Ich habe ehrgeizige Ideen. Ich möchte zukünftig gerne neue, andere Spieler gewinnen, um meinen Kampagnen (wieder) mehr Leben zu einzuhauchen. Möglicherweise werde ich nun West-Marches-Style ausprobieren. Es ist schon so, dass ich auch sehr gerne selbst spiele. Allerdings musste ich feststellen, dass mir das Spielleiten ebenso viel Freude bereitet. Möglicherweise bin ich aus gutem Grund ein „Forever DM“. Und zwar in dem Sinne, dass es mir eine besondere Spielwiese bietet, um meine kreative Ader ausleben zu können. Geschichten erzählen zu dürfen, bedeutet mir viel. Und es war und bleibt für mich eine Herausforderung, so gut wie niemals ein vorgefertigtes Modul als Grundlage für mein Spielleiten zu benutzen. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal etwas Vorgefertigtes benutzt habe, denn ich denke mir sowohl meine Abenteuer, als auch meine Kampagnensettings schon seit meinen frühen Tagen als Spielleitung stets selbst aus. Ich habe an anderer Stelle bereits darüber gesprochen, dass ich überdies seit geraumer Zeit mein eigenes Spielsystem (Regelwerk) benutze. Somit habe ich mir über die Jahre ein eigenständiges Ökosystem geschaffen, In welchem all meine Kampagnen stattfinden können. Es liegt also auf der Hand, es nun auch mit mehreren Spielgruppen zur gleichen Zeit in der gleichen Kampagnenwelt auszuprobieren. Was allerdings bedeutet, dass ich mehr Spieler brauche!

Ich will ehrlich sein: Ich bin im Moment unzufrieden. Das könnte eventuell daran liegen, dass sich in den letzten Monaten eher wenig getan hat im heimatlichen Spielbiotop. Dem Umstand geschuldet, das ich einerseits durch meine Arbeit, andererseits aber auch durch Terminschwierigkeiten der Mitspielenden nur sehr wenig zum Spielleiten gekommen bin, liegen alle Kampagnen, die ich bis dahin entwickelt hatte, völlig brach. Diesem Umstand Abhilfe zu schaffen, erweist sich schon seit dem Sommer als relativ schwierig. Da sich zudem, wie es irgendwie jedes Jahr der Fall ist, mein Spätjahr mit Arbeit gefüllt hat, wie ein Truthahn zu Thanksgiving, bin ich momentan derjenige, welcher die Terminschwierigkeiten verschuldet. Aber ich bin guten Mutes, dass sich diese Situation alsbald verbessern lässt. Zunächst gilt es, wenigstens eine Kampagne (nämlich meine schon seit über zwei Jahren laufende Hohlwelt-Geschichte) noch zu Ende zu bringen. Und zwar zu einem guten Ende. Zu einem für alle Beteiligten befriedigenden Ende. Danach jedoch will ich mal andere Wege gehen. Ich habe die vage Idee, dass mit mehreren Gruppen, die an unterschiedlichen Stellen und zu unterschiedlichen Terminen in der gleichen Welt spielen, immer wieder Spieler austauschen oder auch mal zusammenkommen können, eine neue Dynamik entsteht und ich vor allem mit den Terminproblemen nicht mehr so zu kämpfen habe. Ob das wirklich funktionieren wird, weiß ich nicht. Viele DMs bekommen das mit dem sogenannten West-Marches-Style hin, aber ich bin irgendwie eingebettet in ein Umfeld mit lauter Schichtdienstlern, deren Terminpläne nebeneinander zu legen oft schlimmer ist als Scrabble auf Gälisch. Aber ich bin mittlerweile der Auffassung, dass es so, wie es im Moment läuft nicht weitergehen kann. Es ist für mich einfach erheblich unbefriedigend, das es keine verlässlichen, regelmäßigen Termine gibt. Dafür bin ich viel zu sehr ein Zock-Junkie. Und wenn ich nicht selber genug zum spielen komme, weil Spielleiter halt doch Mangelware sind, dann muss ich halt selbst spielleiten – come hell or high water!
Meine Wahrnehmung aus Erfahrungen der der letzten Zeit ist allerdings, dass es gar nicht so einfach ist, gleichgesinnte TTRPG-Junkies zu finden, die auch tatsächlich mit oder bei einem spielen wollen. Oft entwickeln sich Spielrunden aus Freundeskreisen und bleiben dann über Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte hinweg konsistent – und auch nach außen geschlossen, weil man eben “seinen speziellen Stil” am Tisch pflegt. Es ist dabei nicht so, dass die Leute nicht auch Neues ausprobieren würden (also… andere Regelwerke); aber halt immerzu im gleichen Kreis. Denn das Bekannte hat den Reiz, stets für sich einschätzen zu können, wohin der Zug wohl fahren wird. UND… selbst wenn es die eine oder andere Online-Spiele(r)börse gibt, bleibt der Austausch über existierende Runden hinweg eher begrenzt. TTRPG ist und bleibt hier in Deutschland, allen Bemühungen verschiedener Youtuber zum Trotze ein Nischenhobby. Ich finde das insofern nicht schlimm, als eine überbordende Kommerzialisierung noch jeder Freizeitaktivität geschadet hat. Aber es verkompliziert die Dinge, wenn Menschen aus der – vielleicht berechtigten – Sorge heraus, Liebgewonnenes zu verlieren, die Tellerränder höher ziehen. Andererseits habe ich feststellen dürfen, dass “das Bekannte” ebenso eine Illusion ist, wie wirklich die Kontrolle über sein Leben zu haben. Möglicherweise ist das einer der Gründe für die relative äußere Abgeschlossenheit bestehender Spielrunden/-umgebungen: indem man sich in seinen Chars auslebt, kann man die Kontroll-Illusion bezüglich des eigenen Schicksals aufrecht erhalten… wenn auch nur für fiktive Personen, die man sich selbst ausgedacht hat. Wie man’s dreht und wendet, ich bin immer noch auf der Suche nach neuen Mitspielern; und bereit, mit ihnen und meinen Stammspieler*innen zusammen neue Geschichten zu erzählen. In diesem Sinne – always game on!
