Einfach nur Fragen…

Zuerst ein Gedanke am Rande: wenn es das Links-Rechts-Bündnis in Athen tatsächlich – im Moment muss man wohl wider Erwarten sagen – schaffen sollte, vernünftige Regierungsarbeit zu machen, was sagt das über unsere etablierten Schablonen politischen Denkens?

Wenn PEGIDAs Führungsstruktur gerade im Begriff ist, sich selbst zu zerlegen, was wird dann aus dieser Bewegung? Verschwinden das, was sie auf die Straße gebracht hat einfach? Oder lassen wir es zu, dass sich Menschen, die zum Teil aus der Mitte der Gesellschaft stammen, endgültig desillusioniert aus der Teilnahme an der deutschen Gesellschaft verabschieden, oder noch schlimmer, sich radikalisieren?

Muss man es gut finden, dass die europäische Zentralbank jetzt tatsächlich auf Teufel komm raus Staatsanleihen kaufen will, um die Konjunktur der großen Player anzukurbeln – wodurch mittels dann wieder steigender Zinsen und Preise die Konjunktur für den Normalbürger abgewürgt wird? Wo ist denn die Deflation?

Darf man keine Sympathie dafür haben, dass die Griechen eine Regierung abgewählt haben, deren Mitglieder sich zum größten Teil aus dem Pool vorgeblicher Eliten rekrutierte, die das Land abgewirtschaftet und die Bilanzen gefälscht haben; also in einem etwas deutlicherem Diktum: korruptes, verlogenes Gesindel?

Wer glaubt dem Bundeswirtschaftsminister, wenn er verkündet, dass in diesem Jahr mehr Geld in Bildung und Infrastruktur investiert werden wird? Oder anders betrachtet, wer glaubt, dass das getan werden soll, um jungen Menschen Bildung und damit Zukunft zu ermöglichen; und nicht, was leider viel wahrscheinlicher ist, um so durch die Hintertür Wirtschaftssubventionierung betreiben zu können?

Wird sich die Bundesfamilienministerin, die gerne eine stärkere Entlastung für Familien verkünden können würde, sich gegen den „Gott der schwarzen Null“ durchsetzen können? Und sind nicht all das sowieso nur parteipolitische Klüngel, um von anderen Problemen und Machtkämpfen abzulenken? So wie stets…?

Hat eigentlich noch irgendjemand in letzter Zeit mal wieder was von den Piraten und ihrer „liquid democracy“ gehört? Wäre es nicht schön, wenn sich zu Abwechslung mal eine neue Partei etablieren könnte, die nicht so richtig in das schlechte alte Farben- und Richtungsspektrum passt? Frisches Blut für alte Demokratie?

Haben nicht all diese Fragen miteinander zu tun, und wäre es nicht toll, wenn man genau das ein bisschen besser durchschauen könnte; mit anderen Worten, wäre es nicht richtig fein, seinen Kopf mal nicht nur als Mützenständer zu gebrauchen?

Hm…?

Ach ja, eines noch – warum müssen wir Rüstungsgüter in Länder verkaufen, in denen Frauen einfach so auf offener Straße geköpft werden, weil der Gatte behauptet hat, sie sei eine Mörderin und wo Typen wie ich – kritische Blogger – eingesperrt und öffentlich ausgepeitscht werden? Anstatt dessen kondoliert man artig zum Tod eines Monarchen, der es über Jahrzehnte verabsäumt hat, Saudi-Arabien in die Zukunft zu führen. Eine Zukunft, wo jedes Wesen selbst darüber bestimmen darf, woran es glauben möchte…

Pfui Teufel, es dreht sich auch in Gutmenschland, mit Biofleisch und Verständnis für alles und jeden, ökologisch abbaubaren Konsumgütern und Kehrwoche doch alles immer nur um dasselbe: Geld, Macht und Ressourcen! Wollt ihr da draußen das wirklich alle so…?

Ach Kacke…

… die Podcasts zu den Beiträgen von heute und den nächsten Tagen muss ich nachreichen, da ich husteninduzierter Weise momentan nicht viel mehr als 10 Worte am Stück rauskriege, die dann zudem belegt klingen. Aber – alles wird gut!

Oh du fröhliche…

Ach ja, es ist schon seltsam. Immer wenn sich der 24 Dezember nähert, findet man in den verschiedensten Presseerzeugnissen – und heutzutage natürlich auch in den Online-Medien – satireartige Artikel, welche die höchst ambivalente Verbindung des jeweiligen Autors zum höchsten Fest im Jahr auf mal mehr, mal weniger humoreske Art kolportieren sollen. Die Basis dafür bilden die, häufig als gefährlich beschriebene, Gemengelage interfamiliärer Beziehungsgeflechte, sowie die stets überzeichneten Befindlichkeiten einiger stereotypisierter Mitglieder der Mischpoke. HA HA, WITZIG…

Ich will gestehen, dass auch in meinem Familienverbund das Eine oder Andere nicht gerade zur Gemütlichkeit gereicht, wenn denn mal wieder die (f)rohen Festtage anstehen. Und natürlich juckt es auch mich manchmal in den Fingern, eine saftige kleine Abrechnung mit den durchaus in gewisser Zahl auffindbaren Schrullen, Vorstellungen und Handlungsweisen hinzuknallen; mit jedem vergehenden Jahr wird dieser Drang allerdings ein wenig kleiner. Nicht, weil etwa plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen wäre. Wer glaubt den sowas? Allerdings wird man mit zunehmendem Alter ruhiger, duldsamer und weiß solche Zusammenkünfte auf einer anderen Ebene zu schätzen als früher.

Natürlich werden bei solchen seltenen Gelegenheiten immer die gleichen ollen Kamellen aufgekocht, natürlich sind die über Jahrzehnte ausgefeilten, in Traditionen geronnenen Rituale wenn überhaupt, so nur geringen Wandlungen unterworfen und ebenso natürlich passieren Peinlichkeiten, auf die man hätte verzichten können. Aber meine Mutter kann immer noch ziemlich gut kochen. Sich des Gesundheitszustandes meiner Verwandten versichern zu können, bekommt über die Jahre eine größere Priorität, denn wer weiß schon, wie alt sie noch werden. Das hat nichts mit Zynismus zu tun, sondern mit der schlichten Wahrheit, dass wir alle irgendwann sterben müssen. Hat man sich vorher mal damit beschäftigt, haut es einen wenigsten nicht vollkommen aus den Latschen, wenn ein lieber – das gilt aber auch für einen nicht ganz so lieben – Verwandter in Gras beißt.

Weihnachten ist das Fest der Liebe, sagt man und es kann nicht schaden, sich in diesem Zusammenhang nochmal zu vergewissern, wen man liebt und warum. Und ganz nebenbei kann man es auch als Test nutzen, um herauszufinden, wer einen selbst zurückliebt. Man sollte jetzt nur nicht dem Irrtum aufsitzen, dass sich dies anhand des summierten Wertes der Geschenke ablesen lässt. Ich gestehe: auch ich lasse mir gerne etwas schenken. Ich freue mich schon, wenn man mir eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lässt. Wer tut das nicht? Ich schenke aber auch gerne. Und ich erlebe den Heiligen Abend im kleinen Kreise meiner eigenen Familie als eine Art Zeitreise, wenn leuchtende Kinderaugen das Ratsch-Ratsch begleiten und sich der Verpackungsaufwand in Restmüll verwandelt; ich selbst mache es auch heute noch wie früher: Ratsch-Ratsch! Früher aus reiner Ungeduld. Heute kann ich wenigstens behaupten, dass ich nicht an die Wiederverwendbarkeit von Geschenkpapier glaube…

Der ganze Trubel dauert wenige Tage und versetzt dennoch über Wochen und Monate die Gemüter in Wallung wie Nichts sonst; außer vielleicht Kriegsalarm. Das allein ist ausreichender Anlass, sich ein bisschen darüber lustig zu machen. Aber bitte nicht zu sehr. Denn bei aller Sorge um die Vorbereitung prandialer Detonationen, reicher Gabenteller und duchgestylter Wohnungen bleibt allzu oft auf der Strecke, was so viel beschworen, aber so selten erreicht wird: nö, nicht die Besinnlichkeit. Die kommt nämlich von ganz alleine, wenn man Frieden findet. Den Frieden, den Weihnachten uns eigentlich versprechen will. Mal schauen, ob wir’s dieses Jahr wieder schaffen, ihn wenigstens im Kreise der Familie zu halten? Das wünsche ich euch allen. Bis die Tage wieder.

