Und es war Sommer

Ich schreibe jedes Jahr im Sommerurlaub was über Entschleunigung. Klingt ja auch logisch, wenn man sich eingesteht, dass genau das der gewünschte Effekt des Verreisens ist. Ich möchte mich mal zwei, drei Wochen nicht mit den Problemen des Tagesgeschäftes befassen, sondern lediglich darüber nachdenken müssen, ob ich heute am Pool liegenbleibe (bzw. darin herumschwimme), oder mir irgendwas anschaue; und falls ja, was. Ist ja nicht so, dass es in Mittelitalien nicht mehr als genug zu sehen gäbe, wenn man, wie ich, auf alte Steine steht. Allenfalls dreht sich die Welt noch um derart wichtige Dinge, wie das Menü des Tages und die Ethyltoxin-Vorräte für die Abendunterhaltung der adulten Mitreisenden. Eben wahrhaft existenzielle Fragen…

Nun ist es aber so, dass mich der Urlaub diesmal quasi akzidentiell aus verschiedenen Projekten reißt, mit denen ich momentan befasst bin. Will heißen, ich musste Arbeiten unterbrechen, an denen mir wirklich etwas liegt und die ich alsbald zum Ende gebracht sehen möchte/muss. Ich hätte wirklich gedacht, dass es mir schwer fallen würde, loszulassen. Doch mit jedem Kilometer, den sich meine Heimatstadt im Rückspiegel entfernte wurden mir diese Dinge schnurzpiepegaler. Vielleicht, weil mein Geist unterschwellig noch besser wusste als mein Körper, dass ich gerade mal wieder im Begriff war, mir zu viel zuzumuten.
Und so kam es, dass ich mich die Tage beim Schwimmen im Pool bei Gedankenspielen ertappte, die mit Auswandern und den ganzen Scheiß in Good Old Germany hinter mir lassen zu tun hatten. Reine Gedankenspiele, weil ich ein paar soziale Verpflichtungen habe, die ich sehr ernst nehme und meine Partnerin absolut keinen Bock hätte, sich irgendwo im Outback eine neue Bleibe und eine neue Existenz aufbauen zu müssen. Aber so weit weg in diesem Fall die Realität auch gewesen sein mag; es hat so verdammt gutgetan, darüber zu sinnieren, den überkandidelten Alltag daheim einfach sein zu lassen. Denn man hat dort manchmal mit Menschen zu tun, auf die man gut verzichten könnte.

Andererseits, wer sagt, dass dies woanders nicht genauso wäre? Keine Ahnung. Aber eines weiß ich ganz genau: wenn man eine Zeit lang Gelegenheit bekommen hat, sein Umfeld neu zu beurteilen, entstehen meist ganz von selbst Ideen, wie man es lieber hätte. Ich denke, dass es an der Zeit ist, ein paar Dinge zu ändern, mir meine Aufgaben und meine Kompetenzen neu zu suchen; ja irgendwie zumindest ein bisschen mein Leben zu ändern. Mal sehen, ob das klappt. Ich bin ja noch jung…

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