Fresh from Absurdistan N°22 – Back to normal – really…?

Allenthalben hört man davon, dass die coronesken Beschränkungen zurückgefahren werden können, dass ein Stück Normalität zurückkehren könnte, würde, sollte, müsste… Aber zum einen ist „ein Stück weit“ ein Begriff, der, seit Torsten Sträter sich damit befasst hat (ihr müsst es ein paar Minuten in die Sendung schaffen) nicht mehr so leicht über meine Zunge oder meine Tasten kommt; und zum Anderen weiß ich beim besten Willen nicht, zu welcher Normalität ICH zurückkehren wollen würde.

Gegängelte Fachkräfte im Gesundheitswesen und im Einzelhandel, denen nun wieder keiner Beachtung schenkt (und leider auch kein Geld)? Power-Shopper auf Ego-Trips? Flugmeilen, bis Mutter Erde kollabiert? Neid, Gier, Missgunst und ihre kleinen Bastard-Schwestern Arroganz, Besserwisserei und Protz? Na vielen Dank auch. Wenn es nach mir ginge, könnte der Lockdown zumindest für manche Menschoiden noch bis 2025 weiter gehen – aber bitte ohne Internet-Zugang.

Zweifelsfrei kann ich sagen, dass die Schulschließungen weder meinen Nerven, noch denen der besten Ehefrau von allen sonderlich gut getan haben. Und dass unsere Kinder sicherlich nicht so sehr vom Homeschooling durch uns profitiert haben, wie sie von normalem Präsenz-Unterricht mitgenommen hätten. Auch wenn die Größere den einen oder anderen Klassenkameraden offenkundig überhaupt nicht vermisst hat. Obercoole Vollidioten gibt’s anscheinend auch schon in der Fünften… Immerhin wissen wir jetzt, welche Lehrer mit Distance-Learning können – und welche nicht! Ob das für die Zukunft irgendwie nützlich ist, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber, wenn ich ehrlich bin, will ich das eigentlich auch nie herausfinden müssen…

Wird es also nun ein neues „Normal“ geben? Vermutlich. Und leider, leider, wird es kaum anders aussehen, als das Alte, denn alle Hoffnungen auf eine Wende hin zu einer besseren Menschheit, zu mehr Solidarität miteinander, zu mehr Verantwortung füreinander und unsere Umwelt zerschlagen sich mit jeder noch so kleineren Justierung des Lockdowns. Die Leute wollen IHRE FREIHEIT. Sie haben zwar keine Ahnung, was das Wort wirklich bedeutet und dass es eine Schwester namens Verantwortung hat. Aber hey, Schwamm drüber. Hauptsache, man kann mal ohne jede Sachkenntnis auf die Kacke hauen und aus dem Grundgesetz zitieren, nicht wahr…? Nicht wahr, ihr Kognitions-Amateure?

Der Kategorische Imperativ ist in unserem Staat nicht ohne Grund eine der wichtigsten rechts-philosophischen Figuren. Aber die ganzen Jubler sehen nur, dass sie ab bald wieder ihre ganz normale Ausbeutung unserer Umwelt betreiben dürfen. Ach Lockdown, was hast du mir nicht Freude beschert. Fast ganz alleine, nur von meinen Gedanken gejagt durch den Waldpark spazieren hatte schon was. Und auch an Home-Office für bestimmte Aufgaben konnte ich mich gut gewöhnen. Zum einen, weil mein „Home-Office“ (Also der Raum, in dem mein Arbeitsplatz steht) wesentlich besser ausgestattet ist, als dass „im Büro“. Und zum anderen, weil manche Arbeiten Muse erfordern, die bei ständigem Kontakt mit den Kollegen nicht immer so Recht aufkommen will. Aber ich schweife ab…

Wie auch immer das neue Normal aussehen mag – wenn ich Wünsche äußern dürfte, wären diese einfach: mehr Wertschätzung für die Berufsgruppen, die uns durch den Lockdown gerettet haben und das nicht nur durch dämliches Geklatsche, sondern durch substantielle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen (JA, das meint auch mehr Geld). Weniger Ego-Trips. Mehr Geld für Bildungsinfrastruktur und Lehrerbildung. Weniger Geld für nutzlose Dienstleistungen (Flugreisen) und Tand (jedes Jahr ein neues IPhone – habt ihr sie noch alle?). Mehr WIR. Weniger ICH. So einfach könnte das sein. Gott sei Dank bin ich noch im Urlaub, da kann man ja mal träumen…

Auch zum Hören…

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