Böllerkulatio Praecox…

…oder der vorzeitige Knallerguss ist ein im Moment wirklich häufig zu beobachtendes Problem. Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass unsere Gesellschaft kollektiv zu einem ADS erzogen wird. Immer mehr snipets of news, of gossip, of horror, of beautytips, of whatever… in immer kürzerer Zeit produziert, publiziert, rezipiert – und vergessen, weil belanglos. Die Muse, einen längeren (und bitte auch gehaltvollen) Text zu lesen, um sich dann die Mühe zu machen, diesen zumindest zu verstehen zu versuchen ist eine Kunst, die auf Verzicht beruht. Und zwar dem Verzicht auf Nebensächliches, auf schnelle Bedürfnisbefriedigung und Action. Aber um auf dieses Level von Coolness zu gelangen, muss man auf die Oberflächlichkeiten verzichten können.

Mit den Böllern ist es genauso. Die knallen schnell und irgendwie ist das Spiel mit dem Feuer als unmittelbarer Spaß ein Sinnbild für die Vergänglichkeit; für den Böller gilt: eben noch rot, jetzt schon tot. Dass es dem Anwender bei unsachgemäßer Verwendung ebenso gehen kann, ist vermutlich eher Ansporn denn Warnung. Ich will Spaß, ich geb Gas. Dieses Motto und das dazu gehörende Lebensgefühl scheinen jetzt wieder „IN“ zu sein. Jetzt leben, auf die Konsequenzen scheißen, Spaß haben und nach mir die Sinnflut.

Klingt das jetzt bitter. Vielleicht ein bisschen, aber üblicherweise halte ich es gerne mit Voltaire: „Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äußern dürfen.“ Gilt auch für die Böllerwerfer. Ich hatte die Tage auf Facebook schon in einer Diskussion meinen Senf dazu gegeben und ich möchte meine Äußerungen wie folgt subsumieren: es ist unser gutes Recht unvernünftig zu sein, auch wenn dies anderen nicht gefällt; sofern wir dabei niemandem Schaden zufügen. Quasi also Kant reloaded. Nerven tut das Dauergeballer seit dem 27.12 aber schon… Guten Rutsch, ihr Menschen!

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