Inspiration in dunkleren Stunden…!

"When you know that your time is close at hand
Maybe then you'll begin to understand
Life down here is just a strange illusion!"

Iron Maiden - The number of the Beast - Halloweed be thy Name

Wann immer ich Musik höre, ist das zumeist ein sehr privater Vorgang. Ich bin keiner von diesen Typen oder Tussen, bei denen den ganzen lieben langen Tag irgendwelche beliebige Scheiße aus dem Lautsprecher tropft. Einerseits weil „aus dem Lautsprecher tropfen“ bei meinen bevorzugten Genres keine Option ist. Es sei denn man meint damit die Eingeweide, die der arme Speaker irgendwann zu speien beginnt, während die Frequenzweiche im Todeskampf zuckend Rauchzeichen gibt. Üblicherweise habe ich aber eher meine Noise-Canceller auf den Ohren, denn wenn ich die aufdrehe, ist der einzige, der hierdurch genervt werden könnte – ICH. Entweder, weil meine Hörgewohnheiten die Technik lynchen, oder weil ich nicht genug Druck auf die Kalotte bekomme. Ich möchte mich meiner Musik hingeben, sie bewusst aufnehmen und mich mitreißen lassen. Ich entdecke auch an Stücken, die ich in- und auswendig zu kennen glaube, weil ich sie schon tausendmal gehört habe, immer noch mal wieder was Neues. Oder ich lasse mich von dem Gefühl mitnehmen, welches ich mit dem Stück verbinde. Und das tue ich am liebsten in meinem stillen Kämmerlein.

Die Liedzeilen da oben bedeuten mir schon so lange etwas, dass ich mittlerweile vergessen habe, wie lange. Mehr und mehr komme ich zu der Überzeugung, dass MEINE Musik der einzige noch wirklich funktionierende Schlüssel zu den meisten meiner tieferen Gefühle ist. By the way: wie unfassbar arrogant ist diese Bezeichnung eigentlich: „MEINE Musik“ – natürlich gibt es da draußen noch so viele Andere, die, vollkommen zurecht, diese Musik ebenso als die ihre bezeichnen! Aber zurück zum Thema. Es ist jetzt nicht so, dass ich mich nicht über die kleinen Dinge des Alltags freuen, ärgern oder sonstwas kann. Aber diese echten, tiefen Gefühle, die nachhaltig deinen Tag, ja sogar deine Woche verändern können… die spüre ich einfach nicht. Bis auf die Wut. Die ist immer da, und wartet nur darauf, rausgelassen zu werden. Meist kanalisiere ich sie, und gewinne daraus Energie für den Tag. Aber manchmal… da wird aus meinem netten ICH ein sehr, sehr uncharmantes, destruktives und nicht zu zügelndes ES. In solchen Momenten bin ich am liebsten allein. Klappt leider nicht immer. Na ja, jedenfalls wirkt es beinahe so, als wenn die meisten tiefen Gefühle bei mir sehr oft Urlaub machen – bis ich die Kopfhörer aufsetze und das richtige Lied finde! Und ja, dann spüre ich auch diese unbändige Kraft; und die Tatsache, dass unsere Leben einfach nur eine schräge, spannende, beschissene, widersprüchliche, inspirierende, anrührende, entsetzliche, kranke Illusion sind. Wie Oscar Wilde so schön sagte: „Das Leben ist eine entsetzliche Viertelstunde, durchsetzt mit Augenblicken voller Köstlichkeiten.“ („Eine Frau ohne Bedeutung“, 1893).

Musik baut Brücken – auch wenn’s manchmal nur schmale sind 🙂 …

Ich empfinde es als befreiend, diesen Umstand als Geschenk annehmen zu können; dass ich mich von der eben gemachten Erkenntnis nicht erschreckt, verwirrt oder sonstwas fühle, sondern dass ich einfach weiß, dass es so ist. Das BIN ich, das ist ein Teil meines innersten Selbst. Und ich empfinde es als Geschenk, den anderen da draußen sagen zu können: KOMMT DAMIT KLAR, ODER LASST MICH ZUFRIEDEN! Viel zu lange habe ich mich immer wieder gefragt, warum ich nicht mehr mainstream sein kann. Aber ich bin jetzt an dem Punkt, da meine Bedienoberfläche lächelt und das „FUCK YOU“, für diejenigen, von denen ich denke, dass sie eines verdient haben (und das sind doch ein paar) einfach überall rausstrahlt, während in meinem Hinterkopf die Musik spielt und mein inneres Selbst zu tanzen beginnt. An dem Tag, an dem mein äußeres Selbst einfach mitzutanzen beginnt, werde ich vielleicht wahrhaft frei sein – und wahrscheinlich meinen Job los. Aber dann wäre das wohl so. Denn (jetzt mal rasch Adorno zitieren) es gibt kein richtiges Leben im falschen. Diesen letzten Schritt zu gehen, fehlt mir nicht unbedingt der Mut. Vielmehr hält mich meine Verantwortung für meine Lieben und deren Wohlergehen davon ab, so radikal zu werden, wie es sich mein Kopf manchmal wünscht.

Also inspiriere ich mich in den dunklen Stunden mit dem richtigen Lied, kanalisiere meine Wut und mache sie anderweitig nutzbar. Solange mir das noch gelingt, hat niemand was zu befürchten. Wenn’s jedoch irgendwann nicht mehr funktioniert, werdet ihr das ganz sicher rausfinden. Bis dahin, lasst uns Spaß haben – denn für Spaß nutze ich meine Inspiration am Liebsten. Egal, ob diese in dunklen oder hellen Stunden gewonnen wurde. Morgen werde ich übrigens 48. Mal sehen, ob das einen Unterschied macht…

Auch als Podcast…

Ein Pflichtjahr für die Gesellschaft…?

Und wieder mal schwadroniert ein politischer Jemand von der Stärkung gesellschaftlicher Solidarität und dem „Für’s Leben lernen“, weil ihm im Angesicht drohender wirtschaftlicher und sozialer Probleme (durch den Ukrainekrieg, die Pandemie, die Gier der Konzerne) nichts Besseres eingefallen ist; dies bedarf selbstverständlich einer Antwort! Auch, wenn meine Meinung vermutlich von vielen als unwesentlich betrachtet wird, dürfte sie fachlich etwas fundierter ausfallen, als die unseres Bundespräsidenten. Um es kurz zu machen, denn normalerweise stellt man bei einem Abstract ja auch die gefundenen Folgerungen an den Anfang, um danach darzulegen, wie man dorthin gelangt ist, lässt sich zu Frank-Walter Steinmeiers Diskussionsbeitrag Folgendes sagen: UNAUSGEGOGERNER BULLSHIT! And here comes, why!

