Die Politik – mein Feind?

Tja, wenn man der nicht unerheblichen Zahl stammtischparolierender Mitmenschoiden denn mal gerne wieder ohne großes Aufhebens – und ohne Nachdenken – zustimmen möchte, braucht man jetzt auch schon gar nicht weiter zu lesen bzw. zuzuhören. Sollte allerdings noch ein Funke gesunder Menschenverstand und ein wenig Selbstachtung vorhanden sein, wäre es möglicherweise bedenkenswert, noch einen Moment als Konsument dieser Worte zu verharren.

Was ist Politik? Bereits diese einfache Frage führt nicht Wenige in die Verlegenheit sagen zu müssen, dass sie keine Definition dazu geben können, ohne vorher mal googeln zu müssen. Habe ich natürlich auch gemacht, denn irgendwie ist man doch bestrebt, bei öffentlichen Äußerungen nicht vollkommenen Stuss zu labern. Abseits wohlfeiler Artikel in Enzyklopädien, ist Politik, wenn man mal auf die unterste Ebene schaut, zuallererst ein Medium des Augleiches der Interessen aller Menschen, die miteinander an einem Ort leben. Auch Familie bedeutet, wenngleich im Kleinen, Politik machen zu müssen; bei Streitigkeiten einen Ausgleich zu finden, eine gemeinsame Linie zu finden, entlang der man sich in der Zeit gemeinsam vorwärts bewegen kann und will, Kompromisse vorzuschlagen, oder auf sie einzugehen und dabei trotzdem letzten Endes sich selbst treu bleiben zu können – was man durchaus als Luxus betrachten darf.

Natürlich ist die Familie ein Zweckgemeinschaft, deren haltbarster Kitt Zuneigung sein dürfte, doch Vertrauen und Respekt sind ebenso wichtig. Gehen wir einen Schritt weiter und verlassen die auf der Meso- und Makroebene doch etwas schwache Analogie von Politik und Familienleben bleiben allerdings trotzdem Vertrauen und Respekt; und zwar als Basis von Legitimation. Ich vertraue durch die Abgabe meiner Stimme für einen Kandidaten oder dessen Partei – bei der ich ja die freie Wahl habe – jemandem die Vertretung meiner Interessen an. Das Mandat (vom lateinischen “mandare” für “beauftragen”), welches ich durch meine Stimme verleihe, beinhaltet also das Vertrauen, dass der von mir gewählte Mandatsträger, so er denn durch eine ausreichende Mehrheit in den Genuss kommt, meine Interessen so weit wie möglich vertreten wird. Ich gebe ihm damit die Legitimation, in meinem Namen zu handeln. In diesem Sinne ist es also eine Handlungsvollmacht; und “so weit als möglich” bedeutet, dass derjenige dabei natürlich Kompromisse eingehen, bei Streitigkeiten einen Ausgleich finden und entlang einer gemeinsam zu findenden Linie vorwärts schreiten soll. Weil eine Welt, die sich auch ohne unser ganz persönliches Zutun weiter entwickelt uns ansonsten überrollt. Denn irgendwer, der auf irgendeinem Gebiet voran gehen möchte, findet sich bei rund 80 Millionen Menschen in unserem Staate immer…

Bei so vielen Menschen jeden Einzelnen fragen zu wollen, was er denn jetzt in dieser oder jener Situation zu tun gedächte, überforderte nicht nur in technischer sondern auch kognitiver Hinsicht viele Beteiligte des Systems “Gesellschaft”. Zum Einen, weil es so Manchem an Zeit und/oder Interesse mangelt, sich in jeden Sachverhalt, der von Politik geregelt werden muss zu belesen und hinein zu denken (und das sind ziemlich viele); und zum Andern, weil die Vielzahl an Entscheidungen uns alle zu Vollzeitpolitikern machen würde. Deshalb gibt es ja Mandatsträger, welchen wir durch Wahlen die Vertretung unserer Interessen in Auftrag geben. Und die, weil es ja in einem solchen System keinen Sinn machen würde, für jeden Bürger einen Bürgervertreter zu wählen in aller Regel die Interessen von viel mehr Menschen vertreten müssen; bei angenommenen 80,2 Millionen Einwohnern der BRD und aktuell 631 Abgeordneten im Bundestag wären das ca. 127.100 einzelne Interessen pro Mandatsträger. Das ist nun die obere Größenordnung, aber selbst bei Gemeinderatswahlen werden es immer noch nur sehr schwer persönlich überschaubare Personengruppen sein, deren Interessen ein Einzelner nun vertreten soll. Die Zahlenspiele sollen eigentlich nur auf Eines aufmerksam machen: ganz gleich, ob wir für eine Partei oder eine Person stimmen, ist derjenige, sobald er gewählt wurde, vor allem seinem Gewissen, seinem Sachverstand und fast ebenso stark seiner Fraktion, also der Summe der zumindest nominell Gleichgesinnten im Gremium Rechenschaft schuldig.

Wir unterstellen aber, dass diese Mandatsträger, sobald wir ihnen unsere Stimme gegeben haben, einfach machen was sie wollen; oder besser, was irgendwelche nebulös als “Lobbyisten” titulierten Menschen wollen, denen wir unterstellen, sie würden nur die Interessen “der Wirtschaft” vertreten. Was ist denn “die Wirtschaft”? Also ich bin auch Teil davon, denn ich nehme an Wirtschaftskreisläufen teil. Geht ja auch gar nicht anders, denn irgend jemand muss in einer so hochkomplexen, modernen Industriegesellschaft wie der unseren zum Beispiel Energie zur Verfügung stellen, oder Nahrungsmittel, Kleidung, Fortbewegung, etc. Und weil sich irgendwann unsere Wirtschaftsform zur Kapitalistischen entwickelt hat, haben Anbieter und Abnehmer Interessen, die sie vertreten sehen wollen. Das ist in der Folge die Hauptarbeit von Politik, nämlich der Interessenausgleich. Da wir aber als Konsument, Arbeitnehmer (oder auch Arbeitgeber), Familienmitglied und Mensch ganz allgemein je unterschiedliche Interessen haben, die einander sogar innerhalb ein und derselben Person zuwider laufen können, stehen unsere Mandatsträger vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Denn all diese miteinander konkurrierenden Interessen unter einen Hut bekommen zu wollen, ist eine Loose-Loose-Situation!

Und ich als Bürger? Ich stelle mich hin und buhe sie aus, weil sie Dies, oder Das oder Jenes meiner Ansicht nach nicht in den Griff bekommen – Probleme, die mich betreffen, aber von deren Beschaffenheit, oder Zustande kommen ich keinen Schimmer habe, obwohl es doch eigentlich recht einfach wäre, sich darüber Informationen zu beschaffen. Aber ich habe doch gewählt, der wird dafür bezahlt und nicht zu knapp, genehmigt sich doch eh nur dauernd höhere Diäten und schafft nix dafür, oder…? Mag sein, dass es bei Einzelnen tatsächlich so ist, aber Abgeordnete, die immer noch mit Enthusiasmus bei der Sache sind und ihre Aufgabe durchaus ernst nehmen, stehen trotzdem vor einer unlösbaren Aufgabe; nämlich es jedem Recht machen zu müssen. Und vor allem den Medien, die halt jede Woche eine andere Sau brauchen, die sie durchs Dorf treiben können – denn nur schlechte Nachrichten verkaufen sich und sind damit gute Nachrichten.

Nicht die Politik ist mein Feind! Sondern Menschen, welche die Schwächen des Systems kennen und sie für sich instrumentalisieren; Menschen die falsche Informationen streuen, mit Gerüchten und Mobbing arbeiten, Politiker, die durch ihre Verpflichtung gegenüber ihren Wählern und deren Interessen angreifbar sind unter Druck setzen und daran arbeiten, die tief gehenden Verflechtungen zwischen Politik und Industrie noch zu intensivieren. Man nennt das Neokorporatismus und es ermöglicht den Vertretern kleiner, aber dafür feiner Interessengruppen Einfluss auf Entscheidungen, die eigentlich uns alle betreffen. Tatsächlich sind solche Lobbyisten nicht nur meine Feinde, sondern auch die Feinde der Politiker. Der Schluss, dass auf Grund eben dieser unheilvollen Verflechtung auch die Politiker samt und sonders meine Feinde sein sollen, ist schlichter Blödsinn. Viel mehr muss deren Beeinflussung durch die Vertreter weniger Gewinner, mich als normalen Bürger, der dabei Verlierer sein soll, dazu anregen, meinen eigenen Interessen genauso Lobbyist zu werden und die von MIR erteilte Legitimation für die Mandatsträger in die Wagschale zu werfen. Das geht durch Bürgerinitiativen, Petitionen und den persönlichen Weg in die Politik. Es ist einfach, es kostet allerdings Zeit und Engagement. Womit ich bei meiner ältesten Frage angelangt bin: Warum nur verschwendet ihr soviel von eurer Zeit und eurer Energie für Dinge, die uns lediglich blenden, dumm machen und vom Wesentlichen abhalten? Ihr wisst nicht was ich meine? Tja, dann setzt euch halt weiter jeden Tag stundenlang vor den Fernseher…

PS: Woran bemisst sich die Seriosität eines Mandatsträgers bzw. eines Lobbyisten eigentlich? Am Preis des Anzugs? Dazu bei Gelegenheit mehr!

Aus des Märchenonkels Nähkästchen #1 – Geschichten über’s Erzählen

Ich habe schon bei einigen Gelegenheiten erwähnt, dass das Geschichtenerzählen eine meiner Passionen ist. Es ist dabei vollkommen egal, für welches Medium und in welcher Darbietungsform Geschichten erzählt werden, also zum Beispiel als Buch, als Podcast, im Rollenspiel; wichtig ist eigentlich nur, dass die jeweilige Geschichte ein paar grundsätzlichen Anforderungen genügen sollte. Darunter verstehe ich einerseits ein gewisses Maß an innerer Konsistenz; das heißt, die Ereignisse müssen innerhalb des Erzählkontinuums plausibel sein. Das Erzählkontinuum setzt sich zusammen aus dem Setting, also vereinfacht gesagt der Welt, in welcher sich die Geschichte abspielt, und dem Metaplot, also dem übergeordneten Handlungsbogen, in welchen sich die Corestory, also der augenblickliche Erzählfokus eingebettet findet. Innerhalb dieses Kontextes muss die erzählte Geschichte, inklusive der Akteure, welche sie voran bringen, glaubwürdig daher kommen. Natürlich stellt da jede Geschichte ihre individuellen Ansprüche, aber die Dinge müssen einfach zusammen passen. Tun sie dies nicht, muss es dafür einen guten Grund geben. Jeder kennt das: Plotholes, durch die man mit der gesamten Pazifikflotte durchfahren kann. Eine Geschichte kann trotzdem noch funktionieren, aber sie verliert gegenüber denen, die konsistenter erzählt sind. Andererseits sollte die Story unterhaltsam, vielleicht spannend oder auch lustig sein, mich aber im Besten Falle für eine Weile vollkommen von meinem Alltag ablenken, denn der ist mühselig genug; aber wem geht das nicht so. Ansonsten ist der Maßstab nur noch die Phantasie. Was für die eigenen Geschichten gilt, wird natürlich auch als Maßstab an anderer Leute Erzählungen angelegt, wobei auch hier Medium und Kunstform nicht unbedingt von Belang sind.

An dieser Stelle ein kurzer Exkurs für all Jene, die sich immer wieder mit solchen Sätzen wie den Folgenden hervor tun: “Das Buch war viel besser als die Verfilmung!”, “So hatte ich mir meinen Lieblingscharakter überhaupt nicht vorgestellt!”, “Die haben die gute Geschichte ruiniert!”, “Das kam SO doch gar nicht im Buch vor!”, “DAS hätten die aber auch zeigen müssen!”. Kommen solche Bemerkungen bekannt vor? Nun das dürfte daran liegen, dass ein Buch und ein Film bzw. eine TV-Serie zwei vollkommen unterschiedliche Kunstformen sind und auch dann nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben müssen, wenn sie die gleiche Geschichte behandeln. Beim Buch kann man sich die beschriebenen Orte, Personen und Sachverhalte in seinem Kopf so ausmalen, wie man Lust hat. Beim Film haben der Regisseur, Produzent, Setdesigner und die Schauspieler zusammen ihre Version der Geschichte entwickelt, um diese dann in Szene setzen und dem Zuschauer präsentieren zu können. Beide Vorgänge involvieren die Phantasie, nur dass beim Film die Phantasie Anderer in den Vordergrund tritt. Zumindest tut sie das vordergründig. Auch eine visuelle Erzählung kann allerdings die eigene Vorstellungskraft anregen. Man sollte also eine Verfilmung als eine andere Weise betrachten, wie die Grundgeschichte interpretiert werden kann. Dann kann man sich unnötig Atemluft verschwendendes Verfilmungsbashing schon von vorn herein sparen – zwei VERSCHIEDENE Kunstformen! Klar soweit…?

Nun erzähle ich also hie und da Geschichten und selbstverständlich kommt es dabei, wie bei jeder anderen Form von Kommunikation auch, zu Missverständnissen. Wie jetzt, Geschichtenerzählen ist doch keine Kommunikation, oder? Oh doch, Watson, ist es, ganz sicher sogar! Indem ich etwas beschreibe, eröffne ich jedem Zuschauer/Leser die Möglichkeit, all jene zwangsläufig verbleibenden, ungefilmten/ungeschriebenen Szenen in seinem Kopf entstehen zu lassen. Indem ich eine Idee frei ließ – so sie denn stark genug war – bin ich mit dem Konsumenten meiner Geschichte in einen kreativen Dialog getreten, denn so oder so wird dieser Konsument seine Meinung irgendwem kund tun, vielleicht ein Fanboy/Fangirl werden, eigene dazu passende Geschichten entwickeln; oder zu einem ganz und gar entschiedenen Hasser meiner Art, Geschichten zu erzählen heranreifen. Egal wie’s auch ausgehen mag, wir haben angefangen mittelbar, vielleicht aber auch unmittelbar, miteinander zu kommunizieren. Und weil dabei unklar bleiben muss, welche Ideen ICH für die eben genannten ungefilmten/ungeschriebenen Szenen gehabt haben könnte, weil keiner in meinen Kopf kucken kann (und auf CT-Bildern habe ich schon Einiges gesehen, aber noch nie eine Idee), sind die Missverständnisse vorprogrammiert, weil es nämlich höchst unwahrscheinlich ist, dass irgendjemand anders auf exakt die gleichen kaputten Einfälle kommt, wie ich! Egal bei welchem Sujet…

Aber nicht nur inhaltliche Missverständnisse, auch weltanschauliche Kollisionen, differierende ästhetische Auffassungen und verschiedene Menschenbilder lassen einen die jeweilige Geschichte vollkommen unterschiedlich erleben. Daran ist eigentlich auch nichts Schlimmes, weil eben diese individuellen Merkmale unsere Persönlichkeit mit definieren und die Kunst als solche aus den resultierenden Spannungen ihren Charakter als ausgleichende Kraft in der Gesellschaft zugleich ableitet und entfaltet. Indem wir uns an künstlerischen Darstellungen, gleich welcher Machart entzweien, können wir nämlich etwas über unsere Gegenüber und uns selbst lernen; und das in einem üblicherweise gewaltfreien Raum. Zumindest zieht keiner der mir bekannten Menschen bei einem noch so hitzigen Verbalgefecht über irgendein Buch oder einen x-beliebigen Film eine Kalaschnikow und mäht seinen Diskussionspartner einfach um. Was nicht heißen soll, das diese Möglichkeit generell nicht bestehen könnte…

Wie dem auch sei, Geschichtenerzählen als wichtiges Hobby regt mich persönlich auch zum Nachdenken über die verschiedenen anderen Aspekte des Geschichtenerzählens als Kunstform an. “…und die Moral von der Geschicht’…” ist für mich keine hohle Phrase, sondern trägt Sinn in sich, nämlich denjenigen, in den eigenen Erzählungen ebenso einen Sinn auffindbar machen zu wollen. Das heißt, man muss sich damit auseinander setzen, ob eine Geschichte eine Moral enthalten muss, ob sie spirituelle und philosophische Fragen berühren soll und wie viel Bezug sie zur aktuellen Lebensrealität der Konsumenten bzw. Kollaborateure haben darf. Diese Entscheidungen werden nie alt; oder besser, sie müssen jedes Mal auf’s Neue getroffen werden, doch darauf komme ich demnächst zurück. Beim nächsten Blick in des Märchenonkels Nähkästchen denke ich ein wenig über das Kollaborierende, also das miteinander eine Geschichte erzählen nach.

Voll frei der Handel…

Ich könnte mich jetzt natürlich hinstellen und versuchen, weitschweifig darüber zu referieren, warum ich die Idee von TTIP, dem transatlantischen Freihandelsabkommen, über das momentan von Lobbyverbänden aus den beiden Wirtschaftsräumen EU und USA verhandelt wird schlecht finde. Doch das tun ja schon ziemlich Viele, ich will eigentlich eher auf etwas Anderes hinaus. Zum Referieren genügte jedoch irgendwie auch schon der erste Satz: Lobbyverbände und nicht etwa Volksvertreter verhandeln hier darüber, zu welchen Bedingungen die Teilnehmer der zwei Wirtschafträume in Zukunft miteinander interagieren sollen/dürfen. Will etwas vereinfacht skizziert heißen, die Chefs von Wirtschaftunternehmen bestimmen die Regeln des wirtschaftlichen Austausches. Der beinhaltet Löhne und Preise ebenso, wie die Bedingungen, zu denen gearbeitet werden muss. Eigentlich nichts Neues, nur dass man auf der anderen Seite des Atlantiks noch viel häufiger als hier auf Arbeitnehmer- und Konsumentenrechte, sowie auf Umweltschutz scheißt; und das mit großer Lust!

Und genau diese Misserrungenschaften drohen sich nun durch TTIP auch wieder bei uns auszubreiten, weil man sich bei den gemeinsamen Standards nicht an den halbwegs hohen europäischen orientieren will und gleichsam Wettbewerbsungleichheiten auf bestimmten Territorien beim jeweiligen Staat einklagbare Schadenersatzforderungen nach sich ziehen sollen. Woraus folgt, dass ein amerikanisches Unternehmen dann entweder Geld vom Staat, also Steuergelder als Ersatz für entgangene Gewinne einklagen könnte, oder aber das Recht, in einem beliebigen europäischen Staat zu den gleichen Bedingungen Geschäfte machen zu dürfen, wie in den USA: also Dumpinglöhne, Null Kündigungsschutz, saumäßige Arbeitsbedingungen, etc. Nicht, dass die Arbeitnehmerbewegung ein halbes Jahrhundert gebraucht hätte, um für die einfachen Arbeitnehmer halbwegs menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Von den höchst bescheidenen Umweltschutzgesetzen in den USA will ich gar nicht erst zu sprechen beginnen, denn da könnte ich eventuell überschäumen!

Zweifellos gibt es auch in den Staaten jede Menge vorbildlicher Klein- und Mittelständler, die es in jeder Hinsicht mit ihren europäischen Pendants aufnehmen können. Die so genannten Großkonzerne jedoch, deren einziges Glaubensbekenntnis Shareholdervalue lautet und die von Nachhaltigkeit ungefähr so viel verstehen, wie der durchschnittliche Bauarbeiter von Quantenphysik, betrachten ihre einfachen Angestellten als Orangen – die kann man super auspressen (Bauarbeiter mögen mir den Vergleich verzeihen, denn das ist ein ehrenwerter und sehr notwendiger Beruf – aber er hat halt nix mit Elementarphysik zu tun).

Natürlich ist es sehr vereinfachend von “den Konzernen” zu sprechen, denn ein Unternehmen ist eine Entität, die aus vielen Individuen besteht, was die Sache erheblich kompliziert, weil hier natürlich nicht der allmächtige Mainframe “Wallstreetnet” bestimmt, wo’s lang geht, sondern es sind ein paar wenige der dazugehörigen Individuen an der Spitze der Unternehmenspyramide, die durch ihre Entscheidungen über Wohl und Wehe der von uns Normalos zumeist als Persönlichkeitsfrei wahrgenommenen Entität “Großkonzern” entscheiden. Wir neigen zwar dazu, solchen Entitäten menschliche Eigenschaften zuzuschreiben, doch ein Konzern an sich hat nicht aus sich heraus Eigenschaften, oder einen Charakter, er erwirbt sie durch jene Menschen, die in ihm arbeiten und dabei selbstverständlich auch ihre Mentalitäten und Ideen mitbringen. Corporate Identity als eine Art von Subkultur ist damit ebenso ein prozessuales Konstrukt wie unsere gesamte Kultur. Sie unterliegt Veränderungen, so wie die Menschen in ihr Veränderungen unterliegen.

Nun ist es ziemlich schwer, herauszufinden, durch welche Mechanismen sich die in großen Unternehmen oft vorhandenen Traditionen und die von den Mitarbeitern mitgebrachten Verhaltensweisen und Mentalitäten gegenseitig beeinflussen und wie daraus dann eine Unternehmenskultur entsteht, die überdies – wie auch in der normalen Welt – immer wieder neu verhandelt werden muss. Es gibt zwar ein Wissenschaftsfeld, welches sich damit befasst, doch für so komplexe Systeme wie einen Großkonzern existiert bislang keine Entschlüsselungstechnik, welche uns das konkrete WIE verrät. Selbst das WARUM bleibt oft ein Rätsel, weil Menschen ihre Motive nicht unbedingt mitteilen.

Aus den zuvor angestellten Überlegungen ergibt sich für mich Folgendes: Auch wenn das gerne so verkauft wird, werden Entscheidungen nicht von irgendwelchen gesichtslosen Entitäten getroffen, sondern von einem derzeit begrenzten Menschenkreis, der in allererster Linie die Interessen eben jenes Personenkreises im Auge hat, nämlich Macht- und Ressourcenerhalt für diesen Personenkreis! Diesen Personen klar zu machen, dass ein nachhaltigeres Wirtschaften mittel- und langfristig deren wirtschaftliche Positionen eher stärken als schwächen würde – durch höhere Akzeptanz für das unternehmerische Tun, weil man selbst nun auskömmlicher leben kann, durch eine wiederum daraus erwachsende stabilere Binnennachfrage, durch die Dämpfung des Geldwertverfalls, welche aus der sich verringernden Notwendigkeit für ruinöse Preiskämpfe erwüchse, etc. – muss das Ziel eines jeden Widerstandes gegen TTIP sein. Nur wenn man die Menschen, welche Entscheidungskompetenzen besitzen, wirklich erreicht, kann man einen echten, anhaltenden Mentalitätswandel in Gang bringen, der letzten Endes auch einen Kulturwandel bedeuten würde. Und unsere wirtschaftliche Kultur ist dringender reformbedürftig, als irgendetwas sonst!

Zweifellos ist dies ein schwieriges Unterfangen, denn aus der Sicht des eben schon beschrieenen Normalos ist die Welt jener Menschen, die solche Entscheidungen treffen oder zumindest beeinflussen können mindestens ebenso fremdartig, wie Mittelerde es wäre. Doch eines ist gewiss – das sind auch nur Menschen, die nur mit Wasser kochen (bzw. gekocht bekommen), die zum Kacken auf’s Klo gehen und bluten, wenn sie sich schneiden. Diesen derzeit Außerirdischen ihre irdische Herkunft und die daraus erwachsenden Verpflichtungen wieder ins Gedächtnis zu rufen, braucht es eine sehr laute Stimme, die überdies Wahrheit spricht. Ich will gerne meinen Teil dazu tun, dass diese Stimme laut und deutlich genug wird, unsere Wahrheit auch wieder zu deren Wahrheit zu machen. Aber wie sieht’s mit euch da draußen aus? Lasst mal hören…

April, April!

Man hätte hier und jetzt natürlich einen Aprilscherz machen können. Muss man aber nicht, weil mancherlei Brauchtum einfach Kokolores ist. Erstens ist den meisten überhaupt nicht klar, woher der Brauch des Aprilscherzes kommt. Für diese Individuen nun die Früchte einer kleinen Recherche: es ist unklar! Ha, ha, da war er dann doch, der Scherz. Witzig, gell? Lassen wir das mal beiseite, bleibt der Umstand, dass man es tatsächlich nicht genau sagen kann, woher dieses Brauchtum kommt, wenngleich eine Vielzahl möglicher Erklärung kursiert. Sicher ist wohl, dass der Erste April von Alters her als Unglückstag galt und man dem Teufel mit einem kleinen Scherzchen an solchen Tagen eine Nase zu drehen versuchte, um so möglichen Unbill zu dämpfen.

Ist aber auch vollkommen wurscht, weil das, was manche Mitmenschoiden im Zeichen des Aprilscherzes heutzutage gelegentlich veranstalten, nicht nur lustiger Unfug ist, sondern oft irgendwo zwischen blödsinniger Zeit- und Ressourcenverschwendung und bösartigem Mobbing angesiedelt ist. Es wäre fruchtbarer, wenn man seine durchaus wertvolle Zeit mit allzu seichten Gesprächen über das Wetter verschwendete, anstatt sich an der zweifelhaften Wirkung seiner Pranks and Shenanigans, wie man in Anglophonien sagt, ungebührlich zu delektieren. Es gibt gelegentlich Perlen, die tatsächlich zu belustigen wissen, aber in der Vielzahl bleibe ich bei der zuvor getroffenen Aussage: Zeit- und Ressourcenverschwendung!

Das gilt natürlich nicht nur für den ersten April. Ich persönlich mache mir normalerweise auch aus den anderen “speziellen Tagen” nix. So wie etwa 13., die auf einen Freitag fallen (und damit Jason Voorhees nächtens durch die Wohnung, um Teenies zu schnetzeln), der Walpurgisnacht, Halloween (heißt bei uns übrigens, wenn es am richtigen Tag gefeiert wird, nämlich am darauf folgenden, Allerheiligen) und so manch anderen Termin, der eigentlich nur irgendeiner Geschäftsinnung Freude bereitet und sonst gar keinen tieferen Sinn in sich trägt. Ja, ja, ich weiß, man soll seine Feste feiern, bis man fällt … oder so ähnlich. Aber mal ehrlich, muss man wirklich jedem Scheiss hinterher rennen, der von irgendwelchen über Gebühr begeisterungsfähigen Möchtegern-Trendsettern oder allzu geschäftstüchtigen Abzockern gehyped wird? Müssen muss man vermutlich nicht, aber man will halt, weil man sonst nichts Besseres zu tun hat. Außerdem ist man dann nicht zum Nachdenken über echte Probleme genötigt, man hat ja dann keine Zeit mehr dafür.

Was mich an der ganzen Aprilsch(m)erzhysterie am meisten stört, ist der Umstand, dass auch seriöse Medienformate sich an diesem Mist beteiligen. Einziger Lichtblick: man wird vom Elend der Welt für einen Augenblick abgelenkt; wenn der Scherz denn auch tatsächlich lustig ist. In diesem Sinne – April, April!

Begegnung mit dem Märchenonkel – Rollenspiel für Dummies #7

Nichts geschieht ohne Grund. Sagt man zumindest öfter mal so dahin, aber es gibt Kontexte, in denen das zumindest dem Anschein nach stimmt. Wenn man ein Buch liest und eine Person auftaucht, die mit mehr als nur einem Nebensatz gewürdigt wird, dann darf man sich eigentlich recht sicher sein, dass diese Person im weiteren Verlauf der Geschichte noch irgendeine Rolle zu spielen haben wird. Schließlich hat der Autor sich ja was dabei gedacht, als er diese Figur hat auftauchen lassen; immerhin kennt der Schreiber ja schon vor dem Leser das komplette Storyboard. Zwar gibt es solche Nebenfiguren, die nicht notwendigerweise eine wichtige Rolle spielen, die einfach mal auftauchen, um den Plot etwas zu verzwicken, den Leser auf falsche Fährten zu locken oder eine auflockernde, vielleicht auch humoreske Einlage liefern zu dürfen, aber irgendwie fügen sie sich in das Universum der Geschichte ein und erfüllen einen Zweck.

Im Leben ist das nicht so. Wir treffen Menschen in all ihren Darreichungsformen und oft genug hat das Schicksal damit vielleicht im Sinn uns zu verärgern, zu demütigen, zum sich sorgen zu bringen oder sonst was; positive Dinge geschehen natürlich auch, aber wir alle wissen, dass man sich an die negativen Dinge besser erinnert, als an die positiven. Jedenfalls wirken die meisten Begegnungen im wahren Leben, in der prallen Realität zufällig, unarrangiert, chaotisch und gelegentlich in der Breite des Spektrums schlicht überfordernd, so dass man nie genau weiß was man kriegt – Forrest Gumps Pralinenschachtel lässt grüßen. Den Zweck mancher Begegnung im Leben zu entschlüsseln ist kompliziert und bei manchen ist es auch unmöglich, weil dieses chaotische Gebilde des sozialen Miteinanders zwar Strukturen hat, wir diese jedoch nur selten zu erkennen vermögen, selbst wenn man darauf trainiert ist. Zwar sagt man auch hier dann und wann, dass Nichts ohne einen Grund geschähe; was aber damit gemeint ist, nämlich dass wir einander stets auf der Basis von Chance und Wahrscheinlichkeit begegnen und vielleicht Freundschaft, Feindschaft, Liebe, Nutzen und noch vieles mehr in einer einzelnen Begegnung liegen kann, dass realisieren wir immer erst hinterher. Weswegen es auch so verdammt schwierig sein kann, den richtigen Partner zu finden…

Im Rollenspiel verhält es sich auf den ersten Blick eher wie in einem Buch. Wenn der Charakter eines Spielers zum ersten Mal denen der anderen Mitspieler begegnet, weiß jeder, dass dieses Tänzchen darüber entscheidet, ob eine Gruppe funktionieren wird, oder eher nicht. Dieses Wissen darum, dass diese virtuelle Person auch eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen kann bzw. spielen will beeinflusst natürlich den Ablauf der einzelnen Spielerhandlungen in dieser Phase. Schließlich ist Rollenspiel ein Gruppenerlebnis, dass auf Miteinander ausgelegt ist. Für die Antagonisten ist doch der Spielleiter zuständig, oder? Sagen wir mal so: auch zwischen Spielercharakteren wurden schon legendäre Feindschaften geschmiedet. Ebenso natürlich werden viele Dinge zwischen den Charakteren (zumindest in den Gruppen, in denen ich spiele oder spielleite) erst später ausgehandelt; und vor allem immer wieder neu ausgehandelt, denn auch diese virtuellen Figuren sind einer Entwicklung entworfen, die sich nicht nur in den Statistika auf dem Charakterblatt widerspiegelt. Insofern ist eher der Vergleich mit dem realen Leben angebracht, denn was aus der so genannten Gruppendynamik entsteht, kann kein Spielleiter vorher sehen. Muss er auch nicht, wenn er zumindest halbwegs passabel zu improvisieren versteht.

Nun führt der Spielleiter ALLE Nichtspielercharaktere ein und stets sind die Ohren der Spieler gespitzt, denn das, was sie als Erstes herauszufinden versuchen ist stets, ob es sich dabei um eine wichtige oder eine Nebenfigur, um einen Protagonisten oder ein Antagonisten handelt. Und ab diesem Punkt wird es lustig; zumindest für den Spielleiter! Natürlich nehmen Spieler gerne an, dass sie in der Lage sind, die Zeichen, welche eine virtuelle Person wie ein NSC aussendet auch korrekt deuten zu können. Oder vielleicht an Hand von Aussehen, Habitus, Herkunft sagen zu können, ob und wie bei dem was zu holen ist, ob er einen Auftrag hat, Informationen besitzen könnte, einem in die Suppe spucken will, oder einfach nur schmückendes Beiwerk ist. Wenn man es seinen Spielern einfach und langweilig machen will, nutzt man die aus den Unterhaltungsmedien der Populärkultur allseits bekannten Stereotypen in erwarteter Weise. Mag man es allerdings ein wenig bunter, scheißt man auf Stereotypen und bedient sich am überaus reichhaltigen Arsenal der Absurditäten, welches die Realität bereit hält, zuzüglich eines nicht zu knapp bemessenen Schusses kaputter Phantasie; und schon können die Spieler ihre NSC-Taxonomie nehmen und in der Tonne ablegen. Und genau darauf basiert pointenreiches, spannendes und witziges Spiel. Man muss dies ja nicht immer tun, wenn man seine Spieler nicht vollkommen zur Verzweiflung treiben möchte, weil wirklich nichts so ist, wie es scheint. Auch das wird auf Dauer irgendwann langweilig. Aber das gelegentliche auf den Kopf stellen solcher ungeschriebener Konventionen wie “der Auftraggeber bei Shadowrun ist ein aalglatter Anzugträger namens Mr. Johnson” erzeugt Irritationen, die den Spielfluss erheblich beleben können. Schließlich will auch der Spielleiter seinen Spaß haben!

Aber auch die Spieler können mittels der Ausgestaltung der Persönlichkeiten ihrer jeweiligen Charaktere dazu beitragen, dass das Spiel interessanter wird. Ein Zwergenkrieger muss nicht gleich ein Zwergenkrieger oder ein Zwergenkrieger sein, so mit Bart und Axt und Lederklamotte und Kettenhemd und dem alten Lied “Gold, Gold, Gold, Gold, Gold!” auf den Lippen; kann man machen, muss man aber nicht! Wie ich schon einmal sagte, findet sich in jedem Charakter, den man spielt, immer auch ein Stück der eigenen Persönlichkeit wieder, dagegen kann kaum einer an. Aber man muss diesen Teil eines Chars ja nicht dominant werden lassen. Außer man selbst und alle anderen haben ihren Spaß damit, dann ist es einfach OK. Aber eigentlich geht es beim Rollenspiel ja darum, mal jemand anders sein zu können, die Sau auf eine Art rauslassen zu dürfen, wie z.B. ich, aber auch so gut wie jeder Andere dies in Realitas nie könnte. Darum heißt es ROLLENspiel, nicht wahr? Also, auch weiterhin viel Spaß mit überraschenden Begegnungen – and always game on!

A snipet of overexpectation?

Menschen kaufen gerne Gadgets. Dies meint hier vor allem elektronische Geräte, die nicht notwendigerweise einen produktiven Nutzwert haben müssen, sondern einfach nur das Erlebnis des Medienkonsums, des Zockens, des Surfens im Netz verbessern sollen. Natürlich sind auch andere Typen von Gadgets im Umlauf, aber die allermeisten User, die sich im Netz über derartige Geräte aufregen, beziehen sich dabei auf etwas ganz bestimmtes; nämlich Tablets. Tablets sind zunächst einfach nur Fun-Gadgets, zumindest in den Händen der meisten Nutzer. Man erwartet dabei eine eierlegende Wollmilchsau, die möglichst alle Medienformate schlucken und wiedergeben können soll, keine Lags (also Hänger) produziert, problemfrei mit den restlichen hauseigenen Mediendienern (Fernseher, Computer, Stereoanlage) kommuniziert und keine oder wenigstens kaum Wartung braucht.

Auch ich lese Reviews, sowohl von mehr oder weniger professionellen Testern als auch von Usern, wie ich einer bin. Und komischerweise findet man eigentlich fast immer nur welche von Fanboys oder Productbashern, aber nur wenige ausgewogene Darstellungen dazwischen. Was mich zu drei Erkenntnissen führt: zum einen gibt es wohl doch mehr gekaufte Rezensionen im Netz, als die bisher geschätzten ca. 20-25%. Zweitens gehen viele Menschen mit den vollkommen falschen Erwartungen an die Sache heran, weil sie nicht in der Lage sind, zwischen den wolkigen Versprechungen der Werbung und dem aktuell technisch Möglichen zu unterscheiden, oder die Tatsache in Betracht zu ziehen, das jeder Hersteller sein Süppchen kocht, weil er seine Gadgets, Zusatzgeräte und Dienstleistungen an den Mann bringen will – Gerätezusammenarbeit ist da ein Fremdwort. Und schließlich gibt es drittens noch die Fehleinschätzungen bezüglich des eigenen Bedarfs – was will ich haben, einfach weil ich es besitzen will und was brauch ich wirklich, weil ich es auch nutzen kann? Hier lassen sich viele vom Statussymbolfaktor so manchen Gadgets täuschen und sind dann hinterher enttäuscht, wenn sie viel Geld für etwas ausgegeben haben, dessen mögliche Performance sie eigentlich gar nicht brauchen oder nicht zu nutzen wissen.

Über den Umstand der proportionalen Verzerrung habe ich noch gar nichts gesagt. Es ist nämlich nur eine gewisse Klientel, die überhaupt häufig Reviews oder Ähnliches schreibt, nämlich zumeist Heavy User und Early Adopter, die vollkommen andere – allzu oft überzogene – Ansprüche an irgendwelche Hardware mitbringen, obwohl gerade sie es besser wissen müssten. Und so sind irgendwelche Sternchenauszählungen durch Peer Review Systeme wie etwa bei Amazon oft nicht mal das bisschen Platz wert, welches sie auf dem Monitor verbrauchen. Woraus folgende Schlüsse zu ziehen wären: nämlich, dass man seinen Bedarf genau analysieren muss, sich nicht von vornherein auf irgendeine Marke festlegen sollte, abhängig vom pekuniären Gegenwert vielleicht besser im Laden vor Ort die Performance prüft und auf die meisten Fremdmeinungen abseits objektiver Parameter besser keinen Wert legt.

Wie ich darauf komme? Weil die ganzen merkbefreiten, besserwisserischen Pfosten in Foren mich mittlerweile nerven. Welches Tablet ich nutze? Ist doch wurscht, Hauptsache es genügt meinen Ansprüchen an ein Produktivwerkzeug, oder? Und Tschüss…

Medialer Krimtartar

Auf der einen Seite die braven Vertreter des Regierungspolitikkonformismusflügels, die den so genannten Volksvertretern nach dem Munde reden, damit sie auch ja eine Akkreditierung für die nächste Bundespressekonferenz bekommen. Auf der anderen Seite Jene, die sich nur allzu gerne als unabhängig, als querdenkend, als besser wissend gerieren; und dazwischen? Eine Menge Menschen, die keine Ahnung haben, was sie denn nun tatsächlich wissen oder glauben sollen. Worum es geht: natürlich die Krimkrise! Die nordatlantischen Bündnismächte rasseln mit ihren Säbeln, zwar nicht so laut, als wenn immer noch 1980 wäre, aber man lässt Muskeln spielen, aus dem schon seit Jahrzehnten geopolitisch entwerteten Kalkül heraus, Wladimir Putin Angst vor seiner eigenen Courage bekommen zu lassen. Ihn davon abzuhalten, seine in weiten Teilen äußerst maroden Streitkräfte zu mobilisieren und so eine Eskalation unabsehbaren Ausmaßes abzuwenden.

Doch die Drohkulisse ist von beiden Seiten hohl, denn wenn Putin tatsächlich die Ukraine en complet, oder auch nur die Ostukraine zu annektieren versuchen sollte, wird wenig passieren, außer möglicherweise ein bisschen schärfer klingenden Protestnoten von den üblichen Protagonisten (also Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA und noch ein paar, die sich wichtig wähnen) und einem “Du Böser, Böser…” vom UN-Sicherheitsrat, wobei Letzteres noch nicht mal sicher ist; schließlich ist Russland dort Veto-Macht. Die Krim hat er ja schon, die wird man ihm wohl kaum militärisch streitig machen, denn sie hat nur für die Russen und die Ukrainer einen echten strategischen Wert. Und der Rest der Ukraine? Ist wirtschaftlich noch angeschlagener als Kernrussland, warum also annektieren, wenn es dort nichts zu holen gibt außer hungrigen Mäulern? Auch ein stolzer Nationalist wie Putin muss seine Rechnungen bezahlen und die sind nicht eben gering.

Und die Drohgebärden der Nato-Partner? Tja nun, die Ukraine ist kein Nato-Mitglied und damit ist kein Bündnisfall eingetreten. Verstöße gegen das Völkerrecht? Also, wie soll ich sagen; erstens ist alleine die Behauptung schwer zu beweisen, weil es niemals zuvor einen ukrainischen Staat gegeben hat, er ging erst aus dem Zerfall der Sowjetunion hervor und war schon immer ein zerbrechliches Konstrukt. Und zweitens: die Amerikaner ahnden Völkerrechtsverstöße mit Waffengewalt? Da sollen sie doch bitte erst mal bei den Eigenen anfangen… das trifft mehr oder weniger für jeden andere Bündnispartner eben so zu, weswegen das lautstarke Drohen mit weitreichenden Sanktionen nicht mehr ist, als ein Papiertiger, der alsbald in Flammen aufgehen wird. Mit Schäden für die russische Wirtschaft drohen ist ebenso dumm, wenn man weiß, dass unsere Weltwirtschaft in sehr mannigfaltiger Weise global verflochten ist und derartige Aktionen Auswirkungen hätten, die ebenfalls kaum abschätzbar wären. Russland könnte sich wirtschaftlich etwa noch mehr nach Asien orientieren; und dann? Tja, auch das kann niemand seriös vorhersagen. Also wird man versuchen, den Status Quo, so bescheiden er sich auch darstellen mag, zu konservieren.

Die Medien spielten bei diesem Durcheinander von Anfang an eine wenig ruhmreiche Rolle; haben sich doch große Teile der hiesigen Berichterstatter allzu schnell als scharf machende Gesinnungsgenossen der dominierenden Säbelrassler erwiesen. Und Jene, die sich quasi auf Putins Seite geschlagen haben? In der Tat ist was dran an der Feststellung, dass er auf diese Weise die beleidigte Volkesseele seiner Landsleute zu streicheln und für sich zu gewinnen sucht und das noch nicht mal ungeschickt. Sicher könnte man auch sagen, dass die westlichen Mächte beim Umgang mit dem ehemaligen Feind Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion mit wenig diplomatischem Feingefühl oder Interesse zu Werke gegangen sind. Man hätte früher und intensiver anfangen müssen, Russland als Partner in die westliche Hemisphäre zu integrieren, hätte man den aktuell zu Tage tretenden Zündstoff frühzeitig entschärfen wollen. Hat man aber nicht und jetzt hat es nun mal schon geknallt. Aber auch diese Beobachtungen greifen immer noch etwas zu kurz.

Russlands Bevölkerung wurde – natürlich mit Generationswechseln – aus der Zarenherrschaft durch die Sowjetzeit in die Oligarchie überführt und ist somit nie dem autokratischen Beherrscht-Werden entwachsen. Eine vitale, demokratisch orientierte Zivilgesellschaft konnte auf diesem Nährboden kaum entstehen und auch wenn die Parallelen zur Weimarer Republik allein auf Grund der heutzutage viel weitreichenderen kommunikativen und informativen Vernetzung eher gering sind, so befindet sich Russland doch ebenso bestenfalls an der Schwelle zur Entwicklung echter demokratischer Strukturen. Diesem Umstand wird bislang nicht Rechnung getragen.

Was soll also nun geschehen? Wenn man Russland tatsächlich mit Stärke so beeindrucken möchte, dass Putin es auch versteht, müsste man Dinge tun, die niemand wirklich tun möchte; ‘n paar Bömbchen hier, ‘ne kleine Seeblockade da – natürlich stets mit dem Risiko, dass plötzlich an unvermuteten Orten Pilze wachsen… oder man lässt es im Moment laufen, sabotiert die russische Propagandadauerberieselung ein wenig, bombardiert die Menschen mit richtigem Wissen und funktionierenden Strukturen und hilft damit vor allem den einfachen Leuten auf die Füße. Dauert länger, kostet mehr, hat aber bestimmt auch mehr Erfolg. Stattdessen werden sie sich einfach noch eine Weile aufschaukeln, bis die Medien eine neue Sau gefunden haben, die sie durchs Dorf treiben können. Dann wartet man halt mal ein Weilchen und dann machen alle weiter wie bisher. Ist schon super, wie unsere Welt funktioniert, nicht wahr? Ich gehe zum Erbrechen mal eben nach nebenan, bis die Tage, ihr Passivisten…

Der Gipfel des Dummgelabers…

Ich habe die Tage auf Facebook eine kleine, hingeschmierte Grafik gesehen, die einen Wert für die Geschwätzigkeit eines Individuums in Abhängigkeit vom Sachverstand des Sprechers postulierte. Faszinierenderweise behauptete dieses Bildchen, dass es so etwas wie einen Hügel des Dummgelabers (den Bullshit Mountain) gäbe, der sich bei niedriger bis mittlerer kognitiver Leistungsfähigkeit manifestieren würde. Danach gäbe es, mit steigendem Intellekt ein Abfallen des Mitteilungsbedürfnisses bis fast gegen Null, mit einem erneuten leichteren Anstieg bei sehr großem Sachverstand. Nur damit wir uns verstehen: die schreiben Sachverstand dran und reden dann vom Overconfidence Effect, also dem Umstand, dass man meint, mehr über eine Sache zu wissen, als dies tatsächlich der Fall ist. Zwischen den Zeilen wird aber klar, dass es nur darum geht, ihr Produkt, nämlich Personalentwicklung an den Mann bringen zu wollen, wozu sie sich des Lachers über den mangelnden Sachverstand der jeweils Anderen bemühen; wer auch immer DIE sein mögen. Eigentlich ist es also nur ein billiger Witz über die Blödheit der Anderen.

Würde diese Grafik tatsächlich irgendeine Signifikanz genießen, ließe sie den Schluss zu, dass unsere Gesellschaft schon lange untergegangen sein müsste! Und zwar weil dann die kognitiv zu gewissen Leistungen befähigten Menschen dem Gros der dummen, geschwätzigen, sich selbst bewundernden Plebs zugesehen hätten, wie es die Gesellschaft und all ihre Errungenschaften endgültig mittels ihrer unkorrigierten Unwissenheit vernichtet hätte. Diese Idee ist Bullshit und selbst aus Sicht eines Borderline-Misantrophen, wie ich einer bin zu zynisch für eine Firma, die möglicherweise aus dem Coaching- bzw. Personalentwicklungssektor stammt.

Zweifellos hat das Web 2.00 eine Menge neuer Kanäle und Medien zur öffentlichen Äußerung geschaffen, über deren SINNVOLLE Nutzung nicht wenige hoffnungsvolle Publizisten zunächst nachdenken sollten, bevor sie ihre nicht selten höchst zweifelhaften Ergüsse aller Welt zum Geschenk machen; natürlich in der Hoffnung diese mögen tausendfach konsumiert werden und ihrem Schöpfer so zum Ruhme (und auch zu einem kleinen Zusatzeinkommen) gereichen. Vielleicht könnten ein paar von ihnen etwas verdienen, indem sie die, zum Ertragen ihren Darbietungen notwendigen Brechbeutel verkaufen. Geht ja über einen Webshop…

Butter bei die Fisch: natürlich ist es billig und durchaus gelegentlich witzig, über die plakativ zur Schau getragene Blödheit so Vieler User im Netz der Netze herzuziehen. Das befriedigt den Voyeur in uns und manchem Anderen genauso, wie den tuschelnden Hetzer und Gossipverbreiter, oder den sich seines eigenen Intellektes allzu sicheren gönnerhaften Möchtegern-Granden der Webcommunity. Anstatt sich jedoch nur darüber lustig zu machen, wie schlecht es um die fundierte Informations- und Meinungsvielfalt im Web steht, sollte man den derart verhinderten Mitusern vielleicht lieber Hilfe angedeihen lassen; wie schwierig und frustrierend sich dies gelegentlich auch darstellen mag. Denn schließlich wird die Pluralisierung von Zivilgesellschaften mittels des Internet immer wieder gerne als Motor der Möglichkeiten für eine weitere Demokratisierung angepriesen. Und genau hier könnte man seinen eigenen, wenn auch kleinen so doch gehaltvollen Beitrag dazu leisten. Das klingt allerdings deutlich anstrengender, als sich einfach an den gefälligen Boshaftigkeiten Anderer zu ergötzen, nicht wahr…?

Wenn es also tatsächlich einen Hügel des Dummgelabers in dieser Grafik geben sollte, so finde ich in meinen ganz persönlichen Beobachtungen deutlich mehr Anzeichen dafür, dass dieser sich gleichmäßig von der niedrigen bis hin zur hohen kognitiven Leistungsfähigkeit abbildet, anstatt sich nur weiter vorne zu zeigen. Und das eine Abhängigkeit zwischen einem Übermaß von üblem verbalem Ausfluss und mangelndem Intellekt nicht unbedingt ableitbar ist. Aber das soll jeder für sich selbst herausfinden. Schließlich sind ja immer die Anderen die Dummen, oder die Boshaften, oder die Geizigen, oder die Geschwätzigen – nicht wahr ihr … MENSCHEN? Also, wo war doch gleich noch mal die eigene Nase, werte Nachbarn des Netzes? Viel Erfolg beim Suchen. Haste manana, muchachos.

Bitterer Spott für mich….

…oder wie man lernt, damit umzugehen, dass man nun selbst Träger eines Stigmas ist. Was ist das überhaupt, ein Stigma? Aus rein christlicher Sicht – für alle, die es nicht sowieso schon wissen – sind die Stigmata die Wundmale Christi, welche von der Kreuzigung herrühren. Doch in unserer modernen Nomenklatur ist ein Stigma ein Makel, der einer Person anhaftet und damit eine negative Reaktion von zumindest Teilen der Gesellschaft auf denjenigen hervor ruft. Ausländer zu sein wird zum Beispiel bei uns guten Deutschen gern als Makel eingestuft. Womit schon erklärt wäre, dass etwas, dass von Manchen oder auch Vielen Menschen als Makel empfunden wird und somit zur Stigmatisierung Anderer führt nicht tatsächlich auch ein Makel sein muss! Aber wir guten Deutschen kleben nun mal gerne Etiketten auf alles, so wie wir überhaupt bedrucktes Papier mit Titeln, Normen, Regeln, Gesetzen für Immer und Alles und Jeden anscheinend einfach brauchen. Und so entfalten Makel, obwohl sie gar nicht wirklich existieren, dennoch eine unheimliche Macht, weil wir guten Deutschen noch eines fast über alles Andere lieben – nämlich den Konformismus; oder besser die Gleichmacherei auf Teufel komm raus. Und wer nicht gleich gemacht werden kann, der ist ein Feind…

Nun naht der Punkt, da ich mich offenbaren muss, denn von nun an bin ich selbst einer, der Spott erhalten darf, ohne darum gebeten zu haben, ich bin nämlich als behandlungsbedürftig psychisch krank eingestuft worden: Depression lautet die vorläufige Diagnose und man kann sagen, dass es für mich fast befreiend ist, sagen zu dürfen, dass ich das schon länger geahnt habe, aber schlicht nicht wahr haben wollte.

Hier ist also mein Stigma; ich habe einen an der Waffel! Ups, pardon, so etwas sagt man doch nicht, nein, man tuschelt hinter vorgehaltener Hand und tut das, was der gute Deutsche, jetzt das Soziale betrachtend, schon immer am Besten konnte: man hetzt! Heutzutage nennt man das zwar Mobbing, was relativ wenig mit häuslicher Sauberkeit zu tun hat, weil Mobben bestenfalls Schmutz zu Tage zerrt, anstatt ihn zu beseitigen; dennoch bleiben die Effekte die Gleichen: man zeigt mit Fingern, stellt zumeist absurde Vermutungen über Ursachen und Folgen an und lässt den Betroffenen im Regen stehen, weil man befürchtet, das der Makel irgendwie ansteckend sein könnte.

Diese Schilderung wirkt dem Einen oder Anderen zu überzogen? Wir sind doch heutzutage viel aufgeklärter, informierter und sozialer als noch vor, sagen wir mal, 30 Jahren? Bitte, jetzt mal ehrlich, wer noch nie, nie, niemals in seinem Leben in irgendeiner Form ehrabschneidende, oder xenophobe, oder schlicht rassistische Bemerkungen gemacht oder gedacht hat, darf jetzt als Gutmensch vortreten und mich als Idiot beschimpfen. Wer einen bestimmten Ort, oder gar ein ganzes Land nicht boykottiert, weil er Fußballfan ist, der darf mich jetzt auslachen. Und wer noch nie seine kleinbürgerlichen Großmachtträume in Form von Gewaltphantasien ausgelebt hat, sei es am Computer oder sonst wie, der darf mich natürlich auch als Wasauchimmer bezeichnen! Irgend jemand?

Tja, da würde ich doch einfach mal behaupten, mehr als 95% aller Menschen haben eben gegen mich verloren, weil es irgendwie menschlich zu sein scheint, das Fremde zu fürchten, oder zu hassen, schlicht weil man es nicht verstehen kann (entweder Informations- oder Intellektmangel), oder nicht verstehen will (entweder Empathie- oder Intellektmangel). Und zum Fremden gehören eben auch psychische Erkrankungen. Mit der Diagnose “gebrochenes Bein” kann jeder etwas anfangen, weil (so gut wie) jeder damit Schmerzen und einen Gipsfuß assoziiert. Doch was assoziiert man mit Depressionen? In milden Fällen vielleicht jemanden, der überarbeitet ist. Doch Viele denken eher an jemanden, der an “Schwenzelenzia Akuta” leidet, der simuliert, sich auf ihre Kosten ausruht, oder aber daran, dass der Derjenige für sie oder ihre Lieben gefährlich sein könnte, weil der tut sich (und vielleicht auch mir) ja gleich was an…

Ich hasse dumme Menschen und es gibt so viele von ihnen! Undifferenziertes, immer Alles bis zur Unkenntlichkeit der wahren Tatsachen vereinfachendes und an der Suche nach Feindbildern orientiertes Denken führt dazu, dass man sehr komplizierte Sachverhalte darauf reduziert, die schlimmst-möglichen, denkbaren Eigenschaften eines Einzelnen Mitgliedes einer ganzen Gruppe von Individuen als faktisch vorhanden zuzuschreiben. Es gibt in der Tat psychisch Kranke, die für sich und Andere gefährlich sind. Daraus wird in der Volksdenke: “alle, die einen an der Waffel haben, gehören weggesperrt, damit sie nicht meine Kinder ficken!” Bevor jetzt wieder irgend so ein dummer Mensch daher gelaufen kommt und “Stimmt doch!” ruft, rate ich zum Versuch, unvoreingenommen darüber nachzudenken. Für alle, die sich für weitergehende Literatur zum Prozess der Stigmatisierung tatsächlich interessieren, sei als Lektüre Norbