Eigentlich bin ich kein böser Kerl. Im Gegenteil bin ich den größten Teil des Tages eher Konsensorientiert. Natürlich gibt es Dinge, die mich auf die Palme treiben; namentlich dumme Menschen, die ihr eigenes Unvermögen ignorieren und Andere für ihre Probleme verantwortlich machen. Aber genauso auch Jene, die glauben, dass man neue Probleme immer mit den alten Lösungsansätze in den Griff bekommt. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wie oft ich DAS schon gesagt habe, aber irgendwie wird der Satz einfach niemals alt. Eigentlich traurig…
Jedenfalls versuche ich schon lange ruhiger zu werden, aber mit jedem Jahr das vergeht, werde ich ein bisschen streitbarer, einfach weil der Prozentsatz an Idioten rings um mich herum auf gleich bleibend hohem Niveau stagniert. Hohes Niveau ist hier übrigens der Knackpunkt. Andere Menschen von seinen Standpunkten überzeugen zu wollen ist der falsche Ansatz, weil das zum einen Widerstand provoziert, wenn man dadurch sein Gegenüber schlecht aussehen lässt oder an dessen Überzeugungen rührt, ganz gleich wie falsch diese, objektiv betrachtet, auch sein mögen. Zum Anderen ergibt sich ein Problem aus unterschiedlichen Leveln von Urteils- und Einsichtsvermögen. Es mag ja sein, dass unsere Kinder alle mit mehr oder weniger identischem kognitivem Potential auf die Welt kommen; ein paar Jahrzehnte später hat sich das verwachsen und Mancher ist dann ungefähr noch so lernfähig, oder lernwillig, wie eine Zimmerpflanze. Immerhin sind beide irgendwie lebendig…
Womit man irgendwann an diesem mentalen Ort landet, an dem man einfach tut, was man für richtig hält und die Ergebnisse für sich sprechen lässt. Es ist mitnichten trivial, die Ruhe und den Überblick zu wahren, aber es lohnt sich manchmal schlicht wegen des Gesichtsausdruckes, den ein durch die Blume gelächeltes „Hab ich dir doch gesagt!“ zu erzeugen vermag. Und das hat dann nix mit Besserwisserei zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man „slow adopter“ am Besten mit möglichst plakativen Argumenten in ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit abholt. Siècle des lumières 2.0 sozusagen. Unsere Methoden der Kommunikation und Informationsverteilung mögen heutzutage ausgefeilter geworden sein, aber es sind immer noch Menschen, die ihnen zum Opfer fallen … ähm, ich meinte, die sich ihrer bedienen. Woraus folgt, dass Menschen in all ihren Darreichungsformen, mit all den dazu gehörenden Fehlern, Irrungen, Wirrungen und Passionen eben diese auch projizieren; nur jetzt mittels „neuer Medien“.
So gut wie nichts stirbt so schwer und langsam, wie eine wohl gefestigte Meinung, ganz gleich, wie falsch diese auch sein mag, weshalb ich den als Titel dienenden bitteren Spott gerne als Stilmittel einsetze, um meinen Kontemporanzien (also aktuell lebenden [kontemporären] Mitmenschen, die mich ranzig machen), den häufig wenig Schmeichelhaftes aufzeigenden Spiegel vorzuhalten. Immer unter der Annahme, dass ich in meinem Spiegel ebenso Dinge sehen kann, die mir nicht gefallen. Ich versuche allerdings so oft es geht, diese zu reflektieren und wenigstens teilweise abzustellen, eine Verhaltensweise, die ich bei den Mitmenschen leider nur all zu selten feststelle.
Und doch finde ich Menschen immer noch interessant genug, um mich mit ihnen eingehender zu befassen. Sonst bräuchte ich ja wohl kaum Bildungswissenschaft zu studieren. Ich will wissen, was Menschen antreibt, will wissen was sie fasziniert, bewegt, interessiert; und zwar weil ich davon überzeugt bin, dass je besser wir einen breiteren Querschnitt der Teilnehmer am Großprojekt Zivilgesellschaft verstehen, wir in der Lage sein werden, diese in Zukunft besser zu gestalten. Ich bin Demokrat und Humanist, auch wenn der soziale Beruf, in dem ich tätig bin mich gelehrt hat, wie schwer es sein kann, Letzteres zu bleiben; denn der Prozentsatz der Idioten stagniert ja, wie gesagt auf gleich bleibend hohem Niveau. Aber da ist eben auch diese Hoffnung in mir, dass ich irgendwie helfen kann, durch das, was ich irgendwann in der Zukunft beruflich tun werde, durch meine Publikationstätigkeit und andere Dinge, mit denen ich mich beschäftige diesen Idiotiequozienten mittelfristig ein bisschen zu senken. Das wäre ja schon mal ein (bescheidener) Anfang…
Und weil ich nicht nur bitteren Spott verteilen will, wird es nun Zeit für ein weiteres Interview. Hiermit sei also ein Aufruf ausgesprochen, mich darauf über einen Kanal eurer Wahl anzusprechen. Ansonsten deute ich Jemanden raus! In diesem Sinne, schönen Tag noch.