Frisch von der Leber weg…

Kinder sind ein Segen! Für die Bekleidungsindustrie, weil das ständige durch die Größen Wachsen neuer Generationen für stetes Einkommen sorgt. Für Kinderbetreuer aller Art, weil es deren Jobs sichert. Für die Spielzeugindustrie sowieso, weil es die (und natürlich auch uns) ohne Kinder nicht gäbe. Und, ganz wichtig, natürlich auch für Psychologen, Pädagogen und Soziologen, weil man immer noch dauernd neue Theorien darüber entwickeln kann, wie Kind-Sein und Erwachsen-Werden funktionieren. Kurz und gut gesagt: Kinder generieren für einen erheblichen Prozentsatz der Bevölkerung deren Lebensunterhalt. Könnte daran liegen, dass ohne Kinderkriegen die Menschheit schon lange ausgestorben wäre.

Betrachtet man das ganze aus Sozial- und Ordnungspolitischer Sicht, wird die Sache mit dem Segen plötzlich sehr nüchtern. Erzeugt ein Staat durch seine Geburtenrate nicht einen steten (und vor allem ausreichenden) Nachschub an Netto-Zahlern für die Sozialsysteme, kommt er irgendwann in erhebliche Schwierigkeiten; das geht im Moment im Übrigen allen entwickelten Staaten in Europa so. Amore ist in Italien anscheinend auch nicht mehr die, welche sie mal war. Man kann das Problem umgehen, indem es einfach keine staatlichen Sozialsysteme gibt (fast alle Staaten der 2. und 3. Welt), oder indem man sie demontiert (Vereinigte Staaten). Will bei uns aber keiner, also bleibt es ein Problem, für das bislang keiner eine probate Lösung zu haben scheint (also eigentlich gibt es die schon, aber wer gibt schon gerne was von seinem, so sauer den, tatsächlich Werte schöpfenden, Menschen aus der Tasche gezogenen Geld her…).

Darum schafft der Staat auf Kosten derer, denen er eigentlich helfen sollte (vermeintlich) immer neue Anreize, sich doch stärker zu vermehren (Herdprämie, etc.), die jedoch alle am eigentlichen Problem vorbei laufen: in der BRD Kinder zu bekommen bedeutet, gegenüber denen ohne Kinder zurückstecken zu müssen, und zwar in vielerlei Hinsicht. Flexible Kinderbetreuung? Zumeist Fehlanzeige! Überhaupt einen Betreuungsplatz bekommen, insbesondere in der Stadt? Auweiauwei… Betreuungskosten, Verpflegung, Kleidung, Urlaube, der ständige Hype um die richtige Förderung der Brut, die elterliche Angst vor dem „Versagen“ des Kindes (allüberall durch die Medien verstärkt, die einem den Eindruck vermitteln, dass wir alle morgen verhungern werden, wenn die süßen Kleinen nicht schon im Kindergarten Chinesisch, Klavierspielen und Programmieren lernen).

On Top kommen noch die ganzen Sponks und Pfosten, die sich entweder über die nervtötende Lautstärke aufregen, oder ungefragt Erziehungsratschläge geben, obwohl sie selbst über keinerlei Expertise verfügen – diese Menschen dürfen sich, sofern sie überhaupt über die kognitiven Fähigkeiten verfügen, sich in meinen Worten zu erkennen, von mir ein 100% biologisch abbaubares, vollkommen authentisches und – dieses Mal tatsächlich – böse gemeintes „FICKT EUCH!“ abholen.

Ja, mich nerven meine Kinder manchmal auch so sehr, dass ich sie gerne in ein feuchtes, dunkles Loch sperren und den Schlüssel vergessen würde. Oder wenigstens mit Klettband an die Wand kleben und ein bisschen schreien lassen. Tue ich aber nicht, weil ich sie trotzdem liebe. Auch wenn sie mir meinen Urlaub weniger erholsam gestalten, als ich es mir wünschen würde. Wenn ich nach den Gründen suche, warum meine Gattin und ich uns vermehrt haben, dann bleibt am Schluss nur eines übrig: das Gefühl, dass wir ohne eigene Kinder furchtbar viel verpasst haben würden. Und das meint nicht nur Ärger, Erschöpfung, Geldknappheit und andere Sorgen. Kinder sind schon ein Segen – nur nicht immer. Und auch nicht für alle Aspekte des Lebens. Wenn man sich damit arrangiert hat, geht’s ganz gut. Schönen Tag noch.

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