Egal was ich mit meiner Zeit anstelle, egal wie weit ich vor meinem normalen Leben und meinen Verpflichtungen davonlaufe, egal wie schön es dort ist und was ich unterwegs alles erlebe, egal wie sehr ich daran glauben möchte, dass die – subjektiv überquellende – frische Energie mir erhalten bleibt… jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, sind die alten Gedankenspiralen wieder da. Dann dreht sich wieder alles um Job, Stress, soziale Gerechtigkeit (oder besser, den erheblichen Mangel daran) und die Frage, wie ich mit all dem umgehen kann. JEDES. GOTTVERDAMMTE. MAL. Ich bin derzeit nicht verzweifelter als sonst auch. Ich lebe ja in einer Welt, in der du den “News” nicht entkommen KANNST. Und ich kann mit dem Denken als solchem leider auch nicht aufhören. Das ginge nur, indem ich mir den Kopf wegschösse – und das kommt überhaupt nicht in Frage! Daher spiegelt sich meine eigene (Über)Lebenrealität in den, derzeit immer und überall wieder aufkeimenden Diskussionen um die Frage, ob wir Deutschen zu viel oder zu wenig arbeiten, ob wir zu viel auf die Work-Life-Balance achten, oder schön brav das Bruttosozialprodukt mehren. Hierzu hätte ich fünf Antworten, die nicht jedem schmecken werden:

- (1) Die Deutschen: Die mit diesem Begriff insinuierte Grundgesamtheit GIBT ES NICHT! Lest die Sinus-Milieus, beschäftigt euch mal ein Mü mit Sozialwissenschaft (keine Sorge, das tut gar nicht weh) und ihr werdet verstehen, dass eine Nationalstaatliche Volksgemeinschaft, wie sie unsere verf*****n Nazi-A*********r von der AgD zu beschwören versuchen NICHT EXISTIERT! PUNKT! Es gibt jede Menge, sehr unterschiedlich strukturierter Gruppen innerhalb der Bevölkerung; und innerhalb dieser Gruppen gibt es jede Menge Individuen. Ein Lebensentwurf, war, ist und bleibt – ganz nüchtern betrachtet – immer etwas hoch individuelles. Woraus folgt: die Aussage, dass DIE DEUTSCHEN zu wenig arbeiten würden KANN NIEMALS WAHR SEIN, weil es diese Deutschen als Gruppe überhaupt nicht gibt. Das manche Individuen oder auch ganze Gruppen eher zu wenig arbeiten ist ein völlig anders zu betrachtender Sachverhalt. Und da würde ich zuallererst mit der Neubeuteilung von leistungslosem Einkommen anfangen.
- (2) Was ist viel, was ist wenig? Die Erwerbsquote (also die Zahl der Menschen in Lohn und Brot) ist seit 1991 (also seit der Wiedervereinigung) im Mittel gestiegen; und zwar durch einen kräftigen Anstieg bei den berufstätigen Frauen. Die durchschnittliche Arbeitszeit ist derweil gesunken, weil diese ganzen Frauen deutlich häufiger in Teilzeitbeschäftigungen unterwegs sind, als die Männer. Wir arbeiten aber im Mittel NICHT WENIGER, SONDERN MEHR. Und von den ganzen unbezahlten Überstunden will ich gar nicht erst anfangen. Die Arbeitsproduktivität (also das BIP/Arbeitsstunde) ist bis zum Beginn der Pandemie und den folgenden Krisen (Ukrainekrieg, US-Zollpolitik, etc.) gestiegen und stagniert seitdem; was nicht an weniger Arbeit(sbereitschaft) liegt, sondern an der sich eben ändernden Weltsituation. Und daran, dass die CDU/CSU (wechselnd mit FDP und SPD als Sekundanten) 16 Jahre lang auf Verschleiß gefahren ist und den Bürger*innen die negativen Folgen einer globalisierten Wirtschaft schöngelogen hat. Nun hamwer den Salat, wa…
- (3) Wem kommt mehr Arbeit zu Gute? Ganz einfach – in unserem System zuallererst und vor allem denen, die den Kanal eh schon voll genug haben. Kann man sich schönlügen, indem man glaubt, dass eine veränderte Steuerpolitik auch den Mittelstand killen würde. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn die Geschenke, welche unsere aktuelle Regierung einmal mehr den Reichen macht, sollen zu Lasten der Ärmsten gehen (spart mal 5.000.000.000 beim Bürgergeld ein, hat Herr Merz gesagt); und zu Lasten des Mittelstandes. Solange also keine Entlastung bei Steuern und Abgaben in Sicht ist, werden die Meisten sagen “Leck mich am Arsch mehr Arbeit…”; und wisst ihr womit – mit Recht. Hatte ich eigentlich schon von der dringend notwendigen Neubewertung leistungslosen Einkommens gesprochen? Oder von asozialer Kapitalagglomeration? ICH gehe jedenfalls nicht mehr arbeiten, damit jemand anders was davon hat.
