Rassismus dienen kann.

Ich denke hier zu weit um die Ecke? Keine Ahnung. Aber dem Axel Springer Verlag trau ich nicht weiter, als ich ein Kioskhäuschen werfen kann und ich bin NICHT Superman. Vielleicht ist es auch nur ein Werbegag eines sterbenden Printmedienfossils. Aber für mich bedeutet es, dass ich mit der Entzauberung unserer Welt durch den Fluch des Erwachsen Werdens zurechtkommen und mir meine eigenen Definition von Heimat erarbeiten muss; und das immer wieder neu. Denn wenn es stimmt, dass „die Heimat da ist, wo das Herz ist“, ist meine Heimat kein bestimmter Ort – und schon gar nicht eine, aller Multikulti´-Aspekte bereinigte Kindheitserinnerung aus  dem Hause Springer…

In diesem Sinne eine schöne Restwoche.

The power of gaming

From time to time, when the urge and the need arise, I feel like posting in english. Though I’m not a natural speaker and may lacking a bit regarding style, some topics are easier to be discussed in the language they stem from. „Powergaming“ is one such topic, as it originates – like many other terms in the gaming world – in the anglo-american gaming scene. In classic pen and paper roleplaying as well, as in online games it refers to a gamer, who is primarily interested in maxing the efficiency of his/her character. This is most often achieved by min-maxing. That means putting all points gained in those stats, which generate the best power-advancement and dumping the other stats.

For those not familiar with the term „stats“ (or statistics): that means those generic numbers in the given context of a game, that reflect the capabilities of a character; strength, dexterity, stamina, and so on. Even somebody not into gaming can see, what such behavior avails to: i. e. a fighting machine with low brains. Or a con man with the stamina of a fly. In that regard it seems like the stereotypical social exaggeration taken to gaming. But in the context of a game, it serves a purpose: being the biggest hero in town in a specific field of expertise. Being a winner…

Now let‘ s take a look at „winning“ in games. The definition of the term ain’t easy, as there are multiple possible meanings. For an hardcore e-sport-athlete, winning means, what it means in the real world: being on top, unbeaten, the best scorer, there is. In many a computer game this definition is true, also. But not in all. I’ve come to play „God of War“ earlier this year, and although there is combat in it,  where beating the enemy is essential to get further in context, all in all the story itself is the goal of the game; not the repeated – albeit sometimes intriguing – beating of defined obstacles is, what drives this game, but the sheer lust to see, where it all ends…

Without too much spoilering I can say, it was worth the journey. But regarding the aforementioned idea of the story being the goal I need to get back to pen and paper roleplaying. So here I have somebody, playing the game somewhat more competition-oriented. And those people get quite a bashing at times, because somebody once upon a time defined, that the Gygax-Style of gaming (running dungeons, slaying monsters an amassing gold pieces, as every one of them grants XP to build your character) was no good. There needed to be more dramatic art, more role-playing; or so they said…

I’m in this hobby nearly 30 years now, and I’ve seen literally any style of play, quite some rules, systems, settings and game masters. And the one rule, I’ve set up for myself is, that I won’t damn anybodies style of play. As a player, as well as GM, I go, with what I find. And if there are two or three different approaches in my group, so be it. I’ve found techniques to integrate them all into one gaming experience.  Even the often reviled, sometimes even feared powergamer.

Heck, some systems even demand it. How about a team of shadowrunners, where the decker is more into weapons, the rigger a professional dancer and the sams can cook like chefs in the best restaurant in town… WTF? Or a round of pathfinder, where the tank tries to be a healer and bard? If specialization is an obligatory part of the setting/metastory, powergaming is your best option. And all the while they pump their stats, so they can get their spotlight, when the time arises, it’s my job as GM, to make it work out smoothly for anybody; especially those, others  who are either not proficient enough with the rules to powergame by their little lonesome, or resent the idea, because it’s not their piece of cake. I can let them shine, too. It needs just a little consideration.

