Bin isch Netizen, oder was?

Ich liebe Kunstwörter. Ich meine „Netizen“, dieser Zwitter aus Net und Citizen ist doch schon ein echtes Hochlicht, ähm ich meine Highlight. Hm…na gut, ich will jetzt keine Schelte auf im englischen originierende Sprachimporte absondern. Tatsächlich ist es so, dass das Gros der Innovationen und damit auch der zugehörigen Begrifflichkeiten in der Netzwelt (noch) halt aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum kommt; aber ich finde den Begriff Netizen genauso wenig griffig wie etwa „digital native“. Der eine impliziert, dass es so etwas wie ein digitales Bürgerdasein gibt, was effektiv nicht der Fall ist und der Andere, dass man so sehr im weltweiten Datengewebe zu Hause ist, dass man sich als „dort geboren“ fühlt.

Was für ein Bullshit!

Ich werde jetzt nicht meine mentalen Büroboten ins Archiv jagen, um dort Sozialisationstheorien und andere Perlen menschlichen Denkens heraus zu suchen, welche zum Beispiel erklären, dass die Persönlichkeit des Menschen als denkendem und fühlendem Wesen sich nur in der Interaktion mit Anderen als Prozess des Erlebens und Erlernens von Rollen vollziehen kann; ich finde die Idee vom symbolischen Interaktionismus toll, aber gute Denke alleine macht noch keine Gesellschaft. Jedoch kann fast jeder Mensch – egal ob Denker oder Malocher – sehr genau fühlen, dass man so ganz alleine ziemlich beschissen da steht, dass uns ein innerer Drang nach Kommunikation, nach Austausch, nach Anerkennung und auch Liebe innewohnt, der sich Erfahrungsgemäß am allerbesten durch ungefilterte soziale Kontakte stillen lässt.

Der Mensch, so als Wesen ganz im Allgemeinen entsteht in der realen Welt und auch wenn die Ideen davon, was Realität überhaupt ist auseinander gehen mögen, wird man schnell feststellen, dass diese einen ganz leicht am Arsch packen kann; was die eine oder andere philosophische Betrachtung im hier und jetzt deutlich an Wert verlieren lässt. So oder so ist unsere Lebenswelt, unsere Kultur ein prozessuales Konstrukt, will sagen sie entwickelt sich so, wie wir Menschen, unsere Ideen und unsere Technik sich entwickeln – immerzu weiter, ohne dass man genau wüsste, wohin die Reise gehen könnte. Daraus schließe ich allerdings mal einfach so, dass unsere Heimat, ganz gleich für wie unglaublich vernetzt und oberhipp verdatet wir uns auch halten mögen hier und jetzt existiert und auf uns wirkt.

Wenn sich der Informatikstudent Captain Oberschlau an seinen Rechner setzt und einen auf „digital native“ macht, sieht er seine wunderbare neue digitale Welt eingefärbt durch die Wahrnehmungsmuster, welche ihm Papi, Mutti, sonstige Verwandten, vor allem aber auch seine Schulkameraden und wen er sonst noch so schon gekannt haben mochte mit auf den Lebensweg gegeben haben; dieses Päckchen kann man weder verschicken noch wegschmeißen, es begleitet uns ein Leben lang und egal, wie wir unser Leben managen, mit Sinn und Unsinn befüllen oder stylen mögen, unserer Sozialisation können wir nicht wirklich entkommen.

Womit der Terminus „digital native“ nicht mehr als ein Synonym für den unerfüllbaren Wunsch bleibt, nicht in einer Realität leben zu müssen, welche uns durch irgendwelche gefühlten Mängel nicht befriedigen kann. Ich bin übrigens gern ein Kind des spießigen Real-Lebens – es hat den entscheidenden Vorteil, mich zum Besitz eines Rückgrats zu nötigen, welches einem bei der Entscheidungsfindung durchaus hilfreich ist.

Womit wir zum Netizen kämen. Ach es liegt mir eigentlich fern, schon wieder Mitmenschoiden mit Vorliebe für Slogangläubigkeit einen Mangel an Rückgrat und ein Übermaß an Beliebigkeit vorzuhalten, aber dieser Kunstbegriff, der bislang nur mit heißer Luft aber wenig Leben gefüllt wurde, macht mir eine klassische Zangenbewegung der Verbalkavallerie so einfach, dass ich mich nicht zurück halten kann.

Gäbe es im Internet tatsächlich transparente demokratische Prozesse und so etwas wie eine digitale Staatsbürgerschaft, könnte man den Begriff Netizen eventuell rechtfertigen. Doch so wenig, wie man die Ströme der Information und die mannigfaltigen Einflussnahmen durch unerkannte Individuen und Institutionen hierauf nachvollziehen kann, lässt sich in der Weite der virtuellen Ödnis eine Struktur erkennen, die auf einen Ausgleich zwischen Allgemein- und Partikularinteressen hinarbeitet – ein solches digitales Analogon zum halbwegs funktionellen Staat in der realen Welt gibt es nicht; ergo gibt es auch keinen Netizen. Basta! Hierzu darf man auch gerne mal „DAS Internet gibt’s nicht“ lesen…

Kurzer Exkurs: Foren, Boards und andere Möglichkeiten des Meinungs- und Informationsaustausches auf der Mikro-, maximal aber Mesoebene sozialer Systeme sind weder demokratisch, noch gleichen sie Interessen aus; und da die dort anzutreffenden Protagonisten zu einem sehr großen Prozentsatz anonym agieren, herrscht wenig Scheu, den Grundsatz des konsensuell orientierten Dialoges einfach zugunsten der Krawallmacherei über Bord zu werfen. Den Konsens braucht eine Demokratie aber nun mal, um funktionieren zu können. Außerdem ist die Zahl der Beteiligten jeweils durch die Technik oder den schlichten Mangel an Motivation, sich selbst zu involvieren eingeschränkt, womit keine repräsentative Abbildung relevanter gesellschaftlicher Prozesse im digitalen Raum stattfindet. Exkurs Ende!

Wenn wir aber weder in der digitalen Unwirklichkeit geboren werden noch dort als Bürger leben können, was soll dann der Hype um liquid democracy, um das Web 2.0 oder vielleicht auch bald 3.0, um Partizipation und Demokratisierung durch Vernetzung? Ist das alles nur Geschwätz?

Mitnichten! Jedoch bleibt, wie schon so oft in der Geschichte die Entwicklung unserer sozialen Skills offensichtlich hinter der technischen weit zurück. Das Internet hat tatsächlich im Bereich des Informationsaustausches bereits eine Entwicklung vom klassischen passive receiver broadcasting früherer Medienepochen hin zu einer Vielzahl kritisch mitmachender receiver-broadcaster-nodes hingelegt. Man kann sich selbst zu einem Informationskontenpunkt erheben, auch wenn dies natürlich ein gewisses Maß an Arbeit und Mühe bedeutet.

Aber diese Mühe lohnt sich, denn selbst wenn nicht Jeder zu einem Knoten im Netzwerk wird, hat sich die Menge der verfügbaren Informationen, aber auch die Meinungsvielfalt pluralisiert. Man bekommt heute seine Nachrichten nicht nur vom örtlichen Blättchen direkt zusammen mit der gewünschten Konformitätsmeinung des Medienmachenden geliefert. Jedes Ding lässt sich nun aus mehreren Blickwinkeln beleuchten.

