Immer sind die Anderen schuld!

Es fällt mir leicht, Anlässe zu finden, um mich mal so richtig über meine Mitmenschoiden aufzuregen, denn wir Wesen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind schon ein komischer Haufen. Natürlich sind da auch noch die ganzen Anderen, diese „Kunden“, die nicht selten meinen, die ganze Welt sei ihr persönlicher Selbstbedienungsladen ohne lästige Kasse, dafür aber mit Vollkasko für alle, zumeist durch eigenes Verschulden eingetretenen Eventualitäten. An die habe ich mich (fast) gewöhnt; in jedem Fall aber ist deren Geseiere heutzutage für mich in der Regel nicht mehr, als ein verschmerzbares Hintergrundrauschen.

Was mich aber ankotzt ist das Verhalten einiger weniger Mitglieder des ansonsten sehr kollegialen und freundlichen Pflegefachpersonals, aber auch gewisser Ärzte insbesondere in Aufnahmestationen, die egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit und egal ob gerade viel los ist, oder auch gar nix so tun, als wenn man als dämlicher Krankenwagenfahrer um Erlaubnis fragen müsste, um kranke Menschen in IHR Krankenhaus zu bringen – selbst wenn genau dieses Ziel auf Grund der benötigten Fachdisziplin auf der Hand liegt. Und sich dann mehr oder weniger lauthals darüber beschweren, wie schwer man ihnen das Leben doch macht, dass sie sich ja Tag ein, Tag aus kaputt schuften müssen, weil wir Sanis so böse und dumm sind und ihnen die Bude voll stellen. Und dabei werden sie manchmal auch noch ausfallend…

Hierzu ein paar Feststellungen vom bösen, dummen Sani:

Erstens vollziehen wir mit dem Transport in ein Krankenhaus lediglich die gesetzlich vorgeschriebene Antwort auf das Hilfeersuchen eines Bürgers – wir sind dazu auch dann verpflichtet, wenn WIR keinen sinnvollen Grund für dieses Vorgehen feststellen können! Überdies regelt das jeweilige Landeskrankenhausgesetz die Aufnahme- und Versorgungspflichten…

Zweitens sind wir durchaus im Stande, zu entscheiden, welches Spital für welches Krankheitsbild ein sinnvolles Ziel sein könnte – ehrlich, man muss eine mehrjährige Ausbildung machen, um im Rettungsdienst arbeiten zu dürfen und sie wird gerade sogar noch verbessert. Und außerdem versuchen wir sehr wohl, Lasten zu verteilen.

Drittens ist die Unterstellung, dass wir uns einen Dreck um die Situation Anderer, wie z.B. des Aufnahmepersonals scheren würden, schlicht unverschämt. Manchmal lassen einem die Umstände, wie Angehörige, einweisende Ärzte, oder die Art der Erkrankung keine Wahl, als genau dorthin zu fahren, wo es gerade jetzt nicht passt. In dem Fall passt es zumeist aber überall nicht. Und das liegt nicht an uns, sondern an der Politik. Wollen wir nicht mal zusammen streiken gehen? Übrigens würden wir dann und wann auch gerne mal eine pünktliche Pause haben, nicht dauernd schleppen müssen, etc.

Viertens und Letztens ist es im Leben doch immer so: wie man in den Wald hinein ruft… Wenn man also immer mit einer Fresse zum Reinschlagen durch das Ambulatorium spaziert und jedem, der einem gerade nicht passt, den Eindruck vermittelt, dass man ihn für Scheiße hält, darf man sich nicht wundern, wenn man selbst für Scheiße gehalten und gerechter Weise auch genau so behandelt wird. Einfach mal normal höflich sein und eventuell sogar lächeln würde wirklich helfen. Muss ich auch, wenn mich mal wieder jemand zu Unrecht anpampt, weil ich ja nur vom dummen Fußvolk bin. Vielleicht wäre es für Manche aber auch einfach an der Zeit, mal einen anderen Job zu probieren…?

Ich persönlich werde jedenfalls den Eindruck nicht los, dass ich mein Studium irgendwie beschleunigen muss, um vom zwangsweisen Umgang mit manchem arroganten Arschloch endlich erlöst zu werden. Und tschüss!

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