Some years ago, there began a discussion about different styles of play, and some people tried to establish a taxonomy. In my humble opinion they failed, as most of their definitions where simply pseudo-scientific chitter-chatter, without any empiric backing. But they achieved one thing: many gamers thought about, how to integrate different interests at the gaming table. The combat/action-oriented, the dramatic actor, the tactician, the story-teller; all of them should find a way, to game together, as different approaches could serve to spark new experiences for everybody.

Sometimes I can reach that goal, sometimes I fail at it (sometimes even dramatically). But it has widened my horizon of gaming tremendously. And so I come with this one, simple advice: don’t fear the powergamer!

Always game on!

Fordernder…?

Nach meinem Aufruf zur Genügsamkeit im sozialen, aber vielleicht auch im wirtschaftlichen Umgang kann ich nicht umhin, nun auch den Gegenpart zu thematisieren. Wir Menschen sind als Wesen immer dualistisch angelegt. Das bedeutet, dass Widersprüche und Gegensätze stets Teil unserer Natur sind. Wir sind sozial, aber auch egoistisch. Wir sind stark, aber auch schwach. Wir herrschen und wir folgen. Oft sind diese Gegensätze so stark, so polarisierend, dass die daraus resultierende Spannung nicht aufgelöst werden kann, oder eines von beiden Prinzipien so dominant, dass es das andere verdrängt. Beide Konstellationen können uns ein Leben lang immer wieder in Probleme stürzen.

Wir können uns dem leider nicht entziehen. Und so ist man zumindest ab und an gezwungen, Entscheidungen zu treffen und dann auch durchzusetzen, die einem überhaupt keinen Spaß machen. Nun ist das Leben zwar ein Ponyhof, doch nirgendwo stand geschrieben, dass alle Ponys nett sein müssten. Im Privaten manifestieren sich solche Problem-Szenarien zumeist in unseren Beziehungen. Darauf will ich hier nicht eingehen, da ich vieles sein kann; als Beziehungsratgeber bin ich jedoch mutmaßlich nicht geeignet. Aber auch im Beruflichen kann einem so etwas passieren. Und genau da stehe ich im Moment gerade…

Wer schon mal in einer komplexeren Organisation tätig war, kennt das: es gibt Grüppchen, Seilschaften, Verbände und dazwischen ein unsichtbares Netz aus altem Scheiß. Freundschaften, Verbindlichkeiten, Sympathien. Aber eben auch Unausgesprochenes, Kränkungen, Widerspruch bis hin zur Animosität. Kommt man da quasi neu hinein, ist es anfangs manchmal wie Pogo-Hüpfen im Minenfeld. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du den ersten Volltreffer landest. Manche Auswirkungen sind peinlich, manche amüsant; aber manche können auch alles in Frage stellen, was du zu wissen glaubst.

Ich bin, wie schon des Öfteren erwähnt, ein neugieriges Wesen. ich habe gerne das ganze Bild. Doch dazu muss man sich erst einmal mit allen unterhalten. Mit manchen kommt man leichter ins Gespräch, mit anderen weniger leicht. Doch das ändert nichts am Kommunikationsbedarf, wenn man manche Fallen von vornherein entschärfen möchte. Ich darf sagen, dass meine Trefferquote hier mittelprächtig ist. So, wie bei den meisten anderen auch. Allerdings bin ich geduldiger (vielleicht auch leidensfähiger) als viele andere. Mag am Alter liegen. Und ich habe gelernt, dass es einen bestimmten Punkt, ab dem wir uns an unsere (Er)Kenntnisse zu krallen beginnen, weil uns das eine gefühlte Sicherheit im Umgang mit dem Unbill des Alltags gibt. Das ist der Punkt an dem gefühlte Wahrheit zum Dogma wird.