Eigentlich wären Nieten passender, es gab aber nur Schrauben – die halten manchmal auch unnötige Dinge fest…
  • Alle Tätigkeiten im zivilen Bereich, die für ein soziales Pflichtjahr in Frage kommen – und das sind die Gleichen, wie etwa beim Freiwillgen Sozialen Jahr FSJ – bedürfen zumindest einer minimalen Ausbildung, was den Netto-Einsatzzeitraum teilweise erheblich begrenzt. Die implizit ausgemalte Ersparnis bleibt also begrenzt.
  • Auch mit der Minimal-Ausbildung kommen eigentlich nur Hilfstätigkeiten in Betracht. Jedoch sind die Grenzen zwischen Hilfstätigkeiten und dem, was etwa eine Person mit drei-jähriger Berufsausbildung macht, oft so fließend, dass die jungen Leute u. U. in Situationen kommen, in denen sie dann Entscheidungen treffen sollen, für die sie nicht qualifiziert und nicht reif genug sind.
  • Tätigkeiten im Sozial- und Gesundheitswesen fordern die Tätigen nicht nur physisch, sondern auch psychisch erheblich! Bei weitem nicht jeder junge Mensch ist dafür überhaupt geeignet!
  • Nicht jeder Betrieb im Gesundheits- und Sozialwesen ist überhaupt in der Lage, solche Plätze anzubieten, weil die gesetzlichen Vorgaben für die Betreuung der jungen Leute, etwa im FSJ jetzt schon erheblich sind. Und da wurde die sonstige Ressourcenknappheit noch überhaupt nicht thematisiert. Hieraus ergibt sich ein struktureller Kapazitätsmangel, der weder umfänglich noch qualitativ sinnstiftend aufzufüllen ist. [Die Wehrgerechtigkeit – nur für die jungen Männer – war ja schon mit Aussetzen der Wehrpflicht lange nicht mehr gegeben! Wie soll das dann funktionieren, wenn auch noch die jungen Frauen dazu kommen?]
  • Solche Plätze für ein soziales Jahr dürfen dem Geist der entsprechenden Gesetze nach keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse verhindern oder zerstören. Dieser Grundsatz zum FSJ wird heute schon überall aus wirtschaftlichen Erwägungen unterlaufen. Wollen wir dem tatsächlich noch weiter Tür und Tor öffen – auf dem Rücken unserer Folgegenerationen?
  • Die „alternative Ableistung“ im Militärdienst entspricht natürlich der, leider niemals sterben wollenden Idee, die Wehrpflicht wieder zu aktivieren. Die Frage, ob eine allgemeine Wehrpflicht sinnvoll sein könnte, oder eben nicht, sollte man überhaupt nicht stellen. Und wenn, dann nur unter der Maßgabe, dass diese dann auch Frauen betrifft. Andernfalls widerspräche es den allgemeinen Gleichstellungsgrundsätzen. Überdies ist es Humbug, zu glauben, dass junge Menschen, die unter Zwang dazu verpflichtet werden, sich entweder militärischem Drill zu unterwerfen, oder aber sich als billige Hilfskraft im Gesundheits- und Sozialwesen missbrauchen zu lassen, dadurch auch nur ein Jota solidarischer, verträglicher oder dem Gemeinwohl zugewandter werden…

Was ein Mensch mit seinem Leben anfangen möchte, oder eben auch nicht, sollte spätestens mit Erreichen des Erwachsenen-Alters der betroffenen Person überlassen bleiben. Jedwedes Eingriffsrecht, welches sich der Staat hier einräumen möchte, ist nicht mehr als ein weiteres, höchst billig und unglaubwürdig verkleidetes Instrument sozialer Umverteilung von Unten nach Oben. Denn letzten Endes würde nur eine gesellschaftliche Gruppe davon profitieren: diejenigen, welche sich die, auf diese Weise erbrachte Frohnarbeit vergolden lassen können. Was für’s Leben lernt man auch im Rahmen einer ordentlichen Ausbildung. Und diejenigen, die etwas tun möchten, machen sowieso schon ein FSJ. Meine Sicht als Ausbilder und Schulleiter im Gesundheitswesen ist da relativ nüchtern; selbst junge Leute im FSJ sind teilweise nur schwer zu motivieren. Was soll ich dann bitte schön mit Menschen, die in meine Lehrsäle gezwungen werden? Und wer bezahlt das? Auch noch ich selbst – mit meinem Steuergeld. Vielen Dank, aber NEIN! Geh mal zu Demenz-Profilaxe Frank-Walter Und ansonsten hör auch mal auf Leute von der Basis, nicht immer nur dieses Industrie-Lobby-Gesocks. Schönen Tag noch.

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°43 – was man so meint…?

Was am Spieltisch passiert, ist hoch subjektiv! Ich denke, diese Aussage ist weitestgehend konsensfähig. Es ist ein Spiel, das wir spielen, um uns selbst zu unterhalten. Es geht dabei also um eine spezielle Form von Lustgewinn. Auch darüber herrscht vermutlich große Einigkeit. Gemeinsam Geschichten zu erzählen, ist letzten Endes ein Bedürfnis, so alt wie die Menschheit. Das ist ein Allgemeinplatz. Das Geschichtenerzählen holt beim Pen’n’Paper, im deutlichen Unterschied zur Tradition des klassischen „oral storytelling“ die Anderen am Feuer – oder vielleicht eher am Tisch – aus der Passivität des Zuhörens, und versetzt sie in die Funktion eines Co-Creators. Sie haben Einfluss auf den Verlauf der Geschichte, können das Narrativ, an welchem sie mittels ihrer Spielfiguren (der Charaktere) teilnehmen selbst mitgestalten. Die Art und Weise, wie diese Mitgestaltung abläuft, ist naturgemäß von Runde zu Runde starken Variationen unterworfen. Und dennoch haben sie alle eine Meinung darüber, was Rollenspiel ist – und was nicht.

(c) by Monika Merz

Zunächst hat so gut wie jeder Rollenspieler irgendwann auch eine Meinung darüber, was „gutes Spiel“ ist – völlig unabhängig davon, dass dieser Begriff „gutes Spiel“ zwangsläufig für jeden etwas anderes bedeuten muss. Und dennoch neigen wir dazu, das Tun und Lassen der Anderen am Tisch nach unseren eigenen Maßstäben zu bewerten. Es gibt mehrere, höchst abwertende Bezeichungen für Dinge / Personen, die „man“ am Spieltisch nicht sehen möchte. Dazu gehört zum Beispiel der Munchkin mit seinem Powergaming. Das sind Spieler, denen unterstellt wird, ihren Charakter möglichst schnell möglichst mächtig machen zu wollen, insbesondere unter Ausnutzung von Regellücken oder Unklarheiten, die dann auf Teufel komm raus zum eigenen Vorteil ausgelegt würden. Ein anderer Begriff ist Metagaming. Für die meisten Leute meint das, Wissen, welches der Spieler, jedoch nicht sein Charakter hat, zu Gunsten des Charakters im Spiel einzusetzen – was als unfair, bzw. als cheaten angesehen wird. Als gutes Rollenspiel wird hingegen angesehen, seinem Char eine spezielle Stimme und/oder einen speziellen Akzent oder Dialekt zu geben (doing the voice). Und da haben wir dann Spieler von Chars mit 0-dimensionaler Interaktionstiefe und geringer Motivationstiefe, die mit der Stimme sprechen, und sich deshalb für den besten Spieler am Tisch halten…

Ich mag Matthew Mercer und seine Dudes von Critical Role. Ist in geringen Dosen auch durchaus unterhaltsam. Aber das ist insofern eine vollkommen andere Art von Rollenspiel, als das, was hier bei mir zu Hause stattfindet, als diese gestreamten Sitzungen vor allem dafür gemacht sind, die Zuschauer zu unterhalten, die gerade ihr Pen’n’Paper-Methadon genießen wollen! Wir haben in kleiner Runde schon vor 20 Jahren darüber gefrotzelt, dass es da draußen doch bestimmt ein paar Honks geben würde, die unseren Wahnsinn am Spieltisch unterhaltsam fänden. Wie sich dann herausstellen durfte, sind da viel mehr Menschen, die das sehen wollen, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Das Thema Nischen-Hobby für Nerds ist endgültig Geschichte. Diese vielen, vielen Zuschauer verwechseln aber das, zuerst für ein Publikum gemachte, Bombast-Overplaying von professionellen Voice-Actors mit dem „normalen“ Spiel, wie es in meinem Wohnzimmer stattfindet. Und denken, nur DAS sei der wahre Jakob! Bei mir zu Hause lebt aber diese alte Nische noch; und wir wollen vor allem uns selbst unterhalten wissen, nicht irgendjemand anderes. Folglich betrachte ich – und vermutlich auch meine Spieler – einige der vorangestellten Dinge auch unter etwas anderen Gesichtspunkten, die ich gerne kurz erklären möchte:

