Heute mal linke Polemik

Ich habe jetzt angefangen, auf Fratzenbuch deutliche Kommentare bei jenen zu hinterlassen, die rechte Scheiße teilen und liken. Es nutzt nur nichts und ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin, diese Leute einfach abzuschreiben. Grundsätzlich geht es mir heftig gegen den Strich, eventuell die Idee aufgeben zu müssen, dass Menschen allgemein der Vernunft zugänglich sind UND das faschistisches Geseire nicht vernünftig sein kann, weil es grundlegende Menschenrechte in Abrede stellt. Man könnte jetzt einwenden, dass die Menschenrechte, von denen ich rede eine „Erfindung“ der Neuzeit sind und dass man früher seine Grenzen auch mit Waffengewalt verteidigt hat. Das Internet ist allerdings auch eine Erfindung der Neuzeit und DAS wird von den dämlichen Faschos ja nun wirklich gerne genutzt.

An anderer Stelle habe ich darauf hingewiesen, dass die Flüchtlingskrise keine einfachen Antworten zulässt, weil sie aus vielschichtigen Sachverhalten resultiert, an welchen die Führer der freien Welt im Übrigen durchaus eine Mitschuld tragen. Selbstverständlich sind Politiker zuallererst den Interessen ihres Wahlvolkes verpflichtet und damit automatisch den innenpolitischen Erfordernissen ihres Heimatlandes, seien diese nun sozialer, wirtschaftlicher oder die Sicherheit betreffender Natur. Allerdings dabei die Interessen der anderen Nationen und ihrer Bewohner vollkommen unter den Tisch fallen zu lassen, bzw. diese bewusst zu missachten, ist nicht nur aus der Sicht Kant’scher Moralphilosophie fragwürdig. Leider ist jedoch genau solches Verhalten – zumindest verkürzend beschrieben -Hauptursache für die meisten Übel unserer Zeit, so auch für die Misere in Syrien, welche die Menschen nun in Scharen quer durch Europa und schließlich vor unsere Haustüren treibt.

Natürlich werden jetzt die „Das Boot ist voll“-Rhetoriker wieder geifern, dass wir uns nicht um die Probleme gänzlich Fremder scheren dürfen, so lange wir selbst genug davon haben. Geht man diesen Problemen aber auf den Grund, haben sie alle die gleichen Ursachen; nämlich die ungezügelte, unregulierte, unaufhaltbare und unglaublich unmoralische Habgier der besitzenden Klasse – oder vereinfacht gesagt, die entfesselte Gewalt des Neoliberalismus. Klingt das jetzt irgendjemandem zu radikal links? Dem entgegne ich folgende Fragen: warum investiert man Geld in Propaganda die behauptet, dass wachsende soziale Ungleichheit nicht schlimm ist, weil die einen einfach mehr verdienen, als die anderen? Ist die Arbeit des Unternehmenslenkenden Wirtschaftswissenschaftlers wirklich mehr als 300mal so viel wert, wie die des einfachen Produktionsarbeiters, der noch dazu als Leasingkraft angestellt ist und deshalb trotz 40 Wochenstunden Stütze beziehen muss? Diesen Lohn, den das Unternehmen spart, zahlen die normalen Werktätigen, denn durch die vielen legalen Schlupflöcher zahlen Unternehmen viel zu geringe Abgaben auf ihre erwirtschafteten Gewinne. Ach ja, ich weiß, das sind ja alles unbewiesene Behauptungen und nur unreguliertes Unternehmertum erzeugt Wertschöpfung. Nur komisch, dass Herr Grupp von Trigema das auch anders hinkriegt…

Mir ist schmerzlich bewusst, dass auch die besten Argumente und Beweise für den Arsch sind, wenn das Gegenüber sich eine Meinung gebildet hat, die in sein Weltbild passt. Aber auch mir hat manches nicht ins Weltbild gepasst; zum Beispiel, dass mit aufgenommenen Flüchtlingen nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Das manche Menschen, die hierher kommen seltsame Vorstellungen davon haben, was jemandem wohl zusteht, der zu der Solidargemeinschaft, in welche er zunächst erst integriert werden muss noch gar nichts selbst beigetragen hat. Und das bei so vielen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen Reibungsverluste vorprogrammiert sind. Das manche Menschen, die da von weit herkommen, Vorstellungen in Kopf und Herz mit sich herumtragen, die nur schwer, manchmal auch gar nicht mit unserer Demokratie vereinbar sind. Überdies sind offenkundig auch manche Zuwanderer schlimme Rassisten, die zu erziehen schwierig werden könnte, eventuell sogar unmöglich. Was machen wir mit denen?

Weiß man noch nicht, aber es gemeinsam herauszufinden ist vermutlich die schwierigste Aufgabe, denn Häuser zu bauen und passende Jobs zu finden ist ein eher mechanistisches Unterfangen. Seelen und Herzen für unsere Art zu leben einzunehmen, dürfte da weitaus fordernder sein. Und dennoch ist es die größte Chance, die wir bekommen, um die rapide überalternde Gesellschaft zu verjüngen, ihr eine Zukunftsperspektive zu geben. Denn welchen Wert hätte unsere Art zu leben, egal wie gut oder schlecht sie gegenwärtig auch sein mag, wenn wir keine Möglichkeiten mehr hätten, sie weiterzugeben. Sie mag sich dabei verändern, so wie sie es schon immer getan hat. Ich bin jedenfalls gespannt, wohin uns der Weg führt. Gehen wir ihn doch mal zusammen, anstatt einander zu hassen – auch wenn’s bedeutet, mal links abbiegen zu müssen…

„Statikultur“ – oder warum dumme Menschen glauben, dass Veränderung gefährlich ist!

