Die Gedanken treiben lassen…

In Anbetracht der gegenwärtigen Lage ist es Zeit, sich eines Zitates von Mark Twain zu erinnern: „Mensch: das einzige Lebewesen, das erröten kann. Es ist aber auch das einzige was Grund dazu hat.“ Ich werde der Angelegenheit hier nur einen Paragraphen widmen, weil alle Argumente ausgetauscht, alle notwendigen Diskussionen geführt und alle sinnigen Angebote gemacht sind: WER BIS JETZT AUS EIGENEM ANTRIEB, UND OHNE JEDE MEDIZINISCHE NOTWENDIGKEIT FÜR SICH ODER FAMILIENMITGLIEDER DIE IMPFUNG GEGEN COVID VERWEIGERT, IST EINE ASOZIALE ARSCHTROMPETE! Ende der Durchsage! Wenn sich irgendjemand dadurch beleidigt fühlt, darf er mich gerne blocken oder sonstwas. Geht mit den Zwiebeln spielen, Schwurbler. Euch braucht eh keiner! Nachdem das nun für mich ein für alle Mal geklärt wäre – now to something completely different…

Wir steuern, einmal mehr, vollkommen unverschuldet auf Weihnachten zu. Auch hier hat die Politik nichts getan: Spekulatius und Lebkuchen gab’s schon im September. Das ist ja fast noch kränker, als diese öffentlichen Besäufnisse namens „Weihnachtsmarkt“. Vom Sodbrennen wegen des Glühweins mal abgesehen, dieses Jahr auch aus anderen Gründen Schwachsinn, da hin zu gehen. Wenn ich in Stimmung kommen will, schmücke ich meine Bude, und trinke selbstgemachten Glühwein. Ist eh besser. Scheiß auf das Sodbrennen. Aber auch andernorts ist der Konsumwahn auf vollen Touren. Heute ist dieser nervtötende, seit Wochen angekündigte Black Friday und ich frage mich immer noch, was diese Scheiße soll? Kriegen die Leute denn nicht mit, dass die Einzelhändler über das dritte und vierte Quartal langsam die Preise anheben, damit es zu Thanksgiving dann aussieht wie ein Schnäppchen?

Ich las heute auf Zeit Online ein Interview mit Gerald Hüther, diesem nervtötenden Neurodingensbummens, der immer meint, zu allem seinen Senf dazugeben zu müssen, Er könnte ruhig mal bei Würstchen bleiben, aber dieses Mal hat er zumindest einen halbwegs soliden Punkt gemacht: Konsum ist psychologisch wie eine Sucht. Seine Begründung ist abgedroschen (bei ihm findet immer alles zwischen Nucleus Accumbens, Amygdala und mesolimbischem System statt), die Folgen sind jedoch in der Tat real: je mehr man hat, desto mehr will man! Zumindest gilt das für einen nicht unerheblichen Teil der Menschen. Und, wenn ich mich mal so in meinem Büro umschaue, dann gebe ich zu, dass ich auch nicht unschuldig bin. Ich rede mich ja immer damit raus, dass ich Neues ausprobiere, und vieles in meinem Home-Office sich mittlerweile um Content-Production dreht. Was bedeutet, dass ein gewisser Professionalitätsanspruch auch gegenüber meinen Werkzeugen besteht. Zumindest in der Theorie.

Ich bin kein Streamer oder Youtuber. Jedenfalls nicht im klassischen Sinne. „Let’s Play“ wäre bei meinen miserablen Reflexen vermutlich auch eher langweilig anzusehen. Ich produziere kommentierte Präsentationen und How-Tos für meinen Job, die Ausbildung von Rettungs- und Notfallsanitätern*innen. Ich blogge und gerne möchte ich auch wieder öfter podcasten. Ich habe zwei Argumente, die jedenfalls für mich alle anderen schlagen: Arbeitsergonomie und Wohlfühlen. Ich stehe einfach gerne an meinem überarbeiteten Tisch, um kreativ zu werden (natürlich sitze ich auch gerne dran, aber allein diese Wahl zu haben…). Nach meiner Wahrnehmung braucht es bestimmte Umgebungsparameter, um überhaupt kreativ werden zu können. Zum Wohlfühlen gehört dabei für mich die Ruhe. Diese Ruhe, wenn niemand einfach so in dein Büro gelatscht kommen kann. Unbezahlbar für meine Produktivität.

Und doch hadere ich natürlich mit meinem Konsum. Einerseits kann man sagen, ich habe die Binnenkonjunktur anheizen geholfen und somit zur Stabilisierung unserer Wirtschaft beigetragen. Andererseits habe ich meinen CO2-Footprint wieder angeheizt. Und bin selbst in die zuvor beschriebene Falle getappt. Und ich werde es nicht leugnen. Allerdings bin ich jetzt auch für den nächsten Lockdown und vermehrtes Home-Office gut gewappnet. Denn solange niemand eine Impfpflicht und einen echten Lockdown JETZT durchsetzt, wird der wieder verschleppt bis Ultimo und dauert dafür dann extra lange. Weil unsere Politiker immer noch meinen, in einer Pandemie müsse man auf die Umfragewerte, anstatt auf die Fakten achten. Was das bringt, hat die CDU (Gottseidank) gerade am eigenen Leib erfahren müssen.

Ganz ehrlich – ich bin noch nicht in Weihnachtsstimmung. Zum einen, weil der Stress nicht abreißt. Und zum anderen, weil mein Körper gerade nicht so möchte, wie ich. Ich gehe davon aus, dass er mir damit etwas sagen will – und bin dementsprechend mal zu Hause geblieben. Irgendwie kriegt man den Laden immer ans Laufen. Was Weihnachten betrifft: es kommt, wie es kommt. Gerne mit wenigen, ausgewählten (geimpften und getesteten) Familienmitgliedern und Freunden. Alles Andere findet sich, wenn es soweit ist. Ein bisschen Konsum muss dann doch noch sein, weil es einige wenige gibt, denen ich gerne etwas Schönes schenken möchte. Herr Hüther meinte hierzu, man schenkt ja doch nur, um sich selbst gut zu fühlen; um sich an den positiven Gefühlen der Beschenkten zu bedienen. Solange das ein Handel auf Gegenseitigkeit ist, der nicht vollkommen aus dem Ruder läuft, bin ich dabei, scheiß auf Herrn Hüther. In diesem Sinne – mittlerweile ist draußen Black Friday. Gehabt euch wohl.

Auch als Podcast…

#zimbocompodcast

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