Interessenkonflikt?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Reisen in mir ziemlich oft ambivalente Gefühle auslöst. Nicht immer, aber zumindest häufig, wenn ich es alleine tue; bzw. alleine tun muss. Das mit dem alleine müssen hat mit meinem Studium zu tun, so dass es letzten Endes einem Zweck dient, der die Mittel zumindest ein Stück weit rechtfertigt. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, denn mit den kleinen und großen Problemen, die das zeitigt, will ich hier keinen langweilen. Nun ist Ambiguität allerdings ein Thema, welches mich brennend interessiert. Einerseits, weil ich es aus psychologischer Sicht brutal spannend finde, in welch unglückliche Lagen unser Gehirn uns manchmal unverhofft bringen kann; andererseits, weil ich denke, dass die Spannungen, welche ambivalente Gefühle in uns erzeugen können, gleichsam einen Motor zur Innovation darstellen. Zumindest, wenn man es versteht, diese Energie für sich nutzbar zu machen.

Widerstreit im Geiste erwischt uns immer dann, wenn wir uns unserer Selbst und folglich auch unserer Einstellung zu irgendeiner Situation, Sache oder Person nicht sicher sind. Meiner persönlichen Erfahrung nach ein nicht allzu selten auftretender Umstand. Tatsächlich bilden wir uns ja gerne eine, Meister unseres Schicksals zu sein, jedoch entlarvt die Realität dies öfter als Illusion, als uns lieb ist. Viele Prozesse, die unser Tun oder Lassen zum Teil entscheidend mitbestimmen, laufen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ab, also unbewusst und automatisiert. An diesem Ort unseres Geistes regieren die Stereotypen und die Heuristiken. Also Schemata und Prozesse, die sich durch eigene, voran gegangene Erfahrungen, durch die Ideen und Informationen Anderer, die in uns wirken und durch unsere tiefsten Emotionen erschaffen, manchmal verändert, aber im Lauf der Zeit vor allem verfestigt werden. Und die unsere Wahrnehmung, unsere oberflächlichen Empfindungen, unser Denken und damit zwangsläufig auch unser Handeln strukturieren. Ich würde nicht sagen, dass wir dem hilflos ausgeliefert sind, aber wissenschaftlich erwiesenermaßen üben diese Automatiken des Geistes einen nicht unerheblichen Einfluss auf uns aus.

Zurück zur Ambiguität ließe sich sagen, dass sie somit ein wesentlicher Bestandteil unserer mentalen Welt wird, weil die Idee, welche wir von uns haben, das Selbstbild, welches wir zu entwerfen wagen, ebenso zwangsläufig häufig von Verhalten torpediert werden wird, dass nicht unseren bewussten Intentionen entspricht. Immer und immer wieder. Denn unser Bestreben, eine sinnhafte Geschichte unserer Identität zu erzählen, wird dabei durch eigenes Tun untergraben. Die Folge sind innere Konflikte, deren Auflösung uns um die eine oder andere Nacht Schlaf bringen kann. Oder uns dazu nötigt, uns mit dem Gedanken auseinander zu setzen, dass wir gar nicht so clever, so großartig, so intellektuell gewandt oder wissend sind, sondern ganz schlicht nur Menschen… Menschen, die gleich ob es ihnen gefällt oder nicht, allem Wissen und allen Fertigkeiten zum Trotz regelmäßig in die Emotionsfalle tappen.

Ich habe mal gesagt, dass ich nicht klingen möchte, wie irgend so ein Ratgeberbuch, weil die meisten Machwerke dieser Coleur mir ein Graus sind; unausgegoren, einseitig, dogmatisch, und was weiß ich nicht noch alles. Für die meisten Autoren geht es doch nur um einen schnellen Euro, also schmieren sie mal geschwind ein Buch hin, kann ja jeder. Jetzt habe ich mich selbst in die – ambivalente – Zwickmühle manövriert, behauptet zu haben, dass man diese innere Zerrissenheit in Energie ummünzen kann und blieb bisher die Ausführung schuldig, wie das denn gehen soll. Ich kann aber nur beschreiben, wie ich das angehe. Ob es so auch bei anderen funktioniert, weiß ich nicht.

Ich selbst lasse meinen Emotionen in solchen, zumeist anspannenden Situationen kurz freien Lauf – zumindest, sofern die Art der Empfindung dies erfordert – und konzentriere mich danach sofort auf eine halbwegs anspruchsvolle Aufgabe. Die Zeitspanne des Dampfablassens sollte dabei nicht länger als drei bis fünf Minuten sein, so dass noch Drive da ist. Während dieser Zeit wird der Emotionsüberschuss kanalisiert, bei Wut zum Beispiel, indem ich eine stilisierte Sorgenpuppe, die meine Frau mir mal geschenkt hat in die Ecke pfeffere, gerne auch von einer unartikulierten Verbaläußerung begleitet. Es ist meines Erachtens nämlich Irrglaube, sich immer schön still verhalten zu müssen. Manchmal lasse ich auch kurz Heavy Metal laufen und poge dazu einen Song lang durchs Zimmer. Und dann fange ich sofort an, etwas Produktives zu tun. Klingt einfach, ist aber schwer, klappt nicht immer und braucht im ersten Moment Kraft; danach profitiere ich aber von frei gewordener Energie.

Ich finde diese Strategie dann und wann hilfreich, man sollte aber eines nicht vergessen: Egal, wie man es angeht, es sind diese Interessenkonflikte mit sich selbst, die man bereinigen muss, bevor man sich mit jenen beschäftigen kann, die andere Menschen betreffen. Und gelegentlich kann man dabei das eine oder andere schlechte Stereotyp über Bord werfen.

Ein kurzer Zwischenruf zum Fall Tugce.

Ja, ja, die Justiz ist ja so lasch! Hängen sollte man diesen Sanel! Oder habe ich da was falsch verstanden, wie ich mir mal den selbstgerechten Furor so mancher Menschoiden im Netz, oder auch die Differenziertheit deutlich vermissen lassenden Auslassungen nicht weniger Journalisten so ansehe? Was hat man denn erwartet? Die Geschichte ist schon eine Weile her, die Leumunds-, vor allem aber die Tatzeugen wurden von Anfang an durch tendenziöse Berichterstattung einzelner Medien mit jedoch hoher Reichweite so sehr polarisiert, dass ihre Aussagen kaum von hohem Erkenntniswert für das Gericht gewesen sein dürften. Und der Beweis für die objektive Schuld des jungen Mannes – ein grieseliges Überwachungsvideo der Tat – zeigt so Manches, leider jedoch nicht die kausale Ursache für das zweifellos dumme, aggressive und in der Konsequenz furchtbar tragische Ausrasten von Sanel M.

