Der Storyschreiner N°3 – Rückfall…

Ich habe gerade festgestellt, dass ich echt eine Sommerhure bin. Zumindest sprechen meine zwei letzten Posts hier diesbezüglich Bände. Und irgendwie dauert es mich, wenn ich zu oft die gleiche Leier spiele, denn immerhin ist monothematisch noch nie mein Ding gewesen. Aber wenn du halt in diesem Tunnel steckst und das Licht am Ende ein Schild ist, auf dem „Abgabetermin“ steht… Nun ja, an dieser Front klärt sich mein Geist gerade, da die letzten Schliffe an der Master-Arbeit zeitgerecht in der Mache sind und ich in den nächsten Tagen abgeben kann. Auf der Sollseite hat allerdings sich so viel seelischer Dreck angesammelt, dass irgendeine Therapieform vermutlich angezeigt wäre. Meine persönliche Lieblingsform ist und bleibt allerdings das Storytelling. Vielleicht greife ich die Idee mit „Them Vampir Ella“ wirklich auf…? Ne, Spaß – da gibt’s andere Projekte, die mich mehr reizen. Was mir fehlt, ist das Pen’n’Paper-Zocken. Die letzte Runde ist Monate her und einiges an meiner wissenschaftlichen Arbeit hat mir noch zusätzliche Lust darauf verschafft. Das Problem ist, dass Lust sich nicht automatisch in Motivation transformiert – und Motivation auch nicht verlustfrei in Aktion. Ich kenne mich selbst lang und intensiv genug, um zu wissen, dass ich gerade auf dem besten Wege von der Belastungs- in die Post-Projekt-Depression bin – dieses Loch, in das man fallen kann, wenn man gerade ein großes Ding gewuppt hat.

Holz-Kuppel BUGA 23

Ich hatte neulich mal so eine Modellskizze gepostet und über Grenzbereiche gesprochen, in denen das Erzählen einer Geschichte zu einer gemeinsamen Reise der Erzählenden und Zuhörenden wird; wobei beim Pen’n’Paper, wie auch sonst im Leben Zuhören nur für die Unverständigen ein passiver Akt ist. Ich musste das Modell, weil mein erstes Konzept noch nicht sauber in meine restlichen Gedanken gepasst hatte, noch mal überarbeiten und die Theorie-Bezüge schleifen, bin jetzt aber hoch zufrieden damit. Was mir in letzter Zeit nicht recht gelingen will ist, meine eigene Geschichte kohärent und befriedigend weiter zu erzählen. Ich meine, objektiv betrachtet fahre ich gerade die Früchte jahrelanger Arbeit ein und könnte mir zumindest’n bisschen auf die Schulter klopfen lassen. Doch – und es tut weh, das sagen zu müssen – ich fühle es nicht. Präzise fühle ich im Moment NICHTS. Und ich glaube, dass ich dringend in den Erzählraum muss – jenen nicht-physischen Ort jenseits der Realität, der es mir erlaubt, mit meinen Träumen wenigstens in jener Art von Simulation zu interagieren, die Rollenspiel nun mal ist. Ich gäbe wirklich viel für ein bisschen Immersion an einem Ort, an dem ich mal jemand anders sein darf, als der white, middle-aged, depression-ridden, cis-gender male, der ich mittlerweile geworden bin. GODDAMMIT!

Ich frage mich in letzter Zeit oft, was für ein Mensch ich gerne wäre, Wir alle – zumindest die Menschen meines Alters und darüber – haben ja dann und wann diese Momente, in denen wir unseren jüngeren Ichs gerne mal ein paar Ratschläge geben wollen würden – oder saftige Ohrfeigen, je nach Tagesform. Aber dieses ganz Hätte-Hätte-Gezuchtel taugt doch höchstens dazu, sich noch tiefer in diesen zähen, schlammigen Teich aus Selbstmitleid, Depression, mieser Laune und schlechten Coping-Strategien zu versenken. Ich sprach neulich von Framing. Und letzten Endes ist das wohl die einzige Chance, gegen dieses Teufelskreislaufartige, Selbstwertmangelgetriebene, Stressgetriggerte Sich-Selbst-Zerfleischen anzukommen: dreckig lächelnd das Komma des Lebenszufriedenheitskontos eine Stelle nach Rechts zu schieben (und ggfs. das Vorzeichen zu tunen), und im persönlichen Résumée das psychische Tafelsilber so lange zu polieren, bis dessen Glanz alles andere überstrahlt. Wir alle haben Dinge an uns, die einfach nur GEIL sind – wir neigen nur dazu, es zu vergessen. Ich weiß z. B., dass die Jahrzehnte der Übung mich zu einem wirklich guten Geschichtenerzähler gemacht haben. Und das möchte ich gerne wieder spüren dürfen. Egal, ob beim Schreiben, als Spieler oder Spielleiter. Und was ist euer GEILES DINGENS, mit dem ihr euch so richtig aus dem Loch ziehen könnt? Ich wünsch euch was…

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