Ein Gewerk schaffen…?

Ich hatte dieser Tage eine Diskussion über Sinn und Zweck von Gewerkschaften. Und mein Gegenüber vertrat die Ansicht, dass sich Gewerkschaften nur zu gerne als Hüter der sozialen Gerechtigkeit aufspielen, jedoch tatsächlich lediglich die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Anderen, zuerst den Arbeitgebern aber auch der Gesellschaft insgesamt vertreten würden. Dass die Streiks kleiner Spartengewerkschaften wie etwa Cockpit oder GdL das Ansehen von Gewerkschaften insgesamt noch weiter beschädigen würden, obwohl doch der Nutzen nur sehr Wenigen zu Gute käme. Einem sozialdemokratischen Reflex in mir folgend habe ich Gewerkschaften auf Grund ihrer Errungenschaften für die Rechte von Arbeitnehmern verteidigt, doch es fiel mir schwer, zu dem Zeitpunkt diese Argumente zu entkräften. Vielleicht, weil ich selbst als Mitglied mittlerweile in dem Problem gefangen bin, welches alle großen Gewerkschaften haben: sie sind in ihren eigenen Ritualen erstarrt und haben es sich in neokorporatistischen Arrangements bequem gemacht!

In der Tat wirken junge Leute, die bei einem Gewerkschaftstreffen auf der Bühne Arbeiterkampflieder zum Besten geben, wie ein Anachronismus; andererseits beziehen solche Zusammenschlüsse von Arbeitnehmern ihre eigentliche Schlagkraft aus dem Wir-Gefühl, aus der Solidarität, die gemeinsame Werte und Zielvorstellungen zu schaffen in der Lage sind. Trotzdem hat zum Beispiel Verdi seit 2001 über 750.000 Mitglieder verloren – das entspricht etwa 36,4% der Mitgliederzahl von 2001! Woran das liegt, kann ich hier nur spekulieren, ich würde allerdings vermuten, dass neue Generationen von Werktätigen in den Dienstleistungsbranchen auf Grund der geschrumpften Reallöhne und der gewachsenen Arbeitsbelastung durch Arbeitsverdichtung keinen Sinn im gewerkschaftlichen Tun mehr sehen konnten und daher das 1% vom Bruttolohn lieber anderweitig verwendet haben. Da hapert es mit den gemeinsamen Werten und den Zielvorstellungen doch erheblich!

Ich betrachte das als ein wenig kurzsichtig, denn gesellschaftlicher Wandel geschieht langsam; so auch ein Umdenken bei Arbeitgebern, die feststellen müssen, dass immer mehr ihrer Packesel nach immer kürzeren Strecken unter der Last zusammenbrechen, die sie denen frecherweise aufgebürdet haben. Die drastisch gestiegene Zahl an Krankentagen auf Grund psychischer Erkrankungen, welche selbst die Krankenkassen mittlerweile anscheinend alarmiert hat, spricht hier Bände. Tatsächlich sind die Gewerkschaften hieran durchaus mit Schuld, da sie sich im jährlich wiederkehrenden Ritual des Tariftanzes auf festgelegte Pfade haben zwingen lassen und ein gutes Stück ihrer Kraft auf die, weitestgehend mit vorhersehbaren Ergebnissen gesegneten, Tarifverhandlungen verwendet haben, obwohl an anderer Stelle die Arbeitsbedingungen immer mieser wurden. Man fühlte sich auch nicht zuständig für Menschen mit Zeit- oder Werkverträgen, für Leasingarbeit und das damit oft einher gehende Lohndumping. Die Gewerkschaften bewiesen hier vor allem eines: ihren Wunsch nach Selbst- und Machterhalt im neokorporatistischen System, weshalb sie sich zu Kompromissen haben drängen lassen, die eigentlich untragbar waren und dieses Pfund kommt jetzt zurück. Allerdings entwertet das alles nicht die gestalterische Kraft, die solche Vereinigungen immer noch haben können, wenn sie sich dieser nur erinnerten.

Das Kampfstichwort des frühen 21. Jahrhunderts ist nicht der Tariflohn, sondern die Arbeitsverdichtung. Hier einzuschreiten und Arbeitgebern die Stirn zu bieten tut dringend Not. Aber noch viel wichtiger ist, für jene mit zu streiten, die selbst zu schwach sind, oder den wahren Sinn einer Gewerkschaft nicht mehr erkennen: nämlich den Arbeitnehmern eine Stimme zu geben, die überall gehört werden muss. Den Mitgliedern ist das Alles sehr wohl bewusst, doch mit den Vertretern von Gewerkschaften ist es ein bisschen wie mit den Volksvertretern – hat man sie mal gewählt, machen sie, was ihnen, beziehungsweise ihrer Fraktion als richtig erscheint. Getreu dem alten Motto: wer glaubt das ein Volksvertreter das Volk vertritt, glaubt auch dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet… Abseits der Polemik bleibt jedoch zu verzeichnen, dass wir ohne Gewerkschaften immer noch über 50 Stunden die Woche arbeiten würden, keinen halbwegs vernünftigen Kündigungsschutz hätten, Arbeitssicherheit keinen so hohen Stellenwert genösse und wesentlich weniger Menschen mit halbwegs auskömmlichen Einkommen leben müssten.

Wer sich ein wenig mit der Entwicklung demokratischer Staatswesen befasst – ich empfehle an dieser Stelle Colin Crouchs Bücher „Postdemokratie“ und „Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus“ – dem ist bewusst, dass all diese Errungenschaften nur auf Zeit sind und das es immer wieder nötig ist, für seine Rechte einzutreten, notfalls auch zu kämpfen. Die Demokratie ist die am wenigsten schlechte Regierungsform, um es mit Winston Churchill zu formulieren, aber sie ist gegenwärtig die Beste, die wir haben und Gewerkschaften sind ein wichtiger Teil davon; ein Baustein zum Erhalt von sozialer und politischer Teilhabe. Zweifelsohne gibt es noch einiges, das nicht erreicht wurde, und ebenso haben Gewerkschaften viele Fehler gemacht. Deshalb jedoch das Prinzip in Frage zu stellen, halte ich, wie schon erwähnt, für gefährlich kurzsichtig. In einem so komplexen Gebilde wie einer entwickelten Industriegesellschaft müssen auch ebenso komplexe Strukturen wie Gewerkschaften sich von Zeit zu Zeit neu verorten, vielleicht sogar neu erfinden. An einem solchen Punkt sind wir angelangt und ich bin gespannt, wohin der Weg führen wird – hoffentlich mit starken Gewerkschaften als Partner und Vertreter aller Arbeitnehmer!

Immer sind die Anderen schuld!

Es fällt mir leicht, Anlässe zu finden, um mich mal so richtig über meine Mitmenschoiden aufzuregen, denn wir Wesen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind schon ein komischer Haufen. Natürlich sind da auch noch die ganzen Anderen, diese „Kunden“, die nicht selten meinen, die ganze Welt sei ihr persönlicher Selbstbedienungsladen ohne lästige Kasse, dafür aber mit Vollkasko für alle, zumeist durch eigenes Verschulden eingetretenen Eventualitäten. An die habe ich mich (fast) gewöhnt; in jedem Fall aber ist deren Geseiere heutzutage für mich in der Regel nicht mehr, als ein verschmerzbares Hintergrundrauschen.