Ich weiß, dass weder juristische noch soziologische Betrachtungen den meisten Menschen in so einem Fall genügen, weil es in ihnen ein atavistisches Verlangen nach Rache gibt, dem limbischen System sei Dank. Nehmen wir aber mal an Tugce hätte Sanel umgehauen und tödlich verletzt. Hätte das bundesweites Aufsehen erregt? Ich denke nicht, denn Sanel ist kein, als hoch engagiert und gut integriert darzustellendes Mädchen, mithin also ein Aushängeschild für die tolle Integrationspolitik in unserem tollen Land! Die faktisch ein riesiger Haufen Müll ist und wesentlich mehr Verlierer als Gewinner produziert; Verlierer wie Sanel M, der aus verletztem Stolz etwas Unüberlegtes mit gewaltigen Konsequenzen getan hat. Ja, ein Leben wurde ausgelöscht, das ist bitter, tragisch und die Familie wird es sehr schwer haben, jemals zur Ruhe zu kommen. Auch weil unsere Medien das Ganze immer noch ausschlachten. Doch das Skript für dieses Drama wurde früher und von ganz anderen geschrieben, als den jungen Leuten auf den schlechten Kamerabildern.

Jeder, der sich etwas umfassender damit beschäftigt weiß, dass viel zu viele junge Menschen von unserem Bildungssystem abgehängt, in einen Kreislauf aus Versagen, Selbstzweifeln, Ersatzbefriedigung und Ringen um Respekt gedrängt werden. Das Kinder aus Migrantenfamilien bewusst, aber auch unbewusst, stärker benachteiligt werden und damit noch anfälliger für ein „Abrutschen“ sind. Auf dieser Blaupause wurde Sanels Biographie geschrieben. Er ist nicht die Krankheit, sondern ein Symptom. Und Symptome bestraft man nicht, die behandelt man. Ich sage NICHT, dass er gar keine Schuld trägt, denn wer genau wie viel Schuld trägt, wissen nur zwei Menschen; und von denen ist einer tot. Aber es gibt keinen guten Grund, abseits einer Strafe, die ihm vor Augen führen soll, dass Gewaltanwendung in so einer Situation dumm und ungemessen ist, weitergehende Sanktionsmaßnahmen zu fordern. Eine Gesellschaft, die einerseits behauptet, tolerant und offen zu sein, auf der anderen Seite aber drakonische Strafen fordert für etwas, dass auch aus dem eigenen Unvermögen entstanden ist, alle Kinder zu integrieren – oder, es wenigstens zu versuchen – kann man nur als bigott bezeichnen.

Ich kann das juristisch nicht beurteilen, weil mir dafür der Sachverstand und die Kenntnis der genauen Umstände fehlen, aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive jedoch finde ich das Urteil angemessen, weil es ihm die Chance gibt, nachzudenken und besser zu werden. Tugce wird davon nicht wieder lebendig; aber unser Staat lebt, zumindest vordergründig, das Prinzip des Rechtes, nicht der Rache, was bedeutet, das Sanel eine zweite Chance bekommen soll, auch wenn er schwere Schuld – die Last eines Lebens – auf sich geladen hat. In diesem Sinne einen Gewaltphantasiefreien Abend…

Beziehungsweise.

Manchmal will es einfach nicht klappen, Dinge zu erklären. Entweder mangelt es an halbwegs interessiertem Publikum, an einem Sujet, wo man jetzt gerade mal so richtig auf die Kacke hauen könnte; oder aber an der Lust. Mit dem Erklären und Lehren ist es, wie mit jeder anderen etwas komplexeren Verrichtung auch: wenn man’s nicht mit einer gewissen Hingabe macht, wird’s halt Kacke. Also ich will damit jetzt nicht sagen, dass der Fachverkäufer seine Waren liebkosen soll, der Bürohengst seine Flipcharts mit Glitzersternchen verzieren, oder der Musiklehrer Arien singen muss; ich meinte mehr jene Zuwendung an das Fach und den Respekt vor den Tücken, die Sorgfalt und damit konsistent gute Leistungen hervorbringen. Und sofern es um Menschen geht, fände ich ein wenig Achtung vor den Bedürfnissen der Klienten auch ganz schick – vollkommen unabhängig davon, welcher Art diese Beziehung auch ein mag. Womit wir bei der Beziehungsweise wären.

Meistens wird das ja synonym zum Wort „oder“ benutzt, aber ich finde eine Verwendung als Nomen jetzt gerade passend, auch weil Beziehungen relativ häufig das Wort „oder“ enthalten. (OK, „aber“ kommt auch ganz schön oft vor.) Zum Beispiel wenn es um Handlungsalternativen oder differierende Meinungen geht. Und die entstehen in jeder Beziehung zwangsläufig; beziehungsweise sie sind ein Hinweis darauf, dass das Miteinander verschiedener Individuen stets die Möglichkeit des Missverstehens, Missachtens oder auch des Miss(be)handelns beinhaltet. Wir sind ja schließlich verschieden! Nicht nur die Gender, nein, nein, Menschen so ganz an sich. Denn wir sind doch alle einzigartig; na ja, meist mehr einzig, als artig…

Sich selbst und sein eigenes Tun als einigermaßen einzigartig zu erachten, ist ein notwendiger Mechanismus, mit dem unser Hirn eine halbwegs stimmige Erzählung unserer Existenz fortführt und erhält. Würden wir uns nicht als unabhängig, individuell, selbständig wahrnehmen, könnten wir unser Selbst nicht begreifen, nicht als eigenständige Person agieren. Und so uncharmant die Nebenprodukte der Persönlichkeitsautonomie im psychologischen Sinne auch sein mögen – z.B. das vehemente Absondern auch der abseitigsten Meinungen – sind sie doch integraler Bestandteil des Menschseins. Jeder Mensch muss als Kind erst erkennen, dass er ein eigenständiges Ding ist, das ganz viele Dinge tun kann um hernach erlernen zu müssen, dass für das Miteinander dieses Selbst beschnitten werden muss. Das ist aus rein praktischer Sicht falsch rum, denn zuerst begreift ein kleines Kind sich und die Welt als eins; allerdings mit dem Nachteil, dass es das Konzept von dein und mein erst mühsam erlernen muss. Und das endet nicht mit dem Schulabschluss, sofern man denn überhaupt einen erwirbt.

So oder so entscheidet die Beziehungsweise, beziehungsweise wie gut wir es verstehen, unsere persönliche Einzigartigkeit mit der individuellen Einzigartigkeit der anderen in Einklang zu bringen darüber, ob ein Miteinander funktioniert. Natürlich gehören zu einer funktionierenden Beziehung immer zwei, da bringt jeder etwas Gutes in den sozialen Austausch mit und dann funktioniert das schon. Manchmal – manchmal auch öfter – klappt es aber nicht wie erhofft, weil zum Beispiel der individuelle Return of Investment nicht entsteht; dazu hörte ich dieser Tage von einem Kollegen, der sich um einen Praktikanten bemühte, dieser aber immer nur seinen Kopf durchzusetzen versuchte. Man könnte sagen, der Praktikus ist selber schuld, wenn er das Lehrangebot nicht annimmt. Dem stimme ich zu, allerdings muss man den jungen Mann einmal fragen, was ihn zu diesem Verhalten veranlasst. Hat er dazu keine sinnvolle Antwort, hat er Pech gehabt, denn all die kleinen Prinzen und Prinzessinnen die da so langsam heranreifen, müssen halt auch mal scheitern. Insbesondere, wenn dies aus eigener Borniertheit geschieht.

