If I could save time in a bottle…

Wann ist DAS passiert? Wann ist WAS passiert? Hat irgendjemand mitbekommen, dass es passiert ist? Ist es wirklich passiert? Kann man nicht revidieren, dass ETWAS passiert ist? Wenn niemand da war, als es passiert ist, ist es dann wirklich passiert. Wenn ICH nicht dabei war, wie konnte es dann passieren? Passiert nicht gerade schon wieder etwas – ohne mich? Kann’s sein, dass gerade jemand mein Gehirn passiert hat…? Ich denke ich könnte noch ein Weile weitermachen, nur um ein paar Menschen die Gehirnwindungen mit passiertem Wort-Matsch zuzukleistern. Ungefähr so, wie Antisocial Media das den ganzen verfickten Tag über tut. Du schaust in irgendjemandes Account und siehst Bilder, bei deren Entstehung du SO VERDAMMT GERNE dabei gewesen wärst – einfach, weil die optische Verarschung namens Post-Bildchen so aussieht, als ob es toll, fun, chill, cool oder sonstwas gewesen wäre. Glaubt eigentlich irgendjemand, dass diese blöden Bilder etwas abbilden, dass der Realität auch nur nahe kommt? In dem Moment, da deine Netzhaut gereizt wird und sich das Bild in deinem visuellen Kortex wieder zusammensetzt, um an die sekundäre und tertiäre Sehrinde weitergereicht zu werden, unterliegt es bereits einer Interpretations-Leistung, weil diese höheren Sehzentren mit Wiedererkennungsmerkmalen arbeiten; also Abbildern von Erinnerungen! Und dabei werden natürlich auch diese Erinnerungen und die damit verknüpften Emotionen wieder nach oben gespült. Ist das ganze noch mit anderen Sinnesreizen verknüpft, brauchen wir zum Film auch schon Taschentücher, anstatt Nachos und Popcorn…

Today…

Neben Film und Fernsehen sind viele Instagramm-/TikTok-/Sonstwas-Posts extra dazu hergestellt, um a) aus der täglichen Masse an Content herauszustechen, b) Emotionen zu wecken und c) so zu verkaufen! Kapiert’s doch endlich: erfolgreiche Antisocial-Media-Kanäle sind einfach nur Konsumfallen. Aber selbst private Konten mit lediglich ein paar Hundert Followern haben so viel kuratierten Content, dass Originalität bestenfalls ein Abfallprodukt ist; und Authentizität meist ein Fremdwort. Die Channel-Chabos tun das, weil sie halt nach Aufmerksamkeit gieren, und jeder eine verfluchte Taschenwanze zur Hand hat, die es vermeintlich so einfach macht, mit dem Rest der Welt in Kontakt zu treten (wer ohne Sünde ist… ich nehme mich da nicht aus, nur dass ihr’s wisst!). Dabei verstecken wir uns alle doch nur hinter unseren Avataren und dem Bild, von welchem wir uns wünschten, dass Andere es von uns hätten. Leben im Konjunktiv! Und trotzdem… trotzdem scrollen wir uns tot, auf der Suche nach dem einen positiven Second-Hand-Kick, weil wir tief drin WISSEN, was die richtigen Bilder und Videos mit uns machen können. Klingt das nach besten Voraussetzungen für eine Sucht? Tja, dann habt ihr’s ja begriffen. Ich könnte diesen Post jetzt also mit einem Schulterzucken abschließen und ein schicksalsergebenes „Is halt so“ in meinen Bart seufzen. Oder wir reden noch ein bisschen darüber, warum das jederpersons Problem ist…. wollen wir?

Wenn Klick-hurende Instafluenzien, die irgendwelchen Kosmetik-Dreck, Fast Fashion, Billigschmuck, oder anderen, ranzigen Ein-Euro-Scheiß aus China bewerben der Kern des Problems wären, könnte man einfach Werbung auf Antisocial Media einschränken und fertig. Wird nur keiner tun, weil die betreibenden Konzerne damit ihr Geld verdienen. Meta, Alphabet und wie sie alle heißen, sind nur so groß geworden, weil die Werbung verkaufen. Und ja, auch die meisten Influenzeranzien sind einfach nur Webetreibende, die damit einen Haufen Geld verdienen, dass sie anderen Menschen Zeug verkaufen, dass JENE mit Geld bezahlen müssen, dass sie nicht haben, um es Anderen auf Social Media zu zeigen, die das überhaupt nicht interesssiert, weil DIESE viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Wer hier keinen Teufelskreislauf erkennen kann, soll doch bitte noch mal in die Grundschule! Doch die „Werbung“, die den größten Schaden anrichtet, ist jene für Feindbilder, welche die gezielte Verrohung unserer Sprache zum Ziel hat, betrieben durch die verdammten Faschisten, die eine langsame Drift unserer Gesellschaft anstreben; hin zu Kälte, Indifferenz oder gleich unverhohlenem Hass auf alles und jeden, den/die als anders wahrgenommen werden. „Das wird man jetzt doch wohl noch sagen dürfen“ ist dabei der Code, der darauf hinweist, dass jetzt etwas gesagt wird, dass man NICHT SAGEN KÖNNEN DÜRFTE, weil es nur dazu geamcht ist, irgendjemand aus dem breiten Spektrum derer, die als anders wahrgenommen werden zu verletzen, herabzuwürdigen, zu beleidigen oder sonstwie zu schädigen! PFUI TEUFEL!

Der überbordende Gebrauch von Antisocial Media macht uns indifferent gegenüber solchen Dingen. Denn es wird immer mehr Menschen einfach egal, das es andere Meinungen als die eigene geben könnte, weil die tatsächliche Macht des Wortes durch den unnötigen Konsum so vieler nutzloser Worte bis zur Unkenntlichkeit verwässert wird. Die eigene Meinung entsteht dann nicht mehr, wie es eigentlich richtig wäre, aus Wissen und Bedenken, sondern ganz und gar aus Gefühlen, die sich auf Antisocial Media so wunderbar erzeugen und steuern lassen. Das ist es, was der Begriff „alternative Fakten“ tatsächlich meint – nämlich Fakten durch Emotionen zu ersetzen, die viel leichter manipulierbar sind. Gesellschaften verändern sich auf dem Marktplatz des Diskurses, den wir „Öffentlichkeit“ zu nennen pflegen. Und dieser Marktplatz verändert sein Gesicht gerade hin zu einem Truppenübungsplatz, auf dem die Faschos schon mal ein bisschen Stechschritt üben, damit sich die Plebs wieder dran gewöhnen kann, dass es bald ein Viertes Reich geben wird. Oder was denkt ihr, was Typen wie Höcke wollen? Es würde unsere Leben reicher, authentischer, achtsamer und nachhaltiger machen, wenn wir auf dieses Antisocial-Media-Ego-Gewichse endlich ganz verzichten könnten. Und verbietet bitte endlich diese unerträglichen Influenzeranzien: insbesondere Fast-Fashion ist gelebte Umweltzerstörung, fördert Sklavenarbeit im globalen Süden und ist ein Treiber der Klimakrise. ALSO WEG DAMIT! Und was man mit der ganzen Zeit anfangen könnte, die man dann nicht mehr damit verschwendet, um auf seine überteuerte Taschenwanze zu glotzen. Dann müsste man sie auch nicht in einer Flasche aufheben. Friert wohl, denn es ist Winterwunderwochenende…

Das Kind im Manne…

…ist derzeit höchstens 15 und freut sich wie Bolle, am Wochenende zumindest an einem der beiden Tage auch Kind sein und spielen zu dürfen. Wer unter den sogenannten Erwachsenen im Leserkreis jetzt von sich behauptet, nie dieses Gefühl zu haben, auf die Schaukel zu wollen und ein Eis zu essen, wenn doch gerade die Arbeit und der Alltag so richtig drücken, dem glaube ich einfach KEIN. EINZIGES. WORT! (außer vielleicht im echten Winter) Würde die Person allerdings im Sommer allen Ernstes einen Lügendetektortest bestehen, müsste ich wohl darauf bestehen, dass dieses Emotions-erkaltete Stück Fleisch zwangsweise irgendwo untergebracht wird, wo es seine Krankheit nicht weiter verbreiten kann. Der Ernst des Lebens braucht seinen Gegenspieler August [für jene armen Wesen, die es mit Wortspielen nicht so haben: den Clown], so wie das menschliche Leben Sauerstoff braucht! Etwas Zeit für zweckfreies, unverplantes Einfach-nur-sein-Dürfen zur Verfügung zu haben, ist ein unendlich großer Luxus, den ich in vollen Zügen genieße, wann immer ich davon kosten darf. Ist das doch jedes Mal viel zu schnell wieder vorbei…

Es ist mitnichten so, dass ich an solchen Tagen vollends versacke. Wobei ich sagen muss, dass Kochen, ein wenig körperliche Bewegung, lesen und gerade jetzt auch Schreiben nicht annähernd den Druck erzeugen, den die Arbeit letzthin in mir auslöst. Müßiggang genießt, wenn man sich die Medien anschaut heute – aus meiner Sicht vollkommen zu Unrecht – einen schlechten Ruf. Aber Müßiggang bedeutet ja nicht, gar nichts zu tun, sondern sich in seinem Tun und Lassen mal ein wenig treiben lassen zu können: Alles darf, Manches kann, Nichts muss! Das ist, worum es im Kern geht. Es wird immer wieder, etwa bei der Frage nach den psychischen und sozialen Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens die (unbewiesene) Behauptung aufgestellt, dass dessen Empfänger durch den Wegfall der Notwendigkeit des Arbeitens verwahrlosen und gar nichts mehr tun würden. Aber ich kann derlei Tendenzen nicht feststellen; übrigens auch viele Studien nicht, welche sich mit dem Thema befassen; die meisten stellen auch eher die Frage nach der Finanzierbarkeit. Aber das ist hier nicht das Thema. Vielmehr geht es darum, dass sich Menschen sehr wohl etwas zu tun wünschen – allerdings etwas, dass ihnen sinnvoll erscheint! Und das nicht nur in der generation Z! Nun kann man trefflich darüber diskutieren, welche Tätigkeiten für welche sozialen Gruppen sinnvoll sein mögen. Das ändert aber erst mal nichts daran, dass die Allermeisten sich etwas zu tun suchen würden, dass ihren Begabungen und Interessen entspricht; und mitnichten wären das allesamt nutzlose Spielereien.