Was mich aber ankotzt ist das Verhalten einiger weniger Mitglieder des ansonsten sehr kollegialen und freundlichen Pflegefachpersonals, aber auch gewisser Ärzte insbesondere in Aufnahmestationen, die egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit und egal ob gerade viel los ist, oder auch gar nix so tun, als wenn man als dämlicher Krankenwagenfahrer um Erlaubnis fragen müsste, um kranke Menschen in IHR Krankenhaus zu bringen – selbst wenn genau dieses Ziel auf Grund der benötigten Fachdisziplin auf der Hand liegt. Und sich dann mehr oder weniger lauthals darüber beschweren, wie schwer man ihnen das Leben doch macht, dass sie sich ja Tag ein, Tag aus kaputt schuften müssen, weil wir Sanis so böse und dumm sind und ihnen die Bude voll stellen. Und dabei werden sie manchmal auch noch ausfallend…

Hierzu ein paar Feststellungen vom bösen, dummen Sani:

Erstens vollziehen wir mit dem Transport in ein Krankenhaus lediglich die gesetzlich vorgeschriebene Antwort auf das Hilfeersuchen eines Bürgers – wir sind dazu auch dann verpflichtet, wenn WIR keinen sinnvollen Grund für dieses Vorgehen feststellen können! Überdies regelt das jeweilige Landeskrankenhausgesetz die Aufnahme- und Versorgungspflichten…

Zweitens sind wir durchaus im Stande, zu entscheiden, welches Spital für welches Krankheitsbild ein sinnvolles Ziel sein könnte – ehrlich, man muss eine mehrjährige Ausbildung machen, um im Rettungsdienst arbeiten zu dürfen und sie wird gerade sogar noch verbessert. Und außerdem versuchen wir sehr wohl, Lasten zu verteilen.

Drittens ist die Unterstellung, dass wir uns einen Dreck um die Situation Anderer, wie z.B. des Aufnahmepersonals scheren würden, schlicht unverschämt. Manchmal lassen einem die Umstände, wie Angehörige, einweisende Ärzte, oder die Art der Erkrankung keine Wahl, als genau dorthin zu fahren, wo es gerade jetzt nicht passt. In dem Fall passt es zumeist aber überall nicht. Und das liegt nicht an uns, sondern an der Politik. Wollen wir nicht mal zusammen streiken gehen? Übrigens würden wir dann und wann auch gerne mal eine pünktliche Pause haben, nicht dauernd schleppen müssen, etc.

Viertens und Letztens ist es im Leben doch immer so: wie man in den Wald hinein ruft… Wenn man also immer mit einer Fresse zum Reinschlagen durch das Ambulatorium spaziert und jedem, der einem gerade nicht passt, den Eindruck vermittelt, dass man ihn für Scheiße hält, darf man sich nicht wundern, wenn man selbst für Scheiße gehalten und gerechter Weise auch genau so behandelt wird. Einfach mal normal höflich sein und eventuell sogar lächeln würde wirklich helfen. Muss ich auch, wenn mich mal wieder jemand zu Unrecht anpampt, weil ich ja nur vom dummen Fußvolk bin. Vielleicht wäre es für Manche aber auch einfach an der Zeit, mal einen anderen Job zu probieren…?

Ich persönlich werde jedenfalls den Eindruck nicht los, dass ich mein Studium irgendwie beschleunigen muss, um vom zwangsweisen Umgang mit manchem arroganten Arschloch endlich erlöst zu werden. Und tschüss!

I WANT YOU! – snipets of conversation issue #0

Es ist an der Zeit, die Dinge auf ein neues Level zu bringen, wie der Spieler sagen würde. Darum beginne ich das neue Jahr, neben einem einzigen guten Vorsatz, den ich euch allerdings nicht verraten werde, mit einer neuen Kategorie für dieses Blog: ich möchte in Zukunft Interviews führen, unter dem Titel „Snipets of conversation“.

Der Plan ist, Leute zu finden, die sich ca. eine Stunde Zeit nehmen wollen, sich mit mir in mein Arbeitszimmer zu setzen, um über ein, zwei Fragen zu parlieren und ein bisschen von sich, ihrem Lebensweg und ihrer Sicht auf die Dinge zu erzählen – welche auch immer dem- bzw. derjenigen dann gerade einfallen wollen. Das Gespräch soll aufgezeichnet und als Podcast mit ’nem Einzeiler zum jeweiligen Gast und dem Hauptthema auf dieser Seite zur Verfügung gestellt werden. Als Prämie gibt es für jeden meiner Interviewpartner Kaffee und Kuchen (wahlweise auch eine andere Verköstigung) oder ein Buch aus dem Programm des Faerie’s Inkpot Verlages, dessen Mitbegründer ich nebenbei auch noch bin.

