Irgendwie kann ich nicht umhin, meine Gedanken gelegentlich wandern zu lassen. Sie wandern dann an Orte, die weder kartographisch erfasst, noch – zumindest manchmal – einfach zu fassen sind. Ich bin mir des Umstandes bewusst, dass ich manchmal drei Mal um die Ecke denke, bevor für den Leser/Zuhörer das Ziel auch nur annähernd klar wird und ich verzettele mich bei meinen Denkspielen auch mal ordentlich öffentlich. Aber ehrlich gesagt finde ich das authentisch, denn all das bin ich und wenn ich dann, wie im letzten Artikel, das böse Fäkalwort nutze, dann geschieht dies sicher unter anderem auch aus dramaturgischem Kalkül, aber vor allem, weil es Dinge gibt, die man einfach nicht anders titulieren kann; ganz gleich wie gebildet man sich auch gerne gerieren würde.
Unabhängig vom Furor, der mich dann und wann packt, wenn ich meine Mitmenschoiden, insbesondere die Angehörigen der Subspezies Homo Sapiens Politicus zu beobachten gezwungen werde, ergehe ich mich eigentlich immer in Betrachtungen meiner Umwelt. Es ist mir quasi ein natürliches Bedürfnis, die Vorgänge um mich herum verstehen und miteinander in Beziehung setzen zu können. Übrigens ist genau das eine Grundvoraussetzung für politisches Agieren, gleich auf welcher Ebene. Die Folgerungen, welche ich aus meinen Beobachtungen ziehe und auszusprechen die Stirne habe, sind nicht selten wenig Mainstreamkompatibel, aber das ist mir egal, sofern ich wenigstens manchmal jemanden zum selber Denken anrege.
Ich räsoniere hier ein bisschen über meine Beweggründe und Ziele, weil ich mich in meinem letzten Blogpost zu der Bemerkung verstiegen habe, das Terrorismus, ganz gleich wie grausam, dumm und wenig Zielführend er auch sein mag, auf soziale Ungleichheiten aufmerksam macht. Und weil ich mir sicher bin, dass man das sowohl absichtlich als auch unabsichtlich missverstehen kann, ist hier ein kleiner erklärender Exkurs angezeigt:
Ein terroristischer Ausflug…
Wenn wir heutzutage von Terrorismus sprechen, so meinen die Allermeisten den so genannten islamistischen Terror, weil zumindest gegenwärtig der weitaus größte Teil aller terroristischen Taten auf das Konto von Menschen geht, welche die Lehre Allahs nicht recht verstanden haben oder sie im falschen Sinne erklärt bekommen haben. Der Boden auf welchem die Saat dieses gewalttätigen Gedankengutes aufgeht, ist in vielen Fällen durch eine soziale und wirtschaftliche Dürre sehr empfänglich für den wohlklingend verführerischen rhetorischen Regen, der im Kern einfach nur die Schuld für all die erduldete Not einem System zuschreibt, welches sich selbst gegenüber seinen eigenen Kindern als dankbarer Sündenbock zeigt – unsere durch und durch säkularisierte westliche Konsumgesellschaft.
Es gab und gibt auch jede Menge Menschen innerhalb unserer keineswegs perfekten Gesellschaftsform, die auf dem Wege der Gewalt etwas zu ändern suchen, etwa Theodore Kaczynski, besser bekannt als der UNA-Bomber, der den Neo-Luddismus, also die Ablehnung der immer weiter fortschreitenden Technisierung unserer Lebenswelt als Antrieb für seine Taten angab. Oder aber Timothy McVeigh, der das Murrah-Building in Oklahoma sprengte und über dessen Motive bis heute keine vollständige Klarheit herrscht, auch wenn ein ultranationalistischer Hintergrund zumindest vermutet werden kann. Auch ultralinks motivierte Gewalttaten verschiedener Gruppen in den 70er und 80er Jahren in Europa, wie etwa der deutschen „Rote Armee Fraktion“ oder der französischen „Action Directe“ können sicherlich als Terrorismus bezeichnet werden. Heutzutage jedoch dominiert global der islamistische Terror, der seine Wurzeln in einem weit verbreiteten Ohnmachts- und Ausbeutungsgefühl der Bewohner vieler Zweite- und Dritte-Welt-Länder gegenüber den Staaten der ersten Welt hat. Ich scheue mich bekanntermaßen davor, Menschen auf ökonomische Motive reduzieren zu wollen, aber die dort vorherrschende blanke Not mag zumindest die Vorbedingungen schaffen – ein radikales Umfeld lässt radikales Denken entstehen, aus dem irgendwann mit der „richtigen“ Motivation dann schlussendlich radikales Handeln wird.
Freilich gibt es Terror in vielen Darreichungsformen, schließlich sind Bomben, Schusswaffen und Messer, so grausam und zugleich Publizitätserzeugend sie auch sein mögen, nur die allerletzte Steigerung von Terror. Er beginnt immer mit dem Entzug einfachster Menschenrechte, wie ihn zum Beispiel die Taliban gegenüber Andersdenkenden und vor allem Frauen ausüben. Diesem Denkansatz folgend müsste es unser erstes – eigentlich einziges – Ziel sein, die Einhaltung der Menschenrechte durchzusetzen und, wie jenes pakistanische Mädchen Malala Yousafzai auf beeindruckende Art vor der Jugendversammlung der Vereinten Nationen eingefordert hat jedem Kind Bildung bringen. „Ein hehres Ziel, aber weder durchsetzbar noch finanzierbar!“ höre ich es in meinem Hinterkopf. Wie teuer waren doch gleich noch mal diese Spionageprogramme.
…endet nicht vor meiner Haustür!
Anstatt immer mehr Menschen zu kriminalisieren, zu bespitzeln, für dumm zu verkaufen und von Entscheidungsprozessen auszugrenzen, die unser aller Zukunft beeinflussen, sollten unsere so genannten Führer sich darauf besinnen, wer sie in ihre Ämter getragen hat und wem sie Rechenschaft schuldig sind – weder einzig der Wirtschaftslobby noch nur ihrer eigenen kranken Umwelt mit Namen Politik, sondern mir und jedem anderen mündigen Bürger, gleich wie viel oder wenig er/sie hat oder ist! Und darüber hinaus endlich verstehen, dass man Terror nicht mit Waffen und Bespitzelung sondern mit Bildung und wohl gemeinter Hilfe zur Selbsthilfe bekämpft. Der Weg ist gewiss lang und steinig aber ich finde ihn wesentlich wertvoller als die asphaltierte Schnellstraße in den Totalitarismus, auf der wir uns gerade befinden.
Ich habe noch nicht zu Ende gedacht, aber manchmal muss man zwischendurch nicht nur die Schrift sondern auch die eigenen Ideen interpunktieren und reifen lassen. Die folgen in Kürze auf diesem Kanal. Bis dahin, denkt wohl!