  • Munchkin/Powergaming: wenn ich darunter auch verstehen soll, dass jemand sich mit seinem Char immer in der Vordergrund drängt, anderen ihr Spotlight zu rauben versucht, alles kommentieren muss, auch wenn der Char gerade nicht da ist, dann sage ich: JA, das finde ich auch nicht so charmant, ABER, wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Min-Maxen, also bestimmte Attribute, Fertigkeiten etc. abwerten, um in den, als wichtig betrachteten Attributen zu maximalen Startwerten kommen zu können, ist aus meiner Sicht allerdings vollkommen normal. Das mache ich bei der Erschaffung meiner Chars genauso – immerhin wäre es doch ganz nett, wenigstens Session 0 und 1 zu überleben, oder? Wenn die Konvention am Tisch halbwegs „leistungsstarke“ Chars vorsieht, und jemand sich ohne Not einen Barbier ohne Magie, ohne Psionik und ohne sonst nennenswerte spielrelevante Fertigkeiten baut, der dafür hervorragend beim Rasieren Kehlen aufschlitzen kann, ohne dass der SL ein Sweeney Todd-Szenario geteasert hat, dann ist dieser Spieler selbst schuld, wenn er nicht zum Zuge kommt. Das Gejammer darf er sich dann stecken…
  • Metagaming: Schwieriges Terrain! Eigentlich beginnt Metagaming schon in dem Moment, wo der Heiler-Spieler nach einem Kampf in die Runde fragt, wie viele Trefferpunkte den einzelnen Chars denn fehlen würden. Ich habe in 28 Jahren Rettungsdienst noch nie ein Unfallopfer getroffen, dass sagte: „Alles nicht so schlimm, waren nur 8 Stamina-Schaden…“. Natürlich wollen die Spieler ökonomisch mit ihren Fertigkeiten umgehen, weil man ja nie weiß, was als nächstes passiert; dennoch ist sowas unrealistisch und vermischt Spieler- und Charakterwissen in unzulässiger Weise. Denn kein Char weiß, wie viele Trefferpunkte gerade auf seinem Charakterblatt stehen… Dennoch sind solche Dinge kaum vermeidbar. Und, wie ich finde auch nicht so schlimm. Denn so, wie der Begriff das unfaire, unzulässige Vermischen von Realität und Fiktion meinen kann, kann er ebenso für das bewusste Reflektieren über diese Fiktion stehen – sich also außerhalb der eigentlichen Spielrunden gedanklich mit dem zu beschäftigen, was da gerade „in game“ läuft. Was mein Charakter dazu denkt, wie Reaktionen aussehen könnten. etc. Wer hier aufmerksam mitliest, versteht jetzt langsam, das Metagaming und Interaktions- sowie auch Motivationstiefe direkt miteinander im Zusammenhang stehen. Und das es beim Metagaming, wie auch beim Powergaming um die Intensität und das Ziel des Tuns geht. Paracelsus sagt: „Die Dosis macht, dass ein Ding (k)ein Gift ist!“ Das stimmt auch hier. Und findet beides in dem Bemühen statt, die Spiel-Erfahrung für alle Beteiligten zu verbessern, kann ich daran nichts ausszusetzen finden.
  • Doing the Voice: Ganz ehrlich – wenn jemand Spaß daran findet, darf er das gerne tun. Wenn nicht, werde ICH definitiv nicht eines Mangels sterben! Mir wäre es viel wichtiger, dass die Spieler am Tisch wenigstens 1-dimensionale Interaktionstiefe und mittlere Motivationstiefe zeiegn. Ob sie dann noch klingen wie ein Halbork, ist mir egal. Weil es tatsächlich zur emotionalen Tiefe des Spiels und zur Immersion nicht zwingend viel beiträgt. Es kann sogar eher störend wirken, weil z.B. aufgesetzt. Insbesondere dann, wenn die Stimme eigentlich nur ein Gag des Spielers ist, der allerdings fortwährend die Suspension of Disbelief am Spieltisch stört. Doing the Voice ist KEIN essentieller Bestandteil „Guten Spiels“…

Ich würde mich eher freuen, wenn sich die Leute über die verschiedenen Aspekte ihres Chars Gedanken machen, und diese auch halbwegs glaubwürdig darstellen würden. Wenn sie nicht dazwischenredeten, wenn andere gerade interagieren und vor allem nicht dauernd durch Tischrandgequatsche die Immersion störten. Mich nervt sowas heutzutage nämlich zunehmend, weil ich tatsächlich, wenigstens für eine Weile, in diese andere, unwirkliche Welt abtauchen möchte. Das ist nämlich meine ganz persönliche Therapie für meine kranke Seele. Vielleicht kriegen wird das ja in Zukunft noch besser hin. In diesem Sinne – always game on!

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°42 – Rollen spielen?

Was Pen’n’Paper so ganz grundsätzlich ist, darüber konnten wir vermutlich in den letzten Jahren Einigkeit erzielen. Immer mal wieder geisterte dabei der Begriff „Spielstile“ durch meine Ergüsse. Eventuell ist es an der Zeit, hierzu noch mal einiges klarzustellen. Denn eigentlich beschreibt das einfache Wort „Spielstil“, wie die Rollen am Tisch tatsächlich ausgefüllt werden. Und ich möchte eine Aussage voran stellen, die mir wirklich wichtig ist: ich respektiere alle Arten, im Pen’n’Paper eine Rolle auszufüllen als gleichwertig, so lange die anderen am Tisch dadurch nicht benachteiligt werden. Ich selbst mag eine spezielle Art des Spielens haben und leben, aber das ist MEINE ART und ich mache niemandem bezüglich seiner Art Vorschriften. Was allerdings im Umkehrschluss bedeutet, dass es unterschiedliche Arten gibt, an die Dinge heran zu gehen, nicht wahr? Man kann Spielstile nach meiner Erfahrung entlang zweier Dimensionen einordnen (ohne daraus jetzt ein Schaubild basteln zu wollen): Motivationstiefe und Interaktionstiefe. Wir beginnen mit dem einfacheren der beiden, der Interaktionstiefe:

