Möchtegern-Intellektuelle nerven!

Eines voraus: Ich dachte, ich käme schneller zum Schreiben, aber „Depression is still in town!“. Doch zur Sache. Es ist mir mittlerweile manchmal beinahe mit körperlichen Schmerzen verbunden, die Nachrichten zu konsumieren. Nicht etwa, weil dort von so vielen Orten rings um den Globus und gelegentlich auch vor unserer Haustür berichtet wird, an denen auf die eine oder andere Art Schlimmes geschieht, sondern weil man noch nicht einmal selbst die sozialen Medien bereisen muss, um dennoch recht genau zu wissen, was kurz darauf dort passiert – Meinungsaustausch! Wenn man das denn so nennen mag…

Es wäre glatt gelogen zu behaupten, dass ich nicht irgendwann gelernt hätte, mich an meinem eigenen diesbezüglichen Entsetzen zu weiden; wir haben alle irgendwo tief im Innern eine masochistische Ader, wofür der Umstand ein guter Indikator sein mag, dass wir das Negative immer deutlicher, prägnanter, trennschärfer wahrnehmen, als das Positive. Dieser Bauplanfehler unserer Psyche war vor Urzeiten vermutlich nützlich, um uns vor Gefahren zu warnen, doch heute ist er ein lästiges, limbisches Überbleibsel, welches uns nur zu oft daran hindert, einfach mal etwas zu genießen. Dieser eingebaute Spielverderbermodus fährt immer dann den Kontrast hoch, wenn etwas Schlimmes, Bedrohliches, Widerwärtiges geschieht, damit die Erinnerung daran uns mahnt, solche Situationen zukünftig zu meiden. Die Nachrichten zu meiden ist allerdings die schlechtere Option, wenn man seine Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe wenigstens so rudimentär gewahrt sehen möchte, wie sie eben heute gerade noch sind.

Ist man dort, landet man aber ebenso unvermeidlich, wie einen die Bilder von Krieg, Tod, Not, Elend anziehen bei den Kommentarseiten. Und was findet man dort? Nun ja, Krieg, Tod, Not, Elend… nur eben als Auswüchse dessen, was nicht Wenige als ihre eigene Meinung missverstehen. Nur dass diese durch die Wahrnehmung schon lange von Anderen präformiert wurde. Unsere Linsen und Mikrofone werden von Jugend an geeicht; und zwar auf bestimmte Kanäle. Das ist Teil dessen, was man als Sozialisation bezeichnet. Um an dieser Stelle wirklich ehrlich zu sein: ein ziemlich uncharmanter Teil davon, denn die televerbalen Absonderungen so Manchen zum Kommentar Berufenen sind ein offenes Eingeständnis des eigenen Mangels an Bildung, Sachkenntnis und Sozialkompetenz. Wer darauf auch noch stolz ist, sollte eigentlich den ganzen Tag mit seiner eigenen Scheisse beworfen werden. Ob man das metaphorisch oder wörtlich nehmen möchte, bleibt jedem selbst überlassen.

Abseits derer, die sich schnell und offensichtlich des Trolltums entlarven, bleiben allerdings noch jene Mitmenschoiden, die tatsächlich über eine halbwegs polierte Sprache, wenigstens etwas Sachkenntnis und Argumentationsfähigkeit verfügen – und das auch gleich jeden wissen lassen. Intellektuelle Poser, oder besser gesagt Möchtegern-Intellektuelle haben einen besonderen Platz in meinem Herzen. Das ganze andere Foren- und Kommentatorengeschmeiss, das ca. 75% aller Posts produziert, amüsiert mich gelegentlich, meistens ist mir deren Geseiere aber einerlei. Aber der Comment-Narziss, der selbsternannte Thread-Meister, der Oberbesserwisser und Andereverbessernmüsser als identifizierbarer Archetyp – der hat sich meinen ehrlichen Hass erarbeitet! Menschen, die nichts Besseres zu tun haben, als sich zum Aufpolieren des Egos durch ihre – selbstgefühlt brillanten – Ergüsse mit aller Macht im mageren Licht der virtuellen Sonne erstrahlen lassen zu müssen, sind einfach nur armselig. Sie nerven, rauben Webspace und polarisieren jede Diskussion zu Tode; selbst, oder gerade dann, wenn sie vielleicht gut geworden wäre. Hierzu sage ich – wenn ihr schon unbedingt im Internet Ego-Gewichse anzetteln müsst, dann informiert euch wenigstens vorher richtig und liefert eine fundierte Show ab. So kann ich euch nicht ernst nehmen. Am schlimmsten sind diesbezüglich übrigens Meinungs-Dogmatiker. Und von denen sind die meisten linke Möchtegernintellektuelle, die glauben, sie hätten die politisch-moralische Deutungshoheit gepachtet. Diesen Pennern widme ich meinen nächsten Post, bis dahin … macht was ihr wollt, aber bitte wenigstens richtig!

Ich könnte platzen!