- (4) Propaganda: Wo auch immer du hinkuckst, finden sich willfährige Apologeten des “Ihr arbeitet alle zu wenig”-Narrativs. Manche davon wissen sehr wohl um die beschriebenen Mechanismen – und manche labern einfach nur die tendenzöse Scheiße nach nach, welche ihnen die Drecks-Springerpresse seit Jahrzehnten als “Nachrichten” getarnt in den Hals stopft. Es wäre einfach, sich zu informieren. Und es braucht auch keinen übermäßigen Intellekt, um zu verstehen, warum man immer schön alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen gegeneinander ausspielt, indem man Feindbilder aufbaut. Je nach Tageslage sind die Feinde unserer Gesellschaft: Migranten, die Grünen, Bürgergeldempfänger, die Linke, psychisch Kranke, Veganer, Feministen, die nächstältere oder nächstjüngere Generation, Wissenschaftler, etcpp.. Dabei gibt es für unsere Gesellschaft nur einen Feind – den entfesselten, konsummaterialistischen Kapitalismus und seine Nutznießer. Aber hey, was weiß ich schon…
- (5) Und die Jüngeren…? Die schauen in die Röhre, weil Rentner und Renten-Anwärter den größeren Teil der Wählerschaft ausmachen und so gut wie KEIN. EINZIGER. POLITIKER. weiter schaut, als bis zur nächsten Wahl. Es geht nicht mehr um “die Sache” (also Wirtschafts- und Sozialpolitik, die untrennbar miteinander verbunden sind), es geht nur noch darum, der (mutmaßlichen) eigenen Klientel die eigenen Handlungen so zu vekaufen, dass es nicht vollkomnmen danach aussieht, als würde man ohne Hemmungen für’s Kapital geschröpft. Wer allerdings nicht zu den oben genannten Klienteln gehört, der hat schlicht Pech gehabt, weil seine Stimme zu wenig wiegt, als dass sie irgendetwas bewirken könnte. Denn CDU/CSU betreiben wie eh und je in den letzten 20 Jahren den Ausverkauf der Zukunft auf Kosten kommender Generationen. Wäre ICH in der Situation, würde ich mir auch kein Bein rausreißen, um es den alten faulen Säcken noch ein bisschen bequemer zu machen!
Zusammengefasst: NEIN. WIR. ARBEITEN. NICHT. ALLE. ZU. WENIG! Manche von uns gewiss, aber bei den Allermeisten ist die Aussage einfach nur riesengroßer Quatsch! Ich kann jedenfalls an mir keine Faulheit bemerken. Eher das Gegeteil. Ich möchte eigentlich einfach nur etwas mehr Zeit für mich und meine Projekte. Aber hey… wir werden sehen. genug geranted. Morgen geht’s wieder los, der Urlaub ist rum. Euch allen einen gediegenen Start.

Eine Antwort auf „500 Gramm gemischter Hass – Ich will Life-Work-Balance!“