Whatever happens, be ready! (c) by Monika Merz
  • 0-dimensionale Interaktionstiefe: Solche Charaktere sind nicht viel mehr als ein oder zwei dominante Charakterzüge (schroff, bösartig, verspielt, offenherzig, lüstern, Loot-geil, zurückhaltend, etc.) und ein paar markante Einzeiler. Hast du eine Szene mit ihnen gesehen, hast du jede Szene gesehen; Heath Ledgers Joker aus „The Dark Knight“ ist so ein Charakter. Er ist definiert durch seinen brutal egozentrischen Nihilismus, spielt gerne mit seinen Gegnern und „würzt“ seine Auftritte durch seine unverwechselbaren Sprüche. 0-dimensional bedeutet nicht, dass ein Char zwangsläufig schlecht, böse oder dumm ist. Oder das man damit nicht auch im Pen’n’Paper Spaß haben könnte. Er hat nur nicht so viel emotionale Tiefe. Den Joker auf der Therapeuten-Couch hätte allerdings auch niemand sehen wollen. Solche Charaktere interagieren nicht wirklich mit anderen Chars/Spielern am Tisch, sie simulieren lediglich Interaktion und ihre Spieler sind ansonsten eher an der Action interessiert, weniger am Drama. Hier versetzt sich der Spieler nicht in den Char und er erlebt das Abenteuer auch nicht im herkömmlichen Sinne, sondern bleibt in der Third-Person-Perspective; oder gar in der isometrischen Draufsicht. Zumeist reflektieren diese Chars einen oder mehrere Aspekte der Persönlichkeit des Spielers ziemlich deutlich.
  • 1-dimensionale Interaktionstiefe: Dieser Char hat schon ein paar mehr Ecken und Kanten, und ist in der Lage „in character“ mehrere zusammenhängende, sinnvolle Sätze mit NSCs und anderen Chars auszutauschen. Allerdings ist diese Interaktion stets funktional, denn auch hier ist das Hauptinteresse die Action, nicht das Drama. Auch die Tiefe der Immersion ist zumeist begrenzt und variiert je nach Lust und Laune des Spielers und dem Thema der laufenden Szene. Han Solo ist so eine Figur. Man sieht über alle Filme hinweg eher wenig charakterliches Wachstum, und die emotionale Tiefe seines Handelns ist selbst hinsichtlich der Lovestory mit Prinzessin Leia begrenzt. Man kann ab und zu im Tun solcher Chars bestimmte Motivationen erkennen, diese bleiben jedoch zumeist recht oberflächlich und gehen selten über die Ziele des jeweiligen Abenteuers hinaus. Viele Pen’n’Paper-Chars fallen in diese Kategorie. Die Spieler schlüpfen auf diesem Level dann und wann tatsächlich in die Haut ihres Charakters, bleiben aber bei ihrer Sicht der Dinge. Sie abstrahieren oft nicht, dass ein Char, der anders aufgewachsen ist als sie, eventuell einer anderen Spezies angehört, auch anders auf bestimmte Stimuli reagieren könnte, sondern sind zumeist bei sich. Evtl. werden trotzdem einzelne dominante Aspekte der anderen Persönlichkeit erlebt.
  • 3-dimensionale Interaktionstiefe: Man kann in der Interaktion und dem sonstigen Handeln solcher Charaktere übergeordnete Motive und emotionale Tiefe erkennen. Solche Chars denken und handeln eigenständig von normalen Handlungsmustern des Spielers und können eine komplett andere Persönlichkeit haben, als der Spieler (müssen sie aber nicht), wobei der Spieler versucht, durch die Augen dieser Figur zu sehen und mit dem Kopf dieser Figur zu denken. Das Level der Immersion ist hier sehr hoch, Brüche in der Kontinuität der Spielwelt werden wesentlich intensiver und störender wahrgenommen, als auf den zwei vorbeschriebenen Leveln von Interaktionstiefe. Auch Spieler solcher Charaktere mögen die Action, doch für sie spielt das Drama eine mindestens ebenso wichtige Rolle. Bruce Banner, der „Hulk“ ist so ein Charakter. Sein innerer Kampf wird immer wieder gut sichtbar und seine übergeordneten Motive, seine Moral, wenn man so will ist, ein Movens seiner Handlungen; und zwar unabhängig von der aktuellen Aufgabe.

Diese Charakterisierungen suggerieren eine gewisse Trennschärfe. Die ist aber gar nicht immer gegeben. Einerseits entwickeln sich Spieler, aber auch ihre Charaktere weiter. Aus dem anfangs noch unerfahrenen, oft eher actionrientierten Zocker, wird manchmal mit der Zeit ein Charakterplayer. Andererseits wird aus dem frischen Char, auf den man sich erst noch eingrooven muss mit der Zeit eine echte Persönlichkeit. Solcherlei „Evolutionen“ konnte ich schon des Öfteren beobachten. Allerdings ist das kein Automatismus, und manchmal bleibt alles bei 0-dimensional. Noch mal zum Verständnis: das ist keine Wertung. Auch eine Truppe von lauter 0-dimensional interagierenden Chars kann verdammt viel Spaß machen. Probleme entstehen immer erst dann, wenn unterschiedliche Interaktions- und Immersionstiefen zu Konflikten am Spieltisch führen. Als SL stehst du dann manchmal daneben und denkst dir „Ach Kacke“, kannst aber nur wenig tun, außer darüber reden. Einer der Hauptgründe für eine richtige Session 0, die ich noch so gut wie nie wirklich zelebriert habe ist, Erwartungen und Prämissen abzugleichen, um so was zu verhindern. Klappt voll gut… Also weiter zur Motivationstiefe:

  • geringe Motivationstiefe: der Spieler will zocken, also will der Charakter ins Abenteuer. It’s as simple as that. Backstory? Passiert anderen. Moralischer Kompass? Denk ich wann anders drüber nach. Was ich will? Loot, Loot, Chars wollen Loot, den kräftig Looten macht den Abend gut! [Sorry, Subway to Sally] Wenn sie ihn denn entdecken, und er halbwegs fette Beute oder wenigstens Erfahrungspunkte verspricht, springen sie schnell und gerne auf den Plotbus nach Cottbus. Ansonsten wird es eher schwierig. [kurzer Exkurs: Hier fällt’s mir wirklich schwer, nicht zu werten, denn das Spiel heißt ROLLENspiel. Wenn ich aber eine Rolle spielen möchte, muss ich wenigstens irgendeine Idee davon haben, was diese Figur vom Leben (an sich, bzw. als Abenteurer) erwartet. Andernfalls kommt der SL recht schnell an seine Grenzen, wenn’s darum geht, solche Chars ins Abenteuer zu bringen!] Wichtiger Hinweis: es erscheint zwar möglicherweise seltsam, aber man kann eine geringe Motivationstiefe tatsächlich mit 3-dimensionaler Interaktionstiefe kombinieren. Es geht nur nicht allzu lange gut… Moralische Dilemmata können solche Chars nämlich nicht lösen!
  • mittlere Motivationstiefe: dieser Spieler hat mehr als nur vage Vorstellungen von den moralischen, politischen, religösen, kulturellen, etc. Meinungen und Überzeugungen seines Chars, und lässt dies auch (je nach Interaktionstiefe) in sein Spiel einfließen. Die sichere Differenzierung zwischen Meinung, Überzeugung und Dogma gelingt allerdings nicht immer, und bestimmte Aspekte wurden (evtl. bewusst) ausgespart, um sich mehr Flexibiltät beim Spiel gönnen zu können. Eine gewisse Vorgeschichte bietet dem SL Plothooks, an die man anknüpfen kann (nicht muss), und für den Spieler ist relativ klar, wie sein Char auf die meisten Stimuli reagieren würde. Moralische Dilemmata stellen allerdings eine große Herausforderung dar, die oft nur ungern angenommen wird, weil man sich seine Chars im Rollenspiel gerne vor allem moralisch flexibel hält. Ein Luxus, den es in der realen Welt für die allermeisten Menschen nicht gibt.
  • große Motivationstiefe: Dieser Spieler und sein Charakter wissen recht genau, wo sie schlussendlich hinwollen, warum sie dort hinwollen, und wie sie dort hingelangen wollen. Dieser Char zeigt, wenn er sich darauf einlässt, durch seine, vom Spieler eigenständige Normen- und Werte-Taxonomie definierte Interaktionen mit der Spielwelt, bei denen diese Normen und Werte auch sicht- und fühlbar werden. Das bedeutet allerdings mehr Vorarbeit auf Seiten des Spielers, denn um solche Definitionen für seinen Char treffen zu können, muss man sich üblicherweise mit vielen verschiedenen Aspekten der Spielwelt befasst haben. Die Motivation hierzu ist in Spielern unterschiedlich stark ausgprägt.

