Bienvenue au pays cathare N°3 – paint it…black…?

Andere Menschen. Du kannst nicht mit ihnen, du kannst nicht ohne sie. Sie sind überall. Und sie ziehen dir, während du dich mit ihnen befassen musst, eine Menge Energie ab! Also, ich meine jetzt diese Menschen, mit denen umzugehen ich mir NICHT explizit ausgesucht habe. Ich bin – das kann man wohl so sagen – eher pessimistisch bezüglich des Fortganges unseres humanoiden Evolutionsprozesses. Wie schlimm es um meine diesbezüglichen Erwartungen steht, soll hier keine Geige spielen. Nur soviel: ich MUSS endlich meine Augen aus den Kommentarspalten lassen! Tatsächlich ist mir neuerdings aufgefallen, dass ich einen nicht unerheblichen Teil dieses Pessimismus in die Geschichten projiziere, welche anderen Menschen zu erzählen ich, insbesondere beim Pen’n’Paper-Spielen die Stirne habe. Nur um dann dort nach ausreichender Katharsis ein Happy End geschehen lassen zu können, sofern die Spieler:innen durch ihre Charaktere eine Lösung finden, die eines herbeiführt. Manchmal klappt’s. Das gibt mir dann die Energie frei, im sonstigen Leben kein so schlimmer Schwarzmaler sein zu müssen. Nicht nur im Urlaub ist es eine ganz angenehme Erfahrung, das Dunkle durch eine Filterbrille sehen zu können, welche die Emotionen dämpft. Und hier in Südfrankreich tut das Land sein Übriges.

Sonnendurchflutetes Tal unterhalb der Burg Termes

Die Summe der Eindrücke ist so groß, dass mir Abends dieser Tage sogar die Energie und Lust zur Teilnahme an irgendwelchen Diskursen fehlte. Ich mochte einfach nur sein, die Bilder im Kopf (und auf der Speicherkarte) ordnen, meine Gedanken etwas träger laufen lassen, als ich das sonst gewohnt bin und mir Zeit nehmen mit einfach allem. Ich weiß, dass es Montag in 8 Tagen wieder Vollgas heißt; aber tatsächlich mal genug von dieser kostbarsten aller Ressourcen (nämlich Zeit) zu haben, um die eigenen Gedanken ruhig und nachhaltig reifen zu lassen, ist eine Erfahrung, die ich um nichts missen möchte. Es heißt ja immer, man kann die Erholung des Urlaubs, die Energie, welche einen währenddessen durchfließt nicht konservieren, nicht mit nach Hause nehmen um dann dort davon zehren zu können. Und meiner Erfahrung nach ist das irgendwie auch wahr. Am ersten Tag am Arbeitsplatz ist man sofort wieder in der Mühle, als wenn man nie weg gewesen wäre. Was daran liegt, dass die Welt, von der man sich mal eben für ein paar Tage oder Wochen entkoppelt hat, halt niemals stehen bleibt. Sie KANN nicht stehenbleiben, denn dafür müsste die ganze Welt auf einmal Urlaub machen… Und so stauen sich Anfragen, Probleme, Beschwerden aller Art, um einen an jenem berüchtigten ersten Tag nach dem Urlaub zu überfallen, niederzuringen und um die Erholung zu bringen. Aber es gibt nichts und niemand, dem man dafür die Schuld geben kann, denn die Welt ist, wie die Welt ist!

Ruine der Burg Termes

Denn das mit der Arbeit das wieder so eine Illusion, der wir aufsitzen, weil wir nicht verstehen können, dass sich die Welt nicht um uns, sondern um sich selbst dreht; und wir nur Passagiere sind, die noch nicht mal bestimmen können, wann und wo wir aussteigen wollen. Falls das jetzt irgend jemandem zu schlimm, zu fatalistisch oder zu resigniert klingt – so empfinde ich es nicht! Es ist einfach der Versuch des bewussten Annehmens der chaotischen Indeterminiertheit unserer Existenz, der Unberechenbarkeit des SPÄTER – und schließlich der Versuch, im JETZT zu leben! Denn gerade jetzt ist alles großartig! Und wenn es irgendwann in der Zukunft (vielleicht so ca. Montag in 8 Tagen…?) nicht mehr großartig sein sollte, dann wird danach gewiss bald wieder eine Zeitspanne kommen, in der es wieder großartig sein wird. Und zwischendrin ist es das, was es immer ist – LEBEN. Womit die Notwendigkeit, so etwas wie Erholung abfüllen und mitnehmen zu wollen entfällt. Genieße jetzt, das SPÄTER kommt und du kannst es erwarten, weil du es eh nicht ändern kannst, dass es kommt; oder, was es mit sich bringt… Meine beste Ehefrau von allen meinte die Tage, dass sie diesen Geruch nach südlichen Korniferen, Erde und Sonne gerne abfüllen und mitnehmen würde, weil doch olfaktorische Reize Erinnerungen besonders gut auslösen könnten. Und das ist eine Idee, die sich bei mir festgesetzt hat. Denn, wenn man das SPÄTER nicht kennen oder (nennenswert) im Voraus beeinflussen kann, sollte man wenigstens die Chance haben, diesem SPÄTER, wenn es zum JETZT wird besser begegnen zu können. Und da können Erinnerungen an schönes VERGANGENES sicher helfen. Reframing aus dem Duftfläschchen quasi – ich würd’s kaufen. In diesem Sinne, gute Zeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert