Geopolitisches Kampf-Schach

Die Administration Trump hat mittlerweile in ihren Konflikt-Eskalations-Spiralen eine Geschwindigkeit erreicht, die es gelegentlich fragwürdig erscheinen lässt, ob bestimmte Teile der Erde Weihnachten 2020 noch erleben. Immerhin müssten sie dort dann keine zweite Inauguration des dummen Donald als Präsident von Säbelrasslistan, aka USA erdulden. Man verstehe mich bitte nicht falsch; ich weiß das große Teile der Bevölkerung des „land of the free“ gerne free from Donald wären und dass auch dort Demonstrationen nur sehr bedingt dazu geeignet sind, politische Teilhabe zu erzwingen. Wir leben in Zeiten, in denen wir alle vier Jahre glauben wollen, das jeweils kleinere Übel zu wählen. Stets in der Hoffnung, dass die Lobbyisten in der Zwischenzeit unseren Planeten und unser Leben nicht vollkommen versauen – oder eben vernichten.

Eigentlich müsste man die Weltordnung von den Füßen auf den Kopf stellen, doch jetzt ist das realistischerweise nur noch mit Gewalt zu erzwingen. Soweit sind wir noch nicht. Und doch – allein die Tatsache, das Kinder auf die Straße gehen, dass Macht überhaupt in Frage gestellt wird und dass wir langsam anfangen zu begreifen, dass Geld uns regiert und nicht irgendwelche „vom Volk gewählten“ Politiker gibt mir Hoffnung, dass wir es noch schaffen, unsere Welt den Klauen derer zu entreißen, die gegen unser aller Interessen handeln, nur um noch fetter werden zu können. Denn das letzte Übel, welches Pandora – entgegen dem Mythos – noch aus ihrer Büchse auf die Welt losließ, war bekanntermaßen die Hoffnung.

Als Vater weiß ich, dass man manchmal glaubt, das Beste für jemand anders zu wollen, weil man davon überzeugt ist, dass diese Person (zumeist das eigene Kind) noch nicht bereit sei, zu wissen, was das Beste für sie ist. Nenne man es Paternalismus oder was auch immer; das ist einerlei, denn das Ergebnis ist das gleiche: Bevormundung! Das ist, was manche Menschen mit viel Geld so tun. Die Welt um sich herum bevormunden, weil sie auf Grund ihres Erfolges so narzisstisch sind, zu glauben, sie wüssten, was das beste für die Welt ist. Frei geklaut: an meinem Wesen soll die Welt genesen…

Nun glauben Teile der amerikanischen Administration schon immer, dass die einzig legitime Antwort auf alle Probleme in der Welt amerikanische Waffengewalt ist. Diese Doktrin ist mittlerweile fast zwei Jahrhundert alt, wird aber immer noch gelebt; oder besser, sie wird wieder intensiver gelebt. Was allerdings teuer ist. Und wenn man seinen Wählern Geschenke machen möchte, um noch mal Präsident werden zu können, muss man eben anderen Nationen Teile der Last aufbürden. Also fordert man Deutschland auf, Truppen nach Syrien zu entsenden. Kostet ja deren Geld. Geld, dass wir für unsere eigenen sozial- und bildungspolitischen Probleme wesentlich besser einsetzen könnten. Oder vielleicht für die Stärkung Europas? Gott behüte, die EU könnte tatsächlich zu einem ernst zu nehmenden globalen Polit-Player werden…?

Verdammte Axt! NEIN! Keinen Scheiß-Cent für irgendwelche deutschen Militär-Aktivitäten in Syrien, oder sonstwo noch in der Region. Mir klingen heute noch die Ohren, wenn ich an den apoplektischen SPD-Kriegsminister Struck denke: „Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt.“. Was für ein entsetzlicher Käse! Ich bin weit davon entfernt, zu glauben, dass wir schon in einer Welt leben, die kein Militär braucht. Aber dieses Militär, so es denn zur Landesverteidigung aufgestellt ist, hat in den, durch die Politik der USA aufgeworfenen Krisenherden dieser Welt nichts verloren! Wenn amerikanische Politiker und Militärs meinen, geopolitisches Kampf-Schach um Ressourcen und Macht führen zu müssen (z.B. hier, hier und hier) , dann sollen sie die Suppe gerne selber auslöffeln.

Was war sonst noch…? Ach ja, die Rackete…! Zweifellos ist es hoch unethisch, aus innenpolitischem Kalkül Flüchtlinge im Mare Nostrum ersaufen zu lassen. Ebenso zweifellos hat Frau Rackete gegen bestehendes Recht verstoßen. Und jetzt? Die junge Frau zur Märtyrerin zu stilisieren, halte ich für vollkommen überzogen. Insbesondere, weil sie potentielle physische Schäden anderer in Kauf genommen hat, um ihre Agenda durchzudrücken (im wahrsten Wortsinn). Doch die ganze Diskussion um diesen einen Vorfall ist Bullshit, weil sie vom eigentlichen Problemkomplex (Fluchtursachen -> Flüchtlinge -> humanitäre Fragen -> Innen- und Außenpolitik in Europa) ablenkt und durch Polarisierung komplexer Sachverhalte mal wieder nur den radikalen Rechten in die Händen spielt. Bravo Herr Steinmeier, Bravo Herr Maaß, ihr habt’s mal wieder verkackt. Ach und der Seehofer, der wie ein Dackel hintendrein trabt, sowieso.

Auch an diesem Konflikt offenbart sich nur eines: Partikularinteressen sind die einzig wahre Währung unserer Zeit. Wer diese bei den Richtigen (denen mit Macht, Reichtum oder Massen mit genug undifferenzierter Wut im Bauch) zu bedienen weiß, bleibt an der politischen Macht, oder erlangt diese. Wann genau wurde der Konflikt dem Kompromiss überlegen? Ich werde darüber nachdenken. Bis dahin Tschüss…

Auch zum Hören…

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