Eine kleine Polemik über Linke…

Ich sehe dauernd Dogmen! Und ich meine damit nicht den durchaus amüsanten Film von Kevin Smith, sondern eher die krampfhaft auf das Recht haben und Recht behalten versessene Position, intellektuell eigentlich durchaus achtbar ausgestatteter Menschen, die wohl meinen, Weltverbesserung geht von ihrer – und nur von ihrer! – Erkenntnis und Weisheit aus. Überhaupt Weltverbesserung! Dieser Begriff an sich trägt, nicht ganz zu Unrecht wie ich meine, eine deutlich ambivalente Notion in sich, der Gebrauch als Titel ist doch eher selten schmeichelhaft gemeint und dennoch wünschen sich nicht Wenige unter uns ein bisschen mehr davon.

Ein bisschen mehr Gemeinsinn, ein bisschen weniger Ego, etwas mehr Nachhaltigkeit und weniger Verschwendung, einfacheren Zugang zur Nutzung von Ressourcen anstatt, Besitzverhältnisse, welche diesen restringieren; so vieles liegt im Argen und wird den kommenden Generationen als so gut wie nie mehr abtragbare Hypothek präsentiert werden, weil wir kontemporäre Menschen es verabsäumt haben, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit auf die richtige Art zu tun. Ist ja auch viel, viel komplizierter als es klingt, was damit beginnt, dass wir nur zu gerne Dogmen zur Hand nehmen. Die geschickteren Propagandisten nennen ihre Dogmen Prämissen und verkaufen deren Notwendigkeit, mit augenscheinlich wohlfeilen Argumenten, als wertvollen Diskussionsbeitrag. Hart gesottene Gesinnungsdogmatiker jedoch nehmen jedes ihrer Worte für bare Münze und so ernst, dass man sich fragen muss, ob die zum Lachen in den Keller gehen. Und am anderen Ende des Spektrums finden sich die Verkäufer, die einfach nur ihr Repertoire aus dem Bauchladen der just jetzt beliebtesten Thesen füllen, um ihren Schnitt zu machen, sei es nun mit Gebrauchtwagen, oder in der Politik.

Prinzipiell ist das Vorhandensein von Überzeugungen, gekoppelt mit dem Eintreten für dieselben, ein durchaus lobenswerter Wesenszug. Konsequenz in Wort und Tat ist schließlich etwas, das wir speziell bei Personen des öffentlichen Lebens ja nur allzu oft vermissen müssen. Doch wie Paracelsus schon gesagt hat: die Dosis macht, das ein Ding ein Gift ist. Sobald Überzeugungen nämlich in der selbst erhaltenden Bewegungslosigkeit, im Kritikresistenten Beharren zu Denkfiguren mit Lotoseffekt degeneriert sind, an denen jedwede Hinterfragung einfach abperlt; sie also schließlich zum Dogma erhoben worden sind, beginnt das Gift des Sendungsbewusstseins seine volle Wirkung zu entfachen. Aller Charme entweicht aus dem Diskurs, wenn mit dem Hammer der Unerschütterlichkeit durch die Argumente der nun als Feinde wahrgenommenen Kritiker gemalmt wird, das die Wort- und Sinnfetzen nur so fliegen.

Hat sich die Überzeugung so verfestigt, dass ihr auch mit sinnvollen Gegenthesen nicht mehr beizukommen ist, kommen wir neben dem Alt- bzw. Neunazi am einen Spektrumende auch bei den Weltverbesserern an; jenem Typus des Nachhaltigkeit predigenden, sich mit machtvoller Äußerungsfreude linksintellektuell gerierenden Political-Correctness-Junkies, für den schon die bloße Anwesenheit potentiell konservativer Meinungen beinahe körperlich schmerzhaft zu sein scheint. Oh, ich vergaß, dass er natürlich jederzeit ökologisch verantwortlich sowie pädagogisch wertvoll handelt und Menschen, die nicht seinen Ansprüchen genügen können – oder wollen – mit seiner gefährlichsten Waffe stets aufs allerschärfste angreift: dem Dogma. Und da habe ich ja so furchtbar Angst vor…

Wenn ich ernsthaft eine Möglichkeit suche, irgendjemanden wegen Benachteiligung Anderer aus Gründen des Geschlechts, der Herkunft, der Religion, des sozialen Status, etc. anzugreifen, ist zumeist eine Analyse des Sprachgebrauchs vollkommen ausreichend um eine Diskriminierung inkriminieren zu können. Ob der Sache damit gedient ist, sie hier mal dahingestellt, mich nervt es jedoch mittlerweile mehr als nur ein wenig, dass hinter jedem „man“ eine Missachtung der Rechte der Frau vermutet wird, dass Türke eine Beleidigung ist, weil man doch „Bürger mit Migrationshintergrund“ sagen muss, dass man klassische Kinderbücher umschreiben soll, weil sie angeblich unsere Kleinen zu diskriminierendem Verhalten erziehen würden. Wenn man sich einfach mal des Umstandes vergegenwärtigte, dass jedes Kulturprodukt im dynamischen Kontext seines Entstehungszeitraumes betrachtet werden muss, wird speziell das letzte Argument zum Witz. Oder ist „Metropolis“ von Fritz Lang kein Filmklassiker mehr?

Sprache ist gewiss ein diffiziles Instrument, dessen Beherrschung bei weitem nicht jedem Nutzer gegeben zu sein scheint. Doch das unversöhnliche Blockwarttum, mit dem selbsternannte Weltverbesserer sie als Waffe gegen jedwede andere – als reaktionär betrachtete – Meinung missbrauchen, macht mich krank. Dieses beinahe sektiererische Gehabe lässt mich zu dem Schluss kommen, dass ich mit diesen Political-Correctnes-Nazis nichts zu tun haben will. Wenn sozialdemokratisch orientierte Intellektualität durch solches Tun zur Farce, zur Karikatur ihrer Selbst degeneriert, kann man nur noch zum systemkritischen Konservativen werden. Ich wäre dann jetzt soweit. Schönen Tag noch.

Eine Antwort auf „Eine kleine Polemik über Linke…“

  1. Ach… es ist immer wieder schön deine Texte zu lesen!!! Schon die Band 4Promille haben mit ihrem Song PC Polizisten bei mir in`S schwarze getroffen und mir gezeigt das es nicht nur mir so geht. Also sage ich auch weiter Negerkuss und Zigeuner Schnitzel und hoffe das die Jägerzunft es mir nicht krumm nimmt, denn bestellen werde ich auch in Zukunft, nicht aus Gründen des Rassismus sondern des Geschmackes eh lieber ein Jäger- als ein Zigeuner, pardon wie immer jetzt heist Schnitzel. Mahlzeit!!

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