Es kann aber auch sein, dass man selbst einer Fehleinschätzung unterliegt, dem Gegenüber zu viel oder zu wenig zugetraut, oder eine persönliche Ader getroffen hat (das muss noch nicht mal willentlich geschehen sein), was den sozialen Fluss bis zum Stillstand hemmen kann. Auch in diesem Fall gilt es, ein beim Gegenüber wahrgenommenes Fehlverhalten zu thematisieren; einmal, klipp und klar. Gibt es keine vernünftige Antwort – siehe oben! Denn so sehr einem ein harmonisches Arbeitsumfeld am Herzen liegen mag, ein harmonisches Privatumfeld ist noch sehr viel wichtiger. Folgerichtig muss ich nicht erklären, wohin der größere Teil meiner empathischen Energie fließt, oder? Allerdings nehme ich mir, bevor ich irgendjemand mit seinem Bullshit konfrontiere sehr viel Zeit, die Dinge zu begutachten. Außer beim Blaulichtfahren hasse ich es überdies, meine Stimme zu erheben. Kostet mich zu viel Zeit und Nerven.

Stattdessen beobachte ich Menschen zumeist – übrigens für mein Leben gerne – und gebe Ratschläge genau dann, wenn sie in die Situation passen und einen Mehrwert für den Angesprochenen erzeugen. Sich aufzudrängen, schadet nämlich auch der Beziehungsweise. In diesem Sinne noch einen schönen Tag.

Eine Spur von Blau?

Ich sitze im Garten und schaue nach oben. Blau über Blau, kein Wölkchen in Sicht, ein laues Lüftchen weht zwischen den Häusern, die ein Geviert gefühlter Abgeschiedenheit in mitten der Stadt bilden. Wie mein Blick für einen langen Augenblick so verharrt, fällt mir auf, wie klein unser Haus aus dieser Perspektive ausschaut. Oder zumindest, die mir jetzt zugewandte Seite. Schmal scheint der Bau zu sein, fast filigran und wenn man drinnen ist, trotzdem so riesig und voller Leben. Muss eine Verzerrung der Raumzeit sein, auch wenn ich eher keine Quantensingularitäten im Arbeitszimmer liegen habe. Da liegen nur CDs und Bücher und Notizblöcke und weiß der Teufel was Fusti umher; man denkt immer, alles Wichtige aufgeräumt, ordentlich, im Griff, bei Not zur Hand zu haben. Noch so eine Verzerrung, die allerdings bei nächster Gelegenheit von einer Kollision mit der normativen Kraft des Faktischen auf den Friedhof der hübschen Illusionen befördert wird. Denn realistisch betrachtet ist die Ordnung unseres jeweiligen individuellen Mikrokosmos ungefähr so fragil, wie das Bild des Hauses, in dem ich schon recht lange lebe. Aber so lange aufgeräumt ist, sieht es wenigstens gut aus…

Der Himmel scheint mir grenzenlos, so weit, dass mein Zuhause davor immer kleiner wird, immer unwichtiger, immer weniger mächtig und beschützend. Und dennoch niemals insignifikant. Denn läge die subjektive Sicherheit meiner Existenz tatsächlich in schier unendlicher Größe, in unerschütterlicher Macht über das Schicksal, in Beherrschung alles Beherrschbaren begründet… tja dann wären wir vermutlich alle im Arsch, denn ICH als Herrscher des Universums, also das KANN NICHT GUT GEHEN! Ebenso wenig, wie übrigens bei irgendeinem anderen Menschoiden da draußen. Wir alle sehen doch kaum weiter, als bis zur nächsten Straßenecke – und das meine ich nicht nur räumlich – wir sind viel zu leicht beeinflussbar, schwach und dumm, nennen uns dennoch Krone der Schöpfung. Ist schon ein bisschen arrogant, oder?

Es ist schon sommerlich warm, fast heiß, ich brauche zwischendurch eine Abkühlung, lasse die Gedanken wieder einfach so baumeln und taumeln und komme doch noch einmal zurück zum Blau des Himmels. Es ist schön hier und auch wenn ich mir mittlerweile sicher bin, dass es besser ist, wenn wir Menschen – insbesondere auch ich selbst – niemals alle Geheimnisse entschlüsseln, die es zu wissen gibt, wüsste ich doch sehr gerne, warum es ausgerechnet dieser Himmel ist, der uns Menschen immer und immer wieder mit Sehnsucht erfüllt. Mit Wanderlust, mit Forscherdrang, mit Neugierde und Staunen. Endlosem Staunen, wenn wir es denn nur zulassen. Ist es vielleicht eben dieses Gefühl, sich langsam in der eigenen Unwichtigkeit zu versenken, das die Last abfallen, den Tag helle werden lässt? Wie ich diese langen Sommerabende liebe, die man heiß, im Schein der Sonne beginnt um sich alsbald langsam ins unendliche Blau, dann Schwarz der Nacht treiben zu lassen. Essend, trinkend, redend, schweigend, lachend, lauschend im Fluss mit sich und der Welt ist, bis es irgendwann viel zu spät wird, um am nächsten Morgen den üblichen Verpflichtungen auch nur annähend ausgeruht nachgehen zu können. Aber den Preis zahlt man gerne, zumindest ich tue das.

Auch Nachdenken gehört zu einem solchen Abend, womit ich wieder bei meiner Erkenntnis der eigenen Unwichtigkeit ankomme. Denn es ist eine Frage der Perspektive. Immer wird man aufgefordert, das große Ganze zu sehen, schön produktiv, konform und funktional zu sein. Das beginnt in der Schule, zieht sich durch das Berufsleben und scheint immer mehr irgendwie auch den Weg ins Private zu finden. Dauernd faselt irgendein Wichtigling was von Work-Life-Balance und meint damit, dass man einfach noch besser funktionieren muss. Da fällt mir ein Song von Großstadtgeflüster ein: „Ich muss gar nix, außer atmen, trinken, essen und ficken…“. Wenn es um den Schutz der Privatsphäre geht, fällt mir dazu nicht nur das Tun der NSA ein, sondern auch der Selbstschutz durch Unterlassen. Irgendwelche Neoliberalen Sozen-Hasser werden mich jetzt vermutlich als Leistungsverweigerer sehen, aber das ist mir eins! Sich der Forderung nach mehr Selbstausbeutung zu verschließen, hat meiner Meinung nach den Charakter von gesundem, die eigenen Existenz schützendem Verhalten.

Denn so wie es offensichtlich eine Illusion unter dem blauen Himmel ist, dass wir unsere Leben wirklich im Griff haben, ist es auch eine Illusion, dass andere es im Griff hätten. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die zu viel Arbeit für zu wenig Geld leisten müssen, darum Not leiden und sich nach einer Chance zum Müßiggang sehnen. Es wäre schon toll, wenn wir es schaffen könnten, das irgendwann zu ändern. Ein Weg dahin könnte es vielleicht sein, sich mal der eigenen (Selbst)Ausbeutung zu verweigern und stattdessen in den Himmel zu schauen. So kann man zum Beispiel erkennen, dass das Leben manchmal einfach nur das Leben sein sollte und keine Aneinanderreihung von Notwendigkeiten. Einfach nur Leben mit einer großen Spur von Blau darüber. Und ganz nebenbei können wir damit so genannte Entscheider, die zu so manchem fähig sind, aber leider eher selten zu sinnvollen oder gar humanen Entscheidungen, vielleicht dazu nötigen, die bessere Wahl zu treffen; eine, die menschenwürdiges Arbeiten und leistungsgerechte Entlohnung schafft. Das würde schon viel helfen. Während wir zusammen daran arbeiten könnten, müssen wir uns allerdings mit dem Blick ins hoffnungsvolle Blau begnügen…

Tarifeinheit ist eine Illusion!