Ach was, lasst euch mal nicht von dieser Tagline erschrecken, tatsächlich bin ich im Moment derart am Boden, dass mir Platzen als viel zu anstrengend erscheint. Man könnte sagen, ich bin so weit davon entfernt, dass Zerfließen wahrscheinlicher ist; nicht nur wegen der schwülen Hitze. Meine Depression, mein psychovegetativer Erschöpfungszustand, oder wie auch immer man es nennen möchte, hat mich wieder eingeholt und lässt mir fast alles unendlich schwer erscheinen. Umso verwunderlicher ist es mir, dass mir Schreiben gerade in diesem Augenblick leicht fällt. Muss daran liegen, dass ich just jetzt nur schwafele…

Wer schon öfter hier reingelesen oder reingehört hat, wird wissen, dass es eine Menge Themen gibt, die mir am Herzen liegen. Eigentlich wollte ich dieser Tage was zum Thema Gaza-Krieg sagen; doch letztlich ist es ein Thema, zu dem schon so viele so viel Falsches von sich gegeben haben, dass ich mich nicht auch noch dazu gesellen möchte. Ich kenne zwar die Theorien und die Historie, aber ich bin kein Spezialist und selbst die wissen ja nicht, wohin der Zug fährt. Fest steht nur eines: so lange beide Seiten auf das kompromisslose Anerkennen ihrer jeweiligen Positionen pochen, wird es keinen Frieden geben. Und ein diesbezüglicher Wandel ist einfach nicht in Sicht. Viellicht nächste Woche, vielleicht nächstes Jahr…

Dann kam mir in den Sinn, dass ich was zum Patriotismus sagen könnte. Immerhin sind wir ja Weltmeister! Ja wer jetzt eigentlich? Nur die Spieler der Nationalelf? Auch ihre Trainer, Physiotherapeuten, Ernährungsspezialisten, Ärzte und was weiß ich nicht, was da noch so alles kreucht und fleucht? Frau Merkel und Herr Gauck – die waren ja immerhin in der Kabine. Alle Deutschen? Also ich nicht! Ich habe kein einziges Spiel gesehen, nicht gezittert, nicht gebangt, nicht gejubelt und auch keine Flaggen aufgehängt – und ganz sicher habe ich nicht mitgespielt. Bin ich jetzt deswegen kein Deutscher, oder zumindest kein Patriot? Was bedeutet Patriot sein überhaupt? Was mich betrifft, so bin ich stolz ein Deutscher zu sein; weil wir eine halbwegs gut funktionierende Demokratie haben, weil wir faire Gerichte haben, weil unsere Sozialsysteme fast jeden ohne Ansehen seiner Person auffangen können, weil in unserem Land eine Vielzahl von Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen an Perspektiven für die Zukunft arbeiten und weil die allermeisten meiner Mitbürger das ganz bescheiden und unauffällig tun. Weil wir Werte wie Präzision, Zuverlässigkeit und Gründlichkeit exportieren, was die Welt mittelfristig sicherer werden lässt. Sicher gibt es viele Dinge, die in unserem Land nicht gut laufen, aber wir haben die Freiheit, sie zu benennen und etwas gegen die Missstände zu tun. Versucht das doch mal in Saudi-Arabien, auf Kuba, in China, oder ganz vielen anderen Orten der Welt, dann verschwindet ihr auf Nimmerwiedersehen in einem ganz, ganz dunklen Loch! Also bin ich Patriot – und das ganz ohne Fußball!

Ich weiß nicht ob ich das schon mal erwähnt habe, aber ich lese unter Anderem den Stern und ganz besonders mag ich die Kolumne von Meike Winnemuth. Ihr erfrischend unkomplizierter Blick auf unsere verschwitzt-komplizierte Welt ist für mich immer wieder ein Genuss. Zum einen trifft sie, zumindest meistens, den Nagel auf den Kopf und zum anderen ist sie dabei herrlich selbstironisch, Allürenfrei und überdies eine präzise Beobachterin. Diese Woche hatte sie es von der medial aufgepeitschten Dauererregung über wochenweise wechselnde Themen; Hauptsache Aufregergarantie! Und ich musste mich schon fragen, ob ich gelegentlich mit meinen eigenen Artikeln nicht auch solchen medialen Säuen hinterherrenne und viel zu viel Augenmerk auf Nichtigkeiten verschwende. Gelegentlich war dies der Fall und dafür an dieser Stelle ein mea maxima culpa! Denn eigentlich fühle ich mich zumeist der Sachlichkeit und der Sachrichtigkeit verpflichtet. Wer den Unterschied nicht kennt, möge ihn bitte googeln, ihr seid schließlich gerade online.

Was nun mein Platzen anbetrifft … das verschiebe ich noch ein wenig. Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass es etwas nützt, wenn ich mich ganz auf mich selbst besinne und nur das tue, was mir Befriedigung verschafft. Wie zum Beispiel das Bloggen. Ein paar Themen habe ich ja jetzt abgehandelt, aber da ist noch so viel, was ich dieser Tage gehört und gesehen habe und was einer mehr oder weniger wortgewaltigen Würdigung harrt. Ich denke, man wird nicht allzu lange warten müssen, bis dahin ein schönes Restwochenende.

Ausbalanciert oder abgestürzt…?

Man spricht immer gerne von der Work-Life-Balance und diskutiert dabei oftmals vor allem Aspekte der zeitlichen und räumlichen Abtrennung von Freizeit und Arbeit. Es gibt wohlfeile Argumente dafür, Arbeits- und Lebensräume aber auch Arbeits- und Freizeit ineinander fließen zu lassen, mit dem Hinweis, dass diese Flexibilität dem Arbeitnehmer ja mehr Freiheiten als der klassische 9-5-Job am festen Schreibtisch ließe. Konträr dazu wird behauptet, dass die Entgrenzung von Arbeit und Freizeit zu einer Mehrbelastung der Arbeitnehmer führe, weil sie freiwillig durch den empfundenen Konkurrenzdruck der Leistungsgesellschaft einfach immer noch ein bisschen mehr Zeit für die Arbeit investieren würden. Wenn man sich nur genug bemüht, kann man für beide Standpunkte genug Argumente finden.