Würde ich heute zum Beispiel im Lotto gewinnen – was ja irgendwie auch eine Form von bdeingungslosem Grundeinkommen darstellt, wenn man mal von dem wahnsinnigen Zufall absieht, den es braucht, um tatsächlich die richtigen Zahlen getippt zu haben – würde ich nicht einfach Knall auf Fall meine Arbeit aufgeben, weil es ein paar Dinge gibt, die mir daran sehr wichtig sind. Und wenn die geregelt wären, würde ich wahrscheinlich noch meine Promotion in Sozialwissenschaften oder Philosophie anstreben, weil es noch ein paar Ideen gibt, die man nur mit dem richtigen Titel umsetzen kann! Und währenddessen würde ich mit dem gewonnenen Geld, dass ich definitiv nicht brauche, eine Stiftung gründen und gemeinnützige Projekte finanzieren oder selbst auf die Beine stellen. Und auch andere Menschen, die sich nicht in meiner – schon jetzt durchaus privilegierten – Position befinden, gäben der Gesellschaft etwas von dem zurück, was ihnen zufiele. JA, nicht alle würden so handeln, denn Schlawiner gibt es immer. Aber ganz ehrlich – soll ich mein ganzes Handeln daran ausrichten, die 1 – 2% der Menschheit zwanghaft bestrafen zu wollen, die halt grundasozial sind; ne danke, ist mir zu anstrengend!

Auch DAS gehört aus meiner Sicht zum Kind im Manne – leben und leben lassen. Vor allem aber fünfe gerade sein lassen, nicht immer müssen, sondern auch mal wollen dürfen, ohne dass dies der Selbstoptimierung (WÜRG, SPEI, KOTZ!) dienen muss. Sich treiben lassen und den Zweck des Handelns finden, wenn er sich zufällig ergibt – oder auch gar nicht. Ich will nicht jeden Tag Urlaub – aber genug Zeit für mich, die Dinge tun zu können, die ich für richtig, sinnvoll, erfüllend, Zufriedenheit erzeugend oder sonst irgendwie meiner Zeit wert empfinde. Und ich brauche dafür keine fancy Namen wie „Me-Time“. Ich will mir auch keinen festen Tagesablauf mit Ritualen auferlegen, und diese vor Kulissen abziehen müssen, die streng nach der Instagrammability kuratiert werden. Ich will einfach ICH sein dürfen – so, als wenn ich wieder 15 wäre. Jung, dumm, unvorsichtig, affektgesteuert und unendlich naiv. Natürlich kann ich meine Lebenserfahrung nicht einfach abschalten und bleibe daher, bei allem Müßiggang, immer noch 49 und dementsprechend ein, die Reaktionen meiner Umgebung antizipierendes, halbwegs vernunftbegabtes Wesen. Deshalb verbuddele ich mich an Wochenenden auch ganz gerne. wenn ich nämlich niemandem begegnen muss, muss ich mich auch nach niemandem richten. Meine Familie kommt schon mit mir klar – ich muss ja auch mit denen klar kommen und bei meinen Töchtern fällt der Apfel nicht weit vom Birnbaum… Und die beste Ehefrau von allen weiß nach knapp 30 Jahren ganz genau, was für ein spezielles Subjekt der Spezies da mit ihr zusammen wohnt. Ich wünsche euch auch ein Wochenende mit möglichst wenig Erwachsenen-Kram. Wir hören uns.

…da brauchen wir ’nen Berater!

Versucht euch auszumalen, dass ihr vorhabt, bzw. beauftragt werdet, ein kleines Unternehmen zu führen. Ihr seid Praktiker aus dem Fach- bzw. Dienstleistungsbereich, in dem das Unternehmen tätig ist, bzw. tätig werden soll. UND ihr verfügt nachweislich, neben der Fach-Expertise, auch über die Fähigkeit, analytisch-wissenschaftlich zu arbeiten. Was wird passieren, wenn ihr nicht auch zuällig Betriebswirt seid? Genau – irgendjemand, der Betriebswirt ist, wird euch erklären, wie ihr euren Job zu machen habt, damit man damit Geld verdienen kann. Das ist prinzipiell weder unmoralisch noch schädlich, denn Geld müssen wir alle verdienen, weil unser Wirtschaftssystem so beschaffen ist. Das Problem entsteht erst dann, wenn eure Primärziele (eine möglichst gute Dienstleistung erbringen) mit denen der Betriebswirte auf einer oder mehreren Ebenen konfligieren. Denn in aller Regel sind die Betriebswirte diejenigen, die in jedem Unternehmen darüber bestimmen, was wie wann getan werden soll – leider oftmals vollkommen fachwissensfrei oder gar systemagnostisch. Damit ist nicht die wirtschaftliche Betrachtung gemeint, sondern das ganze Drumherum, denn Menschen dazu zu befähigen, im beruflichen Kontext ihr volles Potential zu entfalten, braucht weit mehr als einen Paycheck: nämlich persönliche und systemische Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, sowie Wertschätzung. Doch viele denken da immer noch schwäbisch- ned geschennt isch g’nuug g’lobt – WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!

Zu Ostern wieder in Südfrankreich sein zu können – das hält mich im Moment aufrecht…

Nun ja – In vielerlei Hinsicht sind Betriebswirte wie Ärzte – die glauben auch, nur weil sie ein Studium der Humanmedizin absolviert hätten, könnten sie alles: Personal führen, Projekte managen, Menschen unterrichten, Curriculi entwickeln, gesellschaftliche und systemische Entwicklungen beurteilen, etcpp; und ignorieren dabei völlig, dass man all diese Dinge üblicherweise von der Pike auf LERNEN / STUDIEREN MUSS. (Kleiner Hinweis – ein Handelsübliches Masterstudium Business Administration hat so um 120 CP – bei den meisten MBAs sind nur zwischen 10 – 15 CP davon in Human Ressources. Man darf froh sein, wenn die hinterher neben Schulz vonThun und vielleicht Watzlawick noch irgendwelche anderen Theorien GEHÖRT haben – von der PRAXIS will ich gar nicht erst anfangen… bei den Ärzten ist das übrigens nicht viel anders. Man erwartet, dass die Studierenden Social Skills mitbringen, bzw. während der Famulatur und des PJ schärfen; da das Tutoring jedoch bis heute – je nach Fakultät – Hit and Miss ist, wird das gelegentliche arrogante Arschloch, welches ohne soziale Eignung ins Studium drängt, viel zu oft hinterher immer noch eines sein!)

Besonders problematisch wird das Ganze, wenn irgendjemand auf die unselige Idee kommt, externe Berater in ein Unternehmen zu holen, weil irgendwas nicht so läuft, wie gedacht: denn deren häufigste Antwort auf finanzielle Schieflagen ist Cost-Cutting um jeden Preis. Vielen Dank dafür, dass dadurch nicht selten jede Initiative und Innovation im derart „beratenen“ Unternehmen erstickt werden. Ein artverwandter Bereich ist das sogenannte Coaching – eine Dienstleistungsbranche, die in den letzten Jahren auf Grund bedauernswerter Unterregulation (JA, SOWAS GIBT’S IN DEUTSCHLAND AUCH!) zu einem derart unübersichtlichen El Dorado windiger Abzocker, findiger Selbstvermarkter ohne kreative Substanz und waschechter Betrüger geworden ist, dass es schwerfällt, echte Hilfe/Beratung zu finden. Ich hatte mich neulich mal dafür interessiert, weil ich selbst mich gerne bilde. Allerdings habe ich davon Abstand genommen, weil es mir ehrlich gesagt ein wenig überzogen scheint, dass man selbst an staatlichen Hochschulen TAUSENDE von Euros dafür bezahlen muss, um als Pädagoge mit Grundausbildung und Berufserfahrung in den Bezugswissenschaften Kommunikations- und Kognitions-Psychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaft seinen Horizont noch ein bisschen erweitern zu dürfen. Hier läuft irgendwas falsch. Insbesondere, wenn hochtrabende Studiengangs-Bezeichnungen wie „Systemisches Coaching“ NICHT zu einer geschützten Berufsbezeichnung führen… (WÜRG, SPEI!) Zumal diese „Dienstleistung“ oftmals unnötig ist. Ja, es gibt Situationen, in denen ein frischer Blick von außen hilft. Dafür muss man aber nicht notwendigerweise irgendjemandem einen Haufen Geld in den Rachen werfen.