Ich möchte mal etwas richtig stellen – Horst Weselsky ist ein Unsympath, wie er im Buche steht, ein von Machtinstinkten und Geltungsbedürfnis gesteuerter, immer noch von den Kränkungen der Wiedervereinigung gezeichneter, kleiner Mann. Man muss ihn nicht mögen, man muss noch nicht einmal die Gewerkschaft der Lokführer mögen, oder den Umstand, dass sie seit Monaten immer wieder den Verkehrs-shit rocken. Man muss noch nicht mal Solidarität oder wenigstens Verständnis für deren Sache aufbringen. Man muss einfach nur begreifen, dass Spartengewerkschaften ein Existenzrecht haben. Und das das Tarifeinheitsgesetz einfach nur neoliberale Scheiße mit schwach-rotem Anstrich ist.

Danke Frau Nahles, dass sie endgültig öffentlich den Anspruch demontieren, Sozialdemokratin zu sein. Die Mitgliedschaft in einer Partei, die ihr Anrecht auf das Wort „Sozialdemokratisch“ auf Grund andauernder Inkongruenz zwischen niedergeschriebenem Anspruch und gelebtem Tagesgeschäft endgültig verwirkt zu haben scheint, qualifiziert nicht zur Inanspruchnahme des roten Mäntelchens für schwarze Politik. Auch Herrn Gabriels ununterbrochenes Werben für TTIP mehrt meine Sympathie für die aktuelle SPD-Agenda kaum. Um es noch einmal klar zu sagen: ich betrachte mich selbst als Sozialdemokraten, doch was die Genossen treiben, ist einfach unsozial, undemokratisch und unsinnig; bleibt der aktuelle Kurs erhalten, haben sie nichts anderes verdient, als endgültig im Nirwana der politischen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden und zwar am besten verdammt schnell.

Ein Haustarifvertrag für alle Beschäftigten eines Unternehmens, egal was für einen Job sie machen? Damit wir uns weniger erpressbar machen? Ja wer ist denn durch Streiks erpressbar? Ich, oder ihr da draußen, so als Privatmenschen? Echt jetzt? In allererster Linie die Arbeitgeber und das ist auch gut so, denn wenn es nicht so wäre, hätten wir immer noch lauter nach Gutsherrenart ausgebeutete Lohnabhängige. Ohne den Druck, den Gewerkschaften heute – Gott sei Dank – legitimer Weise aufbauen dürfen, würden wir unsere Arbeit immer noch unter vormodernen Bedingungen leisten und auch wenn es einen gelegentlich nerven mag, wenn man die Auswirkungen eines Streikes am eigenen Leib spürt, ändert das NICHTS, ABER AUCH GAR NICHTS DARAN, DASS ES EIN GOTTVERDAMMTES GRUNDRECHT IST UND BLEIBEN MUSS! ALSO HALTET ENDLICH DIE FRESSE, IHR DUMMEN, UNREFLEKTIERTEN MENSCHOIDEN, DENEN STREIKEREI NICHT PASST!

So, wie die demokratische Gesellschaft das Skandieren, Propagieren, ja manchmal sogar teilweise das Randalieren der politischen Randspektren dulden können muss, so sie denn als halbwegs vital betrachtet werden möchte, so müssen die Bewohner der Demokratie es auch aushalten können, wenn andere Teilnehmer am Projekt Gesellschaft ihre ureigensten Rechte ausüben. Im Gegenteil hätten die Streiker unsere Unterstützung verdient, aber wann immer man so was offen sagt, ist man ja stets gleich eine dumme linke Sau. Dass die vehementesten Streikgegner dabei ihren ungehemmten Egoismus mit einem demokratischen Anrecht auf unbehelligte Selbstentfaltung verwechseln, ist eines der tragischen Grundprobleme unserer langsam offenbar werdenden Demokratiekrise. Man könnte es auch schärfer ausdrücken: ihr verschissenen, egotrippenden Couchpotatoes da draußen glaubt wohl, dass der Staat nur dazu da ist, eure feinen, kleinen Egos zu beglücken.

Doch die Wahrheit sieht anders aus: der Staat, das ist zuallererst die Gemeinschaft aller Menschen, die ein bestimmtes Territorium bevölkern. Und so, wie man seinem Nachbarn mal ein Stück Butter leiht, oder beim Möbelschleppen hilft, weil man dann selbst auch mal auf Hilfe hoffen darf, so muss man sich selbst auch in das Projekt Gesellschaft an sich einbringen, um es am Funktionieren zu halten. Was in diesem Kontext bedeutet, dass man eben die zu Recht streikenden unterstützt, anstatt sie zu beschimpfen oder unter Druck setzen zu wollen. Vielleicht stehen sie dann das nächste Mal, wenn ich für irgendetwas streiten will auch an meiner Seite? Doch dieses simple Prinzip, Solidargemeinschaft geheißen, scheint nicht mehr gelebt zu werden. Anders ist dieses Dauergenöle über die Streiks und die daraus resultierenden privaten Belastungen kaum zu erklären. JA, es ist schwierig, Kinder und Job unter einen Hut zu bringen, wenn die KiTa zu ist, oder zur Arbeit zu gelangen, wenn kein Zug mehr fährt, aber die machen das nicht dauernd und vor allem nicht zu Unrecht. Womit eigentlich alles gesagt wäre… bis auf eines vielleicht: wenn ihr wollt, dass die Streiks schneller rum gehen, macht doch selber Duck auf deren Arbeitgeber, zeigt euch solidarisch, tut was, anstatt immer nur das Maul aufzureißen. Wie wäre das?

Die dumme Plebs…

Schon früh im 20. Jahrhundert stellte Walter Lipmann, einer der profiliertesten Publizisten seiner Zeit in seinem wichtigsten Buch „Public Opinion“ fest, dass man öffentliche Meinung „herstellen“ kann. Er empfand dies als legitimes Mittel, um die weitestgehend unwissende Masse lenken zu können und so die Entscheidungsmacht über die wichtigen gesellschaftlichen Fragen in die Hände der „Richtigen“ zu legen. Er sah diese Aufgabe den gesellschaftlichen Eliten zukommen, da nur sie fähig wären, genug zu wissen und diese Kenntnisse auch korrekt beurteilen zu können, um zu den richtigen Entscheidungen kommen zu können. Wie in den sozialwissenschaftlichen Büchen jener Zeit üblich, kommt der Autor also zu verschiedenen normativen Aussagen; davon abgesehen, dass sich seine Ausführungen auch heute noch erhellend lesen, bleibt festzustellen, dass zum einen manches aus der Zeit gefallen wirkt (was allerdings auch den fast 100 Jahren seit der Entstehung geschuldet ist) und zum anderen die Konklusionen bezüglich der legitimen Manipulierbarkeit der Massen so nicht stehen bleiben dürfen…

Festzustellen wäre zunächst, dass die Möglichkeiten, informiert zu sein sich seit damals erheblich pluralisiert und demokratisiert haben. Es ist heute fast jedem Menschen zuzumuten, sich über dies oder jenes umfassend zu informieren, denn seriöse, weitgehend frei zugängliche Quellen gibt es genug. Auch den Weg dorthin zu finden ist eigentlich gar nicht schwer, doch selbstverständlich bleibt eine Barriere, die es auch schon damals gab nach wie vor bestehen: die Urteilsfähigkeit, oder besser ein Mangel daran. Urteilsfähigkeit setzt nämlich neben Informationen auch die Fähigkeit zur Bewertung derselben durch das Inbezugsetzen zu anderen Kenntnissen voraus. Wissen zu vernetzen, aus Inseln ein Netzwerk unterschiedlichster Kenntnisse und Fähigkeiten auszubilden bedarf einer vielseitigen, nicht allzu fachstrukturierten, nicht zu beliebigen und nicht vollkommen an Verwertbarkeitsinteressen orientierten Bildung. Ja, Bildung ist der Schlüssel zum Verstehen gesellschaftlicher Zusammenhänge und der Probleme, die aus ihnen oder in ihnen entstehen können; und damit auch zu ihrer Lösung, denn gemeinsames Verstehen erlaubt überhaupt erst eine sinnvolle Konsensbildung. Man erinnere sich: Politik bedeutet Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen der einzelnen Gesellschaftsgruppen. Kein Verstehen, kein Kompromiss und irgendjemand macht wieder den Weselsky. Der hat auch nichts verstanden.

Ein zweites großes Problem liegt tatsächlich auch in der Pluralisierung nicht nur der Kanäle, sondern auch der Nutzer. Denn das unendlich multiplizierte Rauschen unqualifizierter Scheißewerfer, die alles mit unfundierten Biertischparolen zuspammen macht auch die Wirkung erstklassiger Artikel vollkommen zunichte, weil man sich lieber über die Verlautbarungen der anderen Bürger amüsiert/ärgert, anstatt übe das Thema selbst nachzudenken. Insofern wundert es wenig, dass die Meinungsproduktion nach althergebrachten Mustern immer noch bestens funktioniert. Und so brennen unsere Volksvertreter eine Nebelkerze nach der anderen ab, liefern sich Scheingefechte, debattieren öffentlich über Themen, die zwar die Volkesseele kochen lassen, im politischen Nettowert aber eher unter ferner liefen rangieren und schieben wichtige Entscheidungen außerhalb des Sichtfeldes durch. Nur wer sich die Mühe macht, Bundesdrucksachen aufmerksam zu lesen, findet die wahren Aufreger. Aber das macht ja Arbeit, nicht wahr?

Also gibt sich die dumme Plebs Mühe, die in sie gesetzten Erwartungen, sich ohne Fragen und Einwände durchregieren zu lassen auch zu erfüllen. Da grinst die Bundesmutti. Ihre Züge nebst der Bundesraute entgleisen bestenfalls, wenn Gegenwind aufkommt. Dann wird sie mürrisch und redet von Alternativlosigkeit und anderem Unfug, schlicht weil es keine andere Meinung neben ihrer geben darf. „Bürgerdialog“? Was für eine sinnlose Geldverschwendung, die doch nur wieder davon ablenken soll, wie wenig unser Mitreden als Bürger geduldet ist. NSA-Affäre? Haben wir alles im Griff, sind wie stets auf Kuschelkurs mit den Amis. Überteuerte Rüstungsprojekte? Da hat doch keiner Schuld… Autobahnmaut? Ach was, die EU ist ja nur gut, wenn sie unsere Gesetze respektiert. Rente mit 63? Ist doch super, was regt ihr euch darüber auf, dass man das Geld für anderes sinnvoller einsetzen könnte. Fiskalpolitik bzw. Sparkurs auf Schäuble äh Teufel komm raus? Tja, mir müsset halt spare gell, weil’s halt bisher immer so teuer war, Stimmen zu kaufen. Ach sterbt doch endlich, ihr ewiggestrigen Wirtschaftsdiener!

Super, jetzt habe ich mich wieder in Rage geschrieben. Und wofür? Es denkt doch eh keiner von euch über das nach, was er liest, oder? ODER? Einen Scheißtag noch…

Russland, Russland über alles…?

Ich bin mir durchaus bewusst, dass manche Provokation nach hinten losgehen kann, aber wenn man sich das öffentliche Gebaren von Wladimir Wladimirowitsch Putin so anschaut, sind bei der Inszenierung als starker Mann, Heilsbringer und Sieger über alle Krisen doch deutliche Parallelen zu anderen Personenkulten des 20. Jahrhunderts zu sehen, die allesamt lupenreine Diktaturen waren. Putin auf dem Pferd (mit blankem Oberkörper und Flinte!), auf dem Motorrad, auf allen Kanälen, zu allen Fragen und zu allen Zeiten. Gibt es in Russland sonst keine halbwegs brauchbaren Politiker, oder ist der Mann doch das was er mir zu sein scheint: ein größenwahnsinniger, narzisstischer Kontollfreak? Falls das wirklich so ist, Gnade uns Gott, denn der Pfosten hat Atomwaffen…

Ich habe nichts gegen Russland, oder seine Bewohner. Man sollte sich stets vor Augen führen, dass dieses Land vom Zarenregime (der zu seiner Zeit rückständigsten Großmacht Europas) direkt in den Terror der Sowjetzeit übergeleitet wurden, dessen politische Kultur von mal mehr, mal weniger durchgeknallten Autokraten und Apparatschiks geprägt wurde. Um dann im Anschluss mit Glasnost ungewollt planlos in einen Prozess der „Demokratisierung“ zu taumeln, den keiner lenkte, den auch keiner so recht zu wollen schien und der die alten, vorgeblich kommunistischen Autokraten lediglich durch wiederum lupenrein kapitalistische Autokraten ersetzte. Die einfachen Menschen jedoch hatten überhaupt keine Zeit, sich an die Idee einer Zivilgesellschaft zu gewöhnen, in der man als Bürger seine Sorgen und Ansprüche zumindest artikulieren, manchmal sogar teilweise durchsetzen kann. In der die Justiz weder politisch beeinflusst noch käuflich ist. In der es legitim ist, gegen die Umstände öffentlich aufzustehen, wenn Anlass dazu besteht.

Doch die Russen sind im Bezug auf den Umgang mit diesen, auch ihnen theoretisch zustehenden Rechten ungefähr so weit, wie die Deutschen dies zu Zeiten der Weimarer Republik waren; gefangen in einem Dazwischen. Und zwar zwischen dem Wunsch, dass jemand sie führen und ihnen mit klaren Ansagen den „richtigen“ Weg in die Zukunft zeigen möge auf der einen Seite und dem aufkeimenden Gefühl, dass es so, wie es gerade läuft nicht weitergehen kann auf der anderen. Zwischen einem Mangel an Erfahrung im Umgang mit demokratisch-rechtsstaatlichen Verfahren und den damit einher gehenden Wahlmöglichkeiten einerseits und dem Gefühl, dass die da oben es schon richten werden und man ihnen folgen muss andererseits. Viele ahnen bereits, dass es auch anders geht. Aber eine vitale, Demokratietreue Zivilgesellschaft entsteht nicht durch Duck von außen, sondern nur durch einen langwierigen, von Rückschlägen gekennzeichneten, nicht selten schmerzhaften kollektiven Lernprozess, der zudem nie vollkommen abgeschlossen ist. So wie die Welt unterginge, wenn der Dom zu Köln jemals fertig würde, so ist auch eine Demokratie niemals fertig. Politik ist ihrem Wesen nach das Bemühen um gesellschaftlichem Ausgleich und so wie eine Gesellschaft und ihre Kultur nicht statisch sind, darf auch Politik dies nicht sein. Aber genau das müssen die Russen anscheinend noch lernen.