Ich persönlich finde das Versprechen von mehr Flexibilität am Arbeitsplatz, von free collaborative Workspaces, von veränderten Arbeitsraumwelten etc. ganz interessant, bin allerdings in der – in diesem Fall zunächst dankenswerten – Position, keine Arbeit mit nach Hause nehmen zu können. Den Patienten vom Rettungswagen in unsere Wohnung zu schleifen, um noch ein bisschen weiter zu reanimieren, erscheint mir einfach nicht sonderlich zweckmäßig. Was jedoch die Möglichkeit angeht, die Aufteilung seiner Arbeitszeit und auch den Arbeitsort besser an seine persönlichen Lebensbedürfnisse anpassen zu können, schaue ich natürlich dumm aus der Wäsche, diese Chance ist mir nicht gegeben. Ganz ohne Ironie fasziniert mich der Gedanke ehrlich, meinen Arbeitsalltag so segmentieren zu können, dass ich Zeit für die Arbeit, die Familie und mich hätte, ohne dass ich meine Arbeitsvertraglichen Pflichten darob untererfüllte. Aber in meiner gegenwärtigen Position ist das eben kaum denkbar. Das gilt im Übrigen für einen großen Prozentsatz der Werktätigen. Produktionsstätten kann man nur mit einer gewissen Personaldisposition effektiv betreiben und nur Wenige möchten vermutlich mehrmals täglich ein- und wieder ausstechen, inklusive Umkleide- und Körperpflegezeiten brächte man nämlich im Mittel deutlich mehr Zeit bei der Arbeit zu.

Es drängt sich überdies die Frage auf, ob dies nicht doch der Versuch einer Arbeitszeiterhöhung oder Arbeitsverdichtung durch die Hintertür ist, wenn man bedenkt, dass die Sorge um einen drastischen sozialen Absturz im Fall des Verlustes der Arbeitsstelle seit 2005 deutlich gestiegen ist. Zu der Zeit sind die letzten Gesetze über neue Dienstleistungen am Arbeitsmarkt, besser bekannt als Hartz-4 in Kraft getreten. Und komischer Weise ist die Zahl der Fehltage durch psychische Erkrankungen seitdem überproportional stark angestiegen. Natürlich kann man unterstellen, dass auch das Problembewusstsein bezüglich seelischer Leiden in der Breite der Gesellschaft in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist; gewiss sind unsere Arbeitgeber durch die sich beschleunigende Globalisierung so gut wie aller Märkte unter bisher nicht gekannten wirtschaftlichen Druck geraten, den sie naturgemäß an das schwächste Glied der Kette, nämlich den einfachen Angestellten durchreichen. Niemand wird sich gerne seine Rendite versauen lassen, schließlich arbeitet man in seinem eigenen Unternehmen ja wohl schon hart genug dafür. Dass die einzige echte Wertschöpfung dabei nur durch die Angestellten geschieht, wenngleich auch manche strategische Entscheidungen sicher schwer wiegen, wird dabei nur zu gerne unterschlagen.

Der erhöhte Druck durch die erheblich größere Zahl an Marktteilnehmern, sowie das gleichzeitige Wegfallen bislang zugegebenermaßen im internationalen Vergleich höchst komfortabler sozialer Kompensationsmechanismen bei Arbeitslosigkeit hat vor allem eines zur Folge: dass die Leute eine Scheissangst vor Arbeitslosigkeit haben. Und diese Angst wird von vielen Arbeitgebern schamlos instrumentalisiert, um den individuellen Workload bis zum Zusammenbrechen zu steigern. Da ist nix mehr balanciert, dass sprichwörtliche Kind ist schon lange abgestürzt; und zwar in den sprichwörtlichen Brunnen und strampelt dort mittlerweile nur noch schwach. Wie viel mehr Scheisse wollen wir uns eigentlich noch gefallen lassen, bevor wir endlich die Chipstüte und das Bier wegstellen, den Fernseher ausmachen und aufstehen; aufstehen und etwas für unsere Rechte tun. Egal, ob gerade irgendein sportliches Großereignis übertragen wird, oder eben nicht mehr. So viel Zeit und Energie, wie hierzulande darauf verschwendet wurde, jedes Tun oder Lassen von Jogis Jungs peinlichst zu sezieren, bevor sie’s dann doch endlich mal geschafft haben, den Pott heimzuholen, kann der Leidensdruck wohl aber noch nicht groß genug sein.

Ihr Gehirncouchpotatoes werdet’s vielleicht schon irgendwann merken, wie schlimm ihr wirklich verarscht worden seid. Dann wagt es aber ja nicht, euch auch noch zu beschweren, denn hinter anzukommen, wie die alte Fasnacht ist feige, dumm und dreist. Bis dahin auch weiterhin viel Spaß bei der selbstverschuldeten geistigen Umnachtung…

Wichtig, wichtiger… nö, NICHT die WM!

