Habt ihr auch schon mal so eine Bewertung eines Urlaubsdomizils gelesen, wo jemand hart abwertet, weil das Wetter nicht so gut war, wie gewünscht? Habt ihr euch dann auch schon mal gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass diese Person in den Himmel kommt, denn selig sind ja die, die geistig arm sind…? Als wenn mein Ferienhaus irgendwas für das regionale Wetter könnte. Aber hey, Menschoide bewerten ja auch Restaurants schlecht, weil man zu Hause das Schnitzel günstiger haben könnte. [EXKURS: Eine Bewertung soll abbilden, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung ein gewisses Qualitätsniveau hat. MICH selbst interessieren dann nicht irgendwelche Kontextfaktoren, sondern inwiefern DIESES Produkt oder DIESE Dienstleistung den gängigen Anforderungen entspricht. Und die Sternchen symbolisieren umgekehrt proportional zu Schulnoten, was Phase ist; 5 Sterne sind also eine 1+, ein Stern eine 5 (also mangelhaft). Und ein “Mangelhaft” hat etwas nur verdient, wenn das Ding selbst die Anforderungen nicht hinreichend erfüllt. Nicht jedoch, wenn der Paketbote dumm ist, oder der Händler teurer als andere, oder ich von einer Sache etwas erwarte, was diese Sache PER DEFINITIONEM nicht leisten kann. EXKURS ENDE]. Wir – also meine Lieben und ich – sind ja nun derzeit in Irland, spezifisch im County Kerry, also an der südwestlichen Spitze der grünen Insel. Hier hat es – dank des Golfstroms – das mildeste Klima; allerdings ist es ebenfalls die regenreichste Region des Landes. Sowas weiß man übrigens, BEVOR man irgendwo hinreist. Ich hatte mich also NICHT auf einen Sommersonnestrandurlaub eingestellt, sondern auf wilde Landschaft, alte Steine und evtl. Abende am Kaminfeuer. Oder, wie der Bootskapitän, der uns nach Innisfallen Island gefahren hat mit einem Schmunzeln meinte: “Yeah, in Kerry it rains twice a week. The first time three days, and the second time four days…”

Um’s kurz zu machen – ja wir haben Regen gesehen, und auch sonst recht viele Wolken. Ebenso aber auch blauen Himmel mit hinreichend Sonne und Temperaturen immer so um die 20°C, die sich meist jedoch eher wie 25°C anfühlen. Oder anders gesagt – ideales Ausflugswetter. Also haben wir Ausflüge gemacht. Und wenn das Wetter dies mal nicht zulässt, ist unser Cottage heimelig genug, es auch drinnen auszuhalten. (das da oben ist übrigens NICHT unser Cottage, sonder eines der Gemäuer auf Innisfallen…). Um auf die geistig armen zurückzukommen… es war noch nie meins, mich nutzlos untätig auf dem waagrechten Human-Grill liegend Niedertemperaturgaren zu lassen. Zumal das Fett leider dabei nicht unten raustropft. Und nachdem ich die Tage über die demütige Erkenntnis der eigenen Vergänglichkeit im Angesicht der hierorts überall erlebbaren Naturgewalten referiert hatte, sei nun angefügt, dass auch meine Kreativität erheblich profitiert. Wenn ich quasi ein bisschen dazu gezwungen bin, mich mit wenigen Dingen zu beschäftigen – mit denen dafür aber umso intensiver – ist es nur eine Frage der Zeit, bis etwas Brauchbares entsteht. Insofern möchte ich mich über den Regen, der heute immer wieder über Kenmare Bay und unserem Häuschen niedergeht in keiner Weise beklagen. Vielleicht ist es einfach so, dass das eigenen Anspruchsdenken der größtmögliche Feind ist. Allzu oft glauben wir, dass uns irgendetwas zusteht, einfach weil. Allzu oft fühlen wir uns um irgendetwas betrogen, weil die Dinge nicht so laufen, wie gewünscht; wahlweise ist daran die Politik schuld, der Vatikan, die Illuminaten, die Reptiloiden, irgendeine andere Weltverschwörung, oder einfach nur “…die da oben111!!!111!”. Kleiner Tipp: so geschwätzig und blöd, wie die allermeisten Menschen sind, wäre es schlicht unmöglich irgendeine Hollywoodreife Verschwörung auch nur für drei Stunden aufrechtzuerhalten…
Lasst uns kleinere Brötchen backen und die Dinge einfach so nehmen wie sie sind. Lasst uns ein bisschen fatalistischer sein. Lasst uns nicht gleich alles zur Katastrophe erklären, nur weil wir gerade nicht bekommen haben, was wir wollen. Lasst uns etwas genügsamer sein und das schätzen lernen, was wir bekommen. Ich rede nicht davon, Ungerechtigkeit laufen zu lassen. Aber ich rede davon, dass wir alle einfach immerzu, von allem, sofort und viel zu viel wollen. Immer nur haben wollen; aber möglichst nichts geben. Darum gebe ich euch heute eine Aufgabe: tut irgendjemandem etwas Gutes, ohne nach einer Belohnung zu fragen! Erfreut euch an einem kleinen Augenblick! Setzt euch hin (und sei es nur für fünf Minuten) und denkt darüber nach, was am heutigen Tage das Schlimmste war – und was das Beste! Schreibt eure Gedanken auf einen Zettel und hebt ihn irgendwo auf. Und dann macht das in Zukunft öfter. Es wird euch die Augen öffnen, wenn ihr nur wollt. Schönen Tag noch…