Wohin dieser Zug fährt, weiß ich wahrscheinlich erst nach den ersten Gesprächen, aber die Idee dahinter ist eigentlich, die Tradition der Oral History, der erzählten Geschichte fortzusetzen. Dazu ist es beileibe nicht notwendig, ein großer Erzähler, oder ein wichtiger Mensch zu sein, da die historische Wissenschaft all zu oft ihren Blick auf herausragende Ereignisse und Personen verengt und dabei das Gesamtbild einer Gesellschaft vernachlässigt hat. Jeder hat eine Geschichte; das ist eine Binsenweisheit und sicher wird so mancher jetzt sagen wollen, dass bei weitem nicht jede Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Doch wer will sich das Recht heraus nehmen, zu entscheiden, welche Geschichten „unwert“ sind? So eine Ideologie hatten wir schon mal und wo DAS hingeführt hat, dürfte hinlänglich bekannt sein…

Diese Worte sollen also als Aufruf verstanden sein, sich mit mir in Verbindung zu setzen, um wenigstens mal drüber zu sprechen. Dann werden wir schon sehen, ob sich jemand bereit findet, bei meiner Idee mitzumachen. Ich würde mich freuen, mal was von den Besuchern meiner Seite zu hören! Einstweilen noch eine schöne Woche.

Verdammt lang her…?

Die Erde, so ganz im Allgemeinen dreht sich weitestgehend ohne unser Zutun. Das ist auch gut so, denn sonst hätten wir ja dauernd Tag, oder aber Nacht, was es verdammt schwierig machen könnte, sich Abends für irgendwas zu verabreden; z.B. ein Abiturjahrgangstreffen. Aber weil die Dinge sind wie sie sind, konnten wir uns mit 20-Jähriger Latenz mal wieder neu begutachten. Der Satz stimmt nicht ganz, denn vor sieben Jahren, hatten wir ja schon mal ein Revival, aber das sei für diesen Text erstmal nicht weiter von Belang.

Eigentlich waren es ja auch nicht 20 Jahre, sondern vielmehr 20 Jahre, 1 Monat und 11 Tage Abstand, wenn man den Tag, an dem das mündliche Abitur nebst Hopp-oder-Top-Verkündung und genialem gemeinsamem Tagesendabsturz in einem einsam gelegenen Garten stattgefunden hatten als Endpunkt der schulischen Karriere wertet. Ich mache das so, denn genau danach war Nichts mehr so, wie man es gekannt hatte. Die erste große, vollkommen bewusst wahrgenommene Zäsur im noch jungen Leben. Die Zeit davor bot eine gewisse Sicherheit. Natürlich ist Pubertieren kein Zuckerschlecken und wenn man die Erinnerungen aufsummiert, bleibt eine gewisse Ambivalenz nicht aus; es war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber das wäre auch nicht gut gewesen. Leben ist bei weitem nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen und auch daran muss man sich, die Eierschalen hinter den Ohren wegwerfend, erstmal gewöhnen…

Die Adoleszenz ist genau so ein Arschloch wie die Pubertät, denn sich einen Platz im Leben und in der Welt zu suchen, ihn zu verteidigen oder auch mal aufzugeben, wenn die Wanderlust kommt, sich mal eben neu zu denken und sich dennoch treu zu bleiben, sofern man sich als so wertvoll erachtet, ist in etwa so einfach, wie Frieden im Nahen Osten zu stiften. Es gibt keine Patentlösung und es funktioniert immer nur auf Zeit.

