Ich muss das einfach voran stellen, weil es mir wichtig ist: Ich liebe meine Frau sehr! Ich liebe auch meine Kinder sehr, aber die Beziehung zu meiner Gattin ist etwas Besonderes. So was muss man ja auch mal sagen in dieser Welt voller Hass, Chauvinismus und Rassismus! Jawoll!
Nun ist es aber so, dass die beste Ehefrau von allen (geklaut von Kishon, ich weiß) mich neulich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich in letzter Zeit ein paar meiner Posts hier mit „Ihr Lappen“ beendet habe und dass sie das jetzt irgendwie beleidigend findet und das dieser Umstand für sie die gesamte Argumentation entwerten würde. Wie immer, wenn so ein Einwand kommt, habe ich gelächelt und gesagt, dass das jetzt halt so sei. Gedacht habe ich wohl, dass die Welt halt voller Lappen ist und man das ruhig auch sagen kann; insbesondere, wenn ich davon ausgehe, dass jeder von uns schon mal wie ein Lappen gehandelt hat.
Natürlich will ich meine Frau nicht beleidigen, das hat sie ja aus meiner Sicht nicht verdient. Trotzdem nehme ich den „Lappen“ nicht zurück – and here comes, why: Spinnen wir den Gedanken weiter und nehmen mal an, dass mein bösartiger Generalverdacht der Lappigkeit keine Substanz und ich damit nun zu Unrecht jede Menge Menschen beleidigt hätte. Keiner von denen – außer meiner Gattin – hat das je kundgetan. Und warum? Weil der getroffene Hund bellt! Ich nehme mich ausdrücklich, wie ich hier schon des Öfteren betont habe, von den Inhalten meinen kritischen Tiraden nicht aus. Wir sind Menschen und damit extrem Fehlerbehaftet. Wir stolpern oft genug, einem trunkenen Festheimkehrer gleich von einem Fettnapf zum nächsten, dabei im Minutentakt Ressourcen und Befindlichkeiten vernichtend, als wenn es kein Morgen gäbe. Wir sind keine Menschen, sondern vielmehr überdimensionierte Elefanten in einer Welt aus Porzellan.
Meine Worte sind Waffen, die stechen sollen, weil ich hoffe, damit ein paar Lethargie-Opfer aus ihrem Merkelmüdigkeits-Topor aufzuwecken; sie dazu bringen möchte, sich ihres Verstandes und ihrer Stimme zu bemächtigen und auch nur das allerkleinst denkbare in Angriff zu nehmen, um diese Scheiße von Welt etwas erträglicher zu machen. Wenn ich dabei – nicht zu selten – wenig höflich zur Sache gehe, ist die Kritik meiner Gattin dafür ein Preis, den ich zahlen muss. Denn ich bin nicht bereit, einfach aufzuhören; kommt es mir doch so vor, als wenn die tatsächlich kritischen Stimmen immer leiser würden. Jene, die denken bevor sie posten. Jene, die nicht auf die billigste und plumpste Hass-Propaganda reinfallen. Jene, die eigene Ideen entwickeln und vielleicht sogar die eine oder andere umzusetzen versuchen. Jene, die nicht mehr Hass und Partikularisierung wollen, sondern mehr Solidarität und Integration.
„Sei du selbst der Wandel, den du in der Welt sehen willst!“. Viel poetischer wird es hier nicht mehr – weder heute noch sonst wann. Keine Sorge, es wird immerhin auch nicht viel profaner als „IHR LAPPEN“. Aber das muss man als Leser hier abkönnen. Und wenn das jemand nicht passt, weil er sich doch beleidigt fühlt, darf er mir das gerne sagen. Ob’s was an meinem Verhalten ändert, sehen wir dann…