Ich fände es, ganz im Gegenteil, extrem erfrischend, wenn man den Fachleuten eines jeweiligen Bereiches, sofern sie denn ihr Gehalt wert sind, auch das Vertrauen entgegen brächte, sie tun zu lassen, wofür sie eigentlich da sind. Und ich rede da keiner vollkommen unkontrollierten Vor-sich-hin-Wurschtelei das Wort; aber, wenn jemand sagt, so kann man es machen, so jedoch nicht, weil das 2. „so“ vielleicht auf dem BWL-Papier gut klingt, in der Realität aber aus unterschiedlichsten Sachgründen einfach nicht funktionieren kann, dann sollten die „Money People“ einfach mal die eigenen Vorstellungen von der Beschaffenheit der Welt – und manchmal auch das eigene Ego – beiseite lassen, zuhören und nicken. DAS würde so vieles besser machen! Ich werde jetzt nicht behaupten, dass ich weiß, wie man alles besser macht. Aber ich denke, eine solide Vorstellung davon zu haben, was in meinem Fachbereich geht – und was nicht. Und ich hatte in letzter Zeit häufiger den Eindruck, dass ich einfach nur gut aussehen und jemand anderes Ideen verkaufen sollte. Was zwei Probleme mit sich bringt: a) ich sehe nach aktuellen Maßstäben nicht besonders gut aus und b) ich bin kein sonderlich guter Verkäufer, wenn ich vom Produkt nicht überzeugt bin. Was mich dahin gebracht hat, mich zu fragen, ob ich als mein eigener Chef nicht doch besser dran wäre. Was ich aus diesen Gedanken mache, wird die Zukunft zeigen. Gerade jetzt ist meine Motivation, am Montagmorgen wieder in die Tretmühle zu steigen, allerdings erheblich eingeschränkt. Mal schauen, was der letzte Urlaubstag so bringt. Haltet die Ohren steif…

Neue Ziffer – alte Scheiße!

Bonsoir – 2024 hat gut angefangen; oder! „Nur“ 200 – 300 Festnahmen in Berlin, lediglich ein paar Jungs mit Molotow-Cocktails und gegenseitiges Böller-Bewerfen. Über den Rest der Republik breitet sich der Mantel des Schweigens; ganz so, als wenn der Bundes-Moloch Nabel der Republik wäre. Was er nicht ist. Stilbildend ist da höchstens noch, dass sich die GroKo (KOTZ…!) des Landes Berlin dafür beweihräuchert, die Stadt im Griff zu haben. Wofür sie 5.500 – in Worten FÜNFTAUSENDFÜNFHUNDERT – Polizisten gebraucht hat, die zu Silvester sicher auch mal was Besseres zu tun hätten, als Idioten zu bewachen. Soziale, mentale und politische Integration? GESCHEITERT! Schönen Dank auch für Jahrzehnte des Wegschauens, Leugnens oder Auf-wieder-Heimkehren-Hoffens unserer Politik bezüglich unserer Mitbürger*innen mit Migrationshintergrund – und ihrer Biodeutschen Counterparts aus sogenannten prekären Sozial-Verhältnissen, bildungsfernen Schichten und wie auch immer man es nennen möchte. So wird das nix. Wir wollen keine Parallel-Gesellschaften? Die gibt es in ALLEN größeren Städten schon seit den 70ern; man nennt sie nur üblicherweise Brennpunkte… Willkommen in der Realität ihr Blödbrumsen! Was war sonst noch – ach ja Hochwasser, Inflation, Haushaltskrise, Gaza, Klimakrise, Ukraine und noch mehr washastenichgesehen. Leben in der Lage – ein stehendes Motto bei meinem Arbeitgeber – wird zu ersten Bürgerpflicht. Nur das KEINER den Bürgern erklärt, wie das tatsächlich geht! Und unser Bundes-Tran-Ole? Beschwört das Miteinander! Ja das hat Bundes-Rauten-Angie dereinst auch getan, und wer durfte die „Wir-schaffen-das!“-Suppe dann auslöffeln? Ja genau – Trottel wie du und ich. Schwamm drüber. Um es also zusammenzufassen: politisch bewegt sich alles immer noch viel zu langsam und teilweise eher rück- oder seitwärts, anstatt voran.

Wann immer ich meine typischen Online-Postillen lese (und leider auch deren adjunkte Kommentarspalten), überkommt mich stets für ein paar Augenblicke ein Gefühl von Hoffnungs- und Kraftlosigkeit. Das hält aber zumeist nicht lange an, denn ich erinnere mich dann eines Mottos, über das ich vor einiger Zeit gestolpert bin:

F E A R has two meanings: 

- Forget Everything And Run

OR

- Face Everything And Rise

...the choice is YOURS!

Dazu passt dann auch dass Beitragsbild oben. Ist eigentlich ein Abreißkalender mit Spaßpostkarten für jede Woche des Jahres. Aber die erste ist ein verdammt gutes Motto für 2024! Denn egal, wie man es auch dreht und wendet – wenn man sich nicht selbst bewegt, nicht selbst etwas verändert, nicht wenigstens versucht, es mal anders (und hoffentlich etwas besser) hinzubekommen, dann wird das für die folgenden Generationen nix mehr. Ich habe Kinder und daher will ich alles dafür tun, dass, falls dereinst meine große Tochter tatsächlich, wie sie neulich bereits anzudrohen beliebte, mein Altenheim aussucht, sie dies in dem Gefühl tun kann, dass ihr alter Herr es nicht vollkommen verkackt hat! Denn so wie’s aussieht, hängt im Moment immer noch Vieles vom Verhalten meiner Generation ab. Was allerdings viele andere Gen-X-er entweder nicht sehen KÖNNEN, oder nicht sehen WOLLEN. Ich wünsche mir jedenfalls, wenn es denn notwendig wird, einen netten Ort für das Altenteil. Aber wer weiß schon was kommt? Also strebe ich Veränderung nicht nur im Gedanken an eine ungewisse Zukunft für mich an; sondern um dabei zu helfen, eine halbwegs gewisse Zukunft für meine Nachkommen zu sichern. Ist definitiv das bessere Motiv. Und, um es an dieser Stelle in aller Deutlichkeit zu sagen: diese Gedanken haben NIX mit irgendwelchen dämlichen Neujahres-Vorsätzen zu tun, die regelmäßig dazu führen, dass Menschen im Januar ein Jahres-Abo für ein Fitnessstudio abschließen, dann bis Ende Februar, Anfang März wie die Gestörten hinrennen, um dann bis Mitte Mai wieder in ihren alten, schlechten Gewohnheiten zu ertrinken. Und jährlich grüßt der Fitnesstrainer…

Mir selbst geht es darum, meine Life-Goals anzupassen und dabei das Miteinander im Blick zu behalten. Denn allzu egoistische Life-Goals sind – etwas pathetisch ausgedrückt – der Treibstoff für den Untergang unserer Welt! Fun-Fact: ich habe tatsächlich auch selbst wieder mit mehr Bewegung angefangen (Training kann das nur ICH nennen, weil es ein Körper-Gulasch wie mich fordert). Ich brauche dazu allerdings kein Fitness-Abo. Man wird sehen, wie lange ICH alte Lästerbacke das durchhalte… Und ansonsten steht mal wieder vieles zur Neu-Bewertung an. Ich werde dieses Jahr 50, da ist es wohl ander Zeit für eine Harley und eine neue… ne, halt Stop, dass machen die ganzen Männer, die zu blöd, zu faul und zu charakterschwach sind, an sich, ihren Beziehungen und ihrem Leben zu arbeiten und stattdessen lieber leugnen, dass auch bei ihnen der Lack ab ist… Erstens habe ich keinen Motorrad-Führerschein und zweitens meine beste Ehefrau von allen! Aber meine Arbeit und meine weiteren akademischen Ziele muss ich neu bewerten und ggfs. etwas planen. Man wird sehen. Einstweilen wünsche ich euch – wenn auch etwas spät – einen verdammt guten Start in 2024! Und nehmt euch was sinnvolles vor, dass nicht nur für euch gut ist! Bis die Tage…

Altjahresansprache…

YEEHAA – Zeit für Rückblicke und Listicles! HAHA, Scherz; nicht bei mir, Nachbarn. Ich habe so einige Gründe NICHT zurückblicken zu wollen und werde dementsprechend lieber über die Zukunft nachdenken, wenn’s recht ist. Auf Zeit Online findet man ja schon einen Artikel mit dem Titel „Annus horribilis“ mit dem politischen Jahresrückblick, der muss genügen. In dem Artikel findet man bestimmt auch den einen oder anderen ANUS HORRIBILIS. Man liest ja momentan allüberall, dass wir in finsteren Zeiten leben, weil: Krieg, steigende Lebenshaltungskosten, Klimakrise, Nazis, Klimakleber, DIE GRÜNEN, drohendes Tempolimit (wenn der Lobby-FDP-Bonze, der sich derzeit Verkehrsminister nennen darf, es nicht doch noch verhindert bekommt) und überhaupt: GENERATION Z! Will mal so sagen – Probleme werden recht oft zu Chancen, wenn man sich traut, den zu Blickwinkel verändern. Und den Blickwinkel zu verändern bedeutet NICHT, sich nicht treu bleiben zu dürfen; obwohl es einen ganzen Haufen Mitmenschoiden da draußen gibt, denen es ganz gut täte, sich in Zukunft nicht mehr treu zu sein, sondern mal was anderes zu versuchen! Aber das ist MEINE Meinung.