Legt man sich die beiden Dimensionen doch mal als Schaubild zueinander, wird klar, dass Immersion und emotionales Investment erheblich skalieren. Wie bereits vorhin gesagt sind die Unterschiede bei den Spielstilen (unabhängig davon, ob Leute sich Wort für Wort an die Regeln halten wollen und diese daher auswendig kennen, oder aber die Dinge lieber etwas freier gestalten möchten, um absurden Scheiß anstellen zu können) einer der häufigsten Auslöser für Konflikte an Spieltisch, die nichts mit den NSC-Gegnern zu tun haben. Nachdem nun meine Sichtweise auf ein paar Aspekte geklärt ist, können wir in der nächsten Episode über Erwartungen und Konflikte, Doing the Voice und Metagaming sprechen. Bis dahin – always game on!

Auch als Podcast…

Arbeit, Arbeit über alles…?

Zum Kukuck. Wie regelmäßigen Konsumenten dieser Zeilen bekannt sein dürfte, lese ich regelmäßig verschiedene digitale Postillen (gerne Zeit Online); und jedesmal wenn ich im Moment eine solche Seit aufrufe, stehen da relativ prominent irgendwelche Artikel über die Suche nach Sinn. Wann genau ist der investigative Journalismus zur emotionalen Spiekenkökerei degeneriert? Oder sollen uns all diese artikelartigen Journaille-Ergüsse vielleicht doch nur noch ein bisschen mehr indoktrinieren, wenn man allüberall liest, dass Arbeit doch ein SO wichtiger Bestandteil des Lebenssinnes wäre? Quasi dazu verführen, noch ein bisschen arbeitsamer, leistungsstärker, angepasster, und vor allem auch noch konsumfreudiger zu werden? Man entkommt den Dogmen unseres Wirtschaftssystems ja selbst in der Freizeit und im Krankenstand nicht mehr! Und das mir, der ich derzeit genau wegen der Arbeit zu Hause hocke und noch immer dunklen Gedanken nachjage! Als wenn mehr Arbeiten mehr Sinn machen würde…

Ich finde, der Nasenbär ist hier ein gutes Sinnbild…

„To make sense“ wurde – natürlich semantisch falsch – mit „Sinn machen“ eingedeutscht. Sinn kann jedoch, sehr zum Leidwesen der Apologeten des Kapitalismus, nicht durch Dritte hergestellt werden, sondern er muss durch Reflexion emergieren, also im Prozess des Lebens – cogito, ergo sum => ich denke, also bin ich – hervor treten und für jeden individuell be- und ergreifbar werden! Könnte man diesen Prozess abkürzen, bräuchte es die ganze Werbeindustrie nicht. Sinn kann sich also nur aus dem (Er)Leben ergeben; oder eben auch nicht! Was die ganzen Artikel (bösartig gedacht) vermutlich wirklich wollen, ist Folgendes: unsere Wahrnehmung framen, damit wir Arbeit tatsächlich als Sinnspender wahrnehmen und damit systemfreundlich handeln lernen: „schaffe, schaffe, Häusle baue“, wie der Schwabe sagt. Ich bin allerdings Badener!

Allein die Tatsache, dass mich das so triggert, sagt so einiges über meinen derzeitigen Zustand aus, der sich mit den zwei Worten „AKKU LEER“ ziemlich treffend beschreiben lässt. Und dennoch bleibt mein Gehirn ja nicht stehen, ist nicht im Zustand der Stase, sondern läuft munter weiter analysierend mit durch meine Existenz. Was bedeutet, dass es auch jetzt, genau in diesem Moment damit beschäftigt ist, mich Sinn in eben dieser Existenz erkennen zu lassen. Was mich mit den gerade geschilderten Wahrnehmungen und Gedanken versöhnt, ist der Umstand, dass ich tatsächlich meine Arbeit NICHT brauche, um Sinn zu erfahren. Man mag mich bitte an dieser Stelle nicht falsch verstehen: ich mache meinen Job immer noch gerne, und ich gehe auch gerne mal ein paar Extrakilometer, um zu halbwegs guten Ergebnissen zu kommen (genaugenommen ist exakt DAS der Grund, warum ich wieder mal so da hänge!). Und ich freue mich, wenn es meinem Team und mir gelingt, den Shit zu rocken. Aber wenn es diesen Job morgen nicht mehr gäbe, verfügte ich über ziemlich viele Tätigkeiten, durch die ich meine gesamte Existenz sinnstiftend füllen könnte, ohne die Friktion tatsächlich nennenswert spüren zu müssen! Und dies eben jetzt erfahren zu dürfen, ist gerade wahrhaft befreiend.

Sinn wird in diesen Pamphleten gerne mit Kreativität verdongelt, weil kreativ zu sein quasi ein wichtiges Leistungsmerkmal für die Wissensarbeiter ist, auf welche sich die meisten dieser Artikel beziehen. Eine Verkürzung, die ich mittlereile ehrlich gesagt anmaßend finde. Kreativität meint in dem Zusammenhang dieser Form von Schreibe nämlich gerade NICHT, wertvolle Kulturartefakte zu erschaffen (egal ob durch Recyclingkreativität oder „creatio ex nihilo“, also die Schöpfung aus dem Nichts), sondern neue, häufig variierende Probleme durch jeweils angepasste Stratregien lösen zu können => Kreativität wird also meistens mit Problemlösungskompetenz verwechselt. Diese Kompetenz ist aber in fast jedem Gewerk gefordert; insbesondere auch in solchen, auf die so genannte Akademiker (vulgo selbsternannte „Leistungsträger“) nur zu gerne abschätzig herabblicken. Sinn kann überall emergieren, wo man mit Aufgaben konfrontiert ist, welche die Problemlösungs-Kompetenz aktivieren – weil es Selbstwirksamkeitserfahrung erzeugt. Und die ist ein angenehmes Erlebnis. Was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass ich mir den Ort meiner Sinnstiftung selbst bestimmen kann, wenn ich mir – für mich persönlich – hinreichend stimulierende Aufgaben suche. Und das Schöne daran ist: die müssen aber auch gar nix mit Arbeit zu tun haben!