Auch Putin selbst ist nicht das Problem, er ist vielmehr ein Symptom. Das Bild, welches er von sich selbst geschaffen hat, holt ihn nun wieder ein, er gerät in Zugzwang, die Dinge im Fluss zu halten und dabei unangreifbar zu wirken, denn die Lawine der innenpolitischen Probleme – Wirtschaftskrise mit sinkenden Einkommen, Korruption, eine aus unternehmerischer Sicht unzuverlässige Justiz, politische Morde, eine überall marode Infrastruktur – würde ihn überrollen, wenn sich die Aufmerksamkeit des Volkes tatsächlich diesen Dingen widmen würde. Doch im Moment lassen sie sich mit nationalistisch-militaristischen Tönen, die man aus der Sowjetzeit ja zur Genüge kennt noch gut bei der Stange halten. Aber was wird er tun, wenn Säbelasseln alleine seine Machtlosigkeit gegen die oligarchischen Dämonen, die er selbst gerufen hat nicht mehr zu überdecken vermag? Glauben die NSA-Analysten tatsächlich noch daran, dass all sein Handeln rationalem Kalkül entspringt, oder wollen sie nur nicht wahr haben, dass der Mann langsam aber sicher von dem Bild getrieben wird, welches er selbst von sich gezeichnet hat?

Vor diese Kulisse ist auch Putins öffentlich demonstrierte Nähe zu einer ultranationalistischen Moped-Bruderschaft zu verstehen. Er bedient sich ihrer, um glaubhaft seine Vaterlandsverbundenheit zu zeigen; und ganz nebenbei hat er so auch Zugriff auf ein paar Hände, die für ihn Drecksarbeit erledigen. Zumindest ist so was denkbar, wenn vermutlich auch schwer zu beweisen. Diese Verbundenheit von Seiten des russischen Führers erklärt aber auch, warum russische Behörden so verschnupft auf die Visa-Annullierung für verschiedene Nazi-Biker reagiert haben. Ich finde das richtig so, denn an Putins Politik ist gegenwärtig NICHTS, was zu glorifizieren diese „Herren“ das Recht hätten. Und schon gar nicht hier in Deutschland. Unsere Vergangenheit mag stets ihre Schatten werfen, aber unser Staat hat sich seitdem erheblich weiterentwickelt; und ich bete, dass die Russen nicht noch mal einen Krieg brauchen, um endlich auch zur Demokratie finden zu können…

Chancengleichheit 3.0 – Egobonzen vs. Umverteiler

Ich weiß, dass man speziell, wenn man sich mit Pädagogik beruflich beschäftigt mehr oder weniger implizit dazu angehalten ist, zu denken, dass alle Menschenkinder zunächst einmal gleich veranlagt sind, ausgestattet mit gleichen Entwicklungschancen, gleichen mentalen Ressourcen, den gleichen Anrechten auf eine vernünftige Bildung. Kurz gesagt liegt dem ein positives Menschenbild zu Grunde, welches uns dazu anhalten soll, jedem die bestmögliche Umgebung zu bieten, auf dass er sein volles Potential entfalten möge. (Für alle Genderism-affinen Menschen: Mir ist wurscht, ob hier Sprache als soziales Konstrukt männlicher Dominanz betrachtet wird, oder nicht: Mädels und Jungs sind bei den folgenden Betrachtungen in jeder Hinsicht gleichwertig) Finde ich wirklich gut, ich stehe total auf Chancengleichheit und glaube an das Prinzip der Solidargemeinschaft. Nur ist schulische Chancengleichheit im Angesicht sozialer Ungleichheit auf den Straßen und in den Häusern unseres Landes eine schlichte Illusion! Und das hat – pardon, aber die Wahrheit tut nun mal weh – nicht nur mit schlechter Pädagogik in der Schule zu tun, sondern auch, nein vor allem, mit schlechter Erziehung zu Hause!

Man weiß um die negativen Effekte, welche eine Herkunft aus niedrigen sozialen Milieus für die Kinder hat. Vollkommen gleichgültig, welche der vielen soziologischen Theorien zu diesem Themenkomplex man auch bemühen will, eines bleibt bei den meisten als empirisch feststellbare Aussage erhalten: die soziale Herkunft ist zu einem nicht unerheblichen Teil mitbestimmend für den beruflichen und sozialen Erfolg im späteren Leben. „On a cold and grey …….. morning, another baby child is born in the ghetto…“ Meines Erachtens Elvis‘ bester Song. An Stelle der Punkte darf man den Problemstadtteil der eigenen Heimat einsetzen, die Grundaussage stimmt, wenn auch in unterschiedlichem Maße, überall.

Doch das eben vermutlich häufiger beobachtbare Kopfnicken vor den Bildschirmen beruht leider auf einem Denkfehler: nämlich dass die armen Kinder ja nix für ihre Eltern können. Tja… und was konnten die für ihre Eltern und jene für deren Eltern? Soziale Ungleichheit und alles was an Negativa daraus immer wieder für die Kids erwächst, ist nicht letzte Woche entstanden, oder in den 80ern, als die Musik krass und die Mode grottig waren; sondern sie präserviert sich von Generation zu Generation, seit es viel Habende und wenig Habende gibt. Und das ist schon sehr viel länger der Fall, als es unsere Nation in aktueller Form gibt.

Man mag Marx aus wissenschaftlicher Sicht eine Menge methodischer Fehler vorwerfen können, aber seine Diagnose, dass das Sein das Bewusstsein bestimme ist zumindest dem Grundsatz nach nicht falsch. Dies soll keine Entschuldigung sein, für all die lebensuntüchtigen “Dschennifers” und “Dschoäls”, die all überall, in Ermangelung vernünftiger Vorbilder zu Prekariatsverfestigern (v)erzogen werden. Was da zu Hause schief läuft, KANN Schule, oder auch Berufsschule unmöglich wieder richten. Das ist aber keine valide Ausrede, dem Problem nicht schon viel früher zu begegnen. Unser Bildungswesen koppelt teilweise ganze Stadtteile von vernünftiger, situationsadäquater Erziehung und Bildung ab, weil man lieber tonnenweise Geld in überteuerte Rüstungsprojekte, vollkommen fehl geplante Tiefbahnhöfe und Flughäfen, oder den bereits mehr als ausreichend gepuderzuckerten Arsch der Pharmaindustrie bläst, anstatt sich der tatsächlichen Zukunft unseres Landes anzunehmen. Und was tun die Menschen, die es, wie stets selbst in der Hand hätten, etwas für bzw. gegen eine Sache zu tun? Sie arbeiten sich an einem Entwurf zu einem neuen Landesbildungsplan ab, der ihrer Meinung nach zu viel Wert auf den Regenbogengedanken legt, anstatt den Umstand kritisch zu bewerten, dass sich gemäß den vorliegenden Papieren schulische Bildung selbst im Gymnasium mittlerweile immer mehr an späterer wirtschaftlicher Verwertbarkeit der erworbenen „Kompetenzen“ orientiert, anstatt des – alten, aber deswegen nicht schlechten – Ideals humanistischer Menschenbildung.

