Dieses Gefühl, wenn man den Kopf wieder aus dem Wasser nimmt und tief Luft holt! Ich bin kein sonderlich guter Schwimmer, und war nie zum Tauchen gemacht; aber dieses Gefühl ist befreiend! Und für mich im Moment vergleichbar mit dem, was ich gerade ohne Wasser erlebe. Ich habe in den letzten Tagen feststellen müssen, dass es nicht mehr geht. Ich hatte mir – einmal mehr – zu viel aufgeladen und war drauf und dran, mit allem an die Wand zu fahren. Man sollte meinen, dass Menschen mit Ende 40 langsam vernünftig würden, aber dem ist wohl nicht so. Jetzt im Moment bin ich also erst mal für zwei Wochen raus – dann wird neu bewertet. Es ist insofern ein komisches Gefühl, als ich das lange Wochenende sowieso frei geplant hatte, und deshalb ein paar Aktivtäten mit den Kindern anstanden, die wir dann auch einfach gemacht haben. Ich hab’s ja an der Waffel, nicht an den Füßen [sorry für die Flapsigkeit]. Davon ab waren die Kinder – und die Gattin – in den letzten Monaten einfach zu kurz gekommen.
Nun sitze ich zu Hause und bin wie so ein Brennstab im Abklingbecken. Die Temperatur sinkt kontinuierlich, seit die Grundumdrehungszahl per Dekret gebremst wurde. Und dennoch fühlte ich mich anfangs schlecht. Fast so, als wenn ich’s nicht verdient hätte, K.O. zu sein, bevor ich nicht auch noch das letzte Fitzelchen selbst erledigt hätte. Man erkennt den Grund für meine derzeitige Situation recht leicht, wenn man kurz von außen drauf schaut, oder? Dieses Gefühl der Illegitimität weicht gerade nur sehr langsam. Und das ausgerechnet mir, der immerzu laut über das Stigma psychischer Erkrankungen referiert, und dabei auch vor dezenter Polemik nicht zurückscheut, um einen Punkt zu machen. Aber so ist es nun mal. Die verdammten preußischen Primärtugenden habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, und das verkompliziert die Dinge manchmal. Ich stecke also gerade mitten in einem Lernprozess. Wenn’s nicht teilweise eher schmerzlich wäre, müsste gerade ich als oller Pädagoge das doch feiern, nicht wahr…?
Das Problem mit diesem speziellen Lernprozess ist, dass es sich jedesmal, wenn’s wieder schlimm geworden ist, anfühlt wie das erste Mal. Daher auch das Foreigner-Zitat im Titel. Alles in allem will ich aber nicht klagen. Weil ich meinem Team und meinem Arbeitgeber gegenüber transparent gehandelt habe und alles daran setze, bald wieder normal zu funktionieren. So ein Jahr wie 2014 brauche ich nicht noch mal. Was nun aber den eben genutzten Begriff „funktionieren“ angeht, bin ich mir noch nicht so sicher, was das am Ende bedeutet. Ich weiß – ganz sicher – dass es dieses Mal vor allem die Arbeitsbelastung war, die mich ins Aus manövriert hat. Dem steht gegegnüber, dass ich – nach aktueller Planung – bis nächstes Frühjahr zumindest mein Master-Studium endlich abgeschlossen habe. Das nähme eine Menge Druck raus. Trotzdem ist bloßes „funktionieren“ mir nicht genug. Ich möchte das Gefühl haben, zu leben! Und mir vielleicht auch Träume zu erfüllen! Unsere Zeit auf Erden ist begrenzt, und auch für meine Gesundheit gibt es kein Gehaltsäquivalent, welches irgendjemand zu zahlen bereit wäre.
Immerhin hab ich gerade viel Zeit zum Nachdenken. Mal schauen, mit welchen gelegentlich schrägen, evtl. irritierenden, hoffentlich aber kreativen Ideen und Plänen ich aus dieser verordneten Auszeit herauskommen werde. In jedem Fall ist der Kopf für’s erste wieder über Wasser – alles andere findet sich. Bis die Tage.