coda sulle autostrada… – Neue italienische Geschichten N°1

Bevor irgendjemand jetzt gleich auf die unselige Idee kommt, meine Familie und mich verdammen zu wollen weil wir, Corona zum Trotze ins Ausland gereist sind – geht doch einfach mit den Zwiebeln spielen! Wir sind in der Toskana in einem Selbstversorger-Appartment auf einem Agriturismo (Wein und Oliven), den wir schon von früher kennen. Deshalb war es möglich, mit dem Gastgeber eine Übereinkunft zu treffen, die eine flexible Absage möglich gemacht hätte. Nun ist die Situation aber nach wie vor entspannt. UND ICH BRAUCHE DIESEN URLAUB SO SEHR WIE NOCH NIE IN DEN LETZTEN JAHREN! Also geht zum Jammern in den Keller. Herzukommen war anstrengend und schwierig genug, da brauch ich nicht auch noch Moralisten-Vibes. Insbesondere, wenn man den Umstand in Betracht zieht, dass wir satte 4,5h in Staus haben liegen lassen (Gotthard, Gernzübergang Chiasso, immer wieder auf der A1 von von Mailand bis Florenz) und ich deshalb erst gestern abend gegen 21:00 meine ersten 700 Meter im Pool schwimmen konnte. Immerhin – dafür gab es neben dem Pool noch Eis, Pizza, Prosecco und eine große Mütze voll Schlaf.

Ansonsten funktioniert hier alles, wie in Deutschland auch: mit Tests, Abstand und Maske. Was für Deutsche gewöhnungsbedürftig sein mag, ist für mich mittlerweile einfach ein tolles Feature: Sonntags Vormittags im COOP einkaufen gehen können; ist hier in der Urlaubszeit möglich. Allerdings geht hier alles nur mit dem Auto. Da muss man sich vorher schon genau überlegen, was man alles braucht, damit man nicht umsonst Sprit verbrennt. Dafür ist schon die Fahrt ein Erlebnis, denn unser Anwesen liegt am Ende einer ca. 2 km langen Staubstraße (im Moment wortwörtlich zu nehmen) durch die Hügel nahe Certaldo. Ich habe mich ehrlich gesagt gestern über die Staus und die Warterei tierisch aufgeregt. Die mir gegenüber getroffene Feststellung „Der Weg ist das Ziel!“ hätte gestern u. U. zu Toten geführt. Heute jedoch… ist alles eitel Sonnenschein. Und das sogar mit Gewitter am Vormittag. Die Grillen Zirpen, die Landschaft duftet auf diese besondere Art, die Sonne scheint wieder und heute Abend wird der Grill heiß und der Wein kühl sein.

Zu sich kommen (nicht im medizinischen Sinne) ist für mich, erkennen zu dürfen, dass es wenig braucht, um sich als Mensch fühlen zu dürfen. Auch wenn man dafür manchmal einen etwas längeren Weg gehen – bzw. fahren – muss. Das mag ökologisch nicht 100% einwandfrei sein, aber immerhin ist das Auto bis unters Dach beladen => hohe Effizienz. Manche Leute faseln immerzu irgendwas von Erholungsdruck im Urlaub, weil sie meinen, etwas Besonderes tun oder erleben zu müssen – und bei der Jagd nach diesem Moment übersehen, dass er sich eben schon realisiert hat. Z.B. in einem schönen Blick aus der eigenen Appartmenttür, den man schon morgens beim Frühstücken genießen kann. In der Möglichkeit, Abends, wenn alle anderen ihr Ding machen, noch mal ein paar 100 Meter im Pool schwimmen zu können. In Raubvögeln, die am Tage über der Zufahrtsstraße kreisen und scheuen Rehen, die abends am Waldrand stehen. Im Geruch der Landschaft. Es ist dieser Geruch, der für mich eine spezielle Bedeutung hat: nach Hause kommen. In diesem Sinne bin ich nun gesegnet

Die nächsten Tage werden mit dem gefüllt, was keinem besonderen Zweck dient – außer, noch mehr zu sich selbst zu kommen. Mal ein Nicht-Fachbuch lesen. Schöne Sachen anschauen und knipsen bis der Auslöser glüht. Kochen und Essen. Bloggen (sorry, aber es wird noch mehr kommen). Runterkommen. Und jeden Tag schwimmen. Alles zusamen genommen: hart prokrastinieren! In diesem Sinne sind es keinen neuen italienischen Geschichten. Obwohl, wer weiß schon, was sich in den kommenen Tagen und Wochn ereignet. Ich freue mich drauf. Mehr kann man sich doch gar nicht wünschen, oder…?

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