Aber das ist nicht das einzige Problem: das andere, immer schlimmer werdende Problem sind jene Eltern vom (gefühlt) anderen Rand des sozialen Spektrums, die den Gedanken einer solidarischen, alle Kinder gleichmäßig bildenden Schule von vorn herein verwerfen und auf die bestmögliche Vorbereitung ihres Kindes auf das Berufsleben pochen – als wenn eine durchschnittliche 12-Jährige, die gerade erst beginnt, herauszufinden, wer sie selbst einmal sein könnte, schon einen Plan bis zum Master-Abschluss hätte, bzw. bräuchte. Verwertungsinteressen. Ich sehe manchmal überall nur noch durchgeknallte Selbst- und Familienoptimierer mit Köpfen voller Verwertungsinteressen. Die größten Errungenschaften der Menschheit wurden allerdings mit Hilfe anderer Tugenden als lediglich Fleiß, Disziplin, Folgsamkeit und Angepasstheit erreicht – mit Mut, Inspiration, Experimentierfreude, Zähigkeit, der Fähigkeit interdisziplinär zu denken; und vor allem miteinander!

Egobonzen vs. Umverteiler – beide haben bestenfalls zum Teil Recht, ausbaden jedoch müssen es immer unsere Kinder. Das kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein? Man könnte vieles tun, aber indem man immer nur an diesem oder jenem Schräubchen dreht, behandelt man nur jeweils einzelne Symptome, ohne jemals das Problem en complet anzugehen. Aber dazu braucht es Mut, Inspiration, Experimentierfreude, Zähigkeit, den Blick über den Tellerrand; und eine Neuinterpretation von Solidarität. Wären unsere Kinder nicht ein Wagnis wert?

Ach echt jetzt – Geheimdienste hören ab?

Es grenzt manchmal schon fast an Naivität, wenn man Menschen darüber reden hört, was man sich alles nicht vorstellen konnte, von dem was Nachrichtendienste in den letzten Jahren so angestellt haben. Da wird das in verschiedenen Hollywood-Filmen thematisierte Big-Brother-Ding als reines Werk der Fiktion abgetan, man will nicht glauben, dass es tatsächlich möglich ist, so viele Informationen durch das Ausspähen unserer Telekommunikation zu sammeln und wundert sich, wie es wohl möglich war, das „Salafistenpaar aus Oberursel“ zu schnappen. Da war von Flüssigkeiten die Rede, welche zum Bombenbau verwendet werden könnten. Glaubt wirklich noch einer da draußen, dass hier Columbo Kassenzettel durchwühlt hat? Die wurden abgehört, ihr Online-Verhalten analysiert und bei Erhärtung des Anfangsverdachtes wurden sie hopp genommen. Und wie man auf die gekommen ist? Na, weil man alle Telekommunikationsdaten der so genannten „Sauerlandzelle“ genau analysiert hat. Wer mit wem wann was gequatscht hat. Ist ganz einfach, wenn man weiß, wie.

Und man darf sicher sein, dass unsere allzu oft geschmähten bundesdeutschen Nachrichtendienste so was auch können. Haben ja, wenn man der Berichterstattung wenigstens ein bisschen Glauben schenken mag, schließlich für die NSA in Europa im großen Stil Kommunikations-Spionage betrieben. Ich frage mich manchmal, ob es wirklich so viele Menschen gibt, die Agenten mit der Lizenz zum Töten im Auftrag ihrer Majestät tatsächlich für ein realistisches Bild Geheimdienstlicher Tätigkeit halten? Ich ernüchtere mich ja gelegentlich ganz gerne, mit Bezug auf mein, immer noch positives Menschenbild, aber das ist jetzt echt zu viel. Ja, Geheimdienste sammeln Informationen über potentielle Feinde und auch über potentielle Mitbewerber, denn zum Schutz der nationalen Interessen gehört auch der Schutz der Interessen, der jeweiligen heimischen Wirtschaft. Ist es da so schwer zu verstehen, dass nationale Dienste auch Wirtschaftsspionage betreiben? Es ist doch im Interesse der Nation, wenn die eigene Wirtschaft die Nase vorn hat, oder?

Aber die Agenten schleichen dabei nicht nachts, schwer bewaffnet und mit einem Haufen Gimmicks in der Tasche in irgendwelchen Hochsicherheitseinrichtungen herum, töten böse Wachmänner und verführen die hübscheste Mitarbeiterin des Tages, die dann zufällig auch noch die Kombination für den Safe kennt. Meistens geschehen sehr viel subtilere Dinge. Man sammelt zunächst eine Vielzahl frei zugänglicher Informationen, man dreht gelegentlich jemanden um, der Zugriff auf weniger frei zugängliche Informationen hat (Erpressung, Bestechung etc.) und schlussendlich zapft man die Datenströme an. Die aktuelle Architektur des Internet erleichtert solche Dinge, da so gut wie alles durch wenige Knotenpunkte fließt. Hier in Deutschland zum Beispiel durch ein Routerzentrum in Frankfurt. Da baut man eine hübsche kleine Backdoor in die Netzwerkarchitektur und Rumms kann man alles im Klartext, in Echtzeit mitlesen. Alles nur eine Frage der Rechenleistung.

Um auf die Naivität zurück zu kommen: ich wundere mich eher, wenn irgendwas, das technisch machbar ist, noch nicht versucht wurde. Ein Blick auf die Geschichte unserer Spezies beweist, dass so gut wie alles, zumeist nur sehr kurze Zeit nach seiner Entdeckung/Erfindung, in einer Waffe Verwendung fand. Spionage ist auch eine Waffe, allerdings eine ohne Knalleffekt; den hat sie nur im Film. Deshalb finde ich dieses hohle Betroffenheitsgeheuchele, insbesondere von Seiten unserer Politiker einfach nur Banane. Man weiß, dass die Technik existiert, man weiß, dass es da draußen eine Menge Leute mit einem gefühlten Informationsdefizit gibt und dass unsere Nachrichtendienste international eher als unterfinanziert zu betrachten sind: und dann behauptet wirklich einer, dass er sich wundert, wie es dazu kommen kann, dass der BND den Wasserträger für die NSA mimt? „Unglaubwürdig“ ist das einzige Wort, welches mir dazu einfällt, denn unsere Schlapphüte nehmen halt einfach alles, was sie kriegen können. Ist nur zu menschlich und – man verzeihe mir doch bitte den Zynismus – letzten Endes wahrscheinlich sogar gut für’s Budget. Den Amis noch einen rausgeleiert für Technik, die sowieso in Betrieb ist. Und da soll mal einer sagen, die gingen nicht effektiv mit ihren Ressourcen um…

