Natürlich geht es nicht um den Song von „The Clash“, sondern um die ewig alt-neue Frage, ob ich da richtig bin, wo ich gerade stehe? Was definitiv auch nicht mein Home-Office meint, denn genau in diesem Moment sitze ich. So wie gestern Abend am Ufer des Flusses mit einem alten Freund und ein, zwei Fläschchen kaltem Bier im Rucksack. Wie wir da so saßen, den Menschen und Wasserfahrzeugen beim Vorbeiziehen zusahen und redeten, kam die Sprache – wie kann es bei Gen-Xern auch anders sein – auf die Arbeit. Und mein Hadern mit meiner Position, welches sich mittlerweile durch das letzte Jahr zieht; und ums Verrecken nicht besser werden will. Ich subsumiere den Tenor dieses Teils unserer Gespräche mit folgenden Worten, die mir gesagt wurden: „Bewirb dich nicht bei denen, ist ja noch schlimmer als da, wo du bist. Wenn, dann such dir was in der freien Wirtschaft.“ Tja, was soll ich sagen. Ich bin mir da immer noch nicht sicher, ob er Recht hat. Denn heute hatte ich wieder so ein Gespräch, das mich an meinem Job zweifeln lässt.
Man muss dazu folgendes wissen: ich bin so eine Art schwieriges Wesen, nämlich ein sogenannter gewissenhafter Bauchmensch. Was ich anfange, bringe ich zu Ende, was ich nicht weiß aber brauche, eigne ich mir an und wenn ich was verkacke, stehe ich dafür ein! Und ich treffe Entscheidungen, wenn es keine Regularien gibt auch mal auf der Basis wohlinformierter Intuition; und liege damit meistens voll im Ziel. Nun ist es so, dass manche Situationen von Anfang an verfahren sind. Und das dabei oft unterschiedliche Interessen der Beteiligten Parteien eine Rolle spielen. Ohne auf Details eingehen zu wollen oder zu können kann ich sagen, dass eine Partei immer wieder auf ollen Kamellen rumreitet, wobei ich mittlerweile häufig berichtet habe, dass ein Dienstleister für den hier betroffenen speziellen Teil eines Gesamtpaketes nicht funktioniert und dass bislang diverse Versuche, Ruhe in die Angelegenheit zu bringen nicht gefruchtet haben. Jetzt höre ich zum ersten Mal Töne, die darauf hinweisen, den Dienstleister zu kicken. Ich soll das beobachten. Ich beobachte das jetzt seit zwei jahren und die kriegen ihren Job halt zu oft nicht geschissen! Überdies sind die Nutzer des Gesamtpaketes, zu welchem diese Dienstleistung gehört Teil des Problems. Weil sie wegen jeder Kleinigkeit an der falschen Stelle rummosern, anstatt ein wenig Eigeninitiative zu zeigen. Weil sie oft genug ihren Teil des Deals nicht erfüllen und dafür gerne mit dem Finger auf Andere zeigen. In dem Fall muss man leider sagen: typisches Gen-Z-Verhalten im negativen Sinne.
In den Augen der Person, mit der ich heute sprach, liegt die Gesamtverantwortung hierbei allerdings bei mir. Und das sehe ich nicht mehr so, wenn ich wieder und wieder darauf hingewiesen und nachgesteuert habe – und trotzdem dauernd wieder die alten Kamellen auf’s Brot geschmiert bekomme. Butter bei die Fische – keine klientennahe, hochkomplexe, von verschiedenen Stakeholder-Interessen tangierte und örtlich verteilt stattfindende Dienstleistung hat je friktionsfrei funktioniert! Ich frage mich ernsthaft, wann das gute alte „Fünfe-gerade-sein-lassen“ endgültig verstorben ist. Würden wir in unseren Kernaufgaben fortdauernd Fehler machen, hätte man jedes Recht, so mit mir umzugehen. Nun sind unsere qualitativen Kennzahlen aber augesprochen gut. Nimmt niemand zur Kenntnis. Dafür klopfen sich andere gegenseitig auf die Schulter, wie toll sie das doch gemacht haben, obwohl deren Beitrag offen gesprochen non-existent war, bzw. eher in Behinderung bestand/besteht. Nun wird da, wo ich arbeite offensichtlich leider nicht mit- sondern übereinander gesprochen. Da kann ich nicht mehr drauf, denn diese Hinter-den-Kulissen-Intrigiererei, das EGO-Geficke, die institutionalisierte Verantwortungsdiffusion und das ewige Fordern lasse ich nicht mehr mit mir machen. Das Beste an dem Gespräch war, das es stattfand, nachdem ich auf andere, wesentlich wichtigere Dinge hingewiesen hatte, die evtl. geschäftlich richtungsweisend sein könnten. Mir kam es so vor, als wenn man von dem Wesentlichen ablenken wollte, weil man sich damit nicht beschäftigen möchte. Oder irgendjemand hat vollkommen andere Prioritäten als ich…?
Immer wieder beschwört man in Gesprächen gemeinsame Ziele. ICH. SEHE. KEINE. GEMEINSAMEN. ZIELE! Ich sehe die Ziele anderer Personen: BILLICH WILL ICH! Und da gehe ich nicht mit! Meine Ziele sind ganz klar definiert: qualitativ hochwertige Ausbildung, bei welcher die Azubis im Mittelpunkt stehen, aber auch von Anfang Führung erfahren müssen; und zwar durch Ausbilder*innen und Lehrkräfte, die als Role-Models taugen. Das ganze solide kalkuliert, damit das Controlling keine Tränen wegen mir vergießen muss. Das wäre mir arg…! Für die Lehrkräfte habe ich hierbei selbst noch einen Erziehungsauftrag, den ich absolut ernst nehme. Was ich nicht mehr ernst nehmen kann, sind Nachfragen im Wochentakt, die mir a) ein Gefühl von Mikromanagement vermitteln (das ich nicht mehr lange akzeptieren werde), b) mangelndes Vertrauen signalisieren und c) meine pädagogische Expertise anzweifeln. Noch mal Butter bei die Fische: wer pädagogische Qualität an sich beurteilen können will, MUSS Pädagoge sein, sonst nehme ich ihn nicht ernst. Und Veränderungsprozesse durch pädagogische Intervention, ganz gleich an wem sie vollzogen werden sollen, brauchen vor allem eine Ressource: Zeit! Was jedoch die Ausbilder*innen angeht… wir würden ihnen ja helfen, wenn sie sich denn helfen ließen. Hier zeigt sich die gefährliche Wirkung von „Das haben wir ja noch nie so gemacht!“ Sich aber hinterher wundern, wenn die Betriebsbindung nicht so gut ist, oder die jungen Leute mit vollkommen falschen Zielvorstellung an ihre Arbeit gehen. Erziehungsauftrag verstanden? Leider NEIN!
Ob ich wütend bin? Oh ja… bin ich doch immer. Ob ich endlich Konsequenzen daraus ziehe? Jawohl! Was das bedeutet? Werden wir rausfinden. Leben ist Veränderung! Guten Abend!