Das Dogma ist immunisierte Überzeugung (gut zu beobachten bei AfD-Anhängern oder machen Gläubigen). Es gibt uns das recht, so zu tun, wie wir tun. Egal, ob wir damit objektiv Recht haben, oder auch nicht. Man neigt dazu, Menschen, die man gut leiden kann so etwas lange nachzusehen. Aber nicht unendlich lang. Irgendwann kommt der Punkt, da das eigene Autonomie-Bestreben sich des Kategorischen Imperativs erinnert und beginnt, Dinge zu fordern. Doch wie fordernd kann bzw. darf ich werden?

Es ist eine Gratwanderung; wie so vieles andere im Leben auch. Unsere Existenz ist nie ein gerader Fluss und wenn mich das Leben erwas gelehrt hat, dann, dass ich das Unerwartete erwarten muss und das Erfahrung etwas ist, das man hat, fünf Minuten nachdem man es gebraucht hätte. Nach allem, was ich in der letzten Zeit erlebt habe, stehe ich jetzt an dem Punkt, an dem ich fordernder werden MUSS. Also werde ich fordern. Und bei Nichterfüllung meine Konsequenzen ziehen. Das Leben ist zu kurz zum Warten!

Habt eine schöne Woche…

Genügsamer…?

Manche Geschichten erzählen davon, dass man mit dem Voranschreiten des Alters ein höheres Maß an Genügsamkeit erlangen würde. Das ist natürlich Käse, weil das Prinzip „One-Size-Fits-All“ in der Sozialpsychologie genauso wenig funktioniert, wie beim Klamottenkauf. Und überhaupt muss man erst mal fragen – vor allem im Hinblick auf die unterschiedlichen Begriffe, die sich dahinter eigentlich verbergen – auf welchem Genügsamkeits-Sektor wir uns gerade bewegen. Ich persönlich bin z. B. sehr einfach gestrickt, wenn es um meine Ansprüche an ein Ferien-Apartment geht: ’n Platz zum kochen, essen, schlafen und abends gemütlich sitzen. Vielleicht ein Pool, wenn ich im Sommer unterwegs bin und das Meer nicht nah genug. Das wär’s auch schon.

Geht es indes um sprachliche und inhaltliche Präzision, insbesondere bei Sachthemen von Interesse, bin ich alles andere als genügsam. Da will ich es genau wissen, will verstehen, was mein Gegenüber bewegt, warum manche Sachverhalte so sind, aber nicht anders, wie es zu gewissen Entscheidungen kommt und wie man Prozesse beschreiben kann; weil ich den einen oder anderen gerne verbessern würde.

Das klingt jetzt vielleicht zunächst ganz arg schlimm nach Arbeit, nach einer Verletzung der Work-Life-Balance ( nach längerem Nachdenken mein ganz persönliches Unwort des Jahrzehnts, direkt gefolgt von „Umvolkung“ und „digital natives“ – man kann Völker nicht umtopfen und ein Mensch bleibt auch bei 22h Social-Media-Konsum pro Tag am Ende immer noch ein soziales Wesen). Ist es aber nicht.

Meine Arbeit und mein Privatleben haben immer miteinander zu tun, weil ich Befindlichkeiten nicht so einfach am Schichtende ablegen kann, wie meine persönliche Schutzausrüstung. Weil Kollegen oft genug auch Freunde sind oder umgekehrt dazu werden. Weil ich viel Zeit bei der Arbeit verbringe und daraus notwendigerweise ein Bedürfnis nach etwas Harmonie an diesem Ort entsteht. Zumal Arbeit auch in meinem Gewerk nicht zwingend einen Ort hat, an den sie gekoppelt ist.