Was bleibt also als tatsächlich sinnstiftend an meiner Arbeit zurück? Das was ich daraus mache! Was leider das eine Problem nicht löst: wie kommen ein paar Fetzen Futter auf den Tisch in der halbwegs gut beleuchteten, halbwegs angenehm temperierten Hütte mit dem dichtem Dach, in der ich nicht in Lumpen gekleidet nach dem Tagwerk wieder ankomme? Für die Deckung existenzieller Grundbedürfnisse bin ich, so wie die allermeisten Menschen, auf abhängige Lohnarbeit angewiesen. Und viel zu oft stehen Arbeitsmenge und erlöstes Einkommen in einem eklatanten Missverhältnis zueinander. Was man also tun könnte, um Menschen tatsächlich ihren eigenen Sinn im Leben finden zu lassen? Einerseits wäre es dringend an der Zeit, unser allgemeinbildendes Schulwesen zu reformieren, damit es zukünftig, anstatt hauptsächlich arbeitsfähige, angepasste Untertanen auszuspucken, unseren Kindern hilft, tatsächlich zu kreativen, verantwortungsbewussten, solidarischen Menschen zu werden! Und wie wäre es dann, als Ergänzung, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, anstatt diesem überteuerten, ineffizienten, Menschen ihrer Würde beraubenden Bürokratiemonster Hartz 4? Ich bin mir sicher, wir könnten so viel besser werden. Man müsste nur mal was wagen, und den den Status Quo Status Quo sein lassen; die ganzen Bedenkenträger, Besitzstandswahrer, Bürokraten schreien lassen, und einfach machen. Ob’s schlimmer werden könnte, als jetzt? Das wird es sowieso, egal ob wir je etwas tun, oder nicht! Wir müssen also JETZT etwas ändern. Andernfalls sind wir eh alle am Arsch! Denkt mal drüber nach…

Auch als Podcast…

Feels like the first time…

Dieses Gefühl, wenn man den Kopf wieder aus dem Wasser nimmt und tief Luft holt! Ich bin kein sonderlich guter Schwimmer, und war nie zum Tauchen gemacht; aber dieses Gefühl ist befreiend! Und für mich im Moment vergleichbar mit dem, was ich gerade ohne Wasser erlebe. Ich habe in den letzten Tagen feststellen müssen, dass es nicht mehr geht. Ich hatte mir – einmal mehr – zu viel aufgeladen und war drauf und dran, mit allem an die Wand zu fahren. Man sollte meinen, dass Menschen mit Ende 40 langsam vernünftig würden, aber dem ist wohl nicht so. Jetzt im Moment bin ich also erst mal für zwei Wochen raus – dann wird neu bewertet. Es ist insofern ein komisches Gefühl, als ich das lange Wochenende sowieso frei geplant hatte, und deshalb ein paar Aktivtäten mit den Kindern anstanden, die wir dann auch einfach gemacht haben. Ich hab’s ja an der Waffel, nicht an den Füßen [sorry für die Flapsigkeit]. Davon ab waren die Kinder – und die Gattin – in den letzten Monaten einfach zu kurz gekommen.

Im Zoo trifft man manchmal sogar Tiere hinter den Glasscheiben…

Nun sitze ich zu Hause und bin wie so ein Brennstab im Abklingbecken. Die Temperatur sinkt kontinuierlich, seit die Grundumdrehungszahl per Dekret gebremst wurde. Und dennoch fühlte ich mich anfangs schlecht. Fast so, als wenn ich’s nicht verdient hätte, K.O. zu sein, bevor ich nicht auch noch das letzte Fitzelchen selbst erledigt hätte. Man erkennt den Grund für meine derzeitige Situation recht leicht, wenn man kurz von außen drauf schaut, oder? Dieses Gefühl der Illegitimität weicht gerade nur sehr langsam. Und das ausgerechnet mir, der immerzu laut über das Stigma psychischer Erkrankungen referiert, und dabei auch vor dezenter Polemik nicht zurückscheut, um einen Punkt zu machen. Aber so ist es nun mal. Die verdammten preußischen Primärtugenden habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen, und das verkompliziert die Dinge manchmal. Ich stecke also gerade mitten in einem Lernprozess. Wenn’s nicht teilweise eher schmerzlich wäre, müsste gerade ich als oller Pädagoge das doch feiern, nicht wahr…?

Das Problem mit diesem speziellen Lernprozess ist, dass es sich jedesmal, wenn’s wieder schlimm geworden ist, anfühlt wie das erste Mal. Daher auch das Foreigner-Zitat im Titel. Alles in allem will ich aber nicht klagen. Weil ich meinem Team und meinem Arbeitgeber gegenüber transparent gehandelt habe und alles daran setze, bald wieder normal zu funktionieren. So ein Jahr wie 2014 brauche ich nicht noch mal. Was nun aber den eben genutzten Begriff „funktionieren“ angeht, bin ich mir noch nicht so sicher, was das am Ende bedeutet. Ich weiß – ganz sicher – dass es dieses Mal vor allem die Arbeitsbelastung war, die mich ins Aus manövriert hat. Dem steht gegegnüber, dass ich – nach aktueller Planung – bis nächstes Frühjahr zumindest mein Master-Studium endlich abgeschlossen habe. Das nähme eine Menge Druck raus. Trotzdem ist bloßes „funktionieren“ mir nicht genug. Ich möchte das Gefühl haben, zu leben! Und mir vielleicht auch Träume zu erfüllen! Unsere Zeit auf Erden ist begrenzt, und auch für meine Gesundheit gibt es kein Gehaltsäquivalent, welches irgendjemand zu zahlen bereit wäre.

Immerhin hab ich gerade viel Zeit zum Nachdenken. Mal schauen, mit welchen gelegentlich schrägen, evtl. irritierenden, hoffentlich aber kreativen Ideen und Plänen ich aus dieser verordneten Auszeit herauskommen werde. In jedem Fall ist der Kopf für’s erste wieder über Wasser – alles andere findet sich. Bis die Tage.

Auch als Podcast…

Ein Schnipsel Intellektualität…

Karl Lauterbach geht mit Benjamin von Stuckrad-Barre spazieren, twittert darüber und nennt es „mit Intellektuellen verbunden bleiben“. Toll. Schön wäre es natürlich, wenn der Popliterat von Stuckrad-Barre auch als Intellektueller qualifizieren würde. Aber da ist bis zu den Qualitäten, etwa eines Peter Sloterdijk (auch wenn ich manche seiner Thesen rundweg ablehne) noch mehr als nur ein bisschen Luft. Und das liegt mitnichten daran, dass der Benjamin ein Jahr jünger ist, als ich. Es geht mir auch gar nicht um die Person – ich weiß es natürlich nicht, aber vielleicht ist er ja sogar ein netter Typ. Aber er ist halt KEIN Intellektueller; ebensowenig wie der selbsternannte Philosophie-Professor der Nation Richard David Precht! Diese Menschen haben lediglich zum rechten Zeitpunkt halbwegs lesbare Ergüsse publiziert, die den Nerv der Zeit trafen. Man kann ihnen also ein gewisses Talent nicht absprechen. Aber ein wenig gewandte Sprache und ein gehörige Portion Opportunismus machen noch keinen Intellektuellen aus. Ansonsten könnte ICH dieses Etikett auch beanspruchen. Es geht mir vor allem darum, dass Politik sich NUR NOCH um Publicity, Public Opinion und pubertäres Geschnatter dreht. Keine Substanz im öffentlichen Diskurs, keine echten, sachlichen Kontroversen; nur noch Nebelkerzen, substanzloses Geschwafel und Selbstdarstellung. Schließlich sind ja irgendwann auch wieder Wahlen. Der Typus des Berufspolitikers ist mir ein Graus. Diese absolute Unart unseres politisches Systems treibt mittlerweile Blüten, die man abschneiden sollte.

