Es wird ja immer viel geredet. Über die unterschiedlichsten Themen. Und vor allem darüber, dass man ja hier oder dort etwas tun müsste. Nur bleibt es meist beim Gerede. Das ist so eine „Gute Vorsätze“-Geschichte. Diese Sachen, die man sich angeblich vornimmt, wenn ein altes Jahr stirbt und ein neues geboren wird. Alles Käse, denn tatsächlich haben gute Vorsätze ungefähr die Halbwertszeit von Speiseeis in der Sahara, mittags um Zwölf. So ist es auch mit dem Gerede in meinem Beruf. Ich habe das schon das eine oder andere Mal kolportiert, wie die lieben Kolleginnen und Kollegen am „Wasserloch“ – vulgo in der Fahrzeughalle einer ausreichend großen Klinik mit freiem Zugang zu Kaffee und/oder Wasser – rumstehen und schwadronieren. Meist erzählen sie „Warstories“, tauschen sich also, die großen Augen ihrer Auszubildenden genießend, über die grauslichsten oder spannendsten Einsätze der letzten Zeit oder auch mal ihres Dienstlebens aus (zumeist ist eben dieses noch nicht allzu lang). Ich persönlich bevorzuge ja eher die witzigsten Geschichten, aber bitte, auch ich habe schon die eine oder andere Splatter-Anekdote zum Besten gegeben.
Irgendwann kommt dann das Gerede aber darauf, wie schlecht es einem doch geht, wie Scheiße manche ihre Vorgesetzten finden (ich hatte im Lauf der Zeit auch ein paar, auf die ich dankend hätte verzichten können) und überhaupt, wie kaputt dieses System doch ist, in dem man sich da abrackern muss. Ja, da stimmen dann (fast) alle zu, man sagt sich gegenseitig, wie gut es doch wäre, wenn mal jemand was täte, alle nicken, schlürfen ihren Kaffee (oder was auch immer), bei irgendeiner der versammelten Besatzungen bimmelt der Melder und weiter geht`s im Hamsterrad. Und was passiert dann tatsächlich? Nix! Ich selbst habe es schon ein paar Mal auf unterschiedliche Weise versucht, diese Menschen dazu zu bringen, aktiv an der Gestaltung ihrer Arbeitsumwelt teilzunehmen, doch die Resonanz zu diesen Bemühungen passt, über Jahre hinweg akkumuliert, auf einen Bierdeckel. So viel zur Substanz dieses Gelabers am Wasserloch.
Der Schlüssel zum Erfolg von Aktionen, die Veränderung bewirken sollen hat zwei Seiten: zum einen muss es die Menschen tatsächlich betreffen. Da darf nicht nur ein vages, diffuses „könnte mich was angehen“ sein, sondern es muss drängen und immer wieder nach vorne kommen. Offensichtlich sind die Probleme des Rettungsfachpersonals so gelagert. Da kommt die zweite Komponente ins Spiel: man muss auch einen Weg sehen, etwas zu tun. Und dafür muss man sich manchmal ein wenig anstrengen und sich was ausdenken.
Hier kommt mein Vorschlag: ich möchte eine Petition beim Baden-Württembergischen Landtag einreichen, welche die Veränderung des §5 im Landesrettungsdienstgesetz zum Ziel hat; nämlich die Installation einer stimmberechtigten Rechtsaufsichtsperson in jedem Bereichsausschuss, die in den häufig strittigen Kostenverhandlungen eine Entscheidung herbeiführen kann. Ferner ist die, derzeit mögliche, 40%ige Anrechnung des Einsatzes ehrenamtlicher Kräfte auf die Benutzungsentgelte in §28, Abs. 2 zu entfernen. Und überdies muss für die Ausbildung von Rettungsfachpersonal (also Notfallsanitätern) ein eigener Paragraph oder Absatz geschaffen werden, in welchem die jeweils notwendige Refinanzierung für den Ausbildungsaufwand den Kostenträgern als gesetzliche Verpflichtung auferlegt wird.
Weil Petitionen aber mehr Aussicht auf Erfolg haben, wenn sie eine gewisse Zahl Unterstützer mitbringen, möchte ich hiermit um eure Unterstützung bitten. Wenn es auch unwahrscheinlich ist, damit sofort Erfolg zu haben, rüttelt es vielleicht den einen oder anderen Verantwortlichen auf. Danke für eure Aufmerksamkeit!