Diese neue Freiheit ist zugleich aber auch der Fluch des Mitmachwebs. Wie kleine Kinder finden wir als Erstes heraus, wie man damit Unfug anstellen kann; wir lassen unsere Meinung kaufen, wir rennen Trends hinterher oder helfen, sie hochzujuxen, wir geben unreflektiert unseren Senf zu allem, von dem wir meinen, wir hätten eine Meinung dazu, wir lieben, wir begaffen, wir verachten, lassen uns blenden und es geschehen, wenn aus zweifelhaften Motiven heraus Personen des öffentlichen Lebens demontiert werden (hierzu mehr unter „Zimboplag – oder warum kopieren auch legitim sein kann!„). Kurzum, wir machen alle Fehler, die das Handbuch ausweist; und noch ein paar mehr, die keiner vorhersehen konnte.

Ich sagte vorhin, es fände keine repräsentative Abbildung relevanter gesellschaftlicher Prozesse im Internet statt – allerdings findet man einen Querschnitt durch die Gesellschaft, alle Fähigkeiten und Unfähigkeiten, alles Gute und alle Schlechtigkeit inclusive. Und so wie unsere reale Welt sehr weit davon entfernt ist, perfekt zu sein, oder es auch nur in absehbarer Zeit werden zu können beinhaltet auch das Web bei aller möglichen Freiheit jede Menge Probleme und Fallen, derer wir uns gewärtig sein sollten. Es gibt vielleicht aller Verdatung zum Trotz keine richtigen „Netizens“ und „digital natives“, sehr wohl aber sind wir soziale Entitäten die auch in digitalen Kontexten existieren. Ein Avatar ist so begriffen viel mehr als ein Bildchen neben einem Forumspost; er bedeutet, dass es ein zweites, komplementäres ICH im Netz gibt, dass aber bei den allermeisten erst noch lernen muss, auch komplementär zum ersten, realen ICH zu agieren.

Wenn wir uns bewusst werden, dass das Netz uns tatsächlich ungeahnte Gestaltungsspielräume und Partizipationschancen einräumt, wenn EGO (real) und ALTER (virtuell) zu einem werden, kann aus dem Web 3.0 oder vielleicht dann auch 4.0 etwas Großes werden. Bis dahin müssen wir aber erstmal lernen, das dauernde virtuelle Empfangs- und Sendebereitschaft ohne Reflektion und echtes Miteinander noch KEIN digitales Bürgersein an sich darstellt.

A snippet of perception?

„New Media“ – das Schlagwort unserer Zeit, ganz so als wenn nicht jedes Medium, das wir ja so gut zu kennen glauben, zur Zeit seiner Einführung eine Umwälzung, vielleicht sogar eine Revolution gewesen wäre. Nur das den neuen Medien des 21. Jahrhunderts das Revolutionäre bisher aus meiner Sicht ein Wenig abgeht. Quasi en passant steigert sich – stets lautstark beworben – die Zahl der möglichen Anwendungen für in immer vielfältigerer Form miteinander vernetzte Gadgets, oder schon bekannte Gerätetypen. Doch der Sinn dieser oder jener Innovation erklärt sich nicht von selbst; was aber der Fall sein müsste, wenn eine Innovation als solche erkannt und angenommen werden soll.

Vielmehr hat die Marketingbranche das Szepter übernommen und die Art, wie wir New Media wahrnehmen so geformt, dass es einfach das Herz des Lifestyles ist, dieses oder jenes Technospielzeug haben zu müssen, um am Puls der Zeit sein zu können. Willfährig glauben wir das und kaufen.

Doch der Umstand, dass manche Aspekte der so genannten neuen Medien unsere Wahrnehmung der Welt bereits beeinflusst haben und dies auch weiter tun werden, dass wir dadurch anfälliger für die Manipulationen der Meinungsmaschinen geworden sind, dass wir anstatt uns selbst dieser Werkzeuge zu bemächtigen und zum vernetzten Sender zu werden einfach immer noch weiter so konsumieren, wie wir es im Zeitalter des passive receiver broadcastings getan haben, all diese Nachteile, die wir uns höchst selbst eingebrockt haben, treten einfach nicht ausreichend ins Bewusstsein.

New Media – das ist nicht einfach nur ein Schlagwort, dass uns den Weg zum hippsten Gadget weist, das ist ein Synonym für die Möglichkeit, sich selbst in vollkommen neuer Form seines sozialen, politischen und auch wirtschaftlichen Selbst zu bemächtigen. Das WIE ist dabei zunächst nicht wichtig, sondern nur das Erkennen, DASS es so ist. Wirklich revolutionär würden die neuen Medien in dem Moment, da sie helfen, unser Leben positiv zu beeinflussen, anstatt es einfach nur abzubilden oder sogar zu verkomplizieren. Aber der Weg dahin scheint lang und steinig; vielleicht kennt ja Maps den richtigen Weg…?

Ich bin kompliziert! (Postmodern N°2)

Und individuell! Oder so ähnlich, oder vielleicht doch nicht? Auf jeden Fall bin ich…ähm…ja; ja also auf jeden Fall bin ich!

Vielleicht klingt dies wie das Gestammel eines Idioten und ich bin keinesfalls darüber erhaben, manchmal groben Unfug abzusondern, doch tatsächlich wirkt das zuvor geäußerte für mich mehr wie ein Symptom dafür, wie man sich als Mensch in einer entwickelten Gesellschaft Anfang des 21. Jahrhunderts so fühlt – nämlich desorientiert.

Ich könnte es mir jetzt verdammt einfach machen und sagen, dass liegt halt daran, dass die alten Werte immer mehr verfallen und zuallererst die kaum noch vorhandene Moral dazu führt, dass eben einfach mal alles geht. Und wenn alles geht, geht irgendwann nix mehr, weil keiner mehr weiß, wohin er wann gehen sollte, oder warum.

Doch ganz so simpel will ich dann doch nicht argumentieren, bin ich doch ein erklärter Feind des Biertischparolierens. Darüber hinaus ist an der Individualisierung bei weitem nicht Alles schlecht. In einem Punkt mag der Herr Ulrich Beck, seines Zeichens Soziologe allerdings Recht behalten haben – die Lebensrisiken für den Einzelnen haben tatsächlich deutlich zugenommen, doch das liegt mitnichten nur am Werteverfall, oder nur am „zügellosen Kasinokapitalismus“, oder nur an der Rasanz der technischen Entwicklung, oder nur an der zunehmenden Komplexität unserer Kommunikations- und Informationsstrukturen, oder nur an schwindender Transparenz politischer Prozesse, oder nur… Ach ich könnte hier wohl noch ein wenig fortfahren, aber ein sture Aufzählung wird uns an diesem Punkt wohl kaum weiterbringen, also versuche ich mich an einer kurzen Erklärung, auch wenn wenige Worte nicht meine Stärke sind.

Mit dem Begriff Individualisierung meint man, dass es „früher“ eine „Normbiographie“ gegeben hat; im Sinne von geboren werden, aufwachsen, zur Schule gehen, einen Beruf lernen, arbeiten, in Rente gehen, sterben und auf dem Weg noch geschwind eine Familie gründen, um neues Blut in den Kreislauf zu bringen. So oder ähnlich. So kennen wir es von unseren Eltern. Vielleicht kennen die es noch von ihren Eltern. Aber dann hört es mit diesem „früher“ auch schon auf, denn diese „Normbiographie“ bezieht sich auf jene, im geschichtlichen Kontext äußerst kurze, Periode der Prosperität seit dem zweiten Weltkrieg bis zum Beginn der aktuellen Weltfinanzkrise. Und man konnte sie höchstens in den entwickelten Nationen der ersten Welt finden.