Immer wieder neu ringe ich also um Effizienz und Effektivität. Ich versuche stets, meine Zeit bewusst in das Private und das Berufliche zu trennen, wohl wissend, dass der versuch gelegentlich scheitert. Nicht etwa, weil ich ein Workaholic wäre (das hätte mein Chef vielleicht gerne), sondern, weil ich ein Mensch bin, der menschlich handelt. Humanität ist nun zwar kein Merkmal des Gesundheitswesens , in welchem ich tätig bin – wohl aber ist sie ein Merkmal von mir. Eines, das zu bewahren ich immer wieder zu Kraftakten aufgefordert bin, in dieser Welt, in der die Humanitas kein Asset von Wert ist, für das man irgendwas eintauschen kann.

Im Gegenteil ist sie ein Wert an sich, der unhinterfragbar, unhintergehbar Kompass meines Tuns sein soll; auch wenn ich manchmal vom diesem Kurs abweiche, so wie Menschen das eben tun. Doch wie kommt man von der Genügsamkeit zur Humanität? Ganz einfach, indem man sich den Aspekt der Bescheidenheit und des Verzichts zugunsten Anderer ins Gedächtnis ruft. In dem Moment wird klar, dass wir alle dazu aufgerufen sind – unabhängig vom Alter – uns dann und wann in Genügsamkeit zu üben. Denn das, was wir uns versagen, kommt in aller Regel zu uns zurück. Vielleicht auf Umwegen. Aber Karma ist, genau wie Erziehung ein Bumerang.

Bevor man Genügsamkeit also als Schwachsinn für die Schwachen abtut, jene, die ihre Ellbogen zu benutzen nicht ausreichend erlernt zu haben scheinen, sollte ich mich fragen, ganz bewusst bedenken, was dieser Verzicht für mich nun bedeutet. Und zwar jetzt. Und dann in ein paar Wochen. Und dann in ein paar Monaten. Und so weiter… Nicht in allen Dingen ist Genügsamkeit gut. es gibt auch bereiche, in denen ich fordern muss. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Bis dahin alles Gute.

Rollenspiel für Dummies #12 – Wie auf Schienen?

Man stelle sich vor, man säße am Monopoly-Spielbrett, hat gerade das richtige Feld erreicht, überdies ausreichend Vermögen zur Verfügung und ist gerade im Begriff, noch ein schönes Hotel auf die Parkallee zu stellen, als von links eine Hand ins Bild kommt, einem die Scheine, das Holzklötzchen wegnimmt und die Spielfigur ins Gefängnis setzt… da wäre man echt sauer, oder? Im Rollenspiel nennt man das „Railroading“, weil die Charaktere dabei wie auf Schienen durch ein Abenteuer geführt werden, ohne dass ihre Ideen und Entscheidungen etwas am Fortgang der Ereignisse ändern könnten.

So etwas kommt zu Stande, wenn der Spielleiter auf Teufel komm raus seine eigene Version der Geschichte erzählen möchte. Ich hatte schon darüber gesprochen, dass Rollenspiel eigentlich ein gemeinsamer Schaffensprozess ist. Echtes Railroading jedoch missachtet das Prinzip des kollaborativen Erzählens, indem der Spielleiter entweder die Ergebnisse der getroffenen Spieler/Charakter-Entscheidungen ignoriert oder verfälscht; natürlich mit dem Zweck, ein bestimmtes Ergebnis, (s)einen vordefinierten Ausgang der Geschichte zu erzwingen. Was auch funktioniert – für den Spielleiter…! Ich als Spieler fühle mich dann allerdings verarscht, wenn das, was mein Charakter tut oder lässt keinen wirklichen Einfluss auf die Geschichte hat. Dann schaue ich mir lieber einen Film an, oder lese ein Buch.

Nun ist es nicht so, dass der Spielleiter immer mit Gewalt Szenen umdreht, seine eigenen Würfelergebnisse ignoriert, den eigentlich sicheren Kill eines Gegners nicht zulässt, oder den Charakteren auf andere Weise ihr Spotlight vorenthält. Manchmal übt sich der Spielleiter auch nur in Nudging. Verteilt kleine, subtile Schubse, um bestimmte Ereignisse zu triggern. Meine Gattin, die auch schon lange spielt meinte, dass dies im Zusammenhang mit dem Charakterspiel durchaus hilfreich sein kann, wenn der Charakter von eher passivem Gemüt sein soll. Sobald es jedoch zu starken Einfluss auf die Gesamtgeschichte nimmt, wird es auch ihr lästig. Ganz gleich wie stark oder schwach ausgeprägt diese Einflussnahmen auch sein mögen, sie sind stets ein Versuch, die eigenen Ideen des Spielleiters als Lösungsweg durchzusetzen. Dass es ein Dutzend andere (bessere?) Möglichkeiten gibt, das Problem zu lösen, wird dabei schlicht ignoriert – ebenso, wie die Autonomie der Spieler und ihrer Charaktere.

Sicher gibt es hier graduelle Unterschiede und solange die Charaktere ansonsten ihr Ding machen können, akzeptieren die Spieler kleinere Eingriff in die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Spielfiguren oft sogar ganz gerne.; werden dadurch doch nicht selten auch Aktionspunkte für neue Geschichten eingestreut.  Die beobachtbare Differenzierung zwischen der Entwicklung von Geschichte und Charakter ist insofern signifikant, als sie ein spezielles Problem des Rollenspiels aus Sicht des Spielentwicklers offen legt: in den Medien Film und Buch werden diese Elemente als komplementär und parallel betrachtet. Oft liest man in Filmkritiken, das der Charakter es an Entwicklung vermissen lässt. Das meint, dass man zum Beispiel keine glaubwürdige Auseinandersetzung der Charaktere mit den moralischen und emotionalen Herausforderungen der Handlung wahrnehmen kann. Der Charakter des Protagonisten muss wachsen oder zerbrechen. Doch im Rollenspiel wollen die Spieler oft zuvorderst Rätsel lösen, Hindernisse überwinden, Gegner besiegen und den Schatz mitnehmen; ihr Charakter hat eine Persönlichkeit, die sich jedoch nicht zwingend direkt kongruent zum Spielverlauf ändern muss.

Im Gegenteil ist dies auch nicht mit der Geschwindigkeit, wie man sie aus Büchern oder Filmen kennt notwendig, denn die Geschichten entwickeln sich meist viel langsamer. Und oft wollen Spieler gar keine Entwicklung, sondern betrachten Persönlichkeit als einen weitgehend statischen Wert, wie etwa die Stärke oder Intelligenz, die auf dem Charakterblatt verzeichnet wurden. Das Problem ist, dass die Spielmechaniken vieler Regelwerke diese Sichtweise unterstützen. Ein großes Problem. Denn wenn ich weiß, dass bestimmte Handlungsweisen meiner Spielfigur durch den Einsatz von Regeln erzwungen werden können, weiß das auch der Spielleiter der dies dann für Railroading ge(miss)brauchen kann. Akzeptiere ich also regelmechanische Eingriffe in die Persönlichkeit meines Charakters, gebe ich damit einen signifikanten Teil meiner Autonomie als einer von mehreren Geschichtenerzählern am Tisch freiwillig an den Spielleiter ab und lade ihn zum Railroading ein.

Wenn ich, anstatt aus einem vorgegebenen Katalog eine, meist eng definierte „Gesinnung“ auszusuchen, eine detailliertere Beschreibung der moralischen Vorstellungen, der Motivationen, Ziele, Vorlieben, Fetische, Ängste, usw. gebe, behalte ich die Persönlichkeit meines Charakters unter Kontrolle und gebe dem Spielleiter weniger Angriffspunkte für Railroading. Jene, die unbedingt ihre Geschichte erzählen wollen, anstatt meine Version wenigstens in Betracht zu ziehen, werden trotzdem ihr Ding zu machen versuchen, aber es klappt wenigstens nicht andauernd.

Als Spielleiter und Entwickler implementiere ich kein Gesinnungs-System mehr. Ich mag allerdings Vorgeschichten. Und ob ich auch Railroade…? Nun, das müsst ihr wohl meine Spieler fragen. Ich glaube allerdings, es so oft wie möglich zu vermeiden. Weil ich mich auch gerne überraschen lasse, sonst wird mir zu schnell langweilig. In diesem Sinne – always game on!

Schreibwut?

Man kann ja immer damit hadern, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht. Oft genug geht es dabei nur um materielle Dinge. Ich wünschte, ich könnte mir dieses leisten, jenes kaufen, hierhin reisen, dorthin fahren, noch dieses Event mitnehmen, etc. Wer jetzt glaubt, dass ich diese Tatsache geißeln möchte – ein klares NEIN. Will ich nicht, denn wer ohne Sünde ist, und so weiter… So gern ich mir das einreden würde; ich bin nicht frei von solchen, allzu geschickt durch Werbung und Mundpropaganda geschürten, durch Neid und Gier entstandenen Bedürfnissen. Immerhin bin ich ein Zivilisationskind.

Müßig wäre es, darüber zu debattieren, ob ich diesbezüglich besser werden kann. Ich versuche es (mehr kann ein Mensch kaum tun), mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Und tatsächlich stelle ich manchmal fest, dass kleine Erfolge, oft gar nicht mit Geld beschafft, meinem Leben Antrieb geben, so wie meine Beziehungen meiner Existenz ein (gefühlt) stabiles Fundament verschaffen.

So habe ich zum Beispiel wieder mit dem Schreiben angefangen. Nein, ich meine nicht mein Blog hier, den ich ja seit einiger Zeit wieder mit größerer Regelmäßigkeit pflege (und die letzten Wochen eben nicht). Ich meine damit mein belletristisches Tun, welches immerhin schon die Co-Autorschaft von sechs Büchern erzeugt hat. Und die nächsten Werke sind nun endlich in der Pipeline. Es hat lang gedauert, die Lust wiederzufinden, denn bloggen und Romane schreiben sind tatsächlich zwei grundverschiedene Dinge. Aber letztlich hat meine Lust auf’s Geschichten erzählen dann doch über meinen inneren Schweinehund gewonnen. Womit auch der Grund für meine geringe Tätigkeit hier erklärt wäre. Denn wenn ein Knoten geplatzt ist, muss man den Flow mitnehmen, so lange er anhält.

Ich glaube, jetzt wieder in stabilerem Fahrwasser zu sein, aber sicher ist man da als Autor nie. Im Übrigen geht es meinem lieben Freund, Co-Autor und Co-Verleger Claus ganz genauso. Auch er ist in einer anhaltenden Schaffensphase und nagt wahrscheinlich genauso wie ich an den Nägeln, wenn er daran denkt, dass es wieder vorbei sein kann. So lange also das Mana fließt, widme ich mich lieber dem einen oder anderen Buchprojekt, als hier allzu viel Energie drein zu geben. Dafür bitte ich um Verständnis. Wenn’s mich allzu sehr juckt, werde ich auch Dinge zum Besten (oder Schlechtesten) geben, die hier aus meinem Kopf wollen. Man liest sich also…

Conversations reloaded #0

Ich hatte vor ein paar Jahren mal eine Idee, die sich auf Interviews mit Kollegen, Bekannten, was weiß ich wem bezog und ich beschrieb diese damals folgendermaßen:

„Ich verfolge keinerlei wirtschaftliche Interessen mit dieser Idee! Ich bin allerdings von dem Konzept der erzählten Geschichte fasziniert und weil ich im Rahmen meines Fernstudiums der Bildungswissenschaft an der FernUni Hagen natürlich auch mit dem Interview als Methode der Sozialforschung in Berührung gekommen bin, möchte ich das hier, allerdings in lockerer, nicht wissenschaftlich orientierter sondern eher Neugier-orientierter Form weiterführen und ausbauen. Zum einen tue ich das, weil ich meine eigenen Skills als Interviewer schärfen will, womit Eigennutz zumindest nicht ganz zu verleugnen ist. Andererseits hoffe ich aber auch, so im Lauf der Zeit eine Art Mosaik mit Geschichten, Ideen, Sichtweisen unterschiedlichster Menschen zusammentragen zu können, das ein zumindest meinem Wunsch nach immer dichteres Gesellschaftspanorama abbilden könnte – nur eben eines, dass von den Menschen selbst erzählt wird.

