Ein letztes Mal…

…kann ich nicht anders, als Herrn Ragge vom Mannheimer Morgen entschieden zu widersprechen. In seinem Kommentar spricht er davon, dass ein zu großer, ohne Wissen der Stadt eingerichteter Rettungsdienstbereich an Versorgungsproblemen in Mannheim Schuld sei. Dies Aussage ist in mehrerlei Hinsicht unzutreffend.

Erstens ist es bereits seit den frühen 2000er Jahren ausgewiesene Landespolitik, größere Leitstellenbereiche schaffen zu wollen, um Synergieeffekte im Rettungswesen nutzbar machen zu können. Vor dem Hintergrund steigender Notfallzahlen eine schlichte Notwendigkeit, um das System bezahlbar zu halten. Die dazu notwendigen Strukturen sollen überall im Land entstehen. Da es bereits seit 2006 eine Leitstelle in Ladenburg gab (und immer noch gibt), die beide Bereiche disponierte, war es eine logische Entscheidung, die schon seit Jahren in der Praxis aus einer Hand koordinierten Bereiche auch organisatorisch zusammenzuführen. Größe und Unwissenheit sind damit Strohmann-Argumente – man könnte es auch tendenziös nennen, was in diesem Zusammenhang bei den Äußerungen Herrn Ragges allerdings auch nichts neues ist.

Versorgungsprobleme gab es in Mannheim (allerdings weniger ausgeprägt als in den allermeisten anderen Bereichen Baden-Württembergs) schon lange; aber nicht wegen der Leitstellen-Struktur, sondern weil die Krankenkassen ihre Macht in den sogenannten Bereichs-Ausschüssen (das sind die Gremien, in denen die Vertreter der Leistungserbringer und die Vertreter der Krankenkassen seit Jahrzehnten ohne sinnvolle Rechtsaufsicht die Entgelte für die Leistungen der Rettungsdienste verhandeln) ausgenützt haben, um den Rettungsdienst in Baden-Württemberg kaputt zu sparen. Auf Kosten der Bürger. Erst seit das 2011-12 öffentlich ruchbar geworden ist, interessiert es überhaupt irgendjemanden.

Mitnichten jedoch haben diese Versorgungsprobleme (präzise die Nichteinhaltung der P95-Regel: 95% aller Einsatzstellen müssen in längstens 15 Minuten von einem Rettungsmittel erreicht werden) mit mangelnder Ortskenntnis, Bürgernähe oder Betriebssicherheit zu tun. Die Disponenten, welche heute ihren Dienst in Ladenburg versehen, haben allesamt zuvor in Heidelberg oder Mannheim auf den ehemaligen dortigen Leitstellen ihren Dienst versehen, oder wurden hier im Bereich für den Bereich ausgebildet. Ich kann das voller Überzeugung sagen, denn ich bin einer dieser Disponenten und habe bereits 1998, noch im Turm der ehemaligen Feuerwache Mitte meinen Dienst versehen…

Herrn Ragges Äußerungen implizieren einmal mehr, dass hier Amateure ohne Ortskenntnis tätig wären und das ist schlicht und ergreifend unwahr. Die Auftrennung des Bereiches – rein politisch motiviert, weil Politiker ihr Gesicht wahren wollen und mancher Amtsinhaber nach mehr Macht strebt – ist nicht mehr aufzuhalten. Eine Verbesserung, so wie von Herrn Ragge beschrieben bringt sie nicht. Diese entsteht allenfalls dadurch, dass das Landes-Innenministerium mittlerweile endlich seiner Aufsichtspflicht nachkommt, die das ehedem zuständige Landes-Sozialministerium über Jahrzehnte vernachlässigt hat. Was dazu führt, das allenthalben Standorte für Rettungsmittel aus dem Boden sprießen, wie Pilze in einem feuchten Sommer.

Ich sage daher – danke für nichts! Hauptsache man zerstört funktionierende Strukturen, damit man behaupten kann, etwas für die Bürger getan zu haben. Ich habe von diesem Schmierentheater die Schnauze voll. Schönes Rest-Wochenende.

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