Manchmal ist das Gebaren der Umwelt ein Sinnbild dafür, wie das eigene Leben gerade läuft. Vormittags ist man noch unterwegs, um unter heißer Sonne im Meer zu baden – und nachmittags fegt ein Gewittersturm über das Land und treibt die schwüle Hitze im Handstreich hinfort. Während das Außen geduldig von den hohen Temperaturen von Trägheit gemartert wird, die Gedanken nurmehr zäh wie Melasse dahin fließen und sich ab diesem bestimmten Moment alles Leben in den Schatten zurückziehen möchte, um nicht zu verbrennen, entsteht nichts; zumindest nichts Neues außer dem Gefühl, nie wieder irgendwohin gehen und irgendetwas erreichen zu können, das weiter entfernt ist, als das nächste Glas kühles Nass, der nächste Sprung in die Fluten, der nächste Snack um den Hunger zu stillen. Man ist der Naturgewalt unterworfen und beginnt zu verstehen, warum es hierorts üblich ist, eine lange Mittagspause zu machen. Nur Alman-Kartoffeln sind so blöd, bei der Hitze irgendetwas unternehmen zu wollen…

Don’t get me wrong – das Ganze kann für eine kurze Zeit trotzdem Spaß machen. Aber es ist nicht die Art von Stimulus, welche mich wirklich anregen kann. Immerhin regt es mich aber nicht auf, sondern eher ab. Doch irgendwann am Nachmittag – nach der Heimfahrt zur aktuellen Bleibe und dem obligaten Einkauf auf dem Weg – beginnt sich der Himmel zu verfinstern, der Wind frischt auf, Regen fällt. Und eine andere Naturgewalt fegt die Trägheit weg; und zwar mit Wucht. Bäume biegen sich im Wind, die Elektrizität im Tal fließt nicht 100% zuverlässig, das Internet streikt – und man beginnt zu begreifen, dass wir uns die Erde niemals wirklich Untertan gemacht haben. Und dies, wem oder was auch immer dafür Dank sein muss, niemals schaffen werden. Beschädigen vielleicht, aber beherrschen niemals! Das alles gibt mir einerseits ein Gefühl für die Wichtigkeit meiner Person und meines Tuns; oder besser den Mangel daran im Angesicht des Gefüges unserer Welt; „All we are, is dust in the wind.“ Andererseits gibt es mir Hoffnung, dass eine Reinigung – nicht nur mit Blick auf die Hitze – möglich ist. Ein Sturm, all das Falsche, Inhumane, Grausame, Bigotte, Egoistische, Narzisstische und überhaupt Schlechte aus unserer Welt zu fegen. Die Analogie greift hoch, gefällt mir aber dennoch!
Immerzu komme ich zurück zu diesen Diskussionen um die Frage, was Urlaub im Kern denn nun ist, ob Urlaub wirklich notwendig ist, was man für diese Zeiten an Ressourcen aufwenden darf und welchem Zweck das alles dient. Denn eines ist klar: für mich ist Urlaub nicht ein bloßes Batterien-Auffüllen, damit ich hinterher wieder für meinen Brötchengeber funktionieren kann. Ich bin schon lange nicht mehr bereit, mich auf eine Funktion reduzieren zu lassen – und jene, die dieses Prinzip herausfordern lernen ihre Lektion schnell und unmissverständlich: Ich mache mein Ding und wenn’s jemandem nicht passt, kann er sich eine*n Andere*n suchen, der/die dann vielleicht besser als Ja-sagender Hutständer funktioniert. Urlaub ist Zweckfreiheit, ist kreative Stimulation, ist neue Erfahrung, ist Loslassen um Neues festhalten zu können, ist das Ende einer Phase und zugleich der Beginn einer Anderen, ist Anstrengung und Entspannung in einem, ist Man-selbst-Sein – und damit jede Ressource wert, die ich dafür zu geben bereit bin. Wie man hinkommt und ob man unbedingt fliegen muss, sei dahingestellt. Doch der Ort, den wir aufsuchen muss stimmen, muss mir sagen „Für jetzt bist du HIER zuhause!“. Dann fügt sich der Rest von selbst. Und für ein paar wenige Tage ist mein aktuelles Zuhause noch ganz woanders…