Spult man das Wahrnehmungstape aber ein bisschen weiter zurück, dann findet sich dort recht schnell eine andere Normbiographie, nämlich die nach Ständen differenzierten Lebensmodelle vordemokratischer Feudalgesellschaften, in denen man in seine Stellung im Leben hineingeboren wurde und dort – mit ganz wenigen Ausnahmen – bis zu seinem Tode verblieb. Bauer blieb Bauer, Adel blieb Adel. Möchte man nun tatsächlich nach dem Beginn des Zeitalters der Individualisierung fragen, dann würde ich persönlich den Beginn desselben eher an der Schwelle von der vordemokratisch-agrarischen zur entwickelten Industriegesellschaft verorten. Nicht mit einem Schlag, aber doch innerhalb weniger Jahrzehnte pluralisierten sich die Gesellschaftsstrukturen so grundlegend, wie es die Jahrtausende zuvor nicht vermocht hatten.

Nun hinkt die soziale Entwicklung der technischen seit jeher hinterher, weil wir Menschen uns offensichtlich gerne an beständig wiederholbaren Erfahrungen und tradierten Erklärungs- und Deutungsmustern orientieren. Eine hergebrachte Hierarchie oder Struktur zu modifizieren, oder gar komplett ad acta zu legen fällt uns verdammt schwer. Den Satz „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ kann man als Allgemeinblatz abtun oder den tieferen Sinn zu verstehen versuchen. Ich verstehe ihn so, dass es den Menschen schwer fiel, eine neue Rolle zu finden, nachdem die alte gerade darin begriffen war, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Das führte zu sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, denn manche reagierten schneller auf die sich wandelnden und wachsenden Strukturen eines neuen, ungelenken Gesellschaftstypus. Sie wurden zu Nutznießern, alle anderen zur Subsistenzmasse, auf deren Schultern sich eine neue Hierarchie gen Himmel stemmte. Heute nennen wir das Kapitalismus und finden es gut…oder?

Formal betrachtet stehen wir heute vor genau den gleichen Problemen, nur lautet das Schlag(un)wort des 21. Jahrhunderts Globalisierung. Als wäre eine jede entwickelte Industriegesellschaft für sich nicht schon ein überaus kompliziertes Gebilde mit einer nicht übersehbaren Zahl von möglichen Stellgrößen, kommen jetzt lauter solche Pluralitätskolosse zusammen und bilden EINE Weltwirtschaft. Das dies genauso wenig ohne Opfer, Verluste und Verlierer einhergehen kann, wie einstmals das Zeitalter der Industrialisierung, muss jedem klar sein, der nicht vollkommen blind für Zusammenhänge durchs Leben wandert.

Individualisierung meint – sehr vereinfachend zusammengefasst – die Notwendigkeit, sich in einer Welt, die eben durch ihre wachsende soziale, wirtschaftliche und politische Pluralität weniger Orientierung bietet seinen eigenen Weg suchen zu müssen. Das, was vor einer Generation noch festgeschrieben zu stehen geglaubt wurde, löst sich auf in einem Meer aus Möglichkeiten, doch die Kriterien, auf Grund derer man wählen könnte sind im gleichen Zug knapper geworden.

Ist dies ein Schreckensszenario? Nicht unbedingt, denn auf der anderen Seite wird dies neue Zeitalter immer mehr Menschen in die Situation bringen, über ihre eigenen Belange auch selbst entscheiden zu können. Der Preis, den wir für etwas Neues zahlen müssen ist fast immer, uns des Alten entledigen zu müssen. Das Problem in diesem Fall besteht nicht in dem Umstand entscheiden zu dürfen, sondern entscheiden zu müssen. Die Welt dreht sich weiter und Pandoras Büchse lässt sich nicht mehr schließen. Da die Welt sich verkompliziert hat, bleibt mir keine Wahl, als selbst kompliziert zu sein, um dem Druck der Aufgabe gerecht werden zu können, mein Leben selbst zu bestimmen. Nur wer sich informiert und der Möglichkeiten selbst bemächtigt, wird den – immer nur individuell – richtigen Weg finden.

Und was hat die Individualisierung nun mit dem Begriff Postmodern zu tun?

Für mich ganz einfach Folgendes: Wenn die Moderne, vom Ende der vordemokratischen Gesellschaft bis heute EIN – langes – Zeitalter der Individualisierung war und wir tatsächlich am Ende der Moderne stehen sollten, dann würde Post-Modern einfach nur Prä-Wirwissensnicht bedeuten.

Vieles, was man über die von mir jonglierten Begriffe in der Literatur findet, ist aus meiner Sicht – und ich halte mich ehrlich für einen einigermaßen gelehrsamen Menschen – für’s Leben an sich belanglose Hirnwichserei. Wenn Philosophie Antworten auf Fragen von Belang geben können soll, wäre es manchmal sinnvoll, wenn man wenigstens ein paar so formulieren würde, dass nicht nur Fachleute in der Lage sind, zu verstehen, wovon die Rede ist.

Wie wäre es mit folgender Frage:

Was IST unsere Moderne und ist sie am Ende?

Ich will bald versuchen, meine Antwort darauf zu geben.

Auf den Spuren des Trolls…

Das Internet – unendliche Weiten! Wir schreiben das Jahr 2013 und somit ca. das Jahr 17 nach der offiziellen Geburt des Internet; obschon man sich über die Geburtsstunde streiten kann. Aber nehmen wir für den Moment einfach mal an, dass die Zahl 17 zumindest für den verbreiteten, öffentlichen, privaten Gebrauch ungefähr hinkommen könnte. 17 Jahre… Hm, das Kind ist also noch in der Pubertät…!

Legt man diese Erkenntnis zu Grunde, wird vieles von dem, was man als Nutzer des weltweiten Informationsgewebes so tagtäglich an Unnötigem, Unerquicklichem und manchmal auch Unsäglichem zu erdulden hat etwas leichter erklärbar. Immerhin dürften wir uns wohl darüber einig sein, dass Pubertierende eine Menge Unsinn treiben – für die Pubertierenden Konsumenten dieser Worte sei gesagt: irgendwann werdet auch ihr bei diesem Satz nicken; genau wie ich, wenn ich manchmal mit einem wehmütigen Seufzen auf mein jüngeres Alter Ego zurückblicke.

Doch zurück zum eigentlichen Sujet. Das Web hat sich entwickelt. Wie das vonstatten gegangen ist und wer daran alles beteiligt war kann der engagierte Netizen mit ein wenig Recherchearbeit ganz schnell selbst herausfinden und schon zwei Dutzend Mal Regurgitiertes wiederzugeben ist außerdem nicht mein Ding, also wenden wir uns stante pede dem zu, was mich eigentlich beschäftigt und das ist der Penetranz-Ignoranz-Komplex mancher mutmaßlich komplett verblödeter Individuen, die man gelegentlich gerne als Troll bezeichnet.

