DU OPFER – oder: was heißt hier schwach…?

Rollenverständnis. Insbesondere bei Geschlechterrollen. Eines der größten Probleme der Menschheit überhaupt. Wenn man es ein wenig überspitzt, ist es die Wurzel allen Übels. Weil sich in dem großem Graufeld zwischen Zero und Hero beiderseits des Gender-Äquators (und auch in dem Raum dazwischen) so viele Möglichkeiten auftun, sich selbst und andere Miss zu verstehen, dass Konflikte vorprogrammiert sind. Und wer glaubt, dass persönliche Kränkungen bei Politikern nicht ausreichen, um mal eben einen neuen Krisenherd aufzumachen, der soll sich einfach die letzten 27 Monate mit Donald Trump noch mal genau ansehen. (Nicht dass Barrack Obama eine blütenreine Weste gehabt hätte – auch unter seiner Administration gab es Staatsterrorismus).

Wir wachsen mit Rollenbildern auf. Es kann gar nicht anders sein, denn unsere Eltern, deren Eltern und wiederum auch deren Eltern und so weiter sind mit Rollenbildern aufgewachsen; tradierten Vorstellungen davon, wie ein Junge oder ein Mädchen sich zu verhalten hätten, während sie zum Mann bzw. zur Frau heranwachsen. Allein der Umstand, dass es Homo-, Bi- und Transsexualität (und noch so viele andere Spielarten) schon immer gegeben hat, wurde durch diese Traditionen in den meisten Kulturen – so auch in unserer – stets negiert. Erst allmählich begann sich dies zu ändern. Zögerlich treten jene ins Licht, die nicht länger bereit sind, ihre wahre Natur zu verstecken. Und ebenso allmählich finden diese „Angriffe“ auf tradierte Rollenbilder Eingang in die Medien.

Um wirklich verstehen zu können, wie entsetzlich das alles für „den klassischen Mann“ oder „die klassische Frau“ ist (heute bestenfalls noch künstliche Begrifflichkeiten, die vielleicht irgendwann einmal ein Korrelat in der realen Welt gehabt haben mögen), muss man sich nur vor Augen führen, wie kurz es erst her ist, dass die Welt subjektiv noch in Ordnung war. Bis 1958 brauchten Frauen die Erlaubnis des Vaters oder Gatten, um den Führerschein machen zu dürfen. Erst ab 1969 sah das BGB eine verheiratete Frau als geschäftsfähig an und erst seit 1977 dürfen Frauen ohne Erlaubnis des Ehepartners einem Beruf nachgehen. Ach, das waren noch gute alte Zeiten…

Wollt ihr mich verarschen? Es gibt keine gute alte Zeit. Es gab sie nie und vermutlich wird es leider auch in Zukunft immer wieder Perioden geben, derer man sich – ex post – unangemessen nostalgisch erinnert, weil Menschen das halt so machen; die Scheiße einfach mal ausblenden, damit das eigene Narrativ nicht ganz so düster daherkommt. Ich nahm gerade eben einen winzigen Ausschnitt aus der jüngeren Emanzipations-Geschichte der Frau, damit klar wird, warum so viele Männer immer noch nicht klar kommen. Jahrtausende des guten alten Patriarchats weggewischt von ein paar links-grün-versifften Emanzen, die einfach nicht verstehen wollen, dass das Primat des Mannes den Naturgesetzen folgt… Wacht auf, ihr Opfer und versteht, dass man Rollen auch ändern kann, aus ihnen ausbrechen, sie neu definieren.

Unsere Welt ist eine wesentlich stärker partikularisierte, als sie dies noch vor fünfzig Jahren war. Wir zahlen den Preis der Moderne durch die Notwendigkeit, uns unseren Platz in dieser Welt immer wieder selbst immer wieder neu suchen zu müssen. Ulrich Beck benannte dieses Phänomen mit dem Schlagwort „Risikogesellschaft“. Und in mancherlei Hinsicht ist seine Analyse immer noch aktuell. Die Medien sind, so sehr sie sich auch bemühen mögen, Avantgarde sein zu wollen, immer auch ein Spiegel des Zeitgeistes. Und es hat lange gedauert, bis wir im Fernsehen nicht mehr dauernd über den „Macho-Hero“ auf der Suche nach seiner „Damsel in Distress“ gestolpert sind, sondern eben auch ängstliche, (vermeintlich) schwache, suchende, verletzliche Männer zum Vorschein kamen, die in der Realität schon immer da waren. Wenn jetzt die plakative Übersexualisierung beiderlei Geschlechts noch aufhören würde, kämen wir vielleicht endlich zur Normalität. Wär doch mal ganz nett. Schöne Woche noch…

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