Gerade deswegen war ich neugierig, wie freundlich oder unfreundlich die Zeit mit den Anderen umgegangen sein mochte, ob sich immer noch die gleichen Grüppchen bilden würden, ob sie immer noch so wären wie früher oder doch vollkommen anders? Wenn jetzt jemand kommt und sagt, also wenigstens reifer sollten sie doch geworden sein, fallen mir als männlichem Vertreter der Gattung Homo Sapiens Sapiens dazu zwei Dinge ein: Reife bedeutet für mich zuallererst, dass ich die Chance hatte, durch Erfahrung zu lernen, mit den Fährnissen des Alltags gelassener umzugehen. Das lässt mich vielleicht zumindest äußerlich ruhiger erscheinen, aber es macht mich nicht unbedingt zu einem anderen Menschen. Und als der, der ich immer noch bin, werfe ich weiterhin Folgendes ein: Ihr dürft zu mir sagen „Man, bist du grau geworden!“, oder auch „Man, bist du dick geworden!“ – aber wenn einer sagt „Man, bist du erwachsen geworden!“ lass ich mich einbalsamieren. Wenigstens die Illusion mentaler Jugendlichkeit möchte ich mir nämlich noch eine Weile gönnen! Und irgendwie hatte ich bei dem Treffen dann schon den Eindruck, dass ich mit diesem Wunsch nicht vollkommen alleine da stehe.

Tatsächlich waren manche Dinge immer noch genau so wie damals, aber auf eine beruhigend … ja tatsächlich gelassene Art und Weise. Natürlich gab es die üblichen Fragen wie „Und was machst du so?“, „Hast du Kinder?“, „Wie geht’s dir so?“, aber für bestimmte Dinge braucht man keine Worte, sondern nur ausreichend feine Antennen für zwischenmenschliche Resonanz. Die habe ich mir durch meinen Job und einen daraus abgeleiteten persönlichen „Reifeprozess“ erarbeitet und mich darum einige Male auf die Position eines Beobachters zurückgezogen, um einfach nur zuzusehen, nachzudenken und mich zu freuen. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, mit jedem Einzelnen zu sprechen, aber wie gesagt, Manches sieht man einfach. Und es war mir durchaus eine Freude, mich mit meiner eigenen Vergangenheit zu beschäftigen.

Manchmal macht man den Fehler und sagt diesen Satz „Ach, wenn ich DAS doch mit 20 gewusst hätte…“. Einer meiner ehemaligen Mitschüler antwortete mir im Gespräch, dass er sich ziemlich sicher sei, dass ihm der nie über die Lippen käme, weil er mit seinen getroffenen Entscheidungen, seiner Position im Leben – und damit auch mit sich selbst, wenngleich diese Aussage nur implizit in seinen Worten mitschwang – ziemlich im Reinen sei. Besser kann’s eigentlich doch kaum kommen. Würde man aber diesen Satz tatsächlich sagen, kann ich aus eigener Erfahrung antworten, dass ich der, der ich heute bin nur deshalb werden konnte, weil ich seit damals den Weg gegangen bin, den ich gegangen bin. Vielleicht würde ich manche Entscheidung mit meinem heutigen Wissen anders getroffen haben, aber dann wäre ich heute auch ein Anderer und vielleicht auf andere Art unzufrieden. Also warum sollte ich hadern? Das Leben ist sowieso nie ein gerader, ruhiger Fluss.

Man sagt, dass der Mensch nur in der Interaktion mit Anderen wirklich lebt, dass er als soziales Wesen den Spiegel braucht, den ihm Andere vorhalten, dass er für sich selbst nur in diesem Spiel aus Aktion und Reaktion „echt“ wird. Ich habe mich sehr gefreut, zu sehen, dass die Menschen, welche meine Jugend entscheidend mit geprägt haben im Großen und Ganzen authentisch geblieben, es teilweise sogar noch mehr geworden sind und dass „es“ auf eine verquere Art immer noch ganz gut passt. Ich habe mich wohl gefühlt und hoffe, dass es den Anderen genauso erging.

Darum danke ich Julia für ihr Engagement, so viele wie möglich vom alten Haufen noch mal zusammen zu bringen und freue mich auf die nächste Gelegenheit, sich in angenehmer Atmosphäre auszutauschen. Bis dahin sei allen das Beste gewünscht.

PS: Es hat natürlich nicht jeder den gleichen Musikgeschmack, das wäre ja auch wirklich öde, aber irgendwie sind es doch immer wieder die selben Lieder…