Ich sehne mich nach Ruhe im Süden…

Überhaupt sollte man sich einmal kurz daran erinnern, dass aus Sicht der Journaille nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind, weil sich das Entsetzen auf Grund unseres eingebauten Voyeurismus viel besser verkaufen lässt als das gute Gefühl, dass sich doch auch mal was in die richtige Richtung bewegt. Folglich findet man in den Online-Postillen unter Artikeln, welche wahlweise den Voyeur oder das selbstgerechte Arschloch in uns allen bedienen, wesentlich mehr und auch wesentlich garstigere Kommentare, als unter denen, die ein wenig Feelgood-Promotion betreiben. Oder gar nach Introspektion und Reflexion verlangen. Wer lässt sich schon gern den Spiegel vors Gesicht halten? Selbst, wenn es nur ein metaphorischer ist. Dabei ist es ganau das, was ich mir durch manchen Blogpost hier auszulösen wünschen würde – Nachdenken. Und wenn’s nur ein bisschen wäre. Aber da verlange ich vermutlich ein bisschen viel. Okay, manche Posts sind auch einfach nur Geschichten: über das Geschichtenerzählen, meine persönlichen Struggles, Siege und Niederlagen, das Leben und den ganzen Rest. Und somit kann ich zumindest eines für 2024 voraussagen: langweilig oder still wird es hier nicht werden. Dazu liegt mir diese Plattform zu sehr am Herzen.

Sich hier auskotzen zu können, ist manchmal eine Bürde, manchmal eine Notwendigkeit, aber oft ein willkommener Ausgleich zu den Herausforderungen, die sich bereits jetzt am Horizont abzeichnen und die auch 2024 ganz sicher zu einem spannenden Jahr machen werden; wenngleich hoffentlich nicht zu einem ganz so stressigen oder metal zehrenden… Ich sprach dieses Jahr schon ein paar Mal von der unüberwindbaren Barriere der nächsten Sekunde und selbstverständlich habe auch ich keine Möglichkeit, dahinter zu schauen. Und wenn ich’s könnte, weiß ich nicht, ob ich das tun wollen würde. ABER… natürlich versuche auch ich mich an dem einen oder anderen educated/informed guess, weil man halt sowohl im Privat- als auch im Geschäftsleben nicht umhin kommt, Vorkehrungen für Zeiten treffen zu müssen, die noch nicht stattgefunden haben. Obwohl der notwendige spätere Abgleich ex ante – ex post zumeist zumindest irritierte Gesichter erzeugt. Manchmal auch traurige. Man bekommt halt nicht immer, was man haben möchte.

Wenn ich aber nun tatsächlich einen well-informed guess über 2024 abliefern soll, würde ich Folgendes sagen mögen: die Welt als solche bleibt ein unruhiger, Krisengeschüttelter Ort und ich kann nicht mit Sicherheit abschätzen, wie sich dies auf meinen kleinen Teil davon auswirken wird, abseits von auch weiterhin verteuerten Lebenshaltungskosten. Ich plane, mit meinen Lieben nächstes Jahr zwei Mal wegzufahren, weil wir dieses Jahr aus verschiedenen Gründen ganz schön gedarbt haben. Ich werde an meinem Arbeitsplatz auch weiterhin Kämpfe darum ausfechten müssen, auf welche Aspekte meiner Arbeit wer Einfluss haben darf und wer nicht. Es bleibt spannend. Und ich werde eventuell versuchen, mir ein zweites Standbein aufzubauen, für den Fall, dass mein diesbezüglicher Frust sich nicht alsbald signifikant abbauen lassen sollte; wobei ich, momentan noch sehr vage, sowohl Dienstleistungen mit einem Preisschild plane, als auch Pro-Bono-Angebote, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Aber ich werde mir auch wieder mehr Zeit für mein Hobby N°1 nehmen können – darauf freue ich mich besonders! Ansonsten sehe ich beruhigende Stabilität in meinen Beziehungen, ein weiteres Anwachsen meiner persönlichen Souveränität und spannende Aufgaben. Ich bin also privilegiert, weil ohne echte existenzielle Sorgen aber mit vielen Möglichkeiten gesegnet. Bleibt mir nur, euch das auch zu wünschen – außer ihr seid Scheiß-Nazis, dann dürft ihr zur Hölle fahren. Allen anderen in diesem Sinne: guten Rutsch und einen guten Start in 2024.

Ein Gruß aus der Küche…

Diese Zeit des Jahres ist bestens geeignet, um am heroischen Versuch zu verzweifeln, am Herd/Ofen Großtaten zu vollbringen. Der Erfolgsdruck ist aber auch immens, braucht es doch zu Jesu Wiegfenfeste vom Futter nur das Allerbeste… oder so. Fakt ist, dass sich nicht wenige Menschen an den Festtagen in der Küche mehr verkünsteln, als das sonst der Fall oder notwendig ist. In der Folge sind Enttäuschungen vorpogrammiert – denn nur Übung macht am Herd einen Meister; oder wenigstens einen halbwegs überzeugend agierenden Amateur. Eigentlich ist die beste Wahl in solchen Fällen der Gang ist Restaurant. Allerdings habe ich dieser Tage auf Zeit Online gelesen, dass einer britischen Umfrage zu Folge immer mehr Menschen Angst vor dem Blick in die Speisekartesowie dem Kontakt mit dem Servicepersonal haben, weil sie zu sehr daran gewöhnt sind, alles kontaktfrei online erledigen zu können; ich nenne das „Nuritive Entscheidungs-Kontakt-Phobie“; und finde allein den Gedanken lächerlich. Ja, ich bestelle auch gerne Dinge online, aber deswegen Angst vor dem Kellner…? Ich würde zumindest mit Bezug auf unseren bevorzugten Italiener um die Ecke so einiges verpassen, ist doch eben das dortige Servicepersonal wunderbar hilfsbereit und freundlich.

Ob diese Blumen schmecken, weiß ich nicht 😉

Hinsichtlich des Verkünstelns am Herd/Ofen übe ich das ganze Jahr über, immer und immer wieder mit Freude. Daher bin ich – dem oben gegebenen Ratschlag mit dem Essengehen zum Trotze – des heimatlichen Kochens am Festtage schuldig. Natürlich gibt es Gerichte, die ich nicht sehr oft koche, wie zum Beispiel die nämliche Martins- oder Weihnachtsgans; schlicht weil a) nur im Spätjahr Saison für Bio-Freilaufgänse ist und b) dieses spezielle Geflügel ja doch schon überaus gehaltvoll daher kommt. Ergo stand zu Heiligabend eben dieser Vogel auf der häuslichen Speisekarte. Ich bin da übrigens eher der Klassiker: Gans mit Äpfeln und Maronen füllen, langsam im Ofen bis zur gewünschten Knusprigkeit grillen, aus fettminimiertem Bratensud, den mitgegarten Äpfeln und Maronen eine Sauce ziehen, Knödel, Rotkraut und glasierte Marone dazu – und fertig ist die Laube. Und ja – ich schaue voher wegen der Garzeiten gelegentlich nochmal ins Rezept. Man muss nicht alles wissen; man sollte sich jedoch darüber vergewissern, wo es steht, wenn man’s braucht! Tatsächlich habe ich diesen Heiligabend sogar quasi Akkordgegart, weil ich die Ochsenbäckchen für den ersten Feiertag an anderem Ort auch gleich vorbereitet habe. Es ist soviel einfacher dann dort nur langsam wiedererwärmen und derweilen die Beilagen richten zu müssen. Außerdem sind beides Gerichte, die nach akribischer Vorbereitung vor allem der Geduld bedürfen. Ideal, wenn man nebenher ausspannen möchte.