Anstatt sich darüber zu ereifern, wie es sein kann, dass unser BND mit der NSA kollaboriert hat, sollte man sich eher fragen, wie viel Kontrolle die parlamentarischen Gremien tatsächlich über das Tun und Lassen unserer Nachrichtendienste haben? Und vor allem, warum zum Teufel man sich immer noch bedeckt hält, wenn es darum geht, der NSA und dem britischen GCHQ, bzw. den sie kontrollierenden Regierungen mal so richtig vor den Koffer zu scheißen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihre Generalverdachts-Drecksgriffel aus unseren Leben zu lassen haben? Da würde ich gerne mal ein paar 100.000 auf der Straße sehen. Aber nö… ihr lasst euch wieder mal von der Bundes-Angie und ihren getreuen Schergen mit stilistischen Nebelkerzen in den Topor merkeln, während unsere Bürgerrechte vor die Hunde gehen. Ihr seid ein Super-Volk! Adenauer wäre stolz auf euch…

Wenn du denkst, alles schon rum…

…flattert dir unversehens ein Zettel in den Briefkasten, und zwar von den „Freien Bürgern für Deutschland“, die sich gestern in Ludwigshafen treffen wollten und alle guten Deutschen herzlich dazu einluden, sich doch endlich auch mal zum eigenen Rechtsradikalismus zu bekennen… Natürlich stand das nicht genauso auf dem Zettel, dort war vielmehr die Rede von jüdisch-christlicher Kultur, Einwanderer-Strömen und Grundgesetz. Es ist ja schon fast anerkennend wahrzunehmen, dass diese braunen Arschmaden wissen, wie unsere Verfassung heißt, das war’s dann aber auch schon so ziemlich. Wenn sie mit unserer „jüdisch-christlichen Kultur“ den Jahrhundertealten und dennoch immerdar topaktuellen Antisemitismus meinen, liegen sie auch nicht vollkommen falsch; ich befürchte allerdings, dass das eher so ein Leitkulturding mit dem Evozieren tiefer Überfremdungsangst vor den, wie Heuschrecken über uns alle herfallenden, muslimischen Flüchtlingen werden sollte. Nun über mich persönlich ist noch keiner hergefallen, aber eine individuelle Einzelbetrachtung stellt natürlich keinen empirisch belastbaren Trend dar…

Kurz und gut, ich bin nicht hingegangen, obschon ich für einen kurzen Moment den masochistischen Drang verspürte, diesen Idioten ins Gesicht zu sagen, was ich von ihnen und ihrer Scheißhauspropaganda halte. Ich habe dann doch lieber mit den Kindern in unserem heimatlichen Garten abgehangen; war nicht nur sicherer, sondern auch sinnvoller. Menschen mit einer Mission kann man nur selten von ihrem Unglück abhalten. Ich habe keine Angst vor Nazis. Ich kenne selber Leute, die früher in dieser Szene waren. Und was die zu erzählen wissen, was sie darüber denken, was sie dabei empfinden, interessiert mich. Man kann Menschen nur verstehen, wenn man ihnen ehrlich zuhört.
Wovor ich allerdings Angst habe ist, dass die dummen Rechten sich von den intelligenten Rechten instrumentalisieren lassen, um unser Staatswesen, so wie es jetzt ist abzuschaffen. Die bunte Republik ist mit Sicherheit nicht perfekt, aber um einige Tausend Prozent besser, als alle Diktaturen, in denen linker und rechter Extremismus stets zu enden pflegen.

Die Randspektren des immer noch üblichen politischen Kompass sind einander im Dogma der eigenen Meinung und der Unterdrückung der Andersdenkenden so ähnlich, dass man beide als Faschismus bezeichnen könnte, auch wenn der Begriff vor allem für rechte Diktaturen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geläufig wurde. Den Denkern beider Strukturen ist zu eigen, dass sie eine geschickte mediale Manipulation der Massen nutzen, um ihre Meinung zur einzigen Meinung zu machen – zumindest in den Köpfen jener, die sich als beeinflussbar zeigen. Und das ist, in Ermangelung ausreichender Reflexionsfähigkeit leider ein nicht unerheblicher Teil. Wir Menschen sonnen uns gerne im Lichte unserer kognitiven Fähigkeiten, doch bei den meisten ist es lediglich Selbstbetrug, der aus 100 Watt einen Stadionscheinwerfer macht… Für jene, die’s immer noch nicht begriffen haben: wir sind nicht selten einfach zu dämlich, um erkennen zu können, dass wir selbst manipuliert wurden. Ich nehme mich da selbst keinesfalls aus.

Womit wir bei den echten Agitatoren wären, die dem nämlichen Rattenfänger gleich mit den süßen Flötentönen der Selbsterhöhung durch Stigmatisierung Schwächerer und dem Beschwören einer Volksgemeinschaft die Dummen (Ratten) und die Unerfahrenen (Kinder) aus ihren Hütten auf die Straßen und Plätze locken, damit diese sich dort schön indoktrinieren lassen können. Ich mag jetzt nicht schon wieder schreiben müssen, weshalb die Argumente der, nun lediglich mit einem neuen Namen verbrämten PEGIDIOTEN, vollkommener Käse sind. Und das wir als eine gesamte Gesellschaft gut daran täten, unsere Werte, unsere Ziele, unsere Ideen von einem sinnvollen Miteinander neu zu diskutieren. Denn eine Gesellschaft und ihre Kultur sind nichts Statisches, sondern etwas, dass sich, gleich einem Lebewesen immer weiter entwickelt; für jene, denen die Lebewesen-Analogie nicht gefällt, könnte man auch den Vergleich mit dem technologischen Fortschritt heranziehen. Dieser hat das Antlitz unserer Städte und Landschaften, die Art wie wir Dinge herstellen, miteinander kommunizieren und noch vieles Anderes unbestreitbar vollkommen verändert. Und in diesem Zuge auch unsere Kultur. Sowas passiert nicht mal eben an einem Nachmittag, oder in einem Jahr, sondern über Dekaden. Natürlich ist auch diese Analogie stark vereinfachend, weil alle Arten von Veränderung einzelner Teile in einem so komplexen Gebilde wie einer Gesellschaft einander gegenseitig beeinflussen. Aber zusammenfassend lässt sich sagen: Alle Aspekte unserer Umwelt unterliegen ständiger Veränderung. Anzunehmen, dass trotzdem alles beim alten bleiben könnte, ist schlicht grotesk – oder besser grotesk dumm!

Und was bleibt nun mit dem Zettel zu tun? Man könnte ihn achtlos wegwerfen, als Grillanzünder verwenden, die Rückseite den Kindern als Kritzelpapier geben – oder man nimmt ihn zum Anlass, sich selbst zu engagieren, gegen die Dummheit und Kurzsichtigkeit so vieler Mitmenschen.

Eines sei aber als Ausblick auf nächste Gedanken an dieser Stelle noch gesagt: mediale Manipulation findet mitnichten nur durch extremistische Agitatoren statt. Verschiedenste Techniken der Meinungsproduktion nutzen auch jene amtierenden Politiker, denen wir unser Vertrauen gegenwärtig ausgesprochen haben. Und es muss in Anbetracht der mannigfaltigen Verbindungen zwischen so genannten Lobbyisten und Politikern angezweifelt werden dürfen, dass deren Handlungen stets zum Wohle des Volkes gereichen sollen. Schönen Tag noch.