Inspiration in dunkleren Stunden…!

"When you know that your time is close at hand
Maybe then you'll begin to understand
Life down here is just a strange illusion!"

Iron Maiden - The number of the Beast - Halloweed be thy Name

Wann immer ich Musik höre, ist das zumeist ein sehr privater Vorgang. Ich bin keiner von diesen Typen oder Tussen, bei denen den ganzen lieben langen Tag irgendwelche beliebige Scheiße aus dem Lautsprecher tropft. Einerseits weil „aus dem Lautsprecher tropfen“ bei meinen bevorzugten Genres keine Option ist. Es sei denn man meint damit die Eingeweide, die der arme Speaker irgendwann zu speien beginnt, während die Frequenzweiche im Todeskampf zuckend Rauchzeichen gibt. Üblicherweise habe ich aber eher meine Noise-Canceller auf den Ohren, denn wenn ich die aufdrehe, ist der einzige, der hierdurch genervt werden könnte – ICH. Entweder, weil meine Hörgewohnheiten die Technik lynchen, oder weil ich nicht genug Druck auf die Kalotte bekomme. Ich möchte mich meiner Musik hingeben, sie bewusst aufnehmen und mich mitreißen lassen. Ich entdecke auch an Stücken, die ich in- und auswendig zu kennen glaube, weil ich sie schon tausendmal gehört habe, immer noch mal wieder was Neues. Oder ich lasse mich von dem Gefühl mitnehmen, welches ich mit dem Stück verbinde. Und das tue ich am liebsten in meinem stillen Kämmerlein.

Die Liedzeilen da oben bedeuten mir schon so lange etwas, dass ich mittlerweile vergessen habe, wie lange. Mehr und mehr komme ich zu der Überzeugung, dass MEINE Musik der einzige noch wirklich funktionierende Schlüssel zu den meisten meiner tieferen Gefühle ist. By the way: wie unfassbar arrogant ist diese Bezeichnung eigentlich: „MEINE Musik“ – natürlich gibt es da draußen noch so viele Andere, die, vollkommen zurecht, diese Musik ebenso als die ihre bezeichnen! Aber zurück zum Thema. Es ist jetzt nicht so, dass ich mich nicht über die kleinen Dinge des Alltags freuen, ärgern oder sonstwas kann. Aber diese echten, tiefen Gefühle, die nachhaltig deinen Tag, ja sogar deine Woche verändern können… die spüre ich einfach nicht. Bis auf die Wut. Die ist immer da, und wartet nur darauf, rausgelassen zu werden. Meist kanalisiere ich sie, und gewinne daraus Energie für den Tag. Aber manchmal… da wird aus meinem netten ICH ein sehr, sehr uncharmantes, destruktives und nicht zu zügelndes ES. In solchen Momenten bin ich am liebsten allein. Klappt leider nicht immer. Na ja, jedenfalls wirkt es beinahe so, als wenn die meisten tiefen Gefühle bei mir sehr oft Urlaub machen – bis ich die Kopfhörer aufsetze und das richtige Lied finde! Und ja, dann spüre ich auch diese unbändige Kraft; und die Tatsache, dass unsere Leben einfach nur eine schräge, spannende, beschissene, widersprüchliche, inspirierende, anrührende, entsetzliche, kranke Illusion sind. Wie Oscar Wilde so schön sagte: „Das Leben ist eine entsetzliche Viertelstunde, durchsetzt mit Augenblicken voller Köstlichkeiten.“ („Eine Frau ohne Bedeutung“, 1893).

Musik baut Brücken – auch wenn’s manchmal nur schmale sind 🙂 …

Ich empfinde es als befreiend, diesen Umstand als Geschenk annehmen zu können; dass ich mich von der eben gemachten Erkenntnis nicht erschreckt, verwirrt oder sonstwas fühle, sondern dass ich einfach weiß, dass es so ist. Das BIN ich, das ist ein Teil meines innersten Selbst. Und ich empfinde es als Geschenk, den anderen da draußen sagen zu können: KOMMT DAMIT KLAR, ODER LASST MICH ZUFRIEDEN! Viel zu lange habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich nicht mehr mainstream sein kann. Aber ich bin jetzt an dem Punkt, da meine Bedienoberfläche lächelt und das „FUCK YOU“, für diejenigen, von denen ich denke, dass sie eines verdient haben (und das sind doch ein paar) einfach überall rausstrahlt, während in meinem Hinterkopf die Musik spielt und mein inneres Selbst zu tanzen beginnt. An dem Tag, an dem mein äußeres Selbst einfach mitzutanzen beginnt, werde ich vielleicht wahrhaft frei sein – und wahrscheinlich meinen Job los. Aber dann wäre das wohl so. Denn (jetzt mal rasch Adorno zitieren) es gibt kein richtiges Leben im falschen. Diesen letzten Schritt zu gehen, fehlt mir nicht unbedingt der Mut. Vielmehr hält mich meine Verantwortung für meine Lieben und deren Wohlergehen davon ab, so radikal zu werden, wie es sich mein Kopf manchmal wünscht.

Also inspiriere ich mich in den dunklen Stunden mit dem richtigen Lied, kanalisiere meine Wut und mache sie anderweitig nutzbar. Solange mir das noch gelingt, hat niemand was zu befürchten. Wenn’s jedoch irgendwann nicht mehr funktioniert, werdet ihr das ganz sicher rausfinden. Bis dahin, lasst uns Spaß haben – denn für Spaß nutze ich meine Inspiration am Liebsten. Egal, ob diese in dunklen oder hellen Stunden gewonnen wurde. Morgen werde ich übrigens 48. Mal sehen, ob das einen Unterschied macht…

Auch als Podcast…

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