Diese Zeit des Jahres ist bestens geeignet, um am heroischen Versuch zu verzweifeln, am Herd/Ofen Großtaten zu vollbringen. Der Erfolgsdruck ist aber auch immens, braucht es doch zu Jesu Wiegfenfeste vom Futter nur das Allerbeste… oder so. Fakt ist, dass sich nicht wenige Menschen an den Festtagen in der Küche mehr verkünsteln, als das sonst der Fall oder notwendig ist. In der Folge sind Enttäuschungen vorpogrammiert – denn nur Übung macht am Herd einen Meister; oder wenigstens einen halbwegs überzeugend agierenden Amateur. Eigentlich ist die beste Wahl in solchen Fällen der Gang ist Restaurant. Allerdings habe ich dieser Tage auf Zeit Online gelesen, dass einer britischen Umfrage zu Folge immer mehr Menschen Angst vor dem Blick in die Speisekartesowie dem Kontakt mit dem Servicepersonal haben, weil sie zu sehr daran gewöhnt sind, alles kontaktfrei online erledigen zu können; ich nenne das „Nuritive Entscheidungs-Kontakt-Phobie“; und finde allein den Gedanken lächerlich. Ja, ich bestelle auch gerne Dinge online, aber deswegen Angst vor dem Kellner…? Ich würde zumindest mit Bezug auf unseren bevorzugten Italiener um die Ecke so einiges verpassen, ist doch eben das dortige Servicepersonal wunderbar hilfsbereit und freundlich.
Hinsichtlich des Verkünstelns am Herd/Ofen übe ich das ganze Jahr über, immer und immer wieder mit Freude. Daher bin ich – dem oben gegebenen Ratschlag mit dem Essengehen zum Trotze – des heimatlichen Kochens am Festtage schuldig. Natürlich gibt es Gerichte, die ich nicht sehr oft koche, wie zum Beispiel die nämliche Martins- oder Weihnachtsgans; schlicht weil a) nur im Spätjahr Saison für Bio-Freilaufgänse ist und b) dieses spezielle Geflügel ja doch schon überaus gehaltvoll daher kommt. Ergo stand zu Heiligabend eben dieser Vogel auf der häuslichen Speisekarte. Ich bin da übrigens eher der Klassiker: Gans mit Äpfeln und Maronen füllen, langsam im Ofen bis zur gewünschten Knusprigkeit grillen, aus fettminimiertem Bratensud, den mitgegarten Äpfeln und Maronen eine Sauce ziehen, Knödel, Rotkraut und glasierte Marone dazu – und fertig ist die Laube. Und ja – ich schaue voher wegen der Garzeiten gelegentlich nochmal ins Rezept. Man muss nicht alles wissen; man sollte sich jedoch darüber vergewissern, wo es steht, wenn man’s braucht! Tatsächlich habe ich diesen Heiligabend sogar quasi Akkordgegart, weil ich die Ochsenbäckchen für den ersten Feiertag an anderem Ort auch gleich vorbereitet habe. Es ist soviel einfacher dann dort nur langsam wiedererwärmen und derweilen die Beilagen richten zu müssen. Außerdem sind beides Gerichte, die nach akribischer Vorbereitung vor allem der Geduld bedürfen. Ideal, wenn man nebenher ausspannen möchte.
Ich koche gerne und auch, wenne s den Anschein erwecken könnte bei weitem nicht nur Dinge für Karnivoren, obwohl ich zugegebenermaßen immer noch gerne Fleisch, Gefügel Fisch esse. Allerdings haben sich Bezugsquellen und Qualitätsanspruch in den letzten Jahren deutlich gewandelt.: regional, bio, nachhaltig. Mein Vorsatz für 2024 ist hier – noch weniger, dafür noch besser! Man kann in der Küche auch als Nicht-Veganer das Seine tun, um zum Wandel beizutragen. Das fängt schon bei der Obst- und Gemüseauswahl an. Denn wer kennt sie nicht, die legendären Avocado- und Bananenplantagen, Quinoa-Felder und wilden Tomaten der oberrheinischen Tiefebene – verfügbar bis in den Dezember. Ja so ein Quatsch. Auch die Küche ist ein Ort, um seinen Horizont zu erweitern. Allzu oft, sind es Stress, Sorgen, Taktung des Alltags, die uns unsere guten Vorsätze vergessen lassen. Jene, die man zu Silvester herausposaunt, haben sowieso noch niemals Gültigkeit über die ersten 7 Minuten des neuen Jahres hinaus besessen – sind sie doch fast immer viel zu gewaltig, um erfüllbar bleiben zu können! Aber kleine Änderungen am Verhalten, die lassen sich, mit etwas Übung auch in den eben benannten Alltag intergieren. Die Sozialpsychologie sagt, dass es eh einfacher ist, neue Gewohnheiten zu etablieren, anstatt sich alte abzuerziehen. Auf diese Weise werden Verhaltensänderungen einfacher; Zeit brauchen sie dennoch – im Mittel mehrere Monate.
Ich versuche jetzt mal verschiedene Ansätze, um manches in den Griff zu bekommen, was der Stress der letzten zweieinhalb Jahre mit mir angestellt hat – oder besser, was ich ihn habe mit mir anstellen lassen, weil es der einfachere Weg war. Nun ja, hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. In jedem Fall sollen quasi-meditatives Kochen und genussvolles Essen für mich nicht die besten Coping-Strategien bleiben, denn auf Dauer ist das auch nicht gesund. Mal schauen, was mir so einfällt. Versucht habe ich schon manches, doch dieses Jahr habe ich noch einige Rückschläge hinnehmen müssen. Denen will ich nun entgegen treten. Wir werden sehen, ob’s klappt. in jedem Fall wünsche ich allen ein gutes Zwischen-den-Jahren. Bis die Tage.