Dazu möchte ich mich mit meinem jeweiligen Gast gemütlich ins Arbeitszimmer setzen und plauschen, während der Computer via Mikrophon unsere Unterhaltung aufzeichnet. Ich möchte Fragen stellen, wobei ich vorher stets sondieren werde, ob es Themen gibt, die dem jeweiligen Gegenüber für eine öffentliche Antwort vielleicht zu sensibel sind. Ein Nein kann ich immer akzeptieren. Wie schon erwähnt können wir eine kleine Bewirtung mit Kaffee und Kuchen oder Brötchen in den Kontext des Interviewtermins einbauen.

Ich würde für ein solches Interview selbst ca. eine Halbe bis Dreiviertel Stunde ansetzen, irgendwann hat man ja auch keine Lust mehr, oder keine Idee mehr, was man jetzt noch sagen oder fragen könnte und das ist dann auch schon alles. Willkommen ist mir grundsätzlich erst einmal Jeder (die Bezeichnung ist zwar maskulin, aber potentielle feminine Interviewpartner sind natürlich eben so angesprochen). Jemand hatte neulich davon geschrieben, das unsere Meinungen für ein öffentliches Gespräch vielleicht zu konträr wären, aber der Witz eines Interviews ist es ja gerade, den Interviewten zu Wort kommen zu lassen. Meine Meinung soll dabei in den Hintergrund treten. Es mag sein, dass dabei kontroverse Meinungen, ambivalente Äußerungen und Ähnliches zu Tage treten, aber im Grunde ist das auch Zweck dieser Übung, denn den Diskurs in einer Gesellschaft am Leben zu halten bedarf auch verschiedener Ansichten, selbst wenn man persönlich diese vielleicht nicht vertreten mag.“

Es sollte also eine Mischung aus soziologischer Übung, journalistischer Neugier und vielleicht einer kleinen Portion Frechheit werden, und nun möchte ich versuchen, diese wieder aufleben zu lassen. Allerdings werde ich diesmal ganz gezielt Menschen ansprechen, ob sie sich das vorstellen können. Endlich. Es wird Zeit, zu sehen, ob sowas im Kleinen klappen kann. C U.

A snipet of desaster!

Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich vor einigen Jahren – es muss wohl während der zweiten Administration George W. Bush gewesen sein – mit einer amerikanischen Dame führte. Fragt mich bitte nicht, wie wir während eines entspannten Abendessens auf Natur-Katastrophen gekommen waren, aber irgendwann sagte sie (Sinngemäß) „Well, we’ve got one natural desaster in the US, that we would very much like to export – Bush!“ Ich glaube, heute kann man mit Fug und Recht sagen, dass er nicht der schlimmste POTUS war. Den Titel hat sich D. Trump wirklich redlich verdient.

Aber wenn ich mich aufregen möchte, muss ich nicht über den großen Teich schauen. Ein kurzer Blick in dieses bundesrepublikanische Schmierentheater, dass sie „Große Koalition“ zu nennen wagen reicht, um alles Pantoprazol dieser Welt unwirksam zu machen. Da krieg ich Sodbrennen, wenn ich mir die Causa Maaßen anschaue. Weg mit der GroKo! Weg mit Maaßen, Weg mit Seehofer (ich bin mittlerweile geneigt, kleinbürgerliche Großmachtträume mit Waffengewalt zu träumen), Weg mit Nahles (BITTE DRINGEND!) und – ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal mit solcher Inbrunst sagen würde, wo es doch die ganzen, mir so verhassten Neunationalen die ganze Zeit skandieren – WEG MIT MERKEL!

