Eine wahre Katastrophe!

Das tatsächliche Ausmaß des Schreckens und des Leids, welche den Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen widerfahren sind, wird erst nach und nach sichtbar, aber bereits jetzt lässt sich sagen, dass man sowas in der Qualität sehr lange nicht mehr gesehen hat. Und ich möchte den Betroffenen von ganzem Herzen Kraft und Zuversicht wünschen – und dass unsere Politik nicht, wie sonst auch, nur in Gumnmistiefeln umherwatschelt und große Reden schwingt. Was die Helfer der BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) und des Militärs leisten, verdient unseren höchsten Respekt und tiefempfundenen Dank! Als Mitarbeiter im Rettungsdienst und Dozent in der Ausbildung von Rettungsfachpersonal weiß ich in etwa, was dort gerade abläuft. Einerseits bin ich schon traurig, nicht selbst mit anpacken zu können. Andererseits gibt es abseits der Katastrophe ein normales Leben mit Aufgaben, die erledigt werden müssen…

Es ist ein mentaler Balance-Akt, denn der altruistische Teil meiner Seele möchte hinfahren und mit anpacken. Der rational-ökonomische Teil meiner Seele und der erfahrene Ausbilder in mir sagen: Lass es, der Einsatz ist so schon viel zu kompliziert zu koordinieren! Wenn jetzt auch noch irgendwelche Honks mit ’ner Schaufel im Gepäck angefahren kommen, wird das Chaos nur noch schlimmer. Also sitze ich daheim und vernehme mit Schrecken diese Zahlen, die das tatsächliche Ausmaß der Geschehnisse nicht mal ansatzweise abbilden können. Alle vor Ort geben ihr Bestes, um zu helfen. Aber der Leitstellendisponent mit 15 Jahren Erfahrung in mir sagt, dass es kein Wunder ist, wenn eine Einheit unverrichteter Dinge wieder abziehen muss, weil diese Lage viel zu unübersichtlich ist, um sie schnell in den Griff zu bekommen. Und vor so eine Lage zu kommen (d. h., Überblick haben, Abläufe strukturieren und Ressourcen effizient einsetzen können) wie wir in der Führungslehre sagen dauert, wenn ich mir die schiere Größe der Fläche anschaue, mindestens eine Woche!

Damit komme ich zu dem Punkt, der mir abseits des zum Ausdruck bringens meiner Erschütterung und meines Mitgefühls wirklich wichtig ist: nämlich all diesen aus der Ferne agierenden kognitionsallergischen Hohlköpfen, Spackos, Vollidioten und Möchtegern-Besserwissern mal aus vollem Herzen zuzurufen: HALTET DIE FRESSE! Da gibt’s Menschen, die doch tatsächlich Bilder von durch das Unheil pflügenden Bundeswehr-Fahrzeugen für Ihre (Anti-Grüne) politische Agenda zu nutzen versuchen. Da ist mir der Kragen geplatzt und ich musste in Facebook Folgendes schreiben:

„Herrgott, ihr dämlichen Grünen-Basher habt den Knall wirklich nicht gehört. Schon wieder ein Strohmann-Argument, weil Ihr dauernd glaubt, irgendjemand nimmt euch was weg – immer nur ICH ICH ICH. Ihr hört euch alle an wie verschissene 4-Jährige, die im Sandkasten um’s Schäufelchen streiten. Ihr glaubt radikaler Klimaschutz sei unnötig? Die große Mehrzahl der Wissenschaftler sei dümmer als Ihr? Könnt ihr ne Klimakarte überhaupt richtig rum halten, Daten sammeln und interpretieren? Oder habt ihr einfach nur keine Ahnung, ein großes Ego und ne noch größere Klappe? Is mir auch egal, ich kann euch Kognitionsallergiker nicht mehr ertragen.“

Ich weiß, ich weiß, man soll nicht mit der Amygdala sprechen. Aber manchmal kann ich nicht aus meiner Haut. Die Honks, die irgendwo auf Facebook darüber schwadroniert haben, dass es ja nicht sein kann, dass man so einen Einsatz mit Steuergeldern bezahlt, wil ich mal sehen, wenn sich hinter ihrem Haus der Berg in Bewegung setzt. Und warum die Lage noch nicht beherrscht wird und manches daher für Laien und Unbeteiligte unkoordiniert aussehen mag, erkläre ich gerne bei anderer Gelegenheit im Lehrsaal. Dazu braucht man aber Sitzfleisch und den Willen etwas zu lernen. Zwei Dinge, die ich bei vielen, vielen Kommentatoren in den Antisozialen Medien bitter vermissen muss. Aber hey – Hauptsache ihr konntet mal einen raushauen, oder? Lassen wir die Kolleginnen und Kollegen vor Ort ihren Job nach bestem Vermögen tun, und hoffen wir auf ein paar gute Nachrichten! Mehr sollten, jene, die nicht direkt betroffen, oder als Einsatzkräfte involviert sind sind, einfach bleiben lassen. Mögen die Opfer in Frieden ruhen und die Hinterbliebenen alle Hilfe erhalten, die sie nun brauchen – Frieden.

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