Es ist schon eine neue Erfahrung, sich mit dem Dreh von „Lehrvideos“ herumschlagen zu müssen. Ich bin ja Pädagoge, kein Mediendesigner. Deshalb habe ich es mir auch ziemlich einfach gemacht. Im Grund sitze ich an meinem Schreibtisch und male ein großes Blatt Papier voll, während ich etwas (hoffentlich sinnvolles) dazu erzähle. Frontalunterricht-Häppchen to go sozusagen. Mein Setup dafür ist denkbar einfach und kostet, sofern man über eine halbwegs akzeptable Home-Office-Ausstattung verfügt, eigentlich ziemlich wenig extra. Bei mir sind das ca. 15,00€ für ein recht einfaches Stativ und ca. 65,00€ für eine ordentliche Logitech Full-HD-Webcam. (Beides besitze ich allerdings schon seit einer ganzen Weile in mehrfacher Ausführung, weil ich damit auch Video-gestütztes Debriefing bei Szenario-Trainings realisiere). Das sieht bei mir in etwa so aus:
Weit wichtiger als die technischen Aspekte, die zugegebenermaßen ein eher nicht hochwertig anmutendes Produktionsergebnis zu Stande bringen, sind allerdings die didaktischen und methodischen Erwägungen, welche dahinter stehen. So, wie wir im Präsenz-Unterricht einen Methoden-Mix aus Unterrichtsgespräch, Eigenarbeit, Trainings, etc. nutzen, um a) mehr als einen Lernkanal aktivieren zu können und b) das Investment der Teilnehmer bzw. Schüler zu fördern, so setze ich auch bei meinem Online-Grundlehrgang für Rettungssanitäter auf Methoden-Pluralität und eine präsente Moderation. Letzteres ist, da der Lehrgang quasi im Experimental-Stadium stattfindet, noch schwierig zu realisieren. Elemente wie eine Social-Media-Plugin konnte ich erst heute realisieren, daher ist noch nicht abzusehen, wie gut das laufen wird. Aber ist Erwachsenenbildung nicht immer erst mal nur ein Angebot…?
Ich nutze also meine Videos, problemhaltige Fallbeschreibungen mit dazu passenden Aufgaben, teilweise mit Audio unterlegte Präsentationen, kurze Lernzielkontrollen zur Selbstüberprüfung, Arbeitsaufträge im Zusammenspiel mit dem Kursbuch und geplant sind noch ein bis zwei Skype-Seminare, um offene Fragen zu klären und eine, im gerade implementierten Forum gemeinsam zu bearbeitende Gruppenaufgabe. Im Moment ist das Teilnehmer-Investment trotz des Aufwandes noch sehr zwiespältig zu beurteilen, aber ich setze Hoffnung in die Impulse, welche das Forum-Plugin eventuell setzen kann. Ich nutze übrigens ein ganz simples WordPress-CMS mit BuddyPress-Forum.
Ich weiß jetzt schon, dass die Kurs-Evaluation für mich ein Ritt auf der Kanonenkugel wird, weil ich einerseits – aus Zeitgründen – kein Tool meines Arbeitgebers genutzt habe und andererseits vieles on the fly improvisieren muss, für das ich mir unter normalen Umständen ein paar Tage, lieber aber ein paar Wochen Vorbereitungszeit nehmen würde. Aber wer hat schon den Luxus, über soviel Zeit zu verfügen? Zumindest eines kann man über die Angelegenheit sagen: ich konnte das Problem, irgendwie weitermachen zu müssen weitestgehend Kosten-neutral lösen. Und das ist in Zeiten von Corona ja auch schon etwas.
Allerdings nehme ich als Erkenntnis für die Zukunft mit, dass ich in meinem Bereich noch einige Briketts in Sachen Digitalisierung des Unterrichts nachlegen muss. Ich bin durchaus ein Technik-affiner und experimentierfreudiger Zeitgenosse, aber es darf halt nicht sein, dass man sowas mit der heißen Nadel stricken und dabei auch noch auf private Ressourcen zurückgreifen muss, damit’s just in time funktioniert. Wenn ich mich allerdings so umsehe, bin ich definitiv nicht allein mit dem Problem. Was man in dem Kontext so von den Allgemeinbildenden Schulen hört… Nun ja, wichtig ist vor allem, den gerade entstandenen Schwung in diesem Sektor mitzunehmen. Ideen habe ich jetzt einige, mal sehen was davon in der Zukunft weiter funktionieren kann.
In jedem Fall ist es ein anstrengendes aber auch spannendes Projekt, über dessen Früchte ich euch auch in der Zukunft auf dem Laufen halten werde. Bis dahin wünsche ich einen schönen Samstagabend. Bleibt daheim, bleibt gesund, bleibt locker. Denn nach der Krise ist vor der Krise…