Diese Regierung und all ihre Protagonisten haben ihr Verfallsdatum weit überschritten. Wir brauchen Neuwahlen, wir brauchen unverbrauchte Gesichter, wir brauchen eine Politik, die nicht aus der Angst vor der AfD reagiert, sondern aus Respekt vor den Wählern und mit Blick auf die anstehenden Probleme proaktiv agiert. Ach und bevor ich es vergesse: WEG MIT GAULAND, HÖCKE, WEIDEL und wie sie alle heißen. Dieses Gesocks hat KEINE Alternative parat. Gute Nacht.

Simplify your workload!

Tja, da sind doch glatt schon wieder zwei Wochen ins Land gegangen. Und eine davon sogar mit arbeiten. Aber eigentlich kann ich mich nicht beklagen, immerhin scheint die Erholung des vergangenen Urlaubes immer noch halbwegs entspannend auf mein Gemüt zu wirken. Anders lässt es sich kaum erklären, dass ich die üblichen Anfechtungen durch Familie und  Arbeitswelt bislang einfach wegatmen konnte. Es mag aber auch daran liegen, dass ich gelegentlich fatalistische Episoden habe (vielleicht sind die auch pragmatisch, der Unterschied hängt ja eher vom Standpunkt ab und ich finde Re-Framing gut). Die Dinge sind halt manchmal, wie sie sind…

Nun schrieb ich hier, dass es in mir gerade mal wieder so einen gewissen Drang nach einem einfacheren Leben gibt. Und dass ich mal darüber meditieren müsste, wie das mit dem Entschlacken bei der Arbeit funktionieren könnte. Grundsätzlich sind wir ja soziale Wesen, d. h. miteinander arbeiten liegt in unserer Natur. Aber doch nicht mit jedem, oder? Man muss auf Arbeit immer mal wieder feststellen, dass es Kollegen gibt und Kollegoide. Diese Letztgenannten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie am gleichen Ort arbeiten, vielleicht sogar an den gleichen Dingen, dabei aber immer zuerst an ihr eigenes Fort-Kommen oder wenigstes Gut-Weg-Kommen denken. Nix gegen Egoismus, den kultiviere ich auch gelegentlich. Allerdings versuche ich die Kollateralschäden an anderer Leute Interessen dabei zu minimieren. Dem Kollegoiden jedoch ist das schnurz!

Hat man nun solche Menschen um sich, die das Angebot, ab und an mal ihre Probleme zu meinen machen zu dürfen (als Ausbilder ist man halt Trouble-Shooter) gerne und vor allem oft annehmen, kann ich das eine ganze Weile weglächeln. Wenigstens einer hat ja auch eine Berechtigung, mir regelmäßig einen Eimer Arbeit auf den Schreibtisch zu kippen – mein Boss. immerhin kriege ich Geld dafür. Mancher Kollegoide versteht das jedoch als Einladung, sein Zeug einfach daneben zu leeren. Und das mag ich nicht.

Oft passiert sowas subtil; dann ist mein Stammhirn schneller mit einem „JA, mache ich!“ bei der Hand, als es gesund wäre. Insgesamt jedoch werde ich langsam immer besser darin, Dinge zurück zu delegieren. Schlicht weil mir für manches die Zeit, für manches die Expertise und für vieles das Verständnis fehlt. Ein Arbeitsplatz ist ja auch ein Lernort, an dem man durch Erfahrung und Reflexion besser werden kann (nicht muss – das hängt davon ab, ob man lernwillig ist!) Und so will ich jetzt, wenn vermutlich auch mit etwas Mühe, lernen, wie man freundlich aber entschieden „NEIN!“ sagt. Ich unterrichte euch dann in einiger Zeit, wie’s gelaufen ist. Bis dahin, macht’s mal gut.