Dream a little dream…

Ich habe hier irgendwann mal gesagt, dass ich mich nur selten an meine Träume erinnere. Also, ich meine, jeder Mensch träumt, aber die Intensität, mit welcher wir diese Auswürfe unserer unbewussten Hirnfunktionen beim nächtlichen Aufräumen wahrnehmen und auch noch wiedergeben können, variiert individuell erheblich. Ich kenne Menschen, die regelmäßig sehr bunte Träume erzählen können. Bei mir ist da zumeist wenig zu berichten. Nun wurde ich aber von meinem Therapeuten aufgefordert, “Träume mitzubringen”. Also, meine Träume, sofern ich mich an diese erinnern kann, aufzuzeichnen und mich mit dem Erlebten auseinander zu setzen, so dass wir uns in der Therapiestunde damit befassen können. Ich habe seitdem tatsächlich ein paar Dinge erinnert, die mir früher glatt durch die Lappen gegangen wären. Ich bin sogar so weit gegangen, Traumfetzen direkt nach dem Aufwachen in die Sprachmemofunktion meines Smartphones zu stammeln, damit ich nicht dauernd alles vergesse. Macht man das allerdings mitten in der Nacht, weil man vom Ruf der Natur wachgerüttelt wurde, sind die Ergebnisse… interessant. Mir hilft das dennoch, weil ich mich anhand dieser – manchmal durchaus wirren – Beschreibungen etwas häufiger an meine Träume erinnern kann. Ich träume weder mehr noch weniger, aber es gelingt mir häufiger, die Bilder festzuhalten. Der Gedanke dabei ist, dass man durch die Bilder und das was man dazu denkt und fühlt einen kleinen Zugang zu seinem eigenen Unterbewussten bekommt. Es ist allerdings eine zunächst gewöhnungsbedürftige Technik. Interessant war in diesem Zusammenhang für mich die Frage, ob ich Scham beim Erzählen meiner Träume empfinden würde; was ich im übrigen klar verneinen kann.

Ich hatte vor wenigen Nächten tatsächlich einen Traum, der mich hauptsächlich irritiert hatte. In diesem Traum sah ich mir kurz ein Video von Matt Colville (dem bekannten DnD-Youtuber) an, in welchem er plötzlich Deutsch sprach. Ich war davon völlig verwirrt und hörte mich selbst im nächsten Moment sagen “Ach das ist bestimmt nur AI… alles fake…”. Dann war dieser Traumfetzen auch schon wieder vorbei. Es fühlte sich für mich so an, als wenn im Traum vielleicht maximal zwei Minuten vergangen waren; wenngleich Raum und Zeit im Traum ja keinen absoluten Charakter haben, sondern üblicherweise höchst fluide sind. So irritierend (und manchmal auch beängstigend) geschmeidig, wie unsere Träume durch Orte springen, die wir kennen – und irgendwie doch nicht – wo sich Momente zur Ewigkeit ziehen und Ewigkeiten wie ein Wimpernschlag vergehen, haben unsere Begriffe von Raum und Zeit keinerlei strukturierende Bedeutung. Bestenfalls emergieren durch die derart verzerrte Wahrnehmung Gefühle. So war es auch bei diesem Traum, der mich einmal mehr mit einem überaus irritierten “Wie bitte…?” zurückließ. Und trotzdem frage ich mich noch immer, was mir dieser Traum sagen könnte? Falls es denn irgendetwas daran zu verstehen gibt… Ich habe diesen Traum dann in der Therapiegruppe erzählt und in dem Zusammenhang kam es zu eben jener Frage, ob ich mich schämen würde, meine Träume zu erzählen. Ich würde anfügen wollen, dass es im Zweifel eher die luziden Tagträume sind, deren Inhalte ich nicht jedem erzählen möchte. Da geht es nämlich nicht selten um quasi erwachsenen Schweinkram. Und ja, darüber möchte ich nicht unbedingt referieren müssen. Manches ist dann doch zu privat. Aber Matt Colville auf deutsch sprechen zu hören… das war einfach nur irritierend. Und das ist, wie schon erwähnt oft das dominierende Gefühl im Zusammenhang mit meinen erinnerten Träumen.

Wenn ich jetzt, mit einem gewissen Abstand darüber nachdenke – und es sei erwähnt, dass auch dieses Mal die zwei Hälften des Textes zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind; wir bewegen uns gerade im später entstandenen Teil – dann ringe ich in letzter Zeit sehr häufig mit Fragen rings um Haltung, Integrität und… tadaaa… Authentizität! Man kann eins und eins zusammenzählen und erkennen, dass bei dem Ausspruch “Ach das ist bestimmt nur AI… alles fake…” die Sorge um einen wachsenden Mangel an Authentizität durch das Aufkommen von Unmengen an AI-Slop im Internet mitschwingt. Oder, noch etwas schärfer formuliert, ich anscheinend die Wahrnehmung habe, dass es insgesamt mit Authentizität in vielerlei Kontexten nicht mehr allzu weit her ist. Und ich ringe ehrlich mit der Frage, wie ich meine eigene Authentizität bewahren kann, im Angesicht der vielen Herausforderungen, welche mich derzeit gerade beruflich stressen. Mein Privatleben spielt dabei keine so große Rolle, aber im Job habe ich so oft das Gefühl, dass Menschen einfach nur fake sind. Ich habe mich hier bereits neulich dazu ausgelassen – und ich komme nicht umhin, feststellen zu müssen, dass sich die Situation NICHT verbessert hat. Im Gegenteil wächst die Zahl jener, denen ich ganz biblisch die Pest an den Hals wünsche derzeit gerade weiter. Mag sein, dass diese Interpretation jetzt ein wenig weit hergeholt ist; ich habe jedoch gerade keine bessere, also muss das hier genügen.

Und was ich jetzt mit all dem mache…? Nun, zunächst einfach mal weiterhin das Problem bewundern, da mir derzeit auch keine Lösung einfallen mag, außer davonzurennen – und dafür bin ich eigentlich nicht der Typ. Also werde ich weiterhin aufmerksam darauf achten, ob mein Hirn unterdessen mal wieder irgendwelchen absurden Scheiß zutage fördert, auf dem ich dann rumkauen kann. Der Knochen hier ist allerdings auch noch nicht so richtig sauber genagt. Wir werden sehen. Während ich jetzt erstmal weiter von was Schönem zu träumen versuche, wünsche ich euch schon mal ein erträgliches Wochenende…

Auch als Podcast…

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