Oft passiert mir Folgendes: ich stolpere (egal in welchem Medium) über irgendeine Novität. Sei es ein Spiel, ein Buch, eine Serie, ein Film, wasweißich. Dann beginne ich, mich dafür zu interessieren, steige ein, lese, kucke, höre, denke (ich bin halt manchmal leicht für Ideen zu begeistern), nur um nach kurzer Zeit feststellen zu müssen, dass meine Leidenschaft derzeit allein auf weiter Flur steht. Das passiert natürlich nicht immer – aber doch oft genug, dass es mich im Lauf der Zeit ein wenig vorsichtiger gemacht hat, bezüglich dessen, was ich zu manchen Themen von mir gebe. Und ich stecke auch beim Rollenspiel in dieser Schiene fest. Ich habe mit gewisser Mühe über die letzten 30 Jahre ein Regelwerk entwickelt, welches wir (mit jeweils leichten Adaptionsleistungen) für so gut wie jedes Genre nutzen. Es ist aus meiner Sicht deswegen ein gutes Regelwerk, weil es mir erlaubt, Dinge aus dem Hut zu zaubern, welche sich nicht durch meine Spieler in irgendwelchen frei verfügbaren Quellenbüchern finden und auseinander nehmen lassen. Rules Lawyer haben bei mir tendenziell vom Start weg keine Chance. Und weil ich es es gut genug kenne, um Dinge bullshitten zu können, ohne ein schweißnasses Hemd zu bekommen. Aber natürlich erkenne ich, eben weil ich mich schon so lange und intensiv mit Game-Design beschäftige, auch die Ecken, Kanten und Probleme. Wann immer ich jedoch darauf zu sprechen komme, höre ich ein “Aber es ist doch so gut, wie es ist!” – weil jenes Regelwerk, welches man als Spieler beherrscht, per Definition immer das beste Regelwerk ist. Auch TTRPGs und die dazu gehörende Szene folgen nämlich gerne ihren Traditionen…

Ich habe in meinen jüngeren Jahren an “der Szene” teilgenommen. Dies beinhaltete den Besuch von Conventions und den Austausch mit verschiedenen Spielrunden. Damals gab’s noch kein antisocial media, sondern man traf sich PERSÖNLICH, etwa in den Fachläden und unterhielt sich miteinander. In der Hauptsache hat man allerdings gespielt. Und zwar alles Mögliche und Unmögliche, einfach, weil man Lust darauf hatte. Ab einem Zeitpunkt, den ich heute gar nicht mehr so genau ausmachen kann, habe ich dann recht lange einfach nur noch mein Ding gemacht, ohne “der Szene” großartig weitere Beachtung zu schenken, weil ich von der Kommerzialisierung des Hobbys irgendwie angeekelt und desillusioniert war. Das Do-it-yourself-Gefühl der Anfangsjahre war weg, der Drive war auch bisschen weg und für eine kurze Zeit sah es echt so aus, als wenn TTRPGS nur was für junge Menschen wären… bis mir klar wurde, dass ich an Gamemaster-Burnout litt. Ich mag diesen Begriff Forever-GM gar nicht nutzen, weil er impliziert, dass mir diese Rolle zwangsweise zugefallen wäre. Fakt ist jedoch, dass ich sehr gerne spielleite. Halt nur nicht dauernd. Und nicht immer nur das Gleiche. Deshalb war irgendwann der Brunnen meiner Ideen versiegt. Ich war abgestumpft und passiv geworden, auch ein bisschen grummelig, weil mir irgendwie nix mehr so recht gepasst hat. Dann entdeckte ich die, damals gerade explodierende DnD-Tube. Leute, die in ihren Videos über ihre Begeisterung für das Hobby und vor allem für das Spielleiten sprachen. Die Tipps gaben, von denen mir manche sogar neu vorkamen und mache einfach nur daran erinnert haben, wie manche Dinge schon immer funktionieren. Und die Menschen zum Spielleiten zu animieren suchten, weil es einfach – seit Beginn des Hobbys – immer zu wenig Spielleiter gab und gibt Und ich horchte auf. Ich sog Ideen ein. Und begann wieder auszuprobieren.
Ich will ehrlich sein: wahrscheinlich bin ich manchmal ein bisschen zu kleinlich mit mir selbst und meinen (Mit)Spielern. Wahrscheinlich will ich manchmal auch einfach zu viel. Aber hey… immerhin will ich wieder! Also bitte… “Die Szene” betrachte ich heutzutage vor allem aus der Ferne, obschon ich neulich tatsächlich versucht habe, das Netz als Möglichkeit zu nutzen, um neue Spieler*innen zu gewinnen, oder in eine andere Spielrunde einzusteigen. Bislang allerdings ohne nennenswerten Erfolg, einfach weil ich nicht mehr bereit bin, mit Menschen auf Plattformen zu diskutieren, die m.E viel eher dazu beitragen, Menschen einander zu entfremden, als sie einander näher zu bringen. Etwa diese ganze Zuckerberg-Scheiße. Also werde ich, altmodisch wie ich bin, versuchen auf andere Art wieder ein wenig Anschluss zu finden, weil das Hobby es mir wert ist. Und weil TTRPGs etwas für Menschen aller Altersstufen sind. Und weil ich einfach mal wieder etwas Neues ausprobieren möchte. Das Schöne an solchen Exkursionen in unbekannte Gefilde ist: das allerschlimmste was dir passieren kann ist, dass du ein paar Stunden Lebenszeit und ein paar EURO in den Sand gesetzt hast. Das Beste was dir jedoch passieren kann ist, dass du Freunde für’s Leben findest und gemeinsam mit ihnen Zeit damit verbringen darfst, spannende, dramatische, unglaubliche Geschichten zu erzählen, die für immer EUCH gehören werden! Es ist – zumindest für mich – eben immer noch die beste Art von allen, Spaß mit seinem Gehirn zu haben. In diesem Sinne – always game on!
