…beschreibt das aktuelle Leben aus meiner Sicht ganz gut. Wer kann schon mir Sicherheit sagen, wie sich die Pandemie in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten hierzulande entwickelt- Überall sieht man die Idioten unter ihren Steinen heraus kriechen, die jetzt mal flugs fordern, die Maßnahmen zu beenden, weil das ja eh alles nichts bringt, es war ja gar nicht so schlimm bisher… Tja, warum wohl war es bisher nicht so schlimm? Ich habe keine Lust darüber zu diskutieren, deswegen lasse ich diese ganze Kognitionsamateure mit dem Rätsel nun alleine.
Hoch spekulativ bedeutet, dazu genötigt zu sein, Pläne (und die dazu gehörenden Reserve-Pläne) machen zu müssen, ohne wirklich einen Anhalt zu haben, wohin der Zug fährt. Mein bisheriger Job im Rettungsdienst hat mich darauf vorbereitet, unvoreingenommen an jedwedes Szenario heranzugehen; schlicht weil Sunzi mit der Einschätzung vollkommen Recht hatte, dass noch jeder Plan an der ersten Feindberührung gescheitert ist. Unser aktueller Endgegner heißt SARS-CoV2; und der hat noch nicht mal hochgelevelt. Wir sind also dazu gezwungen, auf der Basis äußerst bruchstückhafter Informationen kritische Entscheidungen zu treffen, die bald erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Menschen haben werden. Wenn ich ehrlich sein soll – gut fühlt sich anders an!
Es scheint bei manchen Menschen der Eindruck entstanden zu sein, dass ich nicht gerade der große Organisator vor dem Herrn wäre. Doch tatsächlich ist es so, dass zumindest manchmal Reagieren besser ist als proaktives Agieren. Wir haben jetzt gerade so eine Zeit, in der auf Sicht gefahren wird. Das bedeutet mitnichten, dass ich unvorbereitet wäre; ich weiß nur ziemlich gut um die Fragilität von detaillierten Plänen. Ich habe außerdem eh zu wenig Ressourcen zur Verfügung, also muss ich mit dem, was da ist, haushalten. In so einer Situation sucht man sich seine Baustellen mit Bedacht und weicht Kämpfen aus, so gut es eben geht. Wenn das tatsächlich schlechte Organisation sein soll, kann ich mit der Meinung anderer leben, solange ICH Ergebnisse erziele.
Ja, ich habe mir mal wieder zu viel aufgeladen. Aber es gibt immer Wege aus der Krise, auch wenn diese nicht immer sofort augenfällig werden. Und ich habe noch ein bisschen Zeit. Was mich allerdings erheblich nervt ist, dass immer wieder Baustellen auftauchen, von denen ich gedacht hatte, damit fertig zu sein. Und manchmal werden welche aufgemacht, die gerade jetzt unnötig gewesen wären; aber die Ressource „Mitarbeiter“ muss sich für das Geschäft ja lohnen, also geht immer noch ’ne Schippe. Nun ja, man wächst mit seinen Aufgaben… Ich erdulde das alles bislang (zumindest äußerlich) relativ stoisch, weil ich angefangen habe, einem Satz zu huldigen, der von einer hochgeschätzen Kollegin stammt: „Am Ende wird alles gut; wenn’s noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!“
Wir werden in diesem Jahr 2020 allerdings ziemlich sicher noch einige böse Erwachen erleben und ganz gleich, wie man sich das ganze auch schönredet: bisher hat die Pandemie NICHTS ABER AUCH GAR NICHTS zum Besseren verändert. Sie lässt die Leute momentan egoistischer werden, wirft Pläne über den Haufen, tötet Geschäfte und damit Existenzen und bedroht die Schwachen. All das Gerede von mehr Solidarität kann ich nicht mehr hören. Ich habe das mindestens genauso satt wie Menschoiden, die zu blöd, zu arrogant, zu indolent, zu egoistisch sind, sich an ein paar einfache Regeln zu halten, um ihre Mitmenschen zu schützen. Man wird durch die Arbeit im Sozialen halt doch zum Misantrop erzogen… Also, bleibt sozial, bleibt gelassen und geht mir nicht auf den Sack. Gute Nacht.