Heidewitzka, ist das gerade wieder verdammt heiß! Und so natürlich, wie wir alle Schwitzen, uns nach Freizeit am Baggersee, einem leckeren Eis und einem kleinen Sommergewitter am Abend sehnen, so natürlich schwadroniert die Presse über diesen Umstand. Dabei werden – je nach politischer Orientierung der Postille – wahlweise Untergangs-Szenarien oder Artikel voller Whataboutism rausgehauen, was in den Kommentarspalten zu eher belustigenden Scharmützeln führt. Denn zum Thema Wetter und Klima hat jeder eine Meinung. Oft genug ziemlich viel Meinung für verdammt wenig Wissen…
Ja, der Unterschied zwischen Klima und Wetter ist mir durchaus geläufig, danke der Nachfrage. Und auch, wenn dies hier gewiss nicht der Ort ist, über das Wetter zu plauschen, so ist Klima doch ein ziemlich gutes Thema. Dazu muss man allerdings wissen, dass es natürlich wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, welche sowohl die landläufige These stützen, dass ein nicht unerheblicher Teil der gegenwärtigen Erderwärmung anthropogen ist, als auch solche, die diesen Allgemeinplatz in Zweifel ziehen. Der Umstand, dass das Klima sich im Verlaufe der Zeit auch ohne menschliches Zutun recht häufig in die eine (+), wie in die andere Richtung (-) geändert hat, ist dabei Wasser auf den Mühlen der Klimawandel-Leugner.
Nun ist es so, dass „die Wissenschaft“ als System so nicht existiert; so wenig, wie „der Deutsche“ oder „der Islam“ als hoch dogmatisierte Begriffe mit eng umrissenem Bedeutungs-Gehalt irgendeine letztgültige Wahrheit beinhalten können. All diese Begriffe sind von Menschen gemacht, die – genau wie du und ich – Irrungen, Wirrungen, und Meinungen unterworfen sind. Wissenschaft ist oft weniger deskriptiv (die Dinge beschreibend wie sie sind), als vielmehr normativ (die Dinge beschreibend, wie man sie gerne hätte). Das gilt in der Gesundheits- Sozialpolitik genauso, wie bei Klimafragen. Wir neigen recht gerne dazu, die Meinung irgendeines Prof. Dr. Dr. als unumstößlich hinzunehmen, wenn sie unseren eigenen Interessen genehm ist. Letztlich ist aber auch diese Meinung genau das; nur eine Meinung unter vielen, die mehr oder weniger Substanz haben kann.
Ich rede mitnichten der Unwissenschaftlichkeit, oder gar der neuen Postfaktizität das Wort. Dafür haben wir Trump, die AfD und die ganzen Idioten, welche Ihnen hinterher rennen. Die setzten auf dumpfe Gefühle (insbesondere negative) und erreichen damit viel mehr Menschen, als alle vernünftiger Artikel, die ausgewogen die Fakten darstellen zusammengenommen. Denn offenkundig wollen die Leute hassen, nicht wissen! Ich möchte genau deshalb darum bitten, dass man sich genau anschaut, wessen konkrete Interessen durch irgendwelche wissenschaftlichen Publikationen vertreten werden, bevor man irgendetwas für „alternativlos“ hält. Dies ist im Übrigen das Gottverdammte Unwort des frühen 21. Jahrhunderts. Für diesen Nonsens-Begriff könnte ich Fr. Dr. Merkel immer noch… aber ich schweife ab.
Zweifellos wäre es schön, wenn wir das Wort alternativlos einfach wieder aus unserem Wortschatz streichen könnten. Denn es soll ja einfach nur suggerieren, dass mein Gegenüber keinen Bock hat, über meine Argumente wenigstens nachzudenken, oder in seinem Denken schon so verbohrt ist, dass er nicht mal mehr die Möglichkeit einer anderen Meinung in Betracht zieht. Et voilá – Dogmatismus. Bringt keinen weiter und erzeugt einfach nur heiße Luft, welche die Heatwave N°2, die gerade über’s Land zieht bestenfalls nur ein bisschen schlimmer macht. Das einzige, was diese Art von „Berichterstattung“ schafft ist, die Gräben durch unsere Gesellschaft noch mehr zu vertiefen und von den eigentlichen Problemen abzulenken. Keinen Dank dafür.
Wir brauchen gesellschaftlichen Dissens! Aber bitte auf dem Boden von Fakten und nicht von Gefühlen, die allenthalben gerade das Szepter im öffentlichen Raum übernehmen. Hätte irgendjemand Lust auf eine echte Diskussion? Wenn sich welche finden, stehe ich gerne zur Verfügung. Aber bleibt mir mit eurer postfaktischen Phrasendrescherei, eurem Auf-Andere-Zeigen, eurem Whataboutism und eurere Bigotterie vom Hals. Die Apologeten der vorgenannten Unnötigkeiten dürfen gerne in der Hitzewelle verdunsten. Allen anderen eine gute Zeit…