Ich koche gerne und auch, wenne s den Anschein erwecken könnte bei weitem nicht nur Dinge für Karnivoren, obwohl ich zugegebenermaßen immer noch gerne Fleisch, Gefügel Fisch esse. Allerdings haben sich Bezugsquellen und Qualitätsanspruch in den letzten Jahren deutlich gewandelt.: regional, bio, nachhaltig. Mein Vorsatz für 2024 ist hier – noch weniger, dafür noch besser! Man kann in der Küche auch als Nicht-Veganer das Seine tun, um zum Wandel beizutragen. Das fängt schon bei der Obst- und Gemüseauswahl an. Denn wer kennt sie nicht, die legendären Avocado- und Bananenplantagen, Quinoa-Felder und wilden Tomaten der oberrheinischen Tiefebene – verfügbar bis in den Dezember. Ja so ein Quatsch. Auch die Küche ist ein Ort, um seinen Horizont zu erweitern. Allzu oft, sind es Stress, Sorgen, Taktung des Alltags, die uns unsere guten Vorsätze vergessen lassen. Jene, die man zu Silvester herausposaunt, haben sowieso noch niemals Gültigkeit über die ersten 7 Minuten des neuen Jahres hinaus besessen – sind sie doch fast immer viel zu gewaltig, um erfüllbar bleiben zu können! Aber kleine Änderungen am Verhalten, die lassen sich, mit etwas Übung auch in den eben benannten Alltag intergieren. Die Sozialpsychologie sagt, dass es eh einfacher ist, neue Gewohnheiten zu etablieren, anstatt sich alte abzuerziehen. Auf diese Weise werden Verhaltensänderungen einfacher; Zeit brauchen sie dennoch – im Mittel mehrere Monate.

Ich versuche jetzt mal verschiedene Ansätze, um manches in den Griff zu bekommen, was der Stress der letzten zweieinhalb Jahre mit mir angestellt hat – oder besser, was ich ihn habe mit mir anstellen lassen, weil es der einfachere Weg war. Nun ja, hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. In jedem Fall sollen quasi-meditatives Kochen und genussvolles Essen für mich nicht die besten Coping-Strategien bleiben, denn auf Dauer ist das auch nicht gesund. Mal schauen, was mir so einfällt. Versucht habe ich schon manches, doch dieses Jahr habe ich noch einige Rückschläge hinnehmen müssen. Denen will ich nun entgegen treten. Wir werden sehen, ob’s klappt. in jedem Fall wünsche ich allen ein gutes Zwischen-den-Jahren. Bis die Tage.

Das große Staunen N°8 – Ja ist denn schon…?

So zuverlässig, wie schlechte Nachrichten viel intensiver wahrgenommen werden, als die Guten, ist jedes Jahr am 24.12 ganz plötzlich Heiligabend. Ich finde es mittlerweile ein wenig irritierend, wie viel Gebashe dieser arme Feiertag und seine kleinen Büder (25.12 und 26.12) in den Medien hinnehmen müssen. Kaum eine Postille kommt derzeit ohne diese vorgeblich sartirisch gemeinten, handwerklich mediokren und nur höchst selten halbwegs witzigen Glossen, Listicals, Pseudo-Reportagen, Möchtegern-Essays und sonstigen Randerscheinungen journalistischen Versuchens aus. Nun ja, Versuch macht ja angeblich klug, wenngleich sich MIR ein Fortschritt nicht so recht enthüllen will. Denn irgendwie werden die Dinger zwar jedes Jahr von einem neuen Praktikanten geschrieben (zumindest legt die Qualität den Verdacht nahe) und doch klingen sie immer gleich… ich weiß auch nicht, was das noch soll. Denn eines ist sicher – kaum etwas brauchen wir genau jetzt mehr, als ein paar wahrhaft besinnliche und friedvolle Festtage!

20.01.2023 – fehlt mir jetzt irgendwie…

Es ist das Ritual, dass uns – wenigstens für ein paar Augenblicke – einen sicheren Hafen vor den Ärgenissen, Herausforderungen, Fährnissen dieser Welt bietet. Und kaum etwas in unserer vollkommen bekloppten Zeit hat mehr rituellen Charakter, mehr formalisiert-choreographierte Abläufe, mehr Zuckerguss in allen Darreichungsformen, als nun mal das Weihnachtsfest. Und selbst, wenn diese überbordende Mischung aus heidnisch glitzernden Äußerlichkeiten, Konsumterror, prandialen Detonationen, prä-, midi- und post-pubertären Peinlichkeiten und viel zu wenig Schnee oder auch Lametta (war früher mehr, ’ne!) einen jedes Mal an den Rand des Wahnsinns treiben mag, wenn man dies denn zulässt – am Ende war’s dann doch Gans gut… Natürlich ist es verdammt anstrengend, einen auf heile Familie zu machen, wenn in Wahrheit eigentlich nur wenig heil ist. Aber geht das echt jedem so? Ich meine, wir hatten dieses Jahr einen herben Verlust zu verkraften, was ein eher ernüchterndes Zusammenkommen zeitigt. Aber selbst unter diesen Vorzeichen gibt es für uns noch genug zu feiern: wir haben diese verrückte Jahr in all seiner kaputten Pracht überstanden und stehen immer noch aufrecht! Allein DAS ist mehr als nur EINEN Asbach Uralt wert…

Es gab viele Anfechtungen, insbesondere im beruflichen Bereich, die sich bis in die letzten Stunden meines Arbeitsjahres hineinzogen. Doch jetzt werde ich diese SCH***E ignorieren und mein Ding machen. Und wer weiß denn schon vorher, wohin der Zug des Lebens als nächstes fährt…? Ich ganz gewiss nicht – aber ich bin für beinahe jede Richtung bereit und schließe nichts mehr aus. Es ist doch so: am Ende des Jahres, wenn die kurzen Nächte uns in diesen, durch das Fest der Feste formalisierten Rite de Passage zwingen, WOLLEN wir ein abschließend beurteilendes Resumée des Vergangenen ziehen, um uns dann zu versichern, dass das nächste Jahr…. Was für ein BULLSHIT! Der Blick in die Zukunft scheitert IMMER UND ZWANGSLÄUFIG an der undurchdringbaren mauer der nächsten Sekunde. Alles Abwägen und Planen endet zwangsläufig mit einer – mal mehr, mal weniger großen – Abweichung vom Plansoll. Egal ob beruflich oder privat. Woher soll ich also wissen, welche Chancen sich noch abseits aller Ideen, die ich derzeit wälze ergeben könnten? Don’t know. Und eigentlich will ich das JETZT auch noch gar nicht wissen. Denn genau jetzt möchte ich einfach nur meine Ruhe genießen dürfen, um mal wieder zu mir selbst finden zu können.

Die oben erwähnten Christmas-Bashing-Artikel helfen dabei übrigens nicht wirklich, reflektieren sie doch nur jedes Jahr auf’s Neue, dass manche Journaille einfach nicht mit der Ambivalenz und Ambiguität des Lebens in einer komplex-kaputten Welt umgehen kann. Und in der Folge seine kindlichen Wünsche nach Harmonie, Geborgenheit und Geschenken nicht mit den Anforderungen des Erwachsenseins in Einklang zu bringen vermag. Denn im Grunde wollen wir doch alle einfach eine Schneeballschlacht, was leckeres zu essen und unter dem Christbaum mit großen Augen Geschenke auspacken, als wenn wir immer noch Acht Jahre alt wären. Aber so wenig, wie man in die Zukunft schauen kann, so wenig kann man die Uhr zurückdrehen. Vielleicht wäre es für uns alle einfacher, wenn wir dass, was uns im Gemüt erwachsen macht für ein paar Stunden oder gar Tage vergessen könnten/dürften. Dann wäre Weihnachten für uns wieder das, was es für uns als Kinder einmal war: ein Grund zur Freude. Nun ja – vielleicht ist es dieser unterbewusste Wunsch, der den einen oder anderen etyltoxischen Cerebral-Storno im Schatten des Baumes entstehen lässt. Ich wünsche uns allen jedenfalls friedvolle Festtage. Denn selten braucht man das Kind in sich selbst dringender, als gerade jetzt. Lassen wir’s doch mal raus…

The Critic N°3 – Who needs critics…?