Nun sind Trolle in der Fantasy-Literatur in aller Regel große, böse, starke, gemeine, allerdings auch ziemlich dämliche Kreaturen, womit zumindest eine Ähnlichkeit herausgearbeitet wäre. Nur das der durchschnittliche Internet-Troll keine nennenswerte Größe erreicht – okay, manche von ihnen mögen eine gewisse Körperlänge erreichen, aber mit Größe hat das nix zu tun – und das stärkste an ihnen ist ihr gelegentlich zugegebenermaßen recht hoher Nerv-Faktor. Zum richtig Böse sein sind die allermeisten Gott sei dank zu dämlich.

Was das nun mit der Entwicklung des Netzes zu tun hat? Ganz einfach gesagt befindet es sich in einer Phase infantiler Regression, seit irgendwelche Vollpfosten auf die Idee kamen, dass die Beteiligung ganz vieler Menschen an wie auch immer gearteten Dingen auch ganz viele tolle Ideen und Einsichten mit sich bringt. Mitmachnet, wobei wir bitte niemals ein zweites T hinten anhängen wollen, nicht wahr. Wenn man’s simplifiziert hat man einen Käfig voller Narren geschüttelt und in der Mehrzahl haben sich oben am Gitter die Cleveren festgehalten, wodurch sich der Bodensatz als Welle der Dämlichkeit über die Informationslandschaft ergießen konnte. Erquicklich, nicht wahr?

Es kommt aber noch besser. Irgendwelche durchaus klugen Köpfe kamen auf die Idee das soziologische Modell der Schwarmintelligenz, in welchem das Complet am Ende mehr ist und auch mehr kann als nur die Summe der Einzelteile zu sein auf das Mitmachnet zu übertragen um so zum Beispiel kreative Synergien poolen zu können. Wem das zu schnell war: Man macht eine Webseite auf, lobt einen Preis aus, den derjenige bekommt, welcher den Besten Werbeslogan für Metzgers Backwaren erfindet und bittet alle Besucher, die eingereichten Vorschläge zu bewerten. Jeder fühlt sich wichtig, jeder kann seinen Senf dazugeben und am Ende speist der Webseitenbesitzer einen möglicherweise sogar klugen Kopf mit einem (sch)warmen Dankeschön und einem Dönergutschein ab und verdient sich mit der neuen Werbekampagne, welche auf dem Input Dritter beruht dumm und dämlich. Die nennen so was eine Unterform von Cloudcomputing, ich nenne so was Ausbeutung. Aber wenn man’s mit sich machen lassen möchte – bitte, ich halte keinen auf.

Überhaupt ist dieser begriff hip wie nix – Cloud hier, cloud da, da sieht man ja vor lauter Wolken den Himmel nicht, womit sich Informationstechnologie und die Großwetterlage der letzten Wochen wohl miteinander verschworen hatten. Ist wie mit dem Wald, den Bäumen und dem Sehen. Aber wem sage ich das, meine Zuhörer gehören ja alle zu den Cleveren, von denen vorhin das Wort fiel, oder? ODER?

Es ist natürlich leicht, sich selbst erst mal außen vor zu nehmen und mit einem arrogant-sardonischen Lächeln auf dem Gesicht mittels Hohnestriefender Verbalkanonaden die Verfehlungen anderer zu sezieren, doch derlei Verhalten provoziert in aller Regel Reaktionen der weniger amüsanten Art. Und außerdem wäre es unehrlich, denn wir alle schießen gelegentlich durchaus kapitale Böcke und bei manchem von denen würde ich persönlich mich sehr schämen, das dazugehörige Geweih irgendwo sichtbar aufzuhängen. Und doch nehme ich mir einmal mehr das Recht heraus, zu sagen was ich denke und das ist eine einfache Sache: ein gewisser Prozentsatz aller Menschen ist schlicht dumm, was sich dank des weltweiten Desinformations- und Pornogewebes sogar beweisen lässt.

Womit wir wieder beim Troll wären. Man nehme einen beliebigen öffentlichen Ort im Web; ob es sich dabei um die schlichte Kommentarfunktion der Webpräsenz ihrer örtlichen Tageszeitung handelt oder ein Fachforum für eine bestimmte Berufsgruppe ist dabei vollkommen schnuppe. Irgendjemand sagt irgendwas und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kommt, sofern es sich um ein Sujet von gewissem Interesse oder ausreichender Publizität handelt alsbald jemand daher gekrochen, der – natürlich streng anonym – seinen Senf dazu gibt, der nicht scharf sondern bitter und ranzig schmeckt. Überdogmatisch, unzulässig verallgemeinernd, schlecht formuliert, meist auch noch sehr emotional und irgendwie oft ein bisschen Biertischparolierend. Und ebenso sicher kommt irgendeiner, der vielleicht sogar clever ist und fängt an, mit diesem Netzbazi zu diskutieren! Womit sich dann beide disqualifiziert haben, denn dem Troll Futter zu geben, vulgo zu versuchen mit ihm ein Gespräch über seine Standpunkte oder seinen Argumentationsstil zu führen ist zwecklos. Das ist ungefähr so, als wenn man versucht, mit einem Spucknapf Wasser aus der sinkenden Titanic zu löffeln… Wenn so jemand selbst ein Thema eröffnet, sind die Reaktionen übrigens gleich noch mal ein bis zwei Spuren heftiger, da man ja mit der geäußerten Kritik sein/ihr Baby beschmutzt hat.

Ich gebe es zu, dass mir dieser Fehler selbst schon unterlaufen ist, denn der winzige noch intakt erhaltene Teil meiner Seele, der irgendwie an das Gute im Menschen glauben möchte bricht sich halt manchmal doch Bahn und treibt mich in den fruchtlosen Versuch, den Heiden das Licht zu bringen. Doch bei diesen Typen mit cerebralen Minderausstattungen ist es so wie mit einem alten Rechner: wenn ich jetzt damit anfange, das Mainboard zu tauschen, kann ich auch genauso gut den ganzen anderen Rest wegschmeißen, weil er nix mehr taugt. Upgrades gestalten sich somit aus wirtschaftlicher Sicht eher schwierig. Auf mein Beispiel übertragen würde es mich einfach viel zuviel Zeit und Nerven kosten, jedem einzelnen Simpel, der mir so daher gelaufen kommt mit einen Vierkantholz die Grundbegriffe intelligenten Handelns nahe zubringen.

Und die Dummheit bemerkt man nicht nur am mangelhaften Gehalt der televerbalen Ergüsse, sondern auch oft auch an der technischen Unbedarftheit des Ejakulanten. Die scheinen z.B. noch nie was von IP-Logging gehört zu haben. IP? Was issn des? `N neues Spiel? Und wenn man so jemanden dann banned, kommt er doch glatt mit einem neuen Nick und will sich vom gleichen Rechner einloggen, um stänkern zu können. Eigentlich bin ich ganz froh, dass es so vielen Nutzern des Internets an Weitblick, technischen Grundkenntnissen und Rückgrat mangelt. Denn hat man sie zweimal weggebügelt, suchen sie sich meist jemand anders, den sie nerven können. In der globalen Betrachtung jedoch hört der Spaß sehr schnell auf.

Wären es ein paar wenige, welche diese Pestillenz in die schöne neue digitale Welt tragen, könnte man darüber hinweg sehen, aber offenbar hat das Web 2.00 in allzu vielen Menschen die Begehrlichkeit geweckt, sich und ihre möglicherweise hier und da ein klein wenig unbefriedigende Existenz durch etwas virtuellen Ruhm aufzupolieren; und so ziehen sie in Heerscharen los um den ganzen anderen online befindlichen Wesen von ihren Weisheiten zu künden – oder sie mit den Nichtigkeiten ihres Alltags zu quälen. Esprit? Fehlanzeige! Content? Quasi nonexistent! Sendungsbewusstsein? Und wie! Da gilt: „Web lo vult!“. Die Templer mögen mir das bitte verzeihen…!

Ich maße mir nicht an, die Menschen wirklich verstehen zu können, obschon mir nach einigen Jahren im meinem Butter-und-Brot-Beruf, der was mit Medizin zu tun hat wahrlich kaum etwas Menschliches mehr fremd ist. Aber der offensichtliche Wunsch von immer mehr Internetusern da draußen, sich ihr persönliches Stück Ruhm, Selbstbestätigung oder auch Befriedigung durch das Web zu holen, „koste es was es wolle“ besorgt mich, denn faktisch ist das ungelenke Verhalten, welches dabei zu Tage tritt nicht nur Ausdruck gewisser Unzulänglichkeiten, sondern auch ein Indikator dafür, wie schlimm es um deren soziale Fähigkeiten bestellt ist. Eingedenk dieser Erkenntnis ist die Cloud, von der zum Beispiel auch Mikroweich dieser Tage immer wieder faselt für mich ein ziemlich beeindruckender Cumulonimbus, die von einem Sturm kündet…! Folglich wäre ein bisschen weniger Cloud-Socialising vielleicht mehr. Allerdings wäre es dazu nötig, jetzt abzuschalten, daher danke ich für die Aufmerksamkeit und sage tschüss!

Essentiell?

Es sei voraus geschickt, das dieser Text schon etwas älter ist:

Von dem Willen gezwungen, etwas zu Papier und später vielleicht auch gleich noch durchs Mikrofon bringen zu müssen, sitze ich einmal mehr nächtens am Schreibtisch und lasse so die Ideen vorbeischwadronieren, nehme mal hier, mal da eine heraus, examiniere sie gründlich und schiebe sie meist unfertig zurück zu den anderen, wie mancher Fischer die zu jungen oder zu kleinen, die so blöd gewesen waren zu beißen in den Tümpel zurückwirft. Mein Tümpel ist der hintere Teil meines Hirns, ein Ort an dem so viel ungenütztes oder auch unnützes Material in langen Korridoren voll altmodischer Stahlhängeregistraturschränke vor sich hin modert, dass es mich nicht selten erschreckt, wenn mal irgendwas an die Oberfläche drängt, dass ich schon sehr lange nicht mehr auf dem Schirm gehabt hatte. In diesem Teil meines Kopfes gibt’s noch nicht mal Magnetbänder, wie sie eine IBM/360 zu haben pflegte, nur alt gewordene Büroboten in abgestoßenen Livreen, die ziellos wirkend bedächtig Büropostwägelchen vor sich her schieben und mal hier mal dort Schränke aufmachen um was herauszuholen oder hineinzutun. Klingt ziemlich analog für jemanden der Podcasts veröffentlicht oder…?

Es ist heiß, viel zu drückend um klar denken zu können – müsste man denken. Doch tatsächlich sind meine Gedanken weit davon entfernt träge wie fette karibische Fliegen scheinbar ungeordnet umherzuschwirren. Ist es nicht so, dass man irgendwie viel zu oft auf der Suche nach den rechten Worten umherirrt, die Welt dann mit irgendwas voll stammelt in der vagen Hoffnung zum Ausdruck gebracht zu haben, was gerade verlangt war, ohne jedoch überhaupt genau sagen zu können, was das hätte sein sollen.

Planlosigkeit. Unwissenheit. Und vielleicht auch eine Portion Unbeholfenheit. Das sind die medialen Guides des frühen 21. Jahrhunderts. Es geht nicht mehr allzu oft darum, irgendwelchen echten Inhalt zum Besten zu geben, sondern nur darum, zu allem irgendwas sagen zu können. Ich habe von etwas keine Ahnung; also gut, googeln wir mal schnell ein paar Schlagworte, lernen die Essentials – oh, wie ich solche Ausdrücke liebe – so gut es geht auswendig, um in der nächsten Konversation punkten zu können. Keine Sache, so was geht ja heutzutage auch unterwegs. Das Smartphone wurde wahrscheinlich von irgendeinem geltungssüchtigen Idioten erfunden, dem es zu anstrengend war, sich echtes Wissen zu erarbeiten. Und so schliddert man dann tagtäglich von einem Durchverschlagworteten Pseudodiskurs zum nächsten, wobei die Seichtigkeit der durchschifften Gewässer noch jeden Dorfbach bei weitem unterbietet.

Essentials – was ist den das überhaupt für ein Wort? Essentiell sind doch normalerweise jene Dinge, die ein Organismus auf jeden Fall zum Leben braucht, bzw. die für einen Sachverhalt von grundlegender Bedeutung sind. Wie zum Henker will ich denn beurteilen, ob das, was irgendeiner in Wikipedia zu einem x-beliebigen Thema geschrieben hat tatsächlich grundlegend und richtig ist, wenn ich mir kein anderes Wissen zum Thema erarbeitet habe. Essentials sind doch nicht mehr als ein paar prägnante Schlagworte, die aber keinen echten Überblick geben und nur allzu oft irreführend sind. Ein passender Vergleich hierzu sind – weil auch im Internet angesiedelt – die so genannten Abo-Fallen, bei denen man auf einer überfrachteten Webseite mit vermeintlich attraktiven Angeboten geködert wird und der Hinweis zum tatsächlichen Vertragsabschluss nebst Folgekosten sich mit einem sehr kleinen Asterisken gekennzeichnet drei Scrollseiten weiter unten in Arial 4-Punkt findet…

Die Autoren des kleinen Büchleins „Generation Doof“ Anne Weiss und Stefan Bonner nannten so was „gefährliches Halbwissen“ und im Grunde charakterisiert der Ausdruck die Situation recht gut. Ein paar Aspekte abseits der Tatsache, dass sie mit ihrem Machwerk unterschwellig das legitimieren, worüber sie sich vordergründig und noch dazu billig lustig machen muss man allerdings noch ein wenig dezidierter beleuchten…

Zum einen ist es eigentlich ziemlich einfach, jemanden zu entlarven, der bei beliebigen sozialen Gelegenheiten mit durchnummerierten Häppchen von Bildungsvortäuschungswissen zu landen versucht. Dazu ist es allerdings notwendig, selbst über einen nicht unerheblichen Grundschatz an Allgemeinbildung und Expertenwissen in verschiedenen Bereichen zu verfügen und der einzige Weg dahin ist, zu lernen; also sein eigenes Gehirn mit Arbeit zu belästigen. Dammit, das wird hart für so manchen, aber wer sich nicht mehr die Blöße geben will, bei einem Gespräch unter echten Erwachsenen als halbseidener Poser belächelt zu werden, dem bleibt wohl nichts anderes übrig, als sich noch ein bisschen mehr als „Philosophie für Dummies“ reinzuziehen, was für nicht wenige schon der Gipfel der Bildung zu sein scheint. Hierbei ist es übrigens unerlässlich, wenn man denn schon googelt, um an neues Wissen zu kommen, NICHT das erstbeste Suchergebnis unreflektiert zu konsumieren. Ein bisschen Querlesen hat noch keinem geschadet und eine eigene Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt sollte nicht nur nicht geklaut wirken, sondern auch tatsächlich selbst erdacht sein; alldieweil man sonst Gefahr läuft, dem Rattenfänger von Hameln auf die süßen Flötentöne zu gehen.

Darüber hinaus nutzen einem die Inseln von Wissen in einem Ozean der Ahnungslosigkeit nicht allzu viel, wenn man nicht daran gedacht hat, ein paar Dampfer zu besorgen, welche zwischen den Eilanden umherschippern. Diesen Vorgang nennt man Wissensvernetzung oder interdisziplinäres Denken und er erfordert neben einer cerebralen Mindestausstattung die Fähigkeit, Begriffe, Sachverhalte und ihre Verbindungen von mehreren Seiten her denken zu können. Das klingt kompliziert, doch wenn man sich nur mal das Thema Energiewende in Deutschland anschaut, das ja im Moment nun wirklich in aller Munde ist, wird klar, wie viele Bereiche auch unseres ganz alltäglichen Lebens Fukushima plötzlich in Bewegung gebracht hat. Fast alles hat etwas miteinander zu tun und daher macht mich die Scheuklappigkeit, mit der manche meiner Kontemporanzien sich durchs Leben schleppen mittlerweile rasend.

Schließlich – und das ist eigentlich doch recht einfach zu kapieren – wird man neben einigen einfachen Siegen mittelfristig mit einer solchen kognitiven Leichtgewichtigkeit an den Klippen echter intellektueller Herausforderungen die Titanic machen. Es mag hier ein Ansporn zu vermehrter Lerntätigkeit sein, wenn ich darauf hinweise, dass man mit echtem Können auch im Beruf weiter kommt als mit hochglanzpoliertem Faktenhäppchen. Aber wie so oft gilt auch hier, dass man Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen kann. Schließlich ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Sicherlich fragt sich jetzt der eine oder Andere, worin denn bitteschön Glück liegt, wenn man sich mit als unnütz empfundenem Wissen herumquälen muss, anstatt Weizen schlürfend Fern zu glotzen…?

Ich kann niemandem, den ich nicht kenne sinnvoller Weise erklären, worin für ihn ganz persönlich der Sinn liegen sollte, sich zu bilden, denn das Maß an Wissen, welches man erwerben kann, bzw. die Fachbereiche, welche wichtig sind mögen von Mensch zu Mensch variieren. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die jedes einigermaßen denk- und empfindungsfähige Individuum zumindest mal zur Kenntnis genommen haben sollte. Z. B unser Grundgesetz und warum seine Macher es genau so und nicht anders formuliert haben. Das setzt nur ein wenig Historienkenntnis voraus. Oder wie Politik funktioniert – nicht nur bei uns sondern auch anderswo auf der Welt. Wie Gewerkschaften unsere heutige Lebensrealität geprägt haben und warum es so verdammt wichtig ist, dass die Rechte, welche man uns heute zubilligt auch in Zukunft aktiv verteidigt werden müssen. Welche Wurzeln Blues, Jazz Rock’n Roll und somit auch moderne Popmusik haben. Warum gotische Kathedralen so aussehen, wie sie aussehen – und was gotische Kathedralen überhaupt sind. Und nur so am Rande, der Kölner Dom ist KEINE richtige gotische Kathedrale.

Ich könnte noch eine Menge Beispiel nennen und wenn sie alle Fragen auf Anhieb beantworten konnte, dann Hut ab, denn sie sind deutlich besser als der Schnitt. Falls nein, nehmen sie es einfach als Motivation dazuzulernen, denn nur tatsächliches Wissen aus den verschiedensten Bereich erlaubt es uns bestimmte Vorgänge oder die Berichte in den Medien besser beurteilen und uns somit eine eigene Meinung erlauben zu können. Menschen die nix wissen und sich auch nicht wirklich interessieren, billige ich keine Meinung zu und wünschte mir manchmal, man könnte ihnen das Wahlrecht entziehen. Und nur damit wir uns recht verstehen: es gibt nach meiner Meinung mindestens genauso viel beknackte und effektiv ungebildete Akademiker wie Hartz-4-Empfänger. Die einen sind etwas bornierter und die anderen haben soziale Defizite. Welche Partei in meinem Bild welche Position einnimmt, dürfen sie sich selbst raussuchen. Ich habe für heute fertig und danke herzlich für ihre Aufmerksamkeit. Falls sie’s nicht verstanden haben oder nicht beherzigen wollen, sterben sie wohl…

A snippet of schizophrenia?

Manchmal schaue ich in den Spiegel und ganz ernsthaft dauert es einen Moment bis mir bewusst wird, dass ICH das bin, der da zurückschaut. Ich halte das nicht für ein Anzeichen von Krankheit, sondern eher für ein Symptom der ständigen Suche nach mir selbst.

Was macht denn aus, das ICH auch tatsächlich ICH bin? Meine Gedanken (die andere vielleicht auch schon gedacht haben)? Meine Taten (die sicherlich irgendwo, irgendwann schon mal fast genauso getan worden sind)? Meine Gefühle (die beinahe jeder Mensch fühlen kann)? Meine Interaktionen; hm… menschliches Miteinander ist irgendwie überall gleich und doch dauernd anders – aber richtig individuell? Meine Erinnerungen…? Ah, meine Erinnerung und die Matrix, die sie aus all den vorgenannten Dingen und noch vielem anderem mehr bildet. Ja, das könnte sein.

Doch warum spielen unsere Erinnerungen, an denen wir doch so sehr hängen, weil sie einen wesentlichen Teil unserer Persönlichkeit ausmachen uns so oft Streiche, lassen uns manchmal genau dann im Stich, wenn wir sie am Meisten bräuchten?

Vielleicht weil wir uns ändern; ändern müssen, wenn sich die Umstände ändern. Und mit diesem Wandel, der sich zumeist schleichend, unbewusst vollzieht, wandelt sich auch unsere Wahrnehmung und manchmal geschieht das so unvermittelt, das es sich anfühlt, als stünde man plötzlich im Wald.

Dem aufmerksamen Mitleser wird sicherlich aufgefallen sein, dass ich meistens mehr Fragen als Antworten habe. Ist DAS eigentlich gesund?

Normal oder was?

Man als Mensch so ganz im Allgemeinen ist schon ein komisches Dings. Sicher, es gibt Exemplare der Gattung Homo Sapiens Sapiens, die bei näherer Betrachtung vollkommen aus dem Rahmen dessen fallen, was man als NORMAL bezeichnen würde. Was allerdings sofort die Frage aufwirft, was das Wort „normal“ in diesem Zusammenhang denn eigentlich bedeutet, beziehungsweise woran ich erkennen kann, ob ich selbst normal bin.

Da die dazu notwendige Betrachtung soziologischer oder psychologischer Natur sein dürfte, ich aber nun leider ehrlicherweise weder das eine noch das andere studiert habe (obschon beides zumindest einen Anteil an meinem Bildungswissenschaftsstudium hat) und somit gemäß üblicher Gesetzmäßigkeiten eigentlich gar nicht als dazu befähigt zu betrachten bin, diese Dinge sachgerecht zu beurteilen, tue ich halt was ein Schreiberling eigentlich am besten kann – ich schwadroniere meine Gedanken einfach mal frei von der Leber weg in den Äther und überlasse es dem geschätzten Hörer, sich seine eigenen Gedanken zum hier Gesagten zu machen.

Prinzipiell ist es aber erstmal einfach zu verstehen, dass dieses Wörtchen „normal“ sich vom Wort „Norm“ ableitet und eine Norm im soziologischen Sinne einfach eine Regel meint, welche das soziale Zusammenleben unterschiedlichster Individuen erleichtern oder sogar überhaupt erst einmal ermöglichen soll. Ein gutes Beispiel hierfür wären die Zehn Gebote.

Wie jetzt? Die Bibel? Was soll das denn? Nun ja – eine Regel wie „Du sollst nicht Töten!“ ist doch ziemlich einfach zu verstehen. Jemandem NICHT einfach mit einem Beil die Mupfel zu spalten, weil der mich gerade schief angeschaut hat, oder vielleicht versuchen wollte, mir die Frau auszuspannen (was ja allerdings auch ver- anstatt geboten ist), vielleicht etwas besitzt, dass ich selbst gerne hätte (wiederum ein biblisches No-No) oder schlicht eine andere Meinung zu irgendeinem Thema hat, ist grundsätzlich ziemlich nett, denn es führt zu mehr Miteinander anstatt Gegeneinander.

Irgendwann in der Evolutionsgeschichte haben unsere noch mit Fell behängten Vorfahren wahrscheinlich herausgefunden, dass es schlicht gut für die Entwicklung der Zahl der eigenen Stammesmitglieder ist, wenn man sich nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich an die Gurgel springt.

Es war diese einfache Erkenntnis, die unsere Spezies – ganz zum Leidwesen unseres Lebensraumes – erst hat zum Erfolgsmodell werden lassen. OK, es war nicht allein der Siegeszug der Friedfertigkeit, welcher unser Dasein zur Blüte trieb – ihr merkt schon, dass ich gerade Stuss labere … also die Menschheit ernsthaft als friedfertig zu bezeichnen ist, als wenn man sich eine tolle, riesige Feuerwache bauen würde und den Jungs dann nur einen Gartenschlauch, einen Blecheimer und eine Aluleiter aus dem Baumarkt hinstellte; also schlicht bekloppt. Nein, aber wir wären kaum weiter als die Mammuts gekommen, wenn es uns nicht irgendwann gedämmert wäre, dass es einfach dem Überleben aller hilft, wenn man sich an ein paar grundlegende Spielregeln hält. Et voilà: die Zehn Gebote. Der Junge, der das mit zwischen diese zwei meistbenutzten Buchdeckel überhaupt gepackt hat, wusste einiges mehr von Soziologie als so mancher Studierte heutzutage.
Man darf also ganz entgegen der landläufigen Meinung vieler meiner hochgeschätzten Mitmenschoiden durchaus annehmen, dass gesunder Menschenverstand bei der Entstehung der Religionen zumindest Anfangs sehr wohl eine Rolle gespielt haben muss. Sich dann durch das Miteinbeziehen von Regeln zu verdammt vielen wichtigen Aspekten des Lebens an sich in sein eigenes Manifest auch noch selbst eine Signifikanz in vielen Fragen des Alltäglichen zu verleihen, war überdies ein Kunstgriff, der auch heute noch Hochachtung verdient. Dadurch, dass Phänomene des ganz normalen Lebens auf das Göttliche zurückgeführt werden konnten, verschaffte sich die damals gerade im Entstehen begriffene Institution der christlichen Kirche eine Machtbasis, welche ihresgleichen bis heute sucht.

Das birgt allerdings auch einige Probleme. Zwar ist die gute alte Mutter Kirche ganz entgegen ihren eigenen Wünschen heute nicht mehr DIE allein herrschende Instanz, an deren Regeln sich alle Lösungen zu moralischen Fragen des Lebens messen zu lassen haben. Trotzdem ist das Gewicht, jener Worte, welche sich aus dem für uns Laien unergründlich tiefen Inneren gewisser Kongregationen in den Weltdatenfluss ergießen nicht unerheblich. Man schenkt diesem gelegentlich doch recht weltfremden Geblubber schon immer noch viel Aufmerksamkeit.

Oh ja, ich kann Schreie hinten in meinem Kopf anbranden hören und es ist mir ein Genuss, jedem Frömmigkeits-Proklamierer nun zu entgegnen, dass es für wahren Glauben keine Kirche, keine Bücher und vor allem keine Priester braucht, wenn Gott doch überall und in uns allen wohnt… Für mich ganz persönlich kann etwas, das von Menschen als Gottes Wille verkauft wird jedenfalls keine größere Bedeutung besitzen als das, was andere Menschen als Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen vorzustellen versuchen. Beide Seiten fabrizieren hin und wieder soviel Unsinn, dass es jedem denk- und empfindungsfähigen Wesen eigentlich Schmerzens- oder doch wenigstens Empörungsschreie über die Lippen treiben müsste.

Möglicherweise bin ich etwas abgeschweift, doch im Grunde ist dies nötig, um wieder zu möglichen Antworten auf die Frage nach der Normalität zu gelangen. Denn bei Licht betrachtet beurteilen wir andere Menschen, ihr Verhalten, ihr Aussehen, ihre Sprache und was sonst noch so dazugehört nach von Kindesbeinen anerzogenen, einem unbewussten Reflex folgend automatisch eingesetzten Entscheidungsmatrizen, die uns dazu bringen alles zunächst der Einfachheit halber in akzeptabel oder nicht akzeptabel einzuteilen. Alles was dabei unter das Label „nicht akzeptabel“ fällt, wird folgerichtig zumindest mit Widerwillen betrachtet, oder rundweg abgelehnt und dadurch gemieden, ja vielleicht sogar bekämpft.

Doch wer bringt uns denn diese Entscheidungsmatrizen, diese vorgefertigten, stereotypen, unflexiblen und nicht selten auch xenophoben Freund/Feind-Filter bei? Wer trainiert uns nun somit von klein an, Allem und Jedem was nicht in diese oder jene Norm passt zu misstrauen?

Behaupten zu wollen, dass die böse, böse Kirche das ganz alleine tut, wäre zwar vermessen, denn es gibt zumindest genug Theologen, die ein freien Geist, Offenheit und Toleranz predigen und wohl auch leben. Die Institution Kirche per se jedoch kennzeichnet sich oft genug durch ihre Unnachgiebigkeit in Fragen der Auslegung des Glaubens durch ihre Mitglieder oder Abweichungen von der Liturgie, was für sich betrachtet nicht schlimm wäre, denn dies sind Formalien, die jede so große Organisation wohl braucht. Daraus folgend werden allerdings das Anderssein von Priester oder Laie bzw. überhaupt Abweichungen von „der NORM“ auf eine Art verteufelt und mit Verboten bzw. Sanktionen belegt, die schlicht nicht mehr zeitgemäß ist und an den Bedürfnissen der Gläubigen soweit vorbei denkt, wie die Sonne um die Erde kreist… oh, war das nicht anders rum…?

Aber natürlich ist dies nur ein Mechanismus, der uns immer und immer wieder daran erinnert, dass es nicht gut für einen ist, wenn man anders daher kommt als die breite Masse. Ein schönes Beispiel dafür sind Gothics. Sie wissen schon, diese Kinder in schwarz, die mit allerlei Silber behängt, komischen Halsbändern gegürtet, mit abstrusen Haarfarben und Frisuren sowie einem sehr dick aufgetragenen Make-Up subversiv in der Stadt umherwandern, dass man denkt, die schänden gleich eine Jungfrau auf der Bank in der Straßenbahnhaltestelle. Wenn man allerdings genauer hinsieht, wird man feststellen, dass nicht wenige von denen zumindest altersmäßig auch für die Rolle der Jungfrau in Frage kämen.

Tatsächlich sind die meisten Mitglieder dieser so genannten Jugendkultur, deren Musik ich übrigens selbst sehr gern konsumiere ungefähr so gefährlich wie eine Fruchtfliege. Das Einzige was sie theoretisch tun ist, den um jeden Preis Alles mit Tod und Verfall assoziierte meidenden Jugendlichkeits- und Konsumkult unserer heutigen Gesellschaft optisch zu karikieren. Wie ich finde übrigens durchaus nicht unhübsch. Aber das ist wohl Geschmackssache. Und über den soll man ja angeblich nicht streiten. Genau das tun wir aber, wenn wir jemandem aufoktroyieren wollen, dass er bzw. sie zum Beispiel beim Einkaufsbummel eigentlich kein schwarzes Rüschenkleid und weißes Make-Up tragen darf. Wir bestreiten damit nämlich die Autonomie dieser Person, ihre individuelle Vorstellung von Aussehen leben zu dürfen.

Ich darf die werten Hörer übrigens an dieser Stelle trösten: die meisten Gothics von heute machen das nur noch, weil sie den Stil schick finden und es auch noch eine kleine Rebellion gegen das Elternhaus darstellt. Was im Übrigen jeder Jugendliche oder junge Erwachsene auf seine Art tun muss. Da stecken aber meist keine weitergehenden sozialen oder politischen Gedanken wie bei den Urpunkern mehr dahinter.

Ich war allerdings bei einem anderen Gedanken, nämlich diesem: Jemandes Autonomie in Frage zu stellen, egal um welchen primär oberflächlich erscheinenden Aspekt des Daseins es auch gerade gehen mag – in diesem Fall nämlich den Kleidungsgeschmack – ist nicht etwa unwichtiger Kiki, sondern wegbereitend für einen Akt der Unterdrückung. Denn von einem Aspekt einer beliebigen Person oder Gruppe zum nächsten ist es, wenn ich einmal mit dem Geringschätzen oder sogar Hassen angefangen habe, nur noch ein kleiner Schritt. Dieser Erkenntnis folgend kann man sagen, dass jede Form von Verletzung, Verhetzung und schließlich Verfolgung mit Kleinigkeiten beginnt. Wie etwa einer herabsetzenden Wortwahl. Somit sind Sätze wie „Der ist ja nicht normal!“ oder „Die sieht ja komisch aus!“ in diesem Kontext der Anfang des Übels. Allerdings auch in manch anderem…

Zurück in der Betrachtung zum Thema „Normen“ bleibt die Erkenntnis, dass wir schlicht unsere Meinungen erben. Über viele Jahrhunderte hat sich eine Gesellschaft wie die unsere, die fest im Wertekanon der christlichen Kirche verwurzelt ist – daher auch das unsägliche Unwort Leitkultur, als wenn unsere Kultur heute noch zu irgendetwas anderem anleiten könnte als zum Konsum – sich eine Rahmendefinition dessen erarbeitet, was schicklich ist und was nicht. Diese modifizierte sich bislang üblicherweise, wie es in jedem komplexen sozialen System der Fall ist, selbst an den Bedürfnissen des jeweiligen Zeitalters. Wir leben nun allerdings in einer Zeit, in der sich die Geschwindigkeit, mit der sich der Mensch der Technik hinterher entwickeln muss so rasant erhöht hat, dass der kategorisierende und bewertende Unterbau, den wir als „Normen“ kennen sich einfach nicht mehr adäquat schnell mitentwickeln kann.

Wir haben unsere Kultur mittlerweile in fast allen Aspekten dem unterworfen, was die technische Entwicklung möglich macht, ohne dabei darauf zu achten, dass unsere Moral auch genauso schnell wachsen kann wie unsere Kapazitäten sie zu testen bzw. in Frage zu stellen. Über viele Jahrhunderte reichte „Du sollst nicht töten!“. Es gibt aber immer noch keine Bibel 2.17 in der steht: „Sei vorsichtig, wenn du im Humangenom herumpfuschst!“. In einer Welt, die sich wenn es um die Bewertung neuer Problemstellungen stets auf jene antrainierten Reflexe verlässt, die unter Zuhilfenahme überkommener Erkenntnisse und veralteten Wissens entstanden sind, ist dies jedoch ein gravierender Mangel.

Immer die gleichen, alten Antworten auf immer neue Fragen geben zu wollen ist nicht nur blind, sondern fahrlässig dumm. Doch genau das tun auch Jene, die Alles und Jeden unter Anwendung dieser alten Denkraster in „normal“ oder „nicht normal“ einordnen.

Natürlich wäre es purer Blödsinn, Die Zehn Gebote nicht mehr – zumindest in einer, unserer Zeit angepassten Form – zur Anwendung bringen zu wollen, doch wer stets nur alttestamentarisch denkt, wird früher oder später auch Leute oder Denkweisen verurteilen bzw. ablehnen, die für seine persönliche Weiterentwicklung förderlich sein könnten. So dieses Individuum denn überhaupt an der eigenen Weiterentwicklung interessiert ist … oder hoffentlich wenigstens weiß, was das Wort bedeuten könnte.

Ich persönlich finde, um mit dem Geschwafel mal langsam zu einem Schluss zu kommen, Normen durchaus in Ordnung – und tatsächlich nicht nur wenn es um Papierformate oder Monitoranschlüsse geht – es mangelt mir im täglichen Leben aber bei vielen meiner Kontemporanzien an der Fähigkeit, alte, angeblich bewährte Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster selbständig zu überprüfen und gegebenenfalls auch mal zu modifizieren.
Es ist also quasi wie immer – ich wünschte mir, Selberdenken käme langsam mal wieder etwas mehr in Mode, anstatt immer nur den Mist wiederzukäuen oder – viel schlimmer – auch noch zu leben, den einem irgendwelche Fehlfarben auf der nachmittäglichen oder auch abendlichen Mattscheibe als gültige Weisheit des Okzidents zum Besten geben. Denn die haben zwar auch die Haare schön, nur fünf Zentimeter tiefer herrscht offensichtlich bestenfalls ein laues Gebirgslüftchen, dessen frontalen Ausstoß man besser ignorieren anstatt honorieren sollte. Dieses Wörtchen „Matt“ in Mattscheibe kommt nämlich nicht von ungefähr…

Aber auch das, was man glaubt noch als Schulweisheit im Köpfchen parat zu haben, sollte man gelegentlich mal auf die Pausenbank schicken und stattdessen vielleicht anfangen zur Kenntnis zu nehmen, dass das 21. Jahrhundert – leider oder Gott sei Dank muss hier jeder für sich herausfinden – nie mehr so funktionieren kann wie das 20. es getan hat. Dann fällt es einem unter Umständen auch leichter zu sehen, das „normal“ einfach das ist, was ein jeder – natürlich in gewissen Grenzen, denkt halt an die Zehn Gebote – für sich selbst daraus macht.