Ich habe keine Ahnung von Fußball. Echt jetzt! Und dieses Spiel interessiert mich noch nicht mal besonders. Ich kann das ganz gut kaschieren, weil ich mir ziemlich gut nutzlose Fakten merken kann und überdies über einen halbwegs funktionalen analytischen Verstand verfüge, der es mir erlaubt, auch Dinge zu beurteilen, die nicht unbedingt zu meinen Kernkompetenzen zählen; wie eben dieses komische Spiel, bei dem 22 Leute 90 Minuten einem Ball hinterher rennen und am Schluss… ach was soll ich hier jetzt Garry Linneker zitieren, das ändert ja auch nix daran, dass mir dieser ganze Wahn mittlerweile ziemlich auf den Sack geht.

Es ist für mich eigentlich kaum ein Problem, wenn die Menschen in meiner Nachbarschaft sich abends hinsetzen und zusammen Fußball kucken, dabei Bier (oder auch Anderes) saufen und über Dinge fachsimpeln, von denen ich zwar irgendwie schon mal gehört habe, die ich aber nicht beschreiben könnte; wenn sie sich zusammenrotten und Fahnen schwenkend und mittels ihrer Hupe Ohren malträtierend durch die Stadt korsieren, um ihrer Freude Ausdruck zu verschaffen, dass das jeweils favorisierte Team gewonnen hat. Oder wenn sie ungläubig den Kopf darüber schütteln, dass ich mir selbst WM-Spiele nicht anschaue und es mir tatsächlich bumms ist, ob Deutschland nun Weltmeister geworden ist. Selbst wenn ich dafür angepflaumt werde, dass man doch ein bisschen Nationalstolz haben muss – den ich, nur mal so am Rande für eines der absolut unnötigsten Gefühle auf dem Erdenrund halte, weil ich diese Nationalstaaterei so absurd finde – bleibe ich ruhig, lächle, dulde und lache innerlich dreckig, weil mir die Armseligkeit, mein Selbstwertgefühl aus der sportlichen Leistung anderer ziehen zu müssen so fremd ist. Oh, Pardon, habe ich jetzt vielleicht doch ein paar Gefühle verletzt? Tja, DAS ist mir leider auch bumms…

Egal, wie die Spiele auch ausgegangen sein mögen, ich werde das Gefühl nicht los, das selbst gute Journalisten manchmal ihre Objektivität und Unparteilichkeit verlieren, wenn sie sich zum Beispiel entblöden, wie im „Stern“ gerade geschehen, ein Loblied auf die Völkerverständigung zu singen, welche die WM doch geschaffen hat. Nur dass diese ganzen anderen Völker in wenigen Tagen wieder weg sind, bestenfalls die allerwenigsten von ihnen jemals wiederkehren werden und die paar Milliärdchen, welche die Sportstätten nebst zugehöriger Infrastruktur verschlungen haben in naher Zukunft vor sich hin gammeln werden, wenn nicht gerade die erste Liga Brasiliens drin spielt. Man kann in einem Fußballstadion nur leider nicht wohnen, es erzeugt keine Energie, sondern verbraucht welche und es zum Gemeindezentrum, oder zu einer Produktionsstätte umzuwidmen, wird wohl etwas komplizierter. Oh sicher hat sich jemand über die sogenannte Folgenutzung Gedanken gemacht, nur ob dabei Nachhaltigkeit, oder die Verantwortung gegenüber den Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung irgendeine Rolle gespielt haben, lässt sich nur noch sehr schwer sagen. Mit Sicherheit war allerdings von Gewicht, was dieser eingetragene Verein, der sich gerne aufführt wie ein Staatsorgan zu sagen hatte. Denn die Jungs von der FIFA sind ja nicht nur bezüglich des Balls immer an Bewegung interessiert; auch beim Geld sagt man da nicht unbedingt nein.

Unsere Elf hat den Weltmeistertitel geholt, schöne Sache das; und jetzt? Tja, jetzt geht es auf beiden Seiten des Atlantiks weiter wie gewohnt: es wird robotet für oft zu schmales Geld, die Interessen und verbrieft geglaubten Rechte der Bürger sind bumms, so lange die Industriekapitäne ihren Reibach machen können, die NSA hört ab, bis die Server glühen und viel zu viele kucken immer noch matt auf die Scheibe, während das Freihandelsabkommen TTIP immer düsterer unsere Existenzgrundlagen bedroht. Chlorhühnchen sind da das geringste Problem. Aber feiert ruhig noch ein paar Monate weiter Weltmeister, unsere Staaten- und Wirtschaftslenker werden das Kind schon verschaukeln…

Muss man wirklich erwachsen werden?

Es gibt so einen Spruch, den ich auch selbst manchmal zum Besten gebe, dass nämlich Jungs nur Sieben werden und danach lediglich in der Länge wachsen; und auch etwas in der Breite, aber das ist ein ganz anderes Thema. Was damit gesagt werden soll, erscheint klar: nämlich das auch erwachsene Männer so eine Tendenz haben, sich kindisch zu benehmen. Ob das jetzt irgendwelche Begrüßungsrituale sind (“Ey Jigsaw, alles senkrecht?”), dass ALLE Männer grundsätzlich neue Spielzeuge in Betrieb nehmen, ohne die Bedienungsanleitung zu lesen (“Brauch isch ned!”) – was im Übrigen nicht ganz wahr ist – oder die mangelnde Fähigkeit zur Selbsteinschätzung, egal ob beim Autofahren, beim Flirten, beim Saufen, oder bei allem zusammen, wir Männer haben irgendwie schon die Tendenz, uns bei den verschiedensten Dingen ein wenig blöder anzustellen, als unser kalendarisches Alter es vermuten lassen würde. Und ich bin da beileibe keine Ausnahme.

Was die eine Frage aufwirft, die in diesem Zusammenhang wirklich wichtig ist: muss man unbedingt vollkommen erwachsen werden? Oder ist es nicht viel schöner, das Spielerische fortbestehen zu lassen und dem Kind im Manne hier und da Auslauf zu gewähren? Ich weiß, da gibt es immer wieder ein Zuviel, aber letzten Endes will keine Frau, die ich kenne ( und übrigens auch kein homosexueller Mann) einen Dauererwachsenen zum Partner; die neigen nämlich zu Kleinkariertheit, Spießigkeit, einem übergebühr stark ausgeprägten Vermeiden jeglichen Risikos – was zwangsläufig zu Langeweile führt – und sind alles in allem wenig spaßige Zeitgenossen. Merkt man eigentlich gerade, dass ich Menschen mit zu wenig Kind im Geiste nicht besonders leiden kann…?

Natürlich sollte jeder Mensch die grundlegenden Kulturtechniken erlernen dürfen, das Miteinander und die Teilhabe in einer pluralistisch-demokratischen Gesellschaft beigebracht bekommen und durch eine Ausbildung dazu befähigt werden, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. All die Dinge eben, die das Leben als Erwachsener aus Sicht der Allgemeinheit – falls es so was überhaupt gibt – halt ausmachen. Im gleichen Zuge sollte man allerdings auch darüber aufgeklärt werden, dass man sich selbst nicht so wichtig, dafür aber durchaus auch mal mit Lust auf die Schippe nehmen sollte. “Erwachsen” ist für mich ein so ambivalenter Begriff. Einerseits kenne und nutze ich die Möglichkeiten, die mir als halbwegs autonomem Individuum offen stehen, da ich vor dem Gesetz seit Erleben der Volljährigkeit gewisse Rechte genieße. Andererseits wünschte ich mir manchmal die Freiheit, meinen Spieltrieb so ursprünglich und ungebremst ausleben zu dürfen, wie ich das als Kind konnte.

Irgendwie ist es wohl eine Einstellungssache, sich das Kind im Manne zu bewahren, denn ich selbst empfinde es als Bereicherung meiner Persönlichkeit, nicht als Mangel, meinem Spieltrieb, einer gewissen naiven Neugierde und dem Drang, alles nicht so ernst zu nehmen einfach nachzugeben und fröhlich auf die Konventionen des voran schreitenden Alters zu scheißen. Auch wenn das vielleicht nicht immer bei allen gut ankommt, die das mitbekommen. Immerhin bin ich erwachsen genug geworden, zu wissen, wann und wo man sich auch mal gehen lassen kann, ohne dass es gleich harsche Konsequenzen hätte. Ich würde mir da aber noch mehr Freiräume wünschen. Ernsthaftigkeit um der Ernsthaftigkeit Willen ist nämlich keine Tugend, sondern Diktatur gegenüber dem freien Geist.

Ich werde übrigens morgen 40 – fühlt sich irgendwie noch gar nicht so erwachsen an!

Veränderung ist gut für uns, oh yeah, schubidubi…

Sorry für die Gesangseinlage, aber ich konnte einmal mehr nicht an mich halten. Aber nun zur Sache: Veränderung? Was ist denn das wieder für ein Thema, ist ja ein viel zu groß gefasster Bereich, es bedeutet für jeden etwas Anderes, jeder geht damit individuell um und überhaupt muss man doch gar nicht darüber reden, weil sie halt einfach passiert, die Veränderung. So, oder so ähnlich höre ich gerade verschiedene Gedanken dazu in meinem Hinterkopf anbranden und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir zumindest in letzter Zeit bis zu einem Vortrag, den ich zu einem speziellen Aspekt des Themas hören durfte eher wenige Gedanken dazu gemacht. Was daran liegen könnte, dass ich mich persönlich in kurz und mittelfristigen Veränderungsprozessen befinde und mich diesbezüglich eher als Gestalter, denn als Erdulder derselben sehe. Ich tue nämlich viel dazu, dass sich manche Dinge ändern.

Aber die dort umrissene Denkart war für mich eine erhellende Reise in mein eigenes Denken, dass ich wohl doch nicht so gut kenne, wie ich meist meine. Es ging bzw. geht speziell um Veränderungsprozesse in der Arbeitsumwelt und wie Menschen diese erleben, bzw. was sie tun können, um die notwendigen Anpassungsleistungen zu stemmen. Heutzutage kann man für so was externe Beraterfirmen anheuern, die größere Umstrukturierungen in Unternehmen begleiten und sowohl für Gruppen als auch für Einzelpersonen aller Hierarchieebenen im betroffenen Betrieb Beratung anbieten. Nun ist Coaching eines der Modeunwörter des frühen 21. Jahrhunderts, weil anscheinend plötzlich jeder für alles einen Coach braucht. Tatsächlich ist es aber so, dass wir erst jetzt begreifen, was im Menschen drinnen bei bestimmten äußerlich stattfindenden Prozessen alles geschieht und welche Auswirkungen dies auf die Betroffenen haben kann.