Sonntag der 3. Advent, Abends. Tag, Woche und Lust, Montags auf ein Neues zu stürmen neigen sich dem Ende. Keine Sorge – keine Wehklagen. Mehr die Frage, was mich im Moment noch antreibt? Man überwindet im Laufe eines Monats, eines Jahres, eines Lebens so manches, um sich doch immer wieder – Sysiphos‘ Strafe nicht unähnlich – vor mehr vom Gleichen wiederfinden zu müssen. Es ist weniger die Tatsache, dass da Arbeit ist, sondern vielmehr die damit einher gehende Monotonie, die mich gelegentlich an den Rand der Verzweiflung bringt; dann und wann auch darüber hinaus. Ich meine, alles Streben, alles Tun, alles Planen und Wagen wirken in diesen Tagen, wenn das alte Jahr ganz langsam dahingeht und man sich überdies in zumeist unnützen Retrospektiven verfängt irgendwie… verdammt alt. Schon mal dagewesen. So als wenn man sich manche Serien anschaut. Jede Woche das Gleiche mit allenfalls geringen Anpassungen und einer lediglich vordergründig neuen Herausforderung, die trotzdem schon mehr als einmal dagwesen ist. Different, different but same…

Somewhere the skies are always blue…

„Aber natürlich ist das eine rein subjektive Pein!“, höre ich das aus dem Chor vereinzelte Stimmen sagen. „Du weißt doch, das alles Leben Wandel ist!“ Ja sicher weiß ich, dass alles Leben Wandel ist und dass die subjektive Monotonie nicht die ganze Wahrheit abbildet; und trotzdem muss man sich seiner Sinnkrise ab und zu mal stellen, wenn man nicht möchte, dass sie einen irgendwann mit Haut und Haaren frisst. Und diese Gefahr ist für Menschen mit depressiven Erkrankungen ganz real. Um es klipp und klar zu sagen: ich mag mein Leben. Ich mag meine Familie und meine Freunde, ich mag sogar mich selbst (mit leichten Abstrichen). Aber im Moment sind manche Dinge (noch) wie ein endloser Tunnel, bei dem man sich fragt, ob dann doch noch das Ende kommt. Und man möchte wissen, ob dieses Licht da vorne einem nicht vielleicht doch hupend entgegenkommt… Ach, wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich im Moment einfach nur faul sein dürfen und es ärgert mich ein bisschen, dass es noch ein paar anstrengende Tage dauert, bis das soweit ist. Dieses Jahr dauert einfach schon zu lange.

Dass ich Pen’n’Paper-Rollenspiel spiele, kann man wissen, wenn man diesem Blog halbwegs regelmäßig folgt. Wahrscheinlich ist gelegentlich auch schon mal meine Liebe für Videospiele durchgeklungen. An dieser Stelle ein Bekenntnis: ich hatte jede Playstation seit der Generation 1. Und ich habe eine Menge Spiele gespielt. Sicher nicht so viele, wie manch anderer; keine Rennspiele, keine Sportsimulationen, weil ich mit der Sch***e schon im echten Leben nix anfangen kann, nur selten First-Person-Shooter und schon gar nicht im Mehrspielermodus, weil ich lausige Reflexe habe. Auch auf Konsolen dominieren für mich daher Adventure-Games, gerne auch mit einem gewissen Open-World-Charakter, wobei es schick ist, wenn sich eine faszinierende Story entfaltet. DAS ist meine Art, mir meine Dosis Eskapismus zu holen, wenn es an der Pen’n’Paper-Front mal wieder zu still ist. Betrachtet es als eine Art Rollenspiel-Methadon… Auch ich lese manchmal Spiele-Reviews – und verfluche mich dann hinterher immer dafür. Denn ich möchte mir meine Immersion gerne selbst erarbeiten. Und das geht nur, wenn man sich selbst ein Bild macht. Und wenn’s nix war, dann war’s halt nix. GTA5 zum Beispiel hat mich damals null gehooked. Nicht wegen der Prämisse, sondern weil das Gameplay mich angestrengt hat. Ich bin Casual Gamer und möchte dementsprechend gerne abgeholt werden. Womit zu bezweifeln bleibt, ob ich mich jemals an Elden Ring rantraue.

Da das Jahr hart war und ich einige Tiefschläge zu verdauen und mehrere große Projekte zu bearbeiten hatte, war von Anfang an klar, dass ich erst wieder zum ausgiebigeren Zocken kommen würde, wenn sich das Jahr dem Ende neigt. Also habe ich mir erst jetzt – und unter deutlich geringerer Aufwendung von Geld und Nerven als bei den early Hunters – ’ne Playse 5 gekauft und angefangen „Horizon Forbidden West“ zu spielen. Da kann man nämlich einstellen, wie schwierig die Gegner sein sollen. Und ich bekannte ja eben schon, dass ich diesbezüglich eine Mimose bin. Nun könnte ich anfangen von den Vorzügen des Spiels zu schwärmen. Grafik, Gameplay, Story, NPCs – ICH fühle mich gut abgeholt. Doch tatsächlich wäre das in diesem Fall Käse, habe ich doch weiter oben gesagt, dass ich selbst mich für das Lesen von Reviews meistens hinterher verfluche. Denn was für MICH so richtig Bombe ist, langweilt andere wahrscheinlich zu Tode oder führt bei noch Anderen zu einem indifferenten Schulterzucken. Nicht jedes Spiel ist für jeden Spieler was, weil Setting, Story und Spielmechanik sehr wohl einen Unterschied machen. Welchen Stellenwert haben aber dann Kritiken und vor allem Kritiker noch? Ganz ehrlich: für mich keinen großen, denn das Einzige, was mich interessiert ist, ob das Spiel technisch funktioniert, oder der Hersteller mal wieder die Kunden zu Beta-Testern gemacht hat, wie etwas bei „Cyberpunk 2077“

Was mich betrifft, hat die Medienbranche rings um die Spielebranche (und die rings um Filmbranche sowieso) mittlerweile obszöne Züge angenommen. Der Pre-Teaser-Teaser-Trailer garniert mit Insider-Gerüchten von…; da könnte ich im Strahl kotzen vor Glück. Wer braucht den Mist. Würde man seine Zeit und sein Kapital darauf verwenden, vernünftige Produkte herzustellen, bräuchte man diese Publicity-Maschinerie nicht, denn das alles ist nichts weiter als schlecht verstecktes Marketing. Und je mehr Marketing, desto ramschiger ist oft das Produkt. Mal davon abgesehen, dass bei den heutzutage anscheinend benötigten Produktionsbudgets die Money-People den Kreativen erzählen, was diese zu tun oder zu lassen haben. Als wenn IRGENDSOEIN Finanzierungs-Fuzzi Ahnung von Storytelling und Gamedesign hätte. Die können von mir aus alle zum Teufel gehen. All dem Hubbub zum Trotze habe ich dieses Wochenende ein paar Stunden gezockt, was mir prompt eine Rüge von meiner kleinen Tochter einbrachte, die wohl der Meinung ist, dass Papas auf keinen Fall länger zocken dürfen, als ihre Kinder… wenn die wüsste! In den nächsten Tagen komme ich ja eh nicht dazu, was auch vollkommen okay ist. Aber wenn mich der Urlaub hat, ja dann… Wir werden sehen. Fakt ist, dass mich die Kritiken (oder irgendwelche Let’s Plays) nicht interessieren; ich entdecke den verbotenen Westen selbst. Aber keine Sorge – zum Bloggen komme ich bestimmt auch. Einstweilen wünsche ich einen guten Start in die vorletzte Woche des Jahres.

Gestalten können…?

Nein, es geht hier nicht um Gestalten. Also Lichtgestalten wie… ach da fällt mir gerade keine ein, oder aber Dunkelgestalten die den Söder-Bazi, der jetzt gendergerechte Sprache einschränken möchte, weil er damit bei seinen unheiligen Freunden vom Fascho-oder-doch-nicht-Fascho-Aiwanger-Wahlverein a.k.a. „Freie Wähler“ Punkte machen kann. Er kann halt doch nur Bierzelt. Wobei mir nach letztem Wochenende noch einfällt – Wir in Baden-Württemberg können alles außer Hochdeutsch – die Bayern können alles außer Schnee (sofern der aus Wasser besteht…). Überall in Kommentarspalten häufen sich Anzeichen dafür, dass man sich einen Rechtsruck geradezu wünscht, weil die „etablierten Parteien“ es nicht hinbekommen würden. Dazu – zum allerletzten Mal – drei Einwürfe:

  • 1) Realpolitische Erfordernisse, die aus dem 16-jährigen merkelesk-christdemokratischen Ignorieren, Aussitzen, Nichtlösen realpolitischer Herausforderungen und Bedrohungen resultieren (ja, ich meine auch Putin ihr Pappnasen – den gibt’s nicht erst seit 2021), lassen sich nicht in drei Wochen, drei Monaten oder drei Jahren beheben. Kommt damit klar, dass wir den Gürtel schon seit 25 Jahren hätten enger schnallen müssen. Tut mir genauso weh…! Und hört endlich mit dem Grünen-Bashing auf, ihr lustigen Nachbarn – die wahren Feinde Deutschlands tragen braun und blau!
  • 2) Demokratie – oder besser ein demokratisch verfasster Rechtsstaat, der jedem bestimmte Rechte garantiert – ist ein Wert an sich! Oder was denkt ihr, wie viel Scheiße ihr noch in irgendwelchen Kommentarspalten absondern könnt, ohne dass euch die Beamten vom „Weisungsbefugten Amt für Nationale Sicherheit und Treue“ – kurz WANST – zur „Konsenserziehung“ abholen, sobald die Drecksfaschos mal an die Macht kommen, hm…? Unsere Institutionen mögen nicht perfekt funktionieren und Meinungsbildung im Kompromissraum der Öffentlichkeit ist ein schmerzhafter und langsamer Prozess. Aber leider nötig, wenn wir keine Diktatur wollen. Denn wie beschissen die funktioniert, könnt ihr in allen ehemaligen oder noch existenten kommunistischen Staaten beobachten (Ja, Kommunismus und Faschismus funktionieren auf Basis unterschiedlicher Ideologien – aber mit den exakt gleichen Auswirkungen – lernen macht klüger).
  • 3) Meinung ohne Wissen und Verständnis ist nutzlos! Und die allermeisten da draußen wollen deshalb an die „einfache Lösung“ glauben, weil es ihnen in ihrer leider beschränkten Denke erlaubt, sich nicht ändern zu müssen! Doch nichts in der Welt ist beständiger, als der Wandel. Und wer ihn nicht mitmacht, nicht wenigstens versucht ihn auszuhalten, wird von ihm überrollt! Pech gehabt. Schaut man jedoch hinter die „Argumente“ der Fascho-Rattenfänger sind immer andere schuld und nix muss sich ändern. Also mehr von dem, was uns in die aktuellen Sackgassen manövriert hat. Tolle Lösung, echt jetzt [Ironie off/]. Beginnt man jedoch unter die Haube zu schauen und nachzudenken, also sich eine FUNDIERTE Meinung zu bilden, keine EMOTIONALISIERTE, wie die AfD sie bietet, wird ziemlich schnell klar, dass „WEITER SO“ niemanden wirklich weiterbringt. Aber ja, es klingt so schön einfach.

Musste mal wieder raus. Aber eigentlich ging es ja nicht um DIE Gestalten, sondern um DAS Gestalten, also den Prozess, etwas Neues zu erschaffen, oder aber etwas Bestehendes zu verändern. Und irgendwie beschleicht mich in letzter Zeit immer wieder das Gefühl, dass zu viele Menschen unberechtigterweise glauben, dass sie das nicht könnten, weil ihnen dazu entweder die Ressourcen, die Ideen, die Energie, oder wasweißichnichtnochalles fehlen würden. Aber DAS GESTALTEN passiert doch nicht nur in irgendwelchen fancy Büros durch irgendwelche, wahlweise super-hippen, super-klugen oder zufällig gewählten Fuzzinen und Fuzzies (wie Künstler, Influencer, Politiker, Marketing-Profis, Wissenschaftler, etc). So gut wie jede*r von uns kann gestalten, indem er/sie/them sein Lebensumfeld verändert. Und viele Wenig machen ein Viel. Das war immer schon das Momentum, welches auch große Veränderung angestoßen hat. Gesellschaftliche (und ich meine nicht nur Revolutionen mit Krawumm und Kampf und Guillotine) genauso, wie wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Wir neigen dazu, uns im Angesicht der großen, großen Welt klein und ohnmächtig zu fühlen, obschon der Blick in unser nahes Umfeld allzuoft sofort offenbaren würde, wie viel wir tatsächlich schon gestalten – und wie viel mehr noch möglich wäre. Denn jede Veränderung beginnt im Kleinen.

Nehmen wir als Beispiel Abnehmen (was ich selbst übrigens tun müsste): es ist MEINE Entscheidung, wann und wieviel ich dafür tun will, sobald ich das Problem identifiziert und mir über mögliche Lösungen Gedanken zu machen begonnen habe. Mein Problem ist – und damit bin ich weiß Gott nicht allein – dass es sehr einfach ist, Gründe zu suchen, warum eine Veränderung nicht möglich sein sollte: keine Zeit, zu viel Stress, mir tut doch eh schon alles weh, ich habe noch wichtigeres zu tun, ich…., ich…, ich…, ich will mich nicht anstrengen müssen, um etwas zu erreichen, dass für mich mit Verzicht und Unbequemlichkeiten einher geht! Klingt das ein bisschen nach den Sentimenten, die AfD-Wähler benutzen, um sich zu rechtfertigen? „DIE FREMDEN nehmen mir etwas weg!“ Scheint so, als wenn DIE GESTALTEN und DAS GESTALTEN doch etwas miteinander zu tun hätten. Und zwar dergestalt, dass DIE GESTALTEN (vulgo so einige Politikoiden da draußen) mich immer wieder davon zu überzeugen versuchen, dass DAS GESTALTEN – zumindest, wenn es um gesellschaftliche Veränderung geht – nichts für mich ist, sondern etwas, dass ich den „Profis“ überlassen sollte. Ja, is klar, ’ne; bevor ich den Söder-Bazi, oder irgendeinen anderen aus dem Schwarz-Blau-Braunen Spektrum für mich gestalten lasse, kitzele ich mich lieber mit einem Nageltacker an der Patella! Aber die obige Feststellung erklärt halt auch, warum Poltiker*innen mit konzertiertem Gegenwind (etwa Demos, Bürger-Initiativen, echter Investigativ-Journalismus, tatsächlich Gemeinwohlorientierte NGOs, etc.) so gar nicht klarkommen: es macht das lobbyfreundliche Zurechtwurschteln von diesem oder jenem nämlich viel, viel schwieriger. Der franzöische Humorist und Schauspieler Henri Tisot sagte dazu mal: „Bei der Fischsuppe und bei der Politik sollte man nicht zuschauen, wie sie gemacht werden.“

Ich habe in meinen Posts schon oft über Kreativität gesprochen. Und manchmal könnte der Eindruck entstehen, dass Kreativität in meinem Kopf lediglich was mit bildender Kunst (Schreiben, Fotografie, Video, etc.) zu tun hätte. Aber Kreativität ist im Kern einfach nur die Fähigkeit, sich neuen Herausforderungen stellen und dabei passend zur Situation auf neue Fragen auch neue, originelle, hilfreiche und vielleicht manchmal auch schöne Antworten finden zu können. Und das kann im Kleinen, wie im Großen Veränderungen bewirken. Man muss es nur wollen! Okay, ein bisschen (mehr) Bildung und Übung sind dabei natürlich hilfreich – bewusst wollen muss man es am Ende des Tages trotzdem. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Zweiten Advent, einen guten Start in die neue Woche und den Mut, etwas Gutes zu Wege zu bringen. Wir hören uns.

Der verwirrte Spielleiter N°53 – Regelwerk-Debatten?

Als mich ein paar andere Nerds, die das gut zu verstecken wussten 1989 dazu einluden, an ihrer DSA-Runde teilzunehmen und ich relativ kurze Zeit später noch dazu aufgefordert wurde, mal zu spielleiten, war’s auch schon passiert. Geschichtenerzählen war einfach schon immer ein Teil von mir; und wird es wohl auch immer bleiben. Was mich damals sofort faszinierte waren mehr die unterschiedlichen Welten anstatt der Regelwerke. Und doch…, so viele Ideen, wie man die (halbwegs) reale Welt in einem Erzählraum abbilden konnte, so dass alle Protagonisten und Antagonisten einen Common Ground haben, der die Fairness in den Konflikten sicherstellt, hatten ihre Faszination. Warum ich hier zuerst von Konflikten rede, will ich weiter unten erklären. Anfangs war da noch diese Idee in der Community, dass man tatsächlich für jede Welt ein eigenes Regelwerk haben musste, bzw, dass die Verzahnung zwischen Regelwerk und Kampagnenwelt nicht aufzulösen sei. In meinen jungen Jahren habe ich daher einige ausprobiert: DSA, DnD 1st Ed., ADnD, MERS, Traveller, Star Wars D6, Palladium, Rifts, Robotech, Battletech, Rolemaster, Earthdawn, World of Darkness, Shadowrun, usw. Manche nur ganz kurz, andere haben mich jahrzehntelang begleitet. Doch schon relativ früh bemerkte ich zwei Dinge: keines der Regelwerke befriedigte meine Idee davon, wie Dinge darzustellen wären so gut, dass ich lange ohne Hausregeln und Customization Work auskam. Und nicht selten mochte ich nur die Kampagnenwelt, aber das komplette Regelwerk ging mir meilenweit am Allerwertesten vorbei. Was dazu führte, dass ich „system agnostic“ wurde und schon in den späten 90ern anfing, an einem eigenen Regelwerk zu basteln, dass mittlerweile wohl auch die dritte oder vierte Edition erreicht hat… Wobei System-agnostisch gelogen ist – andere Systeme wurden mir zunehmend egaler, weil ich meines in einigen Aspekten einfach für besser hielt.