Oh… ich kann das Geraune auf den Rängen hören. Wird er sich jetzt zu irgendeinem Unsinn versteigen, womöglich dieses „das wird man doch noch sagen dürfen“ auf den Bildschirm projizieren – und damit verschisse Faschisten-Rhetorik replizieren, die seit Jahren von einer Veränderung des Systems von innen heraus träumt? Nee, keine Chance. Die blaubraunen Faschos dürfen gerne weiterträumen, doch ihnen wird dieses Land NIEMALS gehören, so lange es genug aufrechte Demokraten gibt. Aber der Umstand, dass Menschen, die aus purem Glück heraus eine gewisse Bekanntheit erlangt haben, dann auch noch Zugang zu Politikern, und damit unter Umständen zu deren Meinungsbildungsprozessen bekommen, bereitet mir Bauchschmerzen. Denn diese bekannten Menschen sind in aller Regel auch Menschen, die über gewisse Ressourcen verfügen und daher naturgemäß eher NICHT aus Sicht der Ottonormalverbraucher argumentieren. Und das ist ein Dilemma. Nun unterstelle ich dem Herrn v. S.-B. keinesfalls unlautere Absichten – immerhin hat er ja Karl Lauterbach öffentlich als Held tituliert, und daher… Moment, noch mal einen Schritt zurück: Der Benjamin nennt den Karl einen Helden und dann gehen die spazieren, damit die Politik den Kontakt zu den Intellektuellen hält…? Tja, also, wenn DAS kein Geschmäckle hat, weiß ich’s auch nicht…

Wahrscheinlich interpretiere ich da zu viel hinein. Aber die ANGST der Politiker, sich der direkten, ungefilterten Kritik normaler Menschen aus diesem Lande auszusetzen, weil sie dabei eine schlechte Figur machen könnten (und evtl. sogar dazu angeregt würden, ihre Ansichten zu überdenken…?) bereitet mir hinsichtlich des Zustandes unserer Politik mehr Sorgen, als die stabil 10 – 15% vollidiotische Faschofratzen, denen man überall begegnet. Denen sagt man die Meinung, bis sie so dumm sind, etwas Justiziables zu tun, und dann zeigt man sie an. Im Zweifelsfall weist man sie auch ein wenig robuster in ihre natürlichen Grenzen. Aber die sind tatsächlich kein Problem. Man muss ja NICHT jeden integrieren. Aber ein Polit-Betrieb, der immer selbstreferentieller und abgeschotteter wird und dessen Aktionen nur noch von der Amygdala (möglicher Wahlverlust!) diktiert werden… der ist DRINGEND reformbedürftig. Das Problem ist folgendes: jene, die das sofort ändern würden, wollen ein 4. Reich! Jene, die das ändern könnten, wollen, auf Teufel komm raus, ihre Macht nicht verlieren. Die einzigen wahren Verlierer in diesem Dilemma sind wir Bürger. Können wir das irgendwie ändern? Keine Ahnung, aber ich hoffe, ich bin nicht allein mit dem Versuch…

Auch als Podcast…

Ochmaninov!

Hatte letzte Woche so einen mentalen Crash-and-Burn-Moment, an dem ich immer noch knabbere. Leute, die meine Grunderkrankung (Depression) teilen, wissen, was ich meine: Eigentlich ist alles gut. Und plötzlich knallt es vollkommen unerwartet, und du findest dich subjektiv im freien Fall weider, voll deinen negativen Affekten ausgeliefert, und fragst dich immerzu, was zum Teufel da gerade passiert? Natürlich suchst du dann nach einem Trigger, irgendeinem Auslöse-Ereignis, der sprichwörtlichen Laus auf der Leber. Doch da ist selten was Greifbares zu finden. Man würde doch so gerne irgendwas oder irgendwem die Schuld geben – aber glaubt mir, nach Schuld zu suchen, ist der falsche Ansatz! Auch wenn einem das manchmal erst jemand anders in Erinnerung rufen muss. Ist ja nicht so, dass ich mit dieser Scheiße keine Erfahrung hätte… Jedenfalls sind das solche Momente, in denen ich – meiner 13-jährigen gar nicht unähnlich – „OCH MANNO!“ rufen möchte. Der Komponist dieser Symphonie der Unzufriedenheit soll also fürderhin Ochmaninov heißen. Ähnlichkeiten mit irgendwelchen Russen sind vollkommen zufällig!

…noch mal Kontraste!

Statusbericht: Bedienoberfläche läuft stabil? CHECK! Aufgaben werden erledigt? CHECK! Man kann seine Erfolge genießen? MÖÖÖP! Ich will das gar nicht dramatisieren, aber ich lebe halt so vor mich hin, während ich ganz bewusst sagen kann, dass ich gerne lauthals schreiend davonlaufen würde. Fremdenführer auf den Osterinseln, ausgestattet mit der Erlaubnis, Idioten, die die berühmten Statuen angrapschen müssen, erschießen zu dürfen, wäre gerade eine echte Alternative. Ich könnte mir natürlich auch mit einem Nageltacker in die Patella schießen, um mal rauszufinden, wie sich das anfühlt; aber bei näherem drüber Nachdenken… doch lieber Variante EINS. [CAVE/ …eventuell ist es hilfreich, darauf hinzuweisen, dass galliger Humor mir schon immer ein liebes Hilfsmittel war. Wer damit nicht klarkommt, sollte sich derzeit was Anderes zum lesen suchen.]

By the way: DIE RUSSEN. Nö, eigentlich kein Bock! Es gibt so viele, kluge und unkluge Mitmenschoide, die sich dazu äußern (manche sogar für Geld), dass ich da ganz bestimmt nicht meinen Hut in den Ring werfen müsste. Außer vielleicht ein winziges Snipet Meinung: ich bin FÜR Waffenexporte in die Ukraine! Und ich bin dringend dafür, Saktionen und andere Maßnahmen auszuweiten, um die wahren Nazis in dieser Affäre (also Putin und seine zusehends verblödende Klepto-Oligarchie) weiter unter Druck zu setzen. Atomkrieg? So dumm ist selbst der schwache, kranke, alte Mann in Moskau nicht. Wenn wir hierdurch einen Wirtschaftseinbruch erleiden sollten, dann ist das so. Wir wirtschaften eh falsch! Die Alternative wäre nämlich eventuell, sich einem lupenreinen Autokraten zu beugen, und damit einer weiteren Ausdehnung seiner Machtsphäre Tür und Tor zu öffnen. Will ich nicht! Ob ich eine Kristallkugel habe, in der ich die Zukunft sehen kann? Gottseidank nicht! Genau deshalb kann ich jedem Tag soviel Leben verleihen, wie mir eben möglich ist. Über eine mögliche gesehene Zukunft zu grübeln, würde mich nämlich weder glücklicher, noch klüger machen. Und über den Zustand der restlichen Welt etwas zu sagen, fehlen mir derzeit die Kraft, die Expertise und die Lust…

Und sonst so? Das Einzige, was mir momentan tatsächlich einen positiven Kick verleiht, ist mein Hobby N°1: Pen’n’Paper. Ist für mich Eskapismus, Therapie, Meta- und Selbstreflexion in einem. Und macht auch noch in der Gruppe Spaß. Das gibt’s nicht mal beim Psychotherapeuten auf Kassenrezept. Da wurde mir nämlich auch mitgeteilt, dass ich doch an Gruppensitzungen teilnehmen könnte. Das WILL ich aber nicht. Die anderen Kranken, mit denen ich mein Leid teilen will, suche ich mir nämlich lieber selbst aus; so arrogant bin ich dann schon noch, zu glauben, dass ich das ganz gut hinkriege. Also: wieder mal zurück auf Anfang. Kleine Schritte gehen, kleine Brötchen backen, gute Dinge tun, welche die Seele entschlacken helfen, und abwarten, wie es sich die nächsten Tage entwickelt. All das, während ich mich – verfickt und zugenäht – dauernd mit beruflichem Quatsch beschäftigen muss, dem ich mich momentan nur mäßig gewachsen fühle. Und das Ende vom Lied? Manchmal is alles Schiet! Man liest sich…

Auch als Podcast…

Der verwirrte Spielleiter N°41 – Erzählrechte…?