Jo mei, der Söder, dieser alte Populistenbazi. Man sieht schon daran, dass man nur einen Buchstaben ändern müsste, um genau erkennen zu können, wo dieser Mann politisch wirklich steht. Jetzt hat er gesagt, dass der „Zustrom an Asylsuchenden die Statik unserer Kultur nachhaltig beeinflussen würde“; gemeint war natürlich, „diese Fremden machen mir mein Land kaputt, weil sie unsere Kultur nicht respektieren und sich nicht einfach assimilieren lassen“. Das Kultur an sich nichts Statisches, also Feststehendes, Unveränderliches ist und somit ihrer Natur nach auch keine inhärente Statik haben kann, ignoriert er dabei geflissentlich. Vielleicht hat er dies auch bis heute nicht kapiert, würde mich bei seiner Vita nicht wundern, ist Markus Söder doch vor allem an Markus Söder interessiert. Aber da ist er ja nur einer von vielen (Politikern)…

Nun ist es aus meiner Sicht so, dass wir einfach viel zu viele Leute von den beiden gesellschaftlichen Extremrändern haben, welche die Debatte um Sinn und Ziel von Zuwanderung in Zeiten wie diesen an sich gerissen haben und mit ihrem dogmatischen Geschrei jede Position in der Mitte niederbrüllen. Dabei werden oft möglicherweise richtige Dinge aus den falschen Motivationen heraus geäußert. Für die Unternehmer ist eine größere Konkurrenz um beschissen bezahlte Jobs – die zu noch beschissener Bezahlung führen wird, auch wenn’s keiner zugeben will – natürlich sehr willkommen. Gewiss gibt es unter den Migranten viele gut ausgebildete Menschen ; das Gegenteil ist aber mindestens genauso oft der Fall, da in den Herkunftsländern eine geordnete Berufsbildung wie in der BRD nur selten stattfindet, woraus folgt, dass viele nicht über eine fundierte Ausbildung im hier üblichen Sinne verfügen, oder aber keine Zertifikate über ihre Fähigkeiten vorweisen können. Und die landen alle in prekären Beschäftigungsverhältnissen, welche es nur deshalb gibt, weil Wirtschaft und Politik so verdammt gut vernetzt sind => lest endlich mal was Vernünftiges, zum Beispiel Colin Couch.

Aber es gibt auch andere Positionen. Die einen zelebrieren Willkommenskultur aus dem bislang unbefriedigten Bedürfnis heraus, gute Menschen zu sein – und es auch zeigen zu können. Die anderen wissen instinktiv, dass die Konkurrenz um ihre beschissen bezahlten Jobs oder auch staatliche Transferleistungen härter werden wird und fackeln dann Asylbewerberunterkünfte ab. Ja, der Spruch ist plakativ und nicht jeder mentale Nazi wird wirklich so radikal. Die meisten sondern nur verbalen Ausfluss ab, der mit „aber…“ endet. Auch das ist allerdings wenig hilfreich. Irgendwo in diesem Spannungsfeld zwischen Abstiegsangst, blindem Hass auf alles Fremde, opportunistischen Ausbeutungsinteressen, Gutmenschenreflexen und weitgehend planlosen, von ihren unreflektierten Doktrinen getriebenen Verantwortlichen liegen ein paar Wahrheiten, die für beide Parteien schwer verdaulich sein dürften.

Ja, es gibt Probleme: die Leute die hier ankommen sind nicht alle nett und devot und friedlich und können nicht von alleine unsere Sprache, geschweigen denn das sie alle Regeln kennen können, die hier gelten. Sie können oft auch nicht mit den anderen Asylbewerbern, weil sie aus den unterschiedlichsten Kulturen kommen, teilweise traumatisiert sind und dann hier auf engstem Raum eingepfercht werden müssen, weil sich niemand frühzeitig besonnen hat, dass die Grenzen aufzutun eine Sogwirkung haben könnte, die nicht mehr kanalisierbar ist. Logistisch war keiner auf solch einen Ansturm vorbereitet, weil das Bundesinnenministerium monatelang den Kopf in den Sand gesteckt hat, nach dem Motto „wenn ich es nicht sehe, ist es auch nicht wahr!“. Überdies hat man uns alle mit zu kleinen Zahlen bewusst belogen. Vor allem die Bundespolitik hat versagt, mit Ansage und auf ganzer Linie!

Die Folgen sehen wir nun in unseren Kommunen, vor unseren Haustüren: Unterkünfte, die aus allen Nähten platzen, was regelmäßig zu Auseinandersetzungen mit Polizei und Rettungseinsätzen führt. Wen’s wundert, sind die LEAs und BEAs sozial und medizinisch doch wie Schnellkochtöpfe auf zu heißen Platten. Diese Symptome schlechten Managements, schlechter sozialer und medizinischer Betreuung durch mangelhaft ausgebildetes und überfordertes Personal – abgestellt von privatwirtschaftlichen Unternehmen, die sich hier einfach nur goldene Nasen verdienen wollen – und daraus sichtbar resultierenden Konflikten sind natürlich Wasser auf den Mühlen der „Ich bin ja kein Nazi, aber…“-Fraktion. Dabei wären all diese Folgen vermeidbar gewesen, wenn man a) von Anfang an ehrlich zu sich, uns und vor allem den potentiellen Zuwanderern gewesen wäre, b) viel früher, umfassender und entschlossener in Syrien bzw. gegen den IS interveniert hätte und c) Schäuble, diesen größten aller Demokraten endlich in die Rente geschickt hätte. Dann hätte er nicht so viel Porzellan zerschlagen und so viele Menschen kaputt gespart, diese dumme, alte Schwabe!

Abseits all dieser Probleme könnte man nun das ehrenamtliche Engagement loben, dass vielerorts die letzte Barriere vor einem endgültigen Kollaps der Situation darstellt. Und tatsächlich haben die Helfer für ein warmes Dankeschön Großartiges geleistet. Doch mittlerweile laugt dieses fast selbstverständliche Abrufen von Leistungen, die eigentlich für Katastrophenfälle gedacht waren alle Beteiligten aus und schmälert unsere Kapazitäten für die Bewältigung stets möglicher, anderer Krisen fast bis auf Null. Die Flüchtlingskatastrophe wird zur Normalität gestylt, die Zeche soll wieder die Zivilgesellschaft zahlen und damit jeder von uns, egal, ob er aktiv hilft oder nur sekundär darin verwickelt wird. Und der Finanzminister will in anderen Ressorts sparen. Wahrscheinlich bei der Bildung und im öffentlichen Dienst, die können sich ja am schlechtesten wehren, weil diese Bereiche schon lange keine Lobby mehr haben.
Hätte Frau Dr. Merkel einen Arsch in der Hose, flöge sie nach Damaskus, um Assad die Leviten zu lesen. Kanonen-Uschi würde schon mal einen Syrien-Einsatz planen. Der alte Schwabe würde die Kohle auftreiben, ohne jene zu gängeln, die eh schon zu wenig haben. TTIP-Siggi würde zusammen mit Lobby-Andrea ein Konzept erarbeiten, wie man schnell und effektiv von staatlicher Seite Beschäftigung fördert, indem man Sozialarbeiter, medizinische Fachangestellte und Kommunale Angestellte zur Bewältigung des Flüchtlingsstromes anstellt und staatliche Bauprojekte für LEAs und BEAs mit menschenwürdiger Ausstattung und Platzangebot ankurbelt. Damit könnte man auch gleich Arbeitsplätze für Neubürger schaffen, die sich dann gleich um ihre Nachfolger verdient machen könnten, während der näselnde Saarländer ein vernünftiges Zuwanderungsgesetz entwerfen lässt. Für Altbürger, die wirklich arbeitswillig sind fände sich da gewiss auch jede Menge Beschäftigung.

Und was passiert stattdessen? Jeder ist krampfhaft bemüht, sich in eine gute Position für den nächsten Wahlkampf zu bringen, es bewegt sich nichts, die Stimmung wird immer schlechter und die Situation immer bedrohlicher. Keinen Arsch in der Hose, keine nachhaltige Vision – sorry Steinbück, aber deine dummen Äußerungen holen dich bei mir immer wieder ein – alles nur Reaktion und die stets zu klein, zu langsam, zu wenig, zu zaghaft, zu politisch. Es fehlt nicht viel, dass radikale Kräfte endgültig die Deutungshoheit übernehmen und Mutti rautet immer noch von sich selbst berauscht von Gipfel zu Gipfel, ohne wirklich was zu reißen. Jetzt wisst ihr, warum ich in letzter Zeit nichts geschrieben habe: ich hatte vor lauter Arbeit und Kotzen keine Zeit zum Schreiben…

Mentalhygiene

Ich zelebriere in meinem Blog gerne mal Gelehrsamkeit, erhobene Zeigefinger, Moralkeulen und andere Dinge, die Menschen vor den Kopf stoßen können. Das ist im Lauf der Zeit ganz nebenbei zu meiner Art geworden, mit dem umzugehen, was sich so tagtäglich vor meinen Augen abspielt; ich meine damit weniger den üblichen Wahnsinn des Kinderhabens, auch wenn der nicht immer leicht zu verkraften ist. Ebenso wenig spiele ich damit auf die Unwägbarkeiten meines Retter-Lebens an, denn davon gibt es zu viele und sie sind für Outsider zu schwer zu verstehen, als dass ich sie öffentlich breit treten möchte. Nur als kleine Anmerkung hierzu: wenn ich Blogs von Kollegen rings um den Globus lese, entsteht durchaus der Eindruck, dass die Probleme und Sorgen in den entwickelten Nationen überall die gleichen sind. In den nicht so entwickelten haben die Kollegen wahrscheinlich weder Zeit, noch Muße, noch Geld, um zu bloggen. Doch zurück zum Sujet; auch mein Studium ist nichts, was sich tagtäglich vor meinen Augen abspielt, sondern etwas, dass ich bewusst gewählt habe, anstatt dass es mir einfach passiert…

Was mir aber immer wieder passiert ist, dass ich Menschen dabei beobachten darf, dass sie aus den verschiedensten Gründen die falschen Entscheidungen treffen – das Gegenteil kommt auch vor, aber nicht so oft – und damit nachhaltig zerstören, anstatt tatsächlich nachhaltig zu erhalten oder gar wachsen zu lassen; zum Beispiel die Existenzen von Menschen, die keine Lobbyverbände und keine echte politische Macht haben. Oder dies zumindest denken. Doch wer sind jene, welche die Fehler begehen? Man könnte zu kurz denken und sagen: die Politiker! Oder vielleicht auch unsere tollen Wirtschaftskapitäne, die in der Mehrzahl nur auf kurzfristige Gewinnerwartungen und Börsenkurse schielen! Und natürlich deren Gewährsleute, die dafür sorgen, dass die Politik auch weiterhin die Voraussetzungen für eine sichere Umverteilung von Unten nach Oben schafft bzw. diese erhält! Doch wie bereits angemerkt greift dieser Gedanke zu kurz, denn indem wir, also du, ich, wir alle die Vorgenannten gewähren lassen, ohne unsere Mittel voll auszuschöpfen, legitimieren wir durch unser Stillschweigen deren Tun – und verwirken damit gleichzeitig auch unser Recht, hinterher zu jammern, wie schlecht es uns doch geht und wie Scheiße diese Typen da oben doch sind.

Frau Dr. Merkel wäre nicht so erfolgreich mit ihrer Magie des präsidialen Nichtstuns, flankiert von de harten Hand gegen die bösen Anderen – im Moment sind ja grade Griechen en vogue, mal schauen, wer dann vor der nächsten Wahl opportun erscheint – wenn die Wahlschafe nicht jedes einzelne Mal wieder dumm ihr Kreuzchen irgendwohin malen und denken würden, damit sei der Demokratie dann aber auch genüge getan. Unser Staat ist gewiss weit davon entfernt, perfekt organisiert zu sein, aber gerade das sollte uns Anlass und Grund genug sein, dies nicht hinzunehmen, sondern das in unserer Macht stehende z tun, um es besser hin zu kriegen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger sind wir uns und unseren manchmal nervenden Kindern schuldig. Und deshalb werde ich unbequem bleiben, vielleicht sogar noch unbequemer werden; um nämlich an den vielen Sofas zu rütteln, in denen unsere in den Topor gemerkelte Nation dahinsiecht. Und ganz nebenbei betreibe ich mentale Hygiene, indem ich den Duck in meinem Kopf weitergebe. Daher auch weiterhin viel Spaß mit meinem Schmerz!

Kairos – mal wieder

Menschen sprechen ja ganz gerne mal von einer „glücklichen Fügung“, wenn ihnen etwas Gutes wiederfährt, wenn etwas Wichtiges klappt – insbesondere, wenn dies wider Erwarten der Fall ist – oder wenn ihnen unverhofft Fortuna hold ist. Ich persönlich denke ja, dass beim Gelingen eine Handlung weniger die Fügung sondern mehr die Fertigkeit den Ausschlag gibt. Zumindest ist man üblicherweise besser dran, wenn man auch beherrscht, was man anstellen möchte. Und Fortuna? Nun ja, sie kann einem beim Spiel helfen, wenngleich nicht alles auch ein Spiel ist, was wie eines aussieht. Ihr könnt ja mal Johnny Hooker und Henry Gondorff fragen(*). Was nun das Gute, welches einem einfach passieren kann angeht, so spielt Glück hier gewiss eine Rolle, aber nur eine von vielen, weil auch Elemente, die man eher dem bewussten, planvollen Vorgehen zurechnen würde in solchen Situationen eine Rolle spielen.

Wenn sich aber die Dinge einmal glücklich gefügt haben, also durch Anstrengung, Überlegung und das – manchmal – nötige Quäntchen Glück die Dinge eines zum anderen fiel und am Schluss alles irgendwie besser gepasst hat, als zunächst gedacht, dann sind wir in jenem Bereich, wo der Kairos regiert. In der griechischen Mythologie ist Kairos – der (glückliche) Augenblick – das Gegenstück zu Chronos – dem Zeitverlauf – und hatte sogar seine eigene anthropomorphische Personifizierung. Vulgo, der Augenblick wurde zum Gott, welcher für „die Gunst der Stunde stand“. Man dachte dabei an Momente, die für besondere, große Taten günstig seien; doch heutzutage darf man beim Kairos ruhig auch an andere günstige Gelegenheiten denken, die beim Schopfe zu packen oft eines gewissen Mutes, manchmal bestimmter Talente, aber eigentlich immer des Glückes bedarf.

Des Glückes, diesen Moment und die Chance, welche ihm innewohnt erkennen zu können. Des Glückes, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Des Glückes über notwendige Ressourcen zu verfügen. Und schließlich des Glückes, sein Glück begreifen und genießen zu können. Wem das nicht verständlich scheint, der stelle sich einfach vor, er sei im Urlaub und der Vermieter böte ihm an, kostenfrei noch etwas länger bleiben zu dürfen!

Wie dem auch sei, ich musste darüber nachdenken, wie oft, ohne dass man es merkt und damit auch, ohne dass man es angemessen würdigt solche Dinge geschehen, wir unsere Chancen nutzen, somit unser Leben einen anderen Verlauf nimmt und etwas verändert wurde, obschon wir uns doch so fest – manchmal zu fest – in der sicheren Bahn unserer Existenz wähnen. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich habe schon ein paarmal gesagt, dass ich nichts bereue und mein Leben mag, so wie es heute ist. Einzig ist mir eben bewusst geworden, dass ich all das, was ich bin und habe nicht oft genug feiere! Und damit bin ich gewiss nicht allein. Sicher, ich könnte damit hadern, noch nie im Lotto gewonnen zu haben, mich nicht für eine pekuniär erfolgreichere „Karriere“ entschieden zu haben, oder die falschen Freunde zu haben; also eben nicht solche, von denen ich mir leichte Kohle versprechen könnte. Aber ich liebe meine Lieben und meine Freunde, ich mag meinen Beruf und auch was ich studiere. Und ich finde meine Freude meistens an Dingen, die man nicht kaufen kann. Und der nächste Kairos? Nun, er kommt bestimmt, mal sehen, was ich mit ihm oder er mit mir anstellt…

(*) Für Leute, die keine solchen Cineasten sind: Johnny Hooker und Henry Gondorff sind die Hauptfiguren des Gaunerstreifens „Der Clou“ von 1973. Wer stylische Heist-Movies mag, wird ihn mögen, spielt aber in den 30ern.

A snipet of education

Ich habe eine Meinung und ich werde sie kundtun; ist natürlich weder das erste, noch das letzte Mal, aber in diesem Fall werde ich mich einer allzu weit ausufernden Argumentation enthalten, darum sofort zum Faktum: Bildung ist KEINE Ware und darf auch nicht als solche behandelt werden!

Wenn Bildung als Ware behandelt wird und von privaten oder semi-privaten Anbietern „geliefert“ wird, sind diese Anbieter der Marktlogik unterworfen und müssen demgemäß entweder die Leistung billigst möglich, bzw. möglichst effektiv produzieren, oder aber exorbitante Preise verlangen, um ihr Profitinteresse befriedigen zu können. In jedem Fall aber können sie den staatlichen Bildungsauftrag unterlaufen, indem sie ein Angebot-Portfolio zusammenstellen, welches dem auf der anderen Seite des Vertrages gelegenen Verwertungsinteresse entgegen kommt. Denn so wie ein kommerzieller Anbieter von Bildung damit Geld verdienen will, erwartet der Abnehmer, durch die bezogene „Ware“ bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erzielen. An Berufsfachschulen mag dieses priorisierte Streben nach ökonomisch verwertbarem Wissen ja gerade noch angehen, doch wenn solche Tendenzen sich auch in unserem allgemeinen Bildungssystem zeigen und von – ich muss es leider in aller Form sagen – vollkommen bescheuerten Erziehungsberechtigtoiden auch noch mit Macht voran getrieben werden, kommt dabei etwas unter die Räder, was wir dringend brauchen: am humanistischen Ideal orientierte, ganzheitliche, staatsbürgerliche Erziehung. Und eben nicht die Anhäufung enzyklopädischen Wissens, oder etwa das Vermitteln von Skills zur Frühpropädeutik von Beruftauglichkeit.

Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn junge Menschen in der Schule mal in die Arbeitswelt hinein schnuppern können, oder so genannte Soft-Skills wie Teamfähigkeit, Soziabilität, usw. erlernen; aber das darf nicht als Ersatz für die Grundlegung eines moralisch-ethischen Kompasses dienen, oder die Entwicklung eines Verständnisses für unsere Geschichte, die Verfasstheit unseres Staatswesen und die daraus erwachsenden Verpflichtungen! Denn wohin unser Land treibt, wenn junge Menschen zwar u.U. super für ihren Job ausgebildet werden, jedoch kein Verständnis für und anscheinend auch kein Interesse an den Fragen haben, die zu beantworten die Zukunft unseres Landes bestimmen wird – soziale Ungleichheit, europäische Einheit Flüchtlingsproblematik, etc. – kann man erahnen, wenn man zum Beispiel nach Freital in Sachsen schaut…

In so einem Land möchte ich nicht leben. Und ich hoffe sehr, mit dieser Meinung nicht alleine dazustehen, weshalb ich mich gegen Eingriffe in die Bildung aus puren Verwertungsinteressen verwehre. Im Übrigen versuche ich, auch den Azubis, mit denen ich persönlich zu tun habe mehr zu vermitteln, als nur die „tricks oft the trade“. Zum Beispiel Einblicke in die ethischen Dilemmata, denen man begegnen kann, sowie eine insgesamt gesunde Einstellung zum eigenen Beruf. In diesem Sinne, bis die Tage mal wieder.

Vor dem Reden zu denken, würde helfen!

Aus gegebenem Anlass hier eine kurze Lektion in Sachen Flüchtlinge, vielleicht auch, weil viele die folgenden Sachverhalte gerne vergessen. Dazu ein kurzer Rückblick ins Zeitalter des Kolonialismus. Das war jene Zeit, als die alten Nationen Europas es schick fanden, rings um den Globus zu segeln, um sich Land unter den Nagel zu reißen, welches ihnen nicht gehörte, die dort lebende Bevölkerung entweder durch eine Zweiklassengesetzgebung gegenüber den neuen Herren – die einfach nur den Vorteil überlegener Waffentechnik besaßen, jedoch keinerlei moralische oder sonstige Rechtfertigung für ihr Tun – wirtschaftlich, politisch und sozial zu benachteiligen oder gleich zu versklaven. Das daraus gewonnene Kapital wurde dann wiederum für Kriege in Europa oder direkt in den Kolonien verbrannt. Dieses Zeitalter dauerte übrigens, noch mal zur Erinnerung vom Ende des 15. Jahrhunderts bis in die 60er des 20. Jahrhunderts. Wir Europäer rühmen uns ja häufig damit, die Wiege der Demokratie zu sein und so moralisches Gewicht zu haben. Spanien war allerdings bis 1974 eine Militärdiktatur, Portugal bis 1975 und Griechenland bis 1981…

Wie dem auch sei, die Kolonialisierung „der Wilden“ zerstörte funktionierende, teils hoch entwickelte Staatsgebilde, vernichtete lokale Eliten und hinterließ, vor allem durch Landumverteilung insgesamt schwierige, manchmal auch verheerende soziale und wirtschaftliche Probleme, die bis heute nach wirken. Dass nach dem teils hastigen Abzug der ehemaligen Herren entstehende Machtvakuum begünstigte zudem oft genug, das Individuen und Gruppen an die Macht gelangen konnten, die alles Mögliche, aber nur selten das Beste für ihr Volk im Sinn hatten. Für jene Leute, die jetzt nicht zu Unrecht nach Quellen fragen: das Buch „Warum Nationen scheitern“ von Daron Acemoglu und James Robinson illustriert diese Prozesse in einem geschichtlichen Querschnitt sehr anschaulich. Die so entstandenen Staaten mögen heute Völkerrechtlich keine Kolonien mehr sein; da die meisten wirtschaftlich aber in nicht unerheblichem Umfang direkt oder indirekt vom IWF und ausländischen Konzernen (aus der ersten Welt) abhängig sind, darf von Freiheit keine Rede sein. Dass es dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überdies en vogue war, in Ex-Kolonien Autokraten an die Macht zu helfen, damit diese den wirtschaftlichen Interessen eben jener ehemaligen Kolonialherren dienlich zu sein hätten – oder den USA, je nach dem wer schneller am Drücker war – hatte die soziale Situation der Bevölkerung nicht verbessert.

Zu uns nach Deutschland kommen nun in erster Linie Flüchtlinge vom Balkan, aus Afrika, Arabien und dem vorderasiatischen Raum. Für die Menschen aus dem Balkan taugen meine Erklärungen übrigens auch, insofern das mit dem wilhelminischen Kaiserreich aufs Engste verbandelte Habsburgerreich dort Land zusammengefügt hat, welches nicht zusammengehörte und während des Balkankrieges auch deutsche Blauhelme mehr oder weniger tatenlos danebenstanden, als es unter gewalttätigen Umständen wieder zerfiel. Europa und Deutschland haben seitdem wenig gegen die politische und soziale Katastrophe in unserem Vorgarten getan. Dass Menschen vor dem so entstandenen Elend davon rennen, ist menschlich, insbesondere, wenn man dort zu lange auf eine Perspektive hoffte, die niemals erschien, allen warmen Versprechungen der EU-Oberen zum Trotz. Abgesehen davon, dass sie hier sowieso wieder weg geschickt werden, haben sie kaum einen schlechteren Grund herkommen zu wollen: weg aus weitgehend gescheiterten Staaten, die vom alten Europa vergessen und abgekanzelt wurden, nachdem man dort seine Agenda abgearbeitet hatte. Hauptsache, kein Ostblock mehr, was aus den Menschen würde, war egal.

Menschen, die Not leiden, sind für Heilsverspechen, gleich welcher Couleur anfällig, ob diese nun im religiösen Gewand daherkommen, sich in einen uralten Stammeskonflikt institutionalisieren, oder in die Fremde weisen. Die einen machen Dschihad, die anderen rennen unter anderem davor davon. Und was hat das mit dem Flüchtlingsproblem zu tun? Nun sagen wir mal so, auch Deutschland besaß Kolonien und hat dort ziemlich grausig gewütet. Deutsche Außenpolitik orientierte sich nach 1945 über Jahrzehnte am großen Bruder USA und dessen Weltbeherrschungsagenda und auch heute interessiert sich zum Beispiel unser Wirtschaftsminister nur für das, was der Wirtschaft gut tut und kaum für Fragen der Menschenechte, die doch angeblich bei uns so groß geschrieben werden.

Wer also glaubt, dass er dennoch stolz auf unsere Nation sein möchte, dem sei dies unbenommen, er sollte sich jedoch daran erinnern, dass ein solches Gefühl der Verbundenheit mit dem Konstrukt Deutschland auch bedeutet, durch die Geschichte nicht nur mit den Errungenschaften, sondern auch mit den Fehlern und Missetaten verbunden zu sein; woraus Verantwortung erwächst. Nämlich die Verantwortung, eben die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und deshalb in der Gegenwart Recht an denen zu tun, die aus Gründen der Not zu uns kommen. Ich hasse das Etikett „Wirtschaftsflüchtling“, weil es unterstellt, es sei unlauter, aus bitterem sozialem Elend zu fliehen. Man übersieht dabei gerne, dass Deutschland nach dem 2. Weltkrieg nicht ohne Hilfe von außen wieder auf die Beine gekommen ist; Stichwort „Marshall-Plan“. Nirgendwo in Deutschland herrscht solche Not, wie jene, vor der diese Menschen davon laufen.

Noch ein Wort an jene, die jetzt gleich von der überbordenden Menge an Gewalttaten durch Migranten reden: lest die Kriminalstatistik des BMI, die Zahlen von 2014 sind online. Ja, es gibt – seit Jahren zum ersten Mal – einen Anstieg bei nichtdeutschen Tätern im adoleszenten Alter. Inwieweit das mit Neu-Migranten zusammenhängt ist noch nicht untersucht aber wer jetzt ohne Sachkenntnis vorverurteilt, muss damit rechnen, das ich das gleiche mit ihm tue: DU BIST EIN NAZI!

Denjenigen, die Leute mit braunem Gewäsch aus ihren Freundeslisten löschen: das bringt nix, weil sie dann dumm bleiben! Daher hier meine Lösung: Jeder, der sich ab heute in den sozialen Medien oder sonst wo mit meiner Kenntnis der dummen Nachrede von braunem Geschwätz, der Hetze gegen Migranten oder Andersdenkende oder schlicht der unreflektierten, nicht von Sachkenntnis gezeichneten Äußerung schuldig macht, der kommt auf meine persönliche Watchlist. Wiederholungstäter dürfen gerne damit rechnen, dass ich sie öffentlich des Nazi-Seins beschuldigen werde. Soweit alles klar? Dann bis die Tage…

A snipet of interest

Zinsen sind der Untergang unserer Welt. Sie erzeugen in all jenen, die sich als Anleger betätigen Erwartungen, welche die tatsächlich wertschöpfenden Organe all unserer Volkswirtschaften auf der Erde nicht decken können. Allein der Gedanke, auf Gewinn oder Verlust von Hypotheken zu wetten, um durch die so erzeugten Anlagen (sogenannte Derivate) noch mehr Buchgeld zu erzeugen, ist doch absurd. Ich sage nicht, dass wir zur vormodernen Subsistenzwirtschaft zurück sollen, wo jeder seinen Bedarf selbst erzeugt. Allein auf Grund der Vielzahl technischer Geräte, die unser Leben in so mancher Hinsicht besser und einfacher gemacht haben und die nicht jeder in seinem Hinterhof erzeugen kann ist solch ein Gedanke nicht sinnvoll; und zwar weil die daraus notwendig entstehende Verflechtung von Erzeugungsketten so nicht denkbar wäre. Wohl aber könnte man den ganzen Idioten mal den Stecker ziehen, die – trotz des eindrucksvollen Beweises des Gegenteils (siehe hierzu nochmal Weltwirtschaftskrise) – glauben, aus Luftnummern in Büchern noch größere Luftnummern erzeugen zu müssen, um sich vom daraus entstehenden Luftnummernsalär dann in irgendwelchen elitären Clubs jeden Abend eine Flasche Schampus für 4.000 EUR kaufen zu können; die übrigens in der Erzeugung, wenn überhaupt, maximal 20 EUR kostet. Ein Zitat von Volker Pispers: „Kapitalismus, das ist wenn man sich von Geld das man nicht hat Dinge kauft, die man nicht braucht, um MensA snipet of interestchen zu beeindrucken, die man nicht mag!“ Kurzum sind eher nicht unsere europäischen Sozialsysteme Reformbedürftig in dem Sinne, den unsere neoliberal(unsozial)demokratische Regierung meint (nämlich noch schneller und effektiver von Unten nach Oben zu verteilen), sondern vielmehr unsere gesamte Art, Geschäfte zu betreiben. Dafür würde sich streiken lohnen.

Es gibt nur eine Art von Zinsen, die ich gut finde und ich nenne sie „Beziehungszinsen“ Damit ist nicht die so genannte Zugewinngemeinschaft bei Eheleuten gemeint, sondern der „Delikatessengürtel“, der sich bei mir durch gemeinsames Genießen im Laufe der Jahre gebildet hat. Ich verbinde damit in der Hautsache angenehme Erinnerungen an verschiedenste Orte, Erlebnisse und Personen; und die Auszahlung realisiert die sich durch wiederholtes Wohlbefinden aller Beteiligten. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Guthabenzinsen auf Vermögen auch nur annähernd einen solch positiven Effekt auf mich haben könnten. Glück und Zufriedenheit sind nach meinem Verständnis nämlich nicht käuflich und entstehen zumeist aus dem, was wir „einfaches Leben“ nennen…

haengematte

Kann Gewalt richtig sein?

Ich las dieser Tage von einem streitbaren Mann, der sein Engagement, sich öffentlich politisch zu äußern jetzt komplett eingestellt hat, weil sich Individuen, die seine Meinungen offensichtlich nicht teilen dazu hinreißen ließen, ihm auf übelste Weise zu drohen: sie bezichtigten ihn einer Straftat, die er nicht begangen hatte und ließen ihn wissen, dass sie nicht nur seine Adresse, sondern auch die seiner Kinder kennen würden. Ich verstehe den Mann, denn mit Drohungen gegen sich selbst kann man meist gelassener umgehen, als wenn diese die eigenen Lieben betreffen. Es ist – leider – einleuchtend, dass er seine Familie durch sein staatsbürgerliches Engagement gegen die Gestrigen, die Unbelehrbaren, die Undemokratischen, die Gefährlichen, die Gewaltbereiten, vulgo die Nazis nicht gefährden möchte. Wäre es ein Einzelfall, würde ich sagen, dass ist nicht zu ändern und er hat mit Sicherheit schon viel bewirkt, so dass man einfach anerkennen muss, wenn es mal gut ist. Doch das mit dem Einzelfall ist Wunschdenken.

Überall in der Bundesrepublik, im Moment aber verstärkt in Nordrheinwestfalen und Sachsen arbeitet das braune Drecksgesindel mit Einschüchterungstaktiken, welche unangenehm an die Mafia erinnern. Hier geht es zwar nicht um Schutzgeld, aber dennoch um einen hohen Zoll, welcher so der Demokratie abgepresst wird. Denn diese Methoden wirken oft höchst effektiv und das erzwungene Verstummen anständiger Bürger hat genau den gewünschten Effekt: die rechten Stimmen werden lauter und bleiben vor allem immer häufiger unwidersprochen! In den Städten und Gemeinden hat ein kalter Krieg um die Deutungs- und Meinungshoheit begonnen, der von den Feinden der Demokratie mit allen Mitteln geführt wird – insbesondere mit unlauteren, welche die Grenze zur Illegalität immer häufiger deutlich überschreiten. Dort wo intelligente, geduldige Nazis zu Werke gehen, läuft das ganze subtiler ab, aber es gibt auch genug von diesen Menschoiden, die dumm und skrupellos genug sind, weiter zu gehen.

Ich habe immer gesagt, eine vitale Demokratie muss das Geseire und die Kundgebungen aus diesem Spektrum duldend aushalten können, weil auch die nun mal Teil unserer Gesellschaft sind. Ich glaube auch nicht, dass unsere Strafverfolgungsbehörden tatsächlich auf dem rechten Auge blind sind. Ich denke eher, dass der Prozentsatz an Nazis dort in etwa kongruent zu dem in der Gesamtgesellschaft ist. 20% sind zwar eigentlich zu viel, doch ich durfte genug Polizisten kennenlernen, die dem Ideal vom Bürger in Uniform sehr nahe kamen und meine zu wissen, dass die Meisten auch, oder gerade bei Fällen mit Nazis ihr Bestes geben. Dennoch sind Wegschauen, oder gar Begünstigungen bei rechtsnational motivierten Straftaten nicht ausgeschlossen. Insbesondere in Gemengelagen, wo ein nicht mehr organisierbarer Zustrom an Migranten und die daraus unweigerlich resultierenden sozialen Probleme zum Dauereinsatz in, an und rings um Asylbewerberunterkünften führen. Auf beiden Seiten findet man Unverständnis für die Sprache, die Kultur und die Bedürfnisse des jeweiligen Gegenübers. Bis sich Menschen unter solchen Umständen radikalisieren, oder zumindest mit solchem Gedankengut sympathisieren, ist es da kein allzu weiter Weg.

Doch gerade eingedenk dieser Umstände ist es nicht hinnehmbar, wenn es den Kreaturen aus dem braunen Sumpf weiterhin so leicht gemacht wird, unliebsame Stimmen verstummen zu lassen. Es lässt in mir ehrlich Zweifel daran aufkommen, dass eine „Anzeige gegen Unbekannt“ tatsächlich genug ist. Es ist – ich sprach die Analogie weiter oben schon an – wie mit dem organisierten Verbrechen; man kennt die Protagonisten bestens, doch eine Anzeige zur Prozessreife zu bringen, ist in unserem Rechtssystem nicht ganz einfach. Gerade weil man Polizei- und Justiz-Willkür vorbeugen wollte. Doch genau das macht Justizias Waffen gegen die Nazis und ihre Schergen oft zu ungebührlich stumpfen Werkzeugen. Was mich zu der Frage bringt, welche Mittel uns Recht sein sollten, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten; oder ob Gewalt auch mal richtig sein kann?

Ich bin (noch) weit davon entfernt, zur Gewalt gegen Nazis aufzurufen, obwohl es in den Momenten, da man sich kleinbürgerlichen Gewaltphantasien hingibt durchaus einen gewissen Charme hätte, so einen – natürlich auf frischer Tat ertappten – Idioten einfach am nächstbesten Baum aufzuknüpfen. Immerhin weiß ich, wie der Henkersknoten geht. Doch wie wäre es stattdessen damit, wenn wir die Adressen bekannter Nazis in unserer Umgebung sammeln, veröffentlichen und mal „Abendspaziergänge besorgter Bürger“ vor deren Domizilen zu veranstalten? Anstatt dem Horst-Wessel-Lied könnten wir ja die „Internationale“ schmettern. Mir fallen bestimmt auch noch andere Methoden ein, von denen allerdings vermutlich auch nicht alle strafrechtlich einwandfrei wären, weshalb ich diese hier auch nicht zum Besten geben werde. Aber so ein bisschen wohldosierte Zivilcourage an der richtigen Stelle, das hätte schon was. Wer macht mit…?

PS: Ich fände es grundsätzlich toll, den verirrten Schäfchen unserer Gesellschaft die Zinsen ihrer Dummheit in bar auszuzahlen!

Urlaub, aber richtig!

Mehr als 1.000 Kilometer einfache Strecke. Immer wieder die Suche nach einem bezahlbaren und dennoch schönen Domizil, incl. der Abwägung, was in der Beschreibung alles beschönigend sein könnte und wieviel Wahrheit die Bilder wohl tatsächlich erzählen; weiß ich doch selbst gut genug, wie man mit Bildausschnitt, Belichtung etc. kreativ schummeln kann. Manchmal die bange Frage, ob auf der Anreise alles glatt geht, ob man auch an alles Wichtige gedacht hat, ob die Kinder (und manchmal auch die Partnerin) einen einfach in Ruhe fahren lassen, usw. Und das alles für gerade mal zwei bis drei Wochen Abstand von zu Hause, dessen erholsame Wirkung überdies allzu oft bei der ersten Berührung mit dem Feind, ähm ich meine der Arbeit in wenigen Sekunden verdampft. Wenn man nur die statistischen Fakten betrachtet, vulgo die Kosten-Nutzen-Rechnung, dann spricht nicht allzu viel dafür, im Urlaub wegzufahren. Könnte man zumindest meinen – aber da scheiß ich drauf!

Ich werde hier jetzt nicht dem bürgerlichen Ideal von der Bildungsreise das Wort reden, noch werde ich darauf eingehen, dass auch (Pauschal)Strandurlaub mit Party und (über)mäßigem Alkoholgenuss was für sich haben kann. Oder alles was irgendwie dazwischen liegt, pichelt doch der Bildungsbürger anstatt Shots und Bier oft genug Rotwein und zwar nicht wenig davon und der gern geschmähte Pauschaltouri nimmt auf dem Weg gelegentlich sogar etwas Kultur zu sich … Abseits all dieser wohlfeilen Klischees versuche ich jedoch mittlerweile, das Komplettpaket als den Weg zu sehen, der mir zugleich das Ziel sein sollte. Klar, ich empfinde Behinderungen und erzwungene Umwege auch heute noch als nervig, ärgerlich, ermattend, aber mit zunehmendem Alter wird man tatsächlich gelassener und der Fokus wandert mit dem Wanderer. Da wo ich hin reise, soll es NICHT genauso sein wie zu Hause. Warum auch, dann müsste ich ja nicht reisen. Komfort hat für mich auf Reisen eine andere Definition, wenn ich manche Dinge nicht auf die gewohnte Art, oder auch mal gar nicht bekomme; immerhin habe ich dafür Zugriff auf Anderes – zum Beispiel eine Hängematte und genug Zeit, darin herumlümmelnd ein interessantes Buch zu lesen. Was ein interessantes Buch ist, definiert jeder für sich, aber allein der Luxus, nicht um ..… in ..… sein zu müssen, weil man es versprochen hat, oder schlicht schnödes Geld dafür bekommt, lässt mich lächeln.

Es wird immerzu davon gesprochen, dass wir uns Auszeiten nehmen müssen, damit wir den Rest des Jahres auch perfekt pausenlos roboten können, am besten möglichst viel für möglichst wenig und ohne zu murren. EFFIZIENZ – ich kann dieses verfluchte Wort nicht mehr hören und so wie es uns in der Arbeitswelt verfolgt, einem ungerechten, rachsüchtigen Gott gleich, schleicht es sich in unsere Freizeit und auch unseren Urlaub. Mag sein, dass ich meine Arbeit ordentlich und zur Zufriedenheit der Feststellungsberechtigten erfülle, aber selbst dann verweigere ich mich bewusst Aufforderungen, einfach durch jeden Reifen zu springen, den mein Boss mir hinhält, es sei denn ich respektiere seine Meinung und halte es gerade für sinnvoll. Denn Kunststücke um des Kunststückes willen sollten nur Künstler und Artisten aufführen. Und im Urlaub? Nun da ist es effizient genug, irgendwann nachher Essen zu machen, nachdem man einfach mal durch den Laden mäandert ist, um sich inspirieren zu lassen (was ich allerdings daheim auch oft genug tue). Der Tag hat keine Struktur und er braucht sie auch nicht, denn das, was getan werden möchte, passiert dann, wenn es passiert; also genau zum richtigen Zeitpunkt, wann auch immer der sein mag. Ich bin schließlich auf Reisen und nicht auf der Flucht… 😉

Familienurlaube sind nie perfekt. Immerzu passiert irgendwas, das nicht auf der Agenda stand, selbst wenn es eigentlich keine Agenda gibt. Manchmal möchte man eigentlich allein sein, was aber gerade nicht möglich ist und das Wetter ist ja auch nie so, wie man es sich erhofft hatte und, und, und. Ja und was? Ja nix, weil man das Leben nicht zu schwer nehmen darf. Nicht im Urlaub. Dazu ist er nämlich zu kurz. Man sollte sich nur nicht der Illusion hingeben, dass man irgendwie Erholung nach Hause mitnehmen könnte, man muss sie dann genießen wenn sie stattfindet. Dann werden Ort und Stilpräferenzen vollkommen nebensächlich. In diesem Sinne – schöne Ferien!