Matt Colville sprach die Tage, anlässlich von Wizards of the Coasts Ankündigung einer überarbeiteten Edition von DnD 5E für 2024, über die sogenannten „Edition Wars“; also die immer wiederkehrenden Hass-Diskussionen (heutzutage speziell online) darüber, welche die beste Edition von DnD sei, dass doch sowieso alles nur Geldschneiderei sei und das andere Games sowieso viel besser/schlechter/sonstwas seien. [Er spricht auch viel über die Geschichte des Hobbies, und das Konzerne wie Hasbro nur die Marke interessiert, nicht jedoch das eigentliche Spiel, welches uns Gamern so am Herzen liegt. Das Video geht fast eine Stunde, ist aber unterhaltsam und informativ] Fakt ist, dass mir selbst – durch meine eigene System-agnostische Haltung – ein großer Teil dieser Diskussionen nie bewusst geworden ist. Mein jüngeres, wesentlich dogmatischeres Arschloch-Ich hätte sich sicherlich mit Freude an so einem Mist beteiligt, obwohl das ebenso riesengroße Bullenscheiße ist, wie etwa die ewige Playstation-vs.-XBox-Diskussion, das Canon-vs.-Nikon-Dilemma, der Streit um die beste Automarke, den besten Fußballclub, laberabarberschwätz… Die Sinnlosigkeit eines Streits über Vorlieben, die sich zumeist nur auf irgendeiner Form von unbewusster und daher unreflektierter emotionaler Verbundenheit mit dieser oder jener Marke gründen, kann einem klar werden, wenn man sich mal mit Priming und Werbepsychologie befasst. Fazit: wir werden unser Leben lang verarscht! Bei den Edition Wars war stets einer der Hauptgründe für die Ablehung neuer Regelwerke, dass man sich an die alten gewöhnt hatte und kein Interesse daran bestand, sich mit etwas Neuem auseinandersetzen zu müssen. „Das haben wir schon immer so gemacht!“ „Ja, aber es war schon immer Sch***e!“ „Nein, es war schon immer so, und deswegen war es schon immer gut!“ Tautologie meets Dogma. Kenn ich irgendwie auch aus meinem Arbeitsumfeld…

(C) by Monika Merz

Was soll denn nun ein Regelwerk im Pen’n’Paper-Rollenspiel überhaupt? Es soll durch die Bereitstellung von Mechaniken unterstützen, dass jene Konflikte, welche im Spiel durch den narrativen Aufbau von Dramatik entstehen (egal, ob dies der Spielleiter tut, oder die Spieler*innen selbst) einerseits sinnvoll und fair aufgelöst werden können (durch irgendwie ermittelte Werte und Charakteristika sowie Wahrscheinlichkeiten, die üblicherweise durch Würfel symbolisiert werden), auf der anderen Seite aber auch die Spieler*innen dazu animieren, dass Ihre Charaktere eine bestimmte Art von Verhalten zeigen, indem es solches Verhalten belohnt. Nämlich jene Art von Verhalten, welche der vom System vorgegebene Style of Play erfordert! Spielen wir etwa einen Survival-Horror-Dungeon-Crawler [Style of Play] wie DnD 1st Ed. [Regelwerk], dann geht es um Umsicht, Cleverness, Ressourcen-Management [erwünschtes Verhalten] in einer klaustrophobischen Spielumgebung, die den Spielern nur einen Weg lässt – vorwärts. Denn nur weiter unten im Dungeon finde ich die Items, die dafür sorgen, dass ich etwas besser überleben kann, um noch weiter unten im Dungeon noch bessere Ausrüstung finden zu können, um… Diablo-Style: Kill-Loot-Upgrade-Repeat. Die Regeln emulieren dann harte, dreckige Kämpfe, bei denen der Tod oft schnell und unerwartet kommt, Leben also billig ist und man nicht unbedingt erwartet, einen Charakter lange zu spielen [dramatische Prämisse]. All das findet in Generic Fantasy Land statt, einer soft-gerenderten Simulation unserer allzuoft nicht sehr realitätsgetreuen Vorstellung des spätmittelalterlichen bzw. Frührennaissance-Europas, welches üblicherweise (dank reicher Mythologie) als frühe Blaupause für Fantasy-RPGs gedient hat; zuzüglich der Monster [Setting].

Man kann sich das jetzt auch denken für ein Space Opera Setting in der Welt von Star Wars (Style of Play: Heroische Science-Fantasy / Regelwerk: Fantasy Flight Games Narrative Dice (analog zu Warhammer Fantasy 3rd Ed.) / Erwünschtes Verhalten: Heldentaten, Altruismus, Over-the-Top-Stunts / Dramatische Prämisse: der alte Konflikt Gut gegen Böse, oder Chaos gegen Ordnung / Setting: vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis); oder irgendetwas anderes. Wichtig ist, dass ein Setting ein Thema hat, dass einen speziellen Style of Play einfordert, der den Spielern gleichsam eine Idee davon vermittelt, welches Spielerverhalten vom System belohnt wird – und welches eher nicht… Ebenso wichtig ist natürlich, dass man als Spielleiter auf einen Thema-konformen Aufbau der Dramatik achtet. Dass funktioniert im Horror (Jump-Scares, life is Cheap, mindless monsters) anders als bei Heroic-Fantasy (Shining Heroes, glamouröse Kämpfe, schurkige Schurken) oder Cyber-Punk (Intrigen im Schatten, Hightech vs. Lowlife, soziale Fragen), oder Hard Science-Fiction (gritty realism, Naturgesetze funktionieren hier). Wichtig ist, dass die beschriebene/bespielte Welt jederzeit in sich glaubwürdig und konsistent bleibt. Wenn ich Hard Science-Fiction angesagt habe, kann ich nicht plötzlich Jedi-Ritter aus dem Hut zaubern; genausowenig, wie ich bei High Fantasy plötzlich mit gritty realism und der sozialen Frage der Weber anfangen kann. Wenn ich alles mit allem mische und jeden Konflikt in ein moralisches Dilemma verwandele, hat daran niemand mehr Spaß – denn in jedem Setting muss es eine, eindeutig BÖSE Fraktion geben, bei der absolut niemand mit der Wimper zuckt, wenn Chars anfangen, deren Mitglieder zu killen. Sonst kann ich doch noch anfangen, mir Game of Thrones anzuschauen (und ganz ehrlich, der Sch*** hat mich bis heute keine einzige Sekunde interessiert!)

Ich probiere auch heute noch gelegentlich Anderes / Neues aus und sammle ein bisschen jene Regelwerke, die mich faszinieren. Oft genug wegen der beschriebenen Settings, manchmal aber auch, weil ich immer wieder darüber nachdenke, wie man mein Rulesset, dass jetzt durchaus ein wenig crunchy ist (da wird schon mal ganz ordentlich gewürfelt) doch noch ein bisschen sleeker und einfacher gestalten könnte. Ist wahrscheinlich eine Zeitgeist-Frage, hört man doch überall in der Szene davon, dass man das „Shoeleather“ aus seinen Sitzungen entfernen sollte. „Shoeleather“ meint beim fiktionalen Schreiben, alles, was theoretisch auch in der Welt der Erzählung da ist, dessen Erwähnung aber den Plot nicht vorantreibt und für den Aufbau der Dramatik nicht zwingend notwendig ist. Denkt dabei an Telefonate in Filmen: „Hey Joe, wir treffen uns in 10 Minuten! – Alles klar, ich bringe Betty mit!“ Woher weiß dass Gegenüber, WO es in 10 Minuten sein muss? Weil der Plot sagt, dass er es eben weiß. Dafür haben wir eine schöne Spannungsfrage: wer oder was zum Henker ist „Betty“? Das ganze Geplänkel, die Höflichkeitsfloskeln, die Erwähnung, dass man sich zu lange nicht gemeldet hat – alles unwichtig, denn in 10 Minuten geht’s los und Betty ist dabei. Muss ich mehr wissen, um gespannt zu sein, was als nächstes passiert? NÖ, MUSS ICH NICHT? Um das zu erzeugen, brauche ich allerdings KEIN spezielles Regelwerk, sondern ein Verständnis für’s Erzählen, für Dramatik und Pacing – und ein paar gute Plot Points, von denen aus meine Spieler*innen in die Geschichte einsteigen können; aber eher selten braucht man dafür eine Würfelorgie. Ich selbst bin diesbezüglich übrigens schuldig im Sinne der Anklage! Aber warum müssen dann Konflikte entstehen? Weil ohne hohe Einsätze, Herausforderungen, Bedrohungen, Gefahren und mögliche Belohnungen kein Drama entsteht – keine Spannung, die sich durch Handlungen der Charaktere auflösen lässt. Und diese Lösung ist im Pen’n’Paper eben recht oft eine irgendwie geartete Auseinandersetzung.

Jetzt sind wir einmal im Schweinsgelopp durch das Thema, was Regeln beim Pen’n’Paper sind hindurchgeprescht. Aber was sind Regeln dann nicht? Ganz einfach: sie sind KEIN Instrument, um die Fantasie und Kreativität der Spieler*innen (oder der Spielleiter*innen) zu bremsen / einzufrieden. Und sie sind NIEMALS in Stein gemeißelt, wenn sie genau das eben beschriebene doch einmal tun sollten. Denn DAS killt den Spaß. Und der Spaß am Spiel durch das bewusste Eintauchen (die Immersion) in eine andere Welt ist das einzige, was dieses Spiel und seine Spieler*innen als Leim zusammenhält. Gemeinsam Fantasien erforschen, gestalten, ausleben, ohne dabei tatsächlich weit weg reisen zu müssen. Oder wie Matt Colville mal gesagt hat: „It’s the most fun, you can have with your brain!“ In diesem Sinne – always game on!

  • Friedmann, J. (2019): Storytelling. Einführung in Theorie und Praxis narrativer Gestaltung. München UVK Verlag.
  • Mackay, D. (2001): The fantasy role-playing Game: a new performing art. Jefferson (NC USA), London: McFarland & Company, Inc.
  • Merkel, J. (2021): Sieh, damit wir sehen! Eine Geschichte des Geschichtenerzählens. Berlin: Der Erzählverlag.