Neo-Nazi-Notiz

Ich hatte ja eigentlich vor, mich mit all den lustigen Menschen auseinanderzusetzen, die da teilweise überraschend, teilweise aber auch durchaus erwartet angefangen haben, braunen Dreck zu teilen, zu liken, oder gar selbst zu fabrizieren. Doch wie das im Leben mit guten Vorsätzen so ist, habe ich nun doch angefangen, Leute auf Facebook zu kicken, schlicht weil, wie ein lieber Kollege es so schön gesagt hat, „man im „realen Leben“ schon genug akustischen Dünnschiss ertragen muss. Da spar ich mir doch den visuellen.“ Eigentlich ist dem Wenig hinzuzufügen. Ich habe aber auch ihm gegenüber schon erwähnt, dass ich mich doch ein wenig davor fürchte, dass wenn zum Beispiel Facebook-Nutzer Leute aus ihren Freundeslisten kicken, die Nazi-Müll teilen, diese dann halt einfach nur noch untereinander bzw. miteinander kommunizieren und so eine Art braune Parallelgesellschaft im Netz entstehen könnte. Vermutlich ist das schon lange passiert, aber man muss deren Wachstum ja nicht unbedingt noch befördern. Wie dem auch sei, jetzt sah ich mich auch genötigt, den Druck auf mich selbst etwas zu reduzieren.

Alles in allem orientiere ich mich dabei daran, als wie intim ich eine Onlinefreundschaft erachte. Und bei den allermeisten ist das nicht in sonderlich großem Maße der Fall. Bei solchen „casual online acquaintances“, die man heutzutage in den social media auf unterschiedlichste Art sammeln kann, fällt es somit nicht besonders schwer, per Mausklick Bekanntschaft aufzukündigen. Allerdings ist es als Geste gegenüber dem Gekickten so gut wie gar nichts wert, denn tatsächlich ist sowas kein ernst zu nehmendes Statement, es dient lediglich dem Schutz der eigenen Nerven. Wie anfangs bereits erwähnt dachte ich, ich könnte mit dem Stress umgehen, aber dem ist mitnichten so! Oder besser gesagt, ich habe nicht die Zeit, oder die Motivation, mich mit so vielen „Problemfällen“ auf einmal zu befassen. Also fing ich an, auszusortieren…

Doch wenn man einmal damit anfängt, steht man ganz rasch vor neuen Problemen, weil man dann plötzlich damit befasst ist, Freundeslisten zu sortieren und die einzelnen Posten neu zu bewerten, um den Ausschuss entsorgen zu können. Also ist es eigentlich egal, ob ich mit den Spacken vom rechten Rand diskutiere, oder sie abserviere – Arbeit habe ich auf jeden Fall damit. Und zwar mehr, als ich je haben wollte. Womit ich beim finalen „so oder so“ wäre: Ich komme an Neo-Nazi-Notizen einfach nicht vorbei, egal ob ich sie anschreibe, oder sie kicke; denn für beides muss ich erst von ihrer Blödheit Notiz nehmen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert