Bin noch da – Whatsapp auch…?

Es kam, wie’s kommen musste – am Ende hatte ich nicht genug Zeit, um alles noch mal und noch mal zu überarbeiten. Und vielleicht ist das auch gut so, denn es ist eine weit verbreitete Krankheit, etwas, dass eigentlich mit Sorgfalt und nach den Regeln der Kunst erstellt wurde, zu Tode optimieren zu wollen. Ich rede jetzt gerade von einer Notenrelevanten Hausarbeit für mein Studium, die mich ehrlich gesagt Zeit und Nerven gekostet hat, aber alles in allem bin ich mit meiner Arbeit zufrieden und hoffe, dass das der Korrektor genau so sieht. Darauf habe ich nun allerdings keinen Einfluss mehr und manche Dinge muss man einfach nehmen, wie sie kommen. Gerade in den Sozialwissenschaftlichen Fächern gibt es naturgemäß viele mögliche Sichtweisen…

Hiermit ist also der Grund genannt, warum ich in letzter Zeit wenig habe von mir hören bzw. lesen lassen. Auch auf meinen Aufruf für ein potentielles erstes Interview hatte ich keine Reaktion erhalten, wofür ich im Nachhinein allerdings nicht unbedingt undankbar bin, hätte es doch Zeit in Anspruch genommen, die für andere Dinge auch nutzbringend eingesetzt werden konnte. Natürlich ist es so, dass der nächste Stresspeak gewiss schon auf dem Weg zu mir ist, aber im Moment habe ich wieder etwas Luft und mir ist aufgefallen, dass ich mich schon wieder richtig aufregen muss.

Mark Zuckerberg hat beschlossen, richtig Asche in die Hand zu nehmen und Whatsapp zu kaufen, die sich mit weit über 400 Millionen Nutzern, einfacher Bedienbarkeit ohne viel Schnickschnack und einem verblüffend einfachen und dennoch mächtigen Konzept zu einem schnörkelfreien social network gemausert hatten. Tja, er hat schon schnell verstanden, dass dieser Exil-Ukrainer und sein Bro aus dem Valley eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen. In so einem Fall macht man es halt einfach wie die Bayern und kauft so lange alle Topleute zusammen, bis gar nichts anderes mehr passieren kann, als dass man Meister wird; ähm ich meinte man bewirft die Konkurrenten solange mit Geld, bis sie freiwillig zu Angestellten werden, denn wir haben alle einen Preis. Und was ist jetzt daran verwerflich? Das Herr Zuckerberg versucht, seine Monopolstellung zu schützen, oder doch eher, dass die US-Kartellbehörden offensichtlich auf ihren Händen und Ohren gleichzeitig sitzen?

Wie man es auch dreht und wendet, im Moment ist es halt in, den Mark und seine Firma zu hassen. Sein Gebaren ist jetzt auch nicht gerade sympathisch. Und dann hat der auch noch Erfolg. Nein, das geht gar nicht! Ähm, hab ich irgendwas an der Nachricht überlesen, oder hat er halt einfach einen Konkurrenten gekauft? Passiert in der freien Wirtschaft jeden Tag. Es fließen dabei nicht jeden Tag so viele Dollars und es sind meist auch nicht so viele Nutzerdaten involviert…

Ach deswegen seid ihr so sauer? Weil der Mark jetzt auch eure Whatsapp-Nachrichten lesen kann? Und ihr in eurem Facebook-Account, auf dem ihr euch damit brüstet, jetzt Threema zu nutzen noch ein bisschen mehr personalisierte Werbung finden könntet. Wenn man aufmerksam mitgelesen und -gedacht hat, wird einem auffallen, dass es einen Widerspruch in sich darstellt, das verteufelte Medium (FACEBOOK) dazu zu nutzen, sich darüber auszulassen, wie schlimm man es findet, dass die (WIEDER FACEBOOK) einen ja jetzt bei Whatsapp belauschen können und deswegen zu Threema wechselt, die zwar über eine Verschlüsselungstechnologie verfügen, aber insgesamt auch nicht sicherer sind als Whatsapp – die müssen jetzt nämlich über alle Maßen schnell ihre Infrastruktur wachsen lassen. Zu schnell wachsende Infrastrukturen erzeugen jedoch systemimmanente Fehler und damit noch etwas Anderes – RICHTIG: Sicherheitslücken.

Anstatt also der dummen Herde hinterherzulaufen, die glaubt, angestachelt von irgendwelchen Möchtegernfachleuten, die vielleicht damit eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen, von einer Ecke des löchrigen Netzes in die andere traben zu müssen, wäre es viel intelligenter, mal sein eigenes Nutzerverhalten zu analysieren; und sich zu fragen welche Art von persönlichen Daten, mit welchem Grad an Privatsphäre man sowieso schon durch eigene Faulheit, Dummheit oder Arroganz preisgegeben hat, anstatt den bösen Konzernen, die halt Geld verdienen wollen / müssen an Allem die Schuld zu geben.

Das Web verändert unsere Kommunikation nachhaltig! Ja, nachhaltig, denn das, was sich bereits verändert hat – zum Guten, wie auch zum Bösen – bleibt der Veränderung unterworfen, wird nie wieder so werden, wie es mal war, egal wie sehr man sich das auch wünschen mag. Mit dieser Realität seinen Frieden zu machen und darüber nachzudenken, wie man den eigenen Wunsch nach der privaten Nische und die Vielfalt der Kommunikations- und Informationskanäle, die Notwendigkeit „in touch“ zu bleiben und die Verpflichtung, dennoch Geheimnisse bewahren zu können miteinander in Einklang bringen kann, ist eine der wichtigen Aufgaben unserer Zeit. Und dabei ist niemandem geholfen, wenn er einfach unreflektiert Hypes hinterher rennt, um dann, wie bei der Arbeitgebersuche auch, feststellen zu müssen, dass es woanders ebenso Scheiße ist.

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß, die versuchen mich bei Threema zu finden, denn ich bleibe bei Whatsapp. Nur nützlich für Lau ist in einer Welt, die auf kapitalistischen Prinzipien fußt nämlich eine Illusion. Schönes Wochenende!

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