Fresh from Absurdistan N°5 – Allein oder Einsam?

Ich glaube, die Tage was von „auf sich selbst zurückgeworfen sein“ geschwafelt zu haben. Wenn ich nun die letzten 96 Stunden mal Revue passieren lasse, fällt es mir allerdings schwer, dabei irgendwas Besonderes zu entdecken. Oh, sorry, natürlich hocken wir schön brav daheim, besuchen Oma und Opa nicht, betreiben „Social Distancing“ (wenn manche Idioten im Supermarkt nicht so vollkommen Hirnfrei wären, ginge das noch effektiver) und machen Home-Office bzw. Home-Schooling. Soweit alles Corona…

Nun las ich die Tage etwas von den möglichen psychischen Folgen einer Quarantäne, bzw. Ausgangssperre und das manche, derart eingeengte Menschen unter Umständen ein posttraumatisches Belastungssyndrom entwickeln könnten. Dunnerlittchen, PTBS durch Quarantäne oder ein Verbot, draußen rumzulungern? Also ich meine, Opfer und Zeugen von Gewalttaten und schweren Unfällen; dass denen sowas droht, verstehe ich. Auch betrifft es gewiss mal die professionellen Helfer, die bei sowas dazu kommen. Aber – Quarantäne oder Social Distancing-Geplagte? Echt Jetzt? Es gibt verschiedene Artikel in den Online-Medien (hier, hier und hier); darüber wird z. B. auch thematisiert, dass Scheidungsraten, aber auch die Inzidenz häuslicher Gewalt in China deutlich angestiegen seien. Irritierend…

Mein erster Reflex – mit Bezug auf solche Aussagen – ist folgender: wann sind wir zu einer derart Status-fixierten Weichei-Spezies degeneriert, dass zwei oder drei Wochen daheim unsere Identität bedrohen könnten? Möglicherweise messe ich hier mit dem falschen Maßstab, da ich selbst schon immer jemand war, der das Alleinsein ganz gut aushalten konnte. Bitte nicht missverstehen: ich bin durchaus gerne regelmäßig unter Menschen (sofern es die Richtigen sind) und habe meistens kaum Berührungsängste mit neuen Bekanntschaften. Ich komme aber auch über längere Zeiträume ohne Andere aus und habe nicht im Mindesten das Gefühl eines Mangels.

Nun sehe ich mir die Menschen ringsum an und tatsächlich beschleicht mich das Gefühl, dass es nicht so sehr das Alleinsein ist, dass sie vor die Tür treibt. Natürlich wird Einsamkeit – aus sozialpsychologischer Sicht die empfundene Diskrepanz zwischen dem gewünschten Umfang sozialer Kontakte und dessen tatsächlichem Ausmaß – zu einem Problem, wenn psychiatrische Vorerkrankungen, wie etwa Borderline-Störungen , Depressionen, etc. durch die aufgezwungene Isolation verschlimmert werden können. KÖNNEN nicht MÜSSEN! Und davon ab bietet unsere moderne Welt jede Menge Abhilfen, um auch in diesen Zeiten den Kontakt nicht missen zu müssen.

Mir ist bewusst, dass ich ein klein wenig polemisch argumentiere. Und mit Sicherheit gibt es psychisch Kranke, denen die Isolation Gewalt antut. Aber hier wird eine psychische Krise herauf beschworen, die so nicht existiert. Sie wird nur deswegen herbeigeredet, weil ein sehr großer Teil meiner Mitmenschoiden verlernt hat, mal nur mit sich selbst klar zu kommen! Es schlicht nicht aushalten will, für einen definierten Zeitraum auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, ohne die ganze Welt dauer-sendend informieren zu können (müssen), wie man draußen mit den anderen aus der eigenen Blase abhängt, shoppt, arbeitet, chillt, was weiß ich noch alles tut… Kommt klar, Gottverdammt! Ihr wart nie wichtig, ihr seid jetzt nicht wichtig und ihr werdet aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie wichtiger werden. Haltet es aus und tut was Sinnvolles mit der Zeit. Dann kommt ihr nicht dazu, durchzuknallen. Und Tschüss!

Auch zum Hören…

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