Beannachtaí na hÉireann N°2 – it takes time!

Unterwegs. Auf dem Weg. Im Fluss. Zu entdecken bedeutet, sich bewegen zu müssen. Zu entdecken bedeutet, (wenigstens manchmal ) geduldig sein zu müssen. Zu entdecken bedeutet, offen bleiben zu müssen. Das Letztere ist der schwierigste Kunstgriff von allen, sind wir Menschlein doch stets darauf erpicht, aus der subjektiv viel zu wenigen freien Zeit das Meiste heraus zu holen. Ganz so, als wenn Urlaub so etwas wie ein Wettbewerb wäre, wer sich am nun am schnellsten und nachhaltigsten erholt…? Als wenn Erholung etwas wäre, dass man in ein geheimes Lager packen und erst wieder herausholen kann, wenn man etwas davon benutzen möchte? Wer glaubt denn bitte sowas. Man kann sich nicht auf Vorrat erholen. Müßiggang ist ein Prozess, ergo ist auch das Produkt ein Prozess! Wir sehen hier quasi eine Dienstleistung an uns selbst – und Diensleistungen werden zumeist nach dem Uno-actu-Prinzip erbracht!

Garrykennedy Harbor

Ich ertappte mich selbst dieser Tage auf einer unserer Ausfahrten bei dem Gedanken, die Fahrtdauer mit der Aufenthaltsdauer am Ausflugsziel zu vergleichen. Ganz so, als wenn das Eine mehr oder weniger wert wäre, als das Andere. Wann, wenn nicht im Urlaub ist der Weg das Ziel? Und ja, wir haben Teile dieser Strecken mit unserem eigenen Auto bewältigt. Einem vollbesetzten Diesel-Fahrzeug bei ca. 75 Km/h Durchschnittgeschwindigkeit. Die energieverschwendungsinduzierte Schnappatmung darf sich also in Grenzen halten. Wir sind auch im Urlaub nicht gerade die Fossilverschwender par excellence. Zudem könnte man sagen, das Verreisen immer auch eine Reise zu sich selbst ist, weil man in der Fremde ja oft erst versteht, wer man eigentlich (gerade) ist, was man (wirklich) an sich hat und was einem an sich fehlt. Weil das wortwörtliche Verlassen der gewohnten Umgebung (also der individuellen Komfortzone) einen dazu zwingt, kognitive (und andere) Ressourcen zu mobilisieren, die sich sonst im Dämmerzustand befinden. Damit erfüllt das Reisen eine wichtige mentalhygienische Funktion, wenn wir abseits des Müßigganges dazu angeregt werden, uns selbst wiederzufinden.

Hochkreuz, Clonmacnoise

Zeit bleibt also auch im Urlaub unsere kostbarste Ressource und verrinnt gerade jetzt, während ich diese Zeilen schreibe und während so viele in dem verzweifelten Versuch gefangen sind, ihren Alltag so gut wie möglich zu vergessen. Wäre es nicht viel besser, sich im Alltag mehr Fluchten einzubauen und das Leben insgesamt als das zu nehmen, was es ist: ein unüberschaubares Mosaik verflochtener Verbindungen, Tätigkeiten, Erinnerungen, Dinge, etc., die nur im ZUSAMMEN wirklich Sinn emergieren lassen? Dann könnte man auch viel gelassener darauf reagieren, wenn man weit reisen muss, um ein gestecktes Ziel zu erreichen, dort gefühlt viel zu wenig Zeit für alles hat, was vermutlich erlebenswert wäre, um schließlich genausoweit wieder direkt zurück in den Alttagstrott fahren zu müssen! Ich versuche mich gerade daran – und bin mir natürlich nicht sicher, diese weisen Worte auch in Taten umsetzen zu können; schließlich bin ich ein gewöhnlicher Mensch. Aber gedanklich ist es eine tolle Haltung. Vor allem ist man dann damit beschäftigt, mehr solcher kleiner Fluchten zu planen. Da hat man gar nicht so viel Zeit für Alltagstrott und Alltagsstress. Man muss nur ein wenig aufpassen, dass man sich nicht auf andere Art stresst 😉 . Einstweilen wünsche ich eine schöne Restwoche.

St. Flannan’s Cathedral, Killaloe

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