Krieg ist Scheiße, Wegschauen noch schlimmer!

Stellt euch mal vor, es ist Krieg und keiner geht hin! Der Satz ist ziemlich alt, dementsprechend auch schon recht abgedroschen, aber er passt auf die aktuelle Situation, wie die Faust auf’s Auge passen würde, wenn man sich denn dazu entschlösse, seiner Völkerrechtlichen Verpflichtung nachzukommen. Wie jetzt, der Autor dieser Zeilen ist ein Kriegstreiber? Ja, ja, danke geschenkt, macht mich an, wenn ihr so viel besser wisst, dass niemals mehr ein Deutscher außerhalb der Grenzen unseres Landes kämpfen darf, Nazi-Vergangenheit sei Dank. Dass wir eine Truppe haben, die nur zur Landesverteidigung eingesetzt werden darf und dann auch nur schießen darf, nachdem sie den feindlichen Panzer, oder was auch immer höflich zum Anhalten aufgefordert hat; drei Mal und mit dem notwendigen Vierfarbformularvordruck. Habt ihr den Knall nicht gehört?

Nur für den Fall, dass all die Kaffeehauspazifisten, die durch meine Worte eh nicht davon zu überzeugen sind, dass unsere Welt sich als Dauerkriegsschauplatz darstellt und wir Deutschen nur zufällig das Glück hatten, die längste Friedensperiode in der europäischen Geschichte erleben zu dürfen, die es je gab vielleicht doch mal zum Überdenken ihres Hardcore-Im-Stich-Lassens der Weltgemeinschaft zu bewegen wären: Schon seit 15 Jahren kämpft die Bundeswehr nicht mehr ausschließlich zur Landesverteidigung, unsere Truppen lassen sich bestimmt nicht wehrlos beschießen, bis der Gegner keine Lust oder keine Munition mehr hat und regelmäßig kommen Särge zurück in die Heimat. Ich habe keine Ahnung, mit wie viel Enthusiasmus oder Ablehnung diese Männer und Frauen ihrem Auftrag gegenüber stehen, aber sie erfüllen ihn, erfüllen ihre Pflicht, ohne viel Gesäusel.

Ich will nicht sagen, dass ich es gut finde, wenn irgendwo Kriege stattfinden; und noch viel weniger bin ich ein Fan davon, sofort in jeden Konflikt hinein zu rennen. Ich bewundere eher Frank-Walter Steinmeiers Ausdauer als Vermittler, obwohl er doch selbst weiß, wie aussichtslos sein stiller Kampf gegen Betonköpfe vermutlich ist. Aber es gibt Situationen, in denen ein Kampf unausweichlich ist, weil man sich einem Gegner stellen muss, der einfach nur die Welt brennen sehen will. Und solche Leute gibt es. Würde er eine Chance sehen, mit den IS-Terroristen auf irgendeiner Basis sprechen zu können, um sie von noch mehr Gräueln abzuhalten, würde unser Außenminister wahrscheinlich auch das versuchen. Selbst John Kerry wäre das zuzutrauen. Aber die wissen, dass dies in diesem Fall keinen Zweck hat.

Aber unsere Kaffeehauspazifisten, die selbsternannte moralische Instanz im Staate, all Jene, die scheinbar immer noch glauben, dass Beten und Häkeln gegen Mordlust hilft, sitzen auf ihren Händen und predigen Gewaltverzicht. Ich finde das mit der linken und der rechten Wange auch dem Grundsatz nach sehr erbaulich, nur leider unpraktikabel, weil genau die, auf die wir in Gewaltsituationen treffen, entweder die betreffende Stelle der heiligen Schrift nicht kennen, vergessen haben, oder drauf pfeifen, weil sie eine eigene, eher unheilige Agenda haben. Passiert das bei uns in Deutschland, kann man sich in der Regel hinterher bei der Polizei ausheulen und wenigstens Anzeige gegen Unbekannt stellen. Diese Chance haben zum Beispiel die Yeziden nicht. Zum einen gibt es dort keinen, der ihnen helfen oder auch nur zuhören könnte und zum anderen würden sie schlicht nicht dazu kommen, die Hilfe einer Polizei, so es sie gäbe in Anspruch zu nehmen – dazu muss man nämlich noch am Leben sein.

Nein, wir können den Kurden keine Waffen liefern, man weiß ja nicht, wo die dann landen. Tja das weiß man bei den Terroropfern auch nicht so genau, aber irgendjemand wird die Massengräber schon finden, dann können wir ja wenigstens BKA-Spezialisten für die Identifizierung vorbei schicken, nicht wahr. Also ein Militäreinsatz ist vollkommen ausgeschlossen, das ist nicht unsere Aufgabe. Tja, also, wenn das nicht unsere Aufgabe ist, brauchen wir auch keinen Platz im Weltsicherheitsrat der UN, oder sonst irgendeinem Gremium, weil Leute, die sich stets mit einem Achselzucken und dem Satz „Können wir nicht, weil wollen wir nicht“ hervor tun bestenfalls als Unentschlossen, schlimmstenfalls als überflüssige Idioten wahrgenommen werden. Aber genauso gebärden sich unsere selbstbestellten Wächter der rechten Ideologie im Moment gerade – eben wie Kaffeehauspazifisten. Typen und Tussen, die ganz, ganz doll gegen Krieg sind, weil das mit den Nazis ja ganz super furchtbar war und nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen darf. Das in bestimmten Fällen Krieg und humanitäre Einsätze ein und dasselbe sind, entgeht ihnen in ihrem Fanazismus (für alle, die es mal wieder nicht kapiert haben: fanatischer Pazifismus). Und das sie in den allermeisten Fällen nicht den blassesten Schimmer haben, wie es ist, Menschen beim Sterben zuschauen zu müssen, versteht sich ja wohl von selbst. Ich frage mich, wie viele unserer Soldatinnen und Soldaten wohl frohen Mutes in so einen Einsatz ziehen würden, um Leben zu retten und tatsächlich mal die Demokratie zu verteidigen? Ich denke, nicht wenige würden es einfach als ihre Pflicht ansehen; sowohl als Soldat, aber genauso auch als Bürger! Viel Spaß im Kaffeehaus noch, ihr grausamen Moralapostel…

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