Fresh from Absurdistan N°26 – Reich und Schön?

Mehr Gedanken im Kopf, als gut für mich sind. Weniger Zeit, Ihnen nachzugehen. Normalzustand also. Statt Denken und Schreiben zumeist rennen, schuften, den Lieben hinterher-was-auch-immern, versuchen, den ganzen Mist unter einen Hut zu bringen. Klappt mal mehr, mal weniger gut, ist aber immer für Ärger oder Amüsement gut. Letztlich oszilliert mein Leben im Moment zwischen diesen beiden Polen: Mal oben, mal unten, aber immer mittendrin. Also ist mein ganzes Leben im Moment ’ne Borderline…

Es überrascht mich selbst vermutlich am meisten; jedoch darf ich berichten, meine Psyche ist stabil. Wenn ich das doch von meinem Körper nur auch behaupten könnte. Wie dem auch sei. Action ist die neue Achtsamkeit, Echauffement die Entschleunigung und Meetings meine Meditation. Ich werde mich nicht beklagen, denn all die Energie muss ja irgendwohin und wird dabei sogar – zumindest weitesten Teils – nutzbringend verbraucht. Aber, wie das Leben so spielt, sind wir ja immer noch in Absurdistan unterwegs. Maskenverweigerer, Aluhutträger und anderes asoziales Geschmeiss versuchen immer und immer wieder, den öffentlichen Diskurs zu kapern.

Heute las ich auf Zeit Online (der Artikel ist leider hinter der Paywall verschwunden), wie reiche Gesellschaftsverweigerer versuchen, sich vor dem Virus zu schützen, indem Sie ihr Kapital einsetzen: sich ’ne Insel kaufen, in exclusive Clubs zurückziehen, sich gleich aus der Staatsbürgerschaft auskoppeln. Ich dachte so bei mir, dass die auf diese Weise vielleicht ihr Infektionsrisiko minimieren. Allerdings um den Preis, dem Menschsein vollkommen zu entrücken. Der Artikel spricht auch davon, dass, je reicher man ist, man (durch sozial-psychologische Studien nachgewiesen) unempathischer gegenüber den Bedürfnissen der Nicht-Habenden wird.

Ich wusste ja schon immer zumindest subjektiv dass (zu viel) haben asozial machen muss. Nun habe ich das zur Abwechslung mal schwarz auf weiß. Und es erklärt, warum Menschen wie Michael Ballweg, speziell Menschen aus dem Wohlhabenden Baden-Württemberg so vehement tun, als wenn Covid19 eine Erfindung wäre, um sie ihrer Autonomie zu berauben. Wie viel geistige Autonomie hat eigentlich ein, von den Phantomen seiner Phantasie gejagter Dogmatiker wirklich? Ich bitte die Polemik zu entschuldigen, aber für mich sind diese Menschen so dumm, dass man ihnen das Wahlrecht aberkennen sollte. Aber das ist nur die Meinung eines Typen, der schon sein ganzes Leben versucht, die Menschen zu verstehen. Meist mit geringem Erfolg.

Doch ich war gerade beim öffentlichen Diskurs. Und der findet zum Thema Corona nicht statt. Es gibt jene, die einfach klaglos alles hinnehmen, was irgendwelche Politiker und/oder Behörden verzapfen. Beispiel: Maskenpflicht in Thüringen. Oder der Umgang mit der bodenlosen Sauerei bei Tönnies durch die Nordrhein-Westfälischen „Autoritäten“. Meine Erkenntnis hieraus: Ramelow hört auf die falschen Berater und Laschet ist auch nur ein Heißluft-blasender Populist. Dass er nicht mein Kanzlerkandidat wäre, ist ja klar. Was nicht klar ist – wer ist denn nun mein Kanzlerkandidat? Frau Kramp-Karrenbauer hat zur Abwechslung im ZDF-Sommerinterview etwas kluges gesagt: der Wahlkampf würde sich nicht an der Frage des Corona-Krisenmanagements entscheiden, sondern an der Frage der Zukunftsfähigkeit unseres Landes.

Doch ich war bei der anderen Fraktion des nicht existenten öffentlichen Diskurses; denn der schweigenden Masse stehen die radikalen Idioten aller Coleur gegenüber. Und ich hocke zwischendrin und frage mich, was genau so schwer daran ist, zu verstehen, dass Absurdistan jetzt das neue „Normal“ ist. Das wir noch auf Monate, vielleicht Jahre mit immer wieder neuen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu rechnen haben. Das dies auch unsere Art zu Leben und zu Wirtschaften insgesamt in Frage stellt. Aber darüber reden sie nicht. Da wird nur von der Wirtschafts-Misere gesprochen, ohne wahrhaft über Nachhaltigkeit zu reden. Da wird nur von Gesundheit gesprochen, ohne tatsächlich Ahnung oder Konzepte zu haben. Da wird über Schule gesprochen, ohne die wahren Betroffenen im Blick zu haben. Und den Preis für diese Indolenz, Trägheit und Lobbyisten-Hörigkeit zahlen am Ende wir alle – auf die eine oder andere Art. Wollen wir mal darüber reden…?

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