Nicht umsonst haben die Krankenkassen mit mildem Entsetzen festgestellt, dass die Zahl der psychisch bedingten Ausfalltage sich in den vergangenen Jahren verfünffacht hat und die direkten Folgekosten psychischer Erkrankungen mittlerweile ca. 16 Mrd. Euro per anno betragen; die Nettokosten verringerter Produktivität sind hierbei noch nicht berücksichtigt und die Tendenz ist nach wie vor steigend. Das hängt zum einen mit der Arbeitsverdichtung zusammen – obwohl die Arbeitgeber dies natürlich vehement bestreiten – aber genau so auch mit der spürbaren Beschleunigung unterschiedlichster gesellschaftlicher Prozesse, bis hin zu dem Grad, da man den Überblick verliert und sich ein Gefühl allumfassender Ohnmacht einstellt. Was noch vor kurzem als Gewissheit galt, ist plötzlich in Frage gestellt, oder ad absurdum geführt. Zum Beispiel der Frieden in Europa, bzw. an seiner Ostgrenze.

Die Angst vor dem Unbekannten ist ein Gespenst, dass uns Menschen im Großen wie auch im Kleinen umtreibt und so ist es auch wenig verwunderlich, wenn speziell Veränderungen am Arbeitsplatz zunächst als Bedrohung der Nische aufgefasst werden, in welcher man sich so gemütlich eingerichtet hat. So versuchte auch der Vortrag anhand eines Modells zu verdeutlichen, was in uns in solchen Fällen abläuft, wobei das Bild zyklisch angelegt ist, man also irgendwann nach Widerstand und Verwirrung wieder an einem Punkt angelangt, wo alles – mehr oder weniger – gut ist. Zumindest die Meisten. Wie bei allen sozialwissenschaftlichen Modellen gilt die Einschränkung, dass es nicht auf jeden Fall gleich gut oder überhaupt anwendbar ist, aber wir Menschen sind halt nicht alle gleich, gell. Im Grundsatz ist das Gesagte nicht verkehrt, aber es begreift Mitarbeiter in einem Unternehmen in der Breite als passive Erdulder, als gegen ihren Willen dem Veränderungsprozess Unterworfene und vergisst dabei den Umstand, dass die Mitarbeiter durchaus eigene Gestaltungsmacht für sich reklamieren könnten.

Zweifelsfrei ist es die Kommunikationskultur eines Unternehmens (zuallererst das Vorhandensein einer solchen – die Untergebenen ankacken können zählt nicht), die bestimmt, ob der Input der wertvollsten Ressource, über die ein Unternehmen, speziell im Gesundheitswesen verfügt, nämlich seiner Mitarbeiter angenommen und nutzbar gemacht wird; oder ob er, wie ich schon zu oft erleben musste als insignifikant abgetan wird, bis die Frustration des Personals so groß wird, dass jene, die noch halbwegs veränderungsfähig und -willig sind anfangen, davon zu laufen.

Nun ist man anscheinend zu dem Schluss gelangt, dass kommende Veränderungen während der Umsetzung vielleicht der einen oder anderen Unterstützung für das Personal bedürfen. Was für mich die Frage aufwirft, warum man sich nicht endlich entschließt, an sich selbst und seiner Kommunikationskultur zu arbeiten? Mit Sicherheit bin ich nicht der Einzige bei meinem Arbeitgeber und mit Sicherheit ist es auch nicht der einzige Arbeitgeber, bei dem sich die Frage stellen sollte, warum man immer nur Probleme managed, anstatt Lösungen zu erarbeiten.

Andererseits sehe ich aber durchaus auch das Beharren nicht weniger Kollegoiden auf den althergebrachten Verfahrensweisen und Strukturen, weshalb ich dem Bemühen meines Arbeitgebers trotzdem gewisse Sympathie entgegenbringe. Vielleicht ist es zur Abwechslung mal möglich, auch ein paar klassische Innovations-Totalverweigerer auf den Weg mitzunehmen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht erwarte ich aber von meinen Mitmenschen manchmal auch einfach zu viel. Nachdenken, bevor man redet oder etwas tut zum Beispiel. Wie auch immer es ausgehen mag, Veränderungsprozesse sind für mich immer etwas Spannendes, an dem ich gerne mitarbeiten möchte, egal ob im Großen oder im Kleinen. Ich würde mich freuen, wenn das auch ein paar Andere mal so zu sehen beginnen würden; denn nur wer mitgearbeitet hat, darf sich hinterher auch über die Ergebnisse auslassen. In diesem Sinne noch einen schönen Tag voller Veränderung.

A snipet of efficiency?

Manchmal lese ich Twitter-Nachrichten, oder folge den Links in Tweets. Ehrlich! Und manchmal finde ich das, was ich dort finde sogar interessant. Wirklich jetzt! Zum Beispiel musste ich kurz innehalten, als ich eine Tabelle gesehen habe, in welcher jemand aufgerechnet hat, was für verschiedene Dinge man hätte tun können in der Zeit, die es brauchte um das Video zu “Gangnam Style” von Psy ca. zwei Milliarden Mal anzuschauen. So viele Klicks – oder wahrscheinlich mittlerweile ein paar mehr – haben nämlich die verschiedenen Versionen davon auf Youtube. Zum Beispiel hätte man gut anderthalb Mal Wikipedia schreiben können; zumindest nach deren Rechnung…

So ganz aus dem Zusammenhang gegriffen klingt das ja ganz nett, unterschwellig die pauschale Anklage in den Raum zu werfen, dass Menschen ihre Zeit vergeuden. Denn nichts Anderes unterstellt der Autor dieser Grafik ja; nämlich dass wir gefälligst etwas Vernünftiges tun sollten, anstatt mit “Gangnam Style” anschauen unsere Zeit vor dem Computer zu vertrödeln. Aus Sicht dieser Menschen ist das genannte Video wahrscheinlich auch nur ein Beispiel von vielen, das recht eindrucksvoll darauf hinweisen soll, dass wir die Effizienz unseres Lebenszeiteinsatzes optimieren sollen. Denjenigen schwebt dabei wahrscheinlich vor, dass wir alle bienenfleißig dauerschuften sollen, um eine bessere Welt zu erschaffen; was auch immer an ihr dann besser sein soll. Da man die Motive eines Autors nicht immer so klar erkennen kann, bleibt im Dunkel, ob diese Rechnung nun für eine nachhaltigere Gesinnung werben soll, oder doch für ein effektiveres Wirtschaften im klassisch kapitalistischen Sinne. Ist auch Wurst, denn die Tabelle ist trotzdem Käse.

And here is why: Zunächst einmal ist nicht zu ermitteln, wie viele Male dieses Video nebenher gelaufen ist, während derjenige, der den Klick gesetzt hat gleichzeitig vielleicht sogar etwas Sinnvolles getan hat. Zweitens weiß man nicht, wie viele Male das Video nach 15 Sekunden oder weniger wieder weggeklickt wurde. Drittens dürfen Menschen Pause machen – und Manche dürfen in dieser Pause sogar tun, worauf sie Lust haben. Viertens lässt sich ebenso wenig ermitteln, wie oft das Video zu Lehr- oder Forschungszwecken aufgerufen wurde (nicht lachen, Sozialwissenschaften sezieren Alles, was wir tun!). Und fünftens – woher will der Autor wissen, dass auch jeder, der sich das Video anschaut, überhaupt dazu fähig wäre, etwas zu seiner (zudem unbekannten) Agenda beizutragen. Manche Surfer im Netz sind nämlich ganz einfach zu blöde zum geradeaus laufen!

In der Zeit, die der oder die Macher mit der Anfertigung dieser Grafik verschwendet haben, hätte man zum Beispiel an einer Lernsoftware für verblödete Surfer arbeiten, ein Zimmer streichen, oder schlicht etwas Intelligentes von jemandem lesen können, der etwas Relevantes zu irgendeinem Thema zu sagen hat, anstatt arroganten, nutzlosen Müll abzusondern. Hasta la vista…

Idole gesucht?

Die lateinischen Begriffe imago [für Bild] und imitatio [für Nachahmung] sind einander nicht von ungefähr ähnlich. Wir machen uns ein Bild davon, wie etwas aussieht und versuchen dann, diesem Bild nahe zu kommen, etwa bei Modetrends. Ich habe neulich in irgendeiner Zeitschrift einen Kurzartikel über eine Frau gesehen, die die feinen Abendroben bekannter Hollywoodstars als Papiermodelle für ihre kleine Tochter nachschneidert. Für sich betrachtet ein eher harmloses Hobby, wenngleich die dahinter stehende Psychologie – nämlich aus dem eigenen Kind einen Star machen zu wollen – zumindest aus meiner Sicht ein wenig bedenklich ist. Nicht selten nimmt derlei Verhalten irgendwann pathologische Züge an.

Was bei der Mode dem Drang entspringt, etwas vom Glamour und der (vermuteten) Weltläufigkeit großer Stars an sich sehen zu wollen, also ein Imitationsverhalten, welches die zunächst rein äußerlichen Attribute Anderer kopiert, um sich selbst mehr Ansehen zu geben, mutiert nicht selten zu einem wesentlich weiter gehenden Vorgang, in dem auch andere (wiederum nur vermutete) Qualitäten kopiert werden. Eventuell bis zu dem Grade, da man selbst nur noch ein Abziehbild des jeweiligen Vorbildes ist. Wie schon anfangs erwähnt reden wir hier jedoch von einer Imitation äußerer Attribute; egal, ob es sich dabei um den Kleidungsstil, den Habitus, den Gestus, die Mimik oder den sprachlichen Duktus handelt. Einem Fachmann mögen solche Dinge Aufschluss über die Verfasstheit der Persönlichkeit hinter dem Bild geben, doch auch die Psychologie vermag das tatsächliche Selbst eines Individuums nicht abzubilden. Also bleibt jedwede Imitation oberflächlich.

Auch dieses dem Trend Hinterhergerenne ist per se nichts Schlimmes. Es wird erst dann problematisch, wenn nicht mehr, oder überhaupt nie zwischen den vermuteten, oder zugeschriebenen Qualitäten des Symbols – und nichts anderes ist ein Star heutzutage, denn er oder sie steht für etwas Bestimmtes, wobei dieses Bestimmte für jeden etwas Anderes sein kann – und den tatsächlichen Qualitäten des Individuums unterschieden wird. Ein Beispiel: Robert Downey Jr. kommt als Tony Stark wirklich gut rüber, wenngleich er allerdings in so gut wie jedem Film in der Hauptsache sich selbst spielt, was mir persönlich allerdings noch nicht langweilig geworden ist. Aber der Robert Downey Jr., den wir auf der Leinwand und in den Promi-News sehen, ist weitestgehend der, von dem er will, dass wir ihn sehen. Er ist ein Schauspieler, also spielt er uns was vor. Viele Leute sehen aber nur den coolen Stil und halten das für die Substanz von Robert Downey Jr., der in echt ein trockener Alkoholiker, cleaner Junky und was weiß der Teufel sonst noch alles ist. Ich finde dieses Bild nicht unsympathisch, aber ich habe keine Ahnung, wie viel Authentizität in diesem Image steckt – man sieht wieder, Image kommt von imago, wir reden also von Bildern mit Symbolcharakter.

Das eigentliche Problem ist, dass wir Images zu Idolen machen. Idolum aus dem lateinischen meint Abgott, also ein Götzenbild. Ich bin wahrlich nicht das, was man üblicherweise als guten Christen bezeichnen würde, aber wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, stand irgendwo im Buch der Bücher, dass man sich kein Bild von Gott machen soll. Die goldenen Kälber unseres Zeitalters sind nun ausgerechnet Jene, die es häufig genug in die Klatschspalten schaffen und das meistens mit Verhalten, das wir mal mit etwas Wohlwollen als nur mäßig gottgefällig bezeichnen wollen. Es liegt schon eine gewisse Ironie darin, dass wir Menschen vergöttern, denen eher das Menschliche denn das Göttliche nicht fremd ist.

Doch wenn die Idole von heute als Vorbilder eigentlich nicht taugen, weil sie einerseits nur Spiegel für das sind, was wir in ihnen und gleichsam an uns sehen wollen und andererseits ihr Tun in keinster Weise zum Ideal genügt, was wollen wir stattdessen verehren? Ich würde sagen, der Fehler liegt allein schon in dem Trugschluss, dass man etwas, bzw. jemand verehren muss, um jemand bzw. etwas sein zu können. Wenn es etwas gibt, worüber bei halbwegs vernünftigen Leuten Konsens herrscht, dann wohl, dass unsere Art, die Dinge zu tun sich überlebt hat und das wir dringend etwas ändern müssen, und zwar an so ziemlich allem. Hierbei positives Beispiel zu sein, dazu taugt so gut wie keines unserer heutigen Idole, womit wir – einmal mehr – bei einer alten Weisheit von Mahatma Ghandi wären: Sei du selbst der Wandel, den du in der Welt sehen willst. Und dafür braucht man Wissen, Ideen und Mut – aber definitiv keine Yellow Press Berühmtheiten. Aber das Denken fällt umso schwerer, je mehr man die, von bunten Bildchen überladenen Klatschmagazine inhaliert. Und Tschüss für heute.

A snipet of summer heat

Gleißendes Licht durchflutet die Straßen, sucht sich seinen Weg durch die offenen Fenster in das Innere einer Behausung, bringt die Lebensgeister wieder online und gleich darauf den Körper zum Absturz, wenn die Hitze am mittleren Nachmittag ihren Peak erreicht. Ich liebe den Sommer und mag es, weit nach Mitternacht mit herunter gelassenen Scheiben durch die Stadt zu cruisen, die mit einem Mal wie von Geisterhand Leben atmet, wo vor Kurzem noch Totenstille geherrscht hatte. Aber so sehr ich die Vitalität und Gelassenheit endlos scheinender Sommerabende schätze, so sehr hasse ich die Schwüle, die sich hierortens mit Einzug höherer Temperaturen zwangsläufig bildet und wie ein giftiger Schleier über Alles legt. Sie raubt den Atem und macht jede noch so einfache Verrichtung schwerer.

Und dennoch; wenn ich das Eine nicht ohne das Andere haben kann, dann soll, nein dann muss es so sein! Die dunklen Monate der Einkehr, des kleinen Todes der Natur, der Heizkosten, der farblosen Eintönigkeit und der Ungemütlichkeit vor der Tür, sie rauben mir die Energie, den Willen – und ein bisschen auch den Verstand. Mit den Jahren ist es so gekommen, dass ich nun das ganze Jahr über geschäftig zu sein habe und nur selten in jenen Zustand verfallen kann, den man, sofern ich mich recht erinnere “Langeweile” nennt. Aber etwas zu tun zu haben, ersetzt nicht die Momente lustvollen Müßigganges, die man in der Sommerzeit haben kann. Einfach mal für ein Weilchen von Allem zu lassen, die Seele zum Baumeln in die Sonne zu hängen, nicht alles so ernst zu nehmen und den Dingen das Näher kommen zu erlauben; das ist wahrer Luxus, den zu genießen man sich die Freiheit gestatten muss, gerade, wenn man eigentlich keine Zeit dazu hat.

Selbst wenn ich weiß, dass sich die Zeit, oh die kostbare Zeit nicht ersetzen lässt, ich dann hinterher für die Bummelei doppelt so schnell rennen muss. Was im Übrigen eine Illusion ist, denn tatsächlich vertut man bei der Arbeit – gleich welcher Art von Arbeit – viel Zeit damit, die Dinge auf verschiedenste Arten falsch anzugehen. In diesem Sinne ist Faulenzen für mich Achtsamkeit gegenüber sich selbst, wenn man in diesen Momenten der Kontemplation zu seiner Energie zurück findet. Überdies sollte man eigentlich so gut wie immer erst Denken, bevor man etwas tut!

Also genieße ich und blende für den Augenblick aus, dass die Arbeit derzeit bei Tag und bei Nacht den Schweiß über Gebühr rinnen lassen wird. Denn wenn die kühleren Tage kommen, werde ich mich grämen, dass ich dann eine ganze Weile keine Gelegenheit mehr haben werden, den süßen Schweiß des Sommers zu fühlen; auch, wenn er eigentlich salzig ist. Allen eine sonnige Zeit!