TEAM – Toll, ein Anderer macht‘s…?

Es ist schon ein Kreuz in unserer modernen Welt. Permanent wird von einem verlangt, dass man mit anderen zusammenarbeitet. Dauernd werden Aufgaben gesplittet und/oder neu zugeschnitten, Zuständigkeiten hin- und hergeschoben und Ziele neu definiert. Ich arbeite in einer Branche, in der solche Dinge eigentlich kaum vorkommen, denn als Healthcare Professional ist man zumeist, zumindest in dem Segment, in dem ich seit langer Zeit tätig bin, unter Tage (manchmal auch über die Nacht) sein eigener Chef. Zumindest so lange man nicht in die Verlegenheit kommt, irgendetwas organisieren zu müssen. Ab dem Moment allerdings, da einem Koordinationsaufgaben zukommen, ist es mit der Ruhe und Gemütlichkeit vorbei.

Koordinieren bedeutet in aller Regel, dass man dafür sorgt, dass unterschiedliche Komponenten bzw. Menschen in komplexen Organisationen gut miteinander funktionieren. Oder aber die Schnittstellen zu anderen Organisationen dasselbe tun. Klingt einfach, oder? Wenn man heutzutage irgendwelche Periodika liest, die sich auch mit der Arbeitswelt befassen, dann wirkt es so, als wenn mittlerweile jeder Mensch nur noch mit Kreativsein oder Koordinieren beschäftigt wäre. Was für ein Bullshit! Denn die allermeisten Menschen überschätzen Ihre individuelle Wichtigkeit – und vor allem die Relevanz ihrer geleisteten Arbeit. Sachbearbeitung ist eine todlangweilige Angelegenheit und Bürokommunikation ist oft unnötig weitschweifig und wenig zielorientiert. Manchmal muss man über Sachverhalte reden, die eigentlich die ventilierte Luft nicht wert sind – schlicht weil Menschen halt Menschen sind und es manchmal nicht auf die Reihe bekommen, privates und geschäftliches sauber zu trennen. Zumindest in sozialen Berufen ist dies scheinbar dauernd der Fall.

Mein Job ist kaum anders. Ich habe drei unterschiedliche Einsatzbereiche und zwei davon haben viel mit Kommunikation und Koordination zu tun. Über den einen rede ich nicht mehr sehr gerne, weil ich damit – zumindest mental – abgeschlossen habe. An einem Ort, an dem Engagement und Mitdenken sogar bestraft werden, investiere ich nur noch so viel Aufwand, wie unbedingt notwendig, um mit einem halbwegs guten Gewissen nach Hause gehen zu können. Gott sei Dank ist dies ein Ort, an dem ich nur noch selten eingesetzt werde. An meinem Hauptarbeitsplatz jedoch, den ich sehr gerne aufsuche entstehen in letzter Zeit auch Probleme, die mir zu denken geben.

Natürlich haben diese Probleme mit einigen der Menschen zu tun, auf die ich dort regelmäßig treffe. Die Büroeinrichtung hat mir jedenfalls noch nie etwas getan. Arbeitgeber im Gesundheitswesen neigen dazu Menschen anzuziehen, die ein gewisses Maß an Individualismus und, nun sagen wir mal „Schrägheit“ an den Tag legen. Die tatsächlich eher flachen Hierarchien und üblichen Sozialformen scheinen einem bestimmten Menschenschlag eine gute Heimat zu bieten. Jedenfalls liegt das Problem in der – wie oben bereits erwähnt – überall geforderten Teamarbeit. Auf dem Rettungswagen ist das zumeist kein Thema, denn es gibt eng umrissene Ziele und Wege dahin. Wenn es allerdings um betriebliche Bildungs-Koordination geht…

Sagen wir mal so. Jeder kann größere Teamorientierung fordern. Tun sie alle, dauernd, vehement. Diese Teamorientierung auch zu leben, vulgo größtmögliche Informationstransparenz herzustellen, damit immer alle die notwendigen Infos und Ressourcen zur Verfügung haben, klappt allerdings nicht so gut. Ob das nun daran liegt, dass ein Team mit drei Alphas einfach nicht funktionieren kann, weil jeder meint, die größte Regelungskompetenz innezuhaben, oder doch eher an unterschiedlichen Mindsets der Protagonisten, weiß ich nicht. Ich kenne meine eigenen Fehler gut genug, um zu wissen, dass ich diesbezüglich definitiv keinen Heiligenschein aufhabe. Aber was mich ankäst, sind Menschen, die mehr Teamorientierung einfordern, im Gegenzug ihre eigene Bringschuld jedoch in keinster Weise erfüllen. Da hört der Spaß auf!

Was ich jetzt deswegen mache? Noch keine Ahnung, aber so geht das nicht weiter…

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