Gemeinsam eine Geschichte erzählen! Das ist das eigentliche Herz von Pen’n’Paper-Rollenspiel. Natürlich hat man als SL ein wenig Macht über die Rahmenbedingungen innerhalb der Spielwelt. Allerdings hat man vorher einen Common Ground abgesteckt. Ich mache es nicht so wie Matt Collville, dass ich vorher 3 – 5 mögliche Kampagnensettings pitche, und sich die Spieler dann raussuchen können, auf welche Art von Plot sie Bock hätten. Ich finde das deswegen ein bisschen ungünstig, weil ich als Berufspädagoge weiß, dass man gegen die Erwartungen der Teilnehmer anunterrichten muss, wenn man vorher zuviel vom Unterrichtsplot preisgibt. Beim Pen’n’Paper ist das nicht anders. Ich verbaue mir mit etwas Pech die Möglichkeit, einen Metaplot in andere Richtungen zu entwickeln, wenn die narrative Notwendigkeit sich ergibt. Mal davon abgesehen, dass ich einen starken Mix aus allen Elementen mag – Rätsel und Mysterien, Diplomatie und soziale Interaktion, taktisches Vorgehen und Kämpfe; alles hat seine Daseinsberechtigung und sollte in angmessener Menge in einer Kampagne vertreten sein; wobei nicht jede einzelne Sitzung sich derart „abmischen“ lässt, um mal eine DJ-Metapher zu bemühen. Und dann kommt noch das „Plan-X“-Element dazu, denn was ich plane, und was die Spieler dann damit machen, sind ja mehr als zwei Paar Stiefel.

Spielleiternotizen mit Dungeon…

Nun ist es so, dass ich in letzter Zeit auch häufiger wieder selbst zum spielen komme, weil sich ein zweiter Spielleiter für unsere Gruppe gefunden hat. Ich bin dafür sehr dankbar. Da es sich um eine High-Fantasy-Welt handelt, die wir zwei kollaborativ entwickelt haben (und die ursprünglich mal für eine Romanserie gedacht war, von der wir bis heute nur den ersten Teil – fast – realisiert haben), gibt’s manchmal Diskussionen um dieses oder jenes, weil das Regelwerk von mir stammt. Nichtsdestotrotz macht es einen Heidenspaß. Und, wie ich schon ein paar Mal gebeichtet hat, bin ich alles andere als ein leiser oder zurückhaltender Spieler. Dass ich mir dann meist auch noch Charaktere mache, die eher nicht introvertiert sind, macht es manchmal für meine Mitspieler nicht einfacher. Dennoch stehe ich auf dem Standpunkt, dass man das Erzählrecht, sofern der eigene Char in die jeweilige Szene involviert ist – beanspruchen kann, wann, wozu und wie man möchte. Natürlich gibt es hierzu Einschränkungen: man kann nicht einfach etwas tun, was der Char schlicht nicht tun kann. Man kann grundlegende Gesetze der Physik nicht einfach missachten (es sei denn der Char hat Fähigkeiten, die dies zumindest teilweise möglich machen => Magie in ihren verschiedenen Spielarten). Und man kann nicht einfach Dinge tun, die weder technisch, noch sozial, noch politisch in das Setting passen (in High-Fantasy-Szenarien gibt’s keine sozialen Medien und üblicherweise auch keine Demokratie; und zumeist auch keine Handfeuerwaffen, es sei denn man spielt in D&D 5E bei Matt Mercer ’nen besessenen Artificer).

Neulich ist folgendes passiert: ein anderer Char, der neu zur Gruppe stieß, war auf der Suche nach etwas. Und weil man ins Gespräch gekommen war, äußerte er die Bitte, dass wir ihm doch bei der Suche helfen mögen. Mein aktueller Charakter ist eine Bardin, die mit sowas überhaupt kein Problem hat; sie sucht noch ein bisschen nach ihrem Stil, ist aber offen für Neues. Sie nahm diese Bitte also zum zum Anlass, auf dem Markt auf ein Faß zu steigen, die Anfrage für alle weithin hörbar zu deklamieren, und darauf zu hoffen, dass sich eine Reaktion zeigen möge. Was ein anderer Char (oder besser dessen Spielerin) zum Anlass nahm, ein wenig pissed zu reagieren, weil man ein etwas subtileres Vorgehen (vulgo Straßenweisheit-Rumgeeier in den „Schatten“) für besser hielt. Oder sich davon mehr Spotlight versprach. Nun muss ich an dieser Stelle klipp und klar sagen: auf welche Weise man eine Aufgabe löst, entscheidet man im Pen’n’Paper selbst! Wann und wie man das Spotlight für sich beansprucht, entscheidet man selbst! Wie sehr man beim Zocken „in character“ geht, entscheidet man selbst! Klar, manchmal hocken sich die Spieler – oder besser ihre Chars – zusammen und machen einen Plan; der in aller Regel die erste Berührung mit dem Feind nicht vollkommen unbeschadet übersteht. Aber das ist ein anderes Thema. Aber wie einzelne Spieler durch ihre Chars die einzelnen Teile eines Planes umsetzen, oder welche Einzelaktionen sie wie durchführen, entscheiden sie selbst! Andernfalls hätten sie keine Player Agency – kein Erzählrecht!

Uups… (c) by Monika Merz

Ich habe kein Problem damit, im Spiel für andere zurückzustecken. Und ich habe auch kein Problem damit, meine Ressourcen zu teilen. Aber ich kann keine Gedanken lesen. Und wenn ich keine Hinweise auf die Pläne anderer Leute bekomme, dann mache ich halt mein Ding… einfach weil das ein Spiel ist, und ich Spaß haben will! Nun gehe ich naiv davon aus, dass andere das genauso machen, und bin zugegebenermaßen jedes Mal ein wenig irritiert, wenn mich hinterher jemand anmault, anstatt vorher zu sagen, was er oder sie vorhat. Dazu ist Kommunikation nämlich gut. Nun könnte man einwenden, dass es Aufgabe des Spielleiters ist, das Spotlight „gerecht“ zu verteilen. Aber es gibt keine gerechte Verteilung! Es gab, gibt und wird auch in Zukunft immer Spieler geben, die wie ich fröhlich durch das Abenteuer walzen, und versuchen, die Welt nach ihrem Bilde zu gestalten; und andererseits solche, die gerne der Geschichte bei ihrer Entfaltung zuschauen, und sich ausreichend unterhalten fühlen, wenn sie ab und zu mal ein paar Würfel werfen und damit irgendwas Cooles tun können. Das ist jetzt eine sehr grobe Unterteilung, aber nach meiner Erfahrung reicht diese, um die entsprechenden Protagonsten am Tisch abzuholen. Problematisch sind mittelfristig nur die, die sich einfach nicht entscheiden können, ob sie Rampenau sein wollen, oder nicht… Ich selbst gestalte gerne, ich mag es dramatisch, und ich schauspielere auch ein bisschen am Tisch. Das ist mein Stil. Wenn sich jemand davon an den Rand gedrängt fühlt, tut mir das leid. Aber jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Und ich bin nicht bereit, mich hierbei zu ändern, weil mein liebstes Hobby einer der wenigen Orte ist, an denen ich diesem Teil meiner Persönlichkeit freien Lauf lassen kann. Das ist mein Spaß – und den will ich mir nicht nehmen lassen. In that sense I will always game on…

Auch als Podcast…