Fresh from Absurdistan N°28

Ich hatte ja gedacht, dass ich diese Serie einmotte, denn Absurdistan erschien mir als neuer Normalzustand. Doch es gibt immer mal wieder Ereignisse, die mich diesen Gedanken in Frage stellen lassen. Heute ist so ein Tag: meine große Tochter wird 12! Für sie ist das Ganze noch ein Geburtstag wie die bisherigen auch. Aber aus meiner Sicht markiert er einen Wendepunkt: es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis auch sie mit dem Pubertieren beginnt, bis aus dem süßen kleinen Mädchen nach und nach eine junge Frau zu werden beginnt, die dann nicht viel später ihre ganz eigene Agenda verfolgen wollen wird. Eine, vor der alle Eltern irgendwie Angst haben. Denn man erinnert sich noch gut an den Scheiß, den man selbst in dem Alter getrieben hat…

Es ist also eine Mahnung, das eigene – aber eben auch das andere – Älterwerden anzuerkennen. OK, damit kann ich (noch) umgehen. Es ist aber auch eine verdammt sonderbare Angelegenheit, ihr, eingerahmt vom Wahnsinn dieser Zeit, dabei zuzusehen, wie sie versucht, ihren eigenen Umgang mit der Pandemie und dem ganzen Mist zu finden, der damit einher geht. Wie sie darunter leidet, ihre Freunde nicht treffen zu können, den Jubeltag nicht angemessen feiern zu können. Im Kreise der Kern-Familie ist ja nett, aber halt nicht das Selbe, wie mit ihren Freundinnen. Und trotzdem ziemlich tapfer sagt, dass es halt jetzt nicht geht. Sie ist da so verdammt viel erwachsener als diese ganzen Spacken da draußen, die ihre elfjährigen Töchter als Schutzschilde und vorher bis zum Erbrechen indoktrinierte und gebriefte Agitatoren zu Demos schleppen, um ihrem Egoismus und ihrer Verbohrtheit öffentlich Ausdruck verleihen zu können. Sowas nennt man üblicherweise „Kindswohlgefährdung“.

Ich bin aus so vielen Gründen verdammt stolz auf mein großes Mädchen. Und aus ebenso vielen Gründen traurig, dass die Pandemie ihr einen Teil ihrer Kindheit raubt, die gerade im Begriff ist, zu Ende zu gehen. Ich selbst merke, dass ich emotional auf dem Zahnfleisch gehe und mir unfassbar viele Dinge an diesem Jahr 2020 abgehen, die halt einfach nicht möglich waren, sind und dies auch noch mindestens bis Ende des ersten Quartals 2021 sein werden. Aber ich bin da wie meine Tochter: geht halt jetzt nicht. Kommen auch wieder bessere Tage. Was einen dabei am meisten stresst, ist vermutlich die Ungewissheit. Wie entwickeln sich die Fallzahlen? Werde ich’s selbst bekommen? Oder hatte ich es schon, ohne es mitzubekommen und habe ich dabei womöglich andere angesteckt? Was, wenn ich den Präsenzunterricht wieder schließen und auf Online-Lehre umstellen muss? Und, und, und…? Schwer verdaulich, das Ganze.

Sascha Lobo hat dieser Tage in seiner Spiegel-Kolumne im Zusammenhang mit den ganzen Corona-Verschwörungs-Fuzzis den Begriff „Angstporno“ benutzt. Ich fand die Bezeichnung für das rein Ich-bezogene Echo-Kammer-Gewichse der Berufs-Corona-Leugner gar nicht übel, denn letzten Endes sind viele Mechanismen Horror-Filmen nicht unähnlich. Man ergötzt sich an der Erwartung der Katastrophe, ohne vorher zu wissen ob und wie diese dann tatsächlich eintritt. Und die ganzen Bad-News-Huren in ihrer „Ich-werd-ja-sooooo-gegängelt“-Attitüde lassen sich von den braunen Profi-Bauernfängern schön ängstigen, einfangen und vor den Nazi-Karren spannen. Kannste halt so oft schreiben, wie de willst, die Honks, die’s betrifft, hören dir eh nicht zu; woll Sascha? Wenn es nicht traurige Realität wäre, hätte man ein Proto-Nazi-Zombie-Rollenspiel daraus machen können…

So vieles am „Neuen Normal“ Absurdistan bleibt tatsächlich doch absurd, weil eigentlich so undenkbar, unsagbar, unmachbar, dass ich mich wohl doch wieder öfter mit dem Scheiß befassen muss. Da ist der – wem oder was auch immer sei Dank! – abgewählte Trump nur eine Fußnote des Wahnsinns. Hat sein Verfallsdatum erreicht. Hoffentlich sperren sie ihn tatsächlich für irgendwas von dem vielen, was er verbrochen hat weg, bis er verrottet. Ich glaub nicht dran, aber in Zeiten wie diesen scheint alles möglich, oder? Wie auch immer es in den nächsten Wochen kommen mag: bleibt gesund, bleibt vernünftig und lasst euch um Himmels Willen nicht von irgendwelchen hysterischen, egoistischen, dogmatischen, asozialen Scheiße-Laberern zu irgendwas bequatschen. Weihnachten ist jedes Jahr, Sylvester auch. Und wenn’s das Letzte mal wäre… gäbe es auch kluge, der Situation angemessene Möglichkeiten, daraus ein letztes rauschendes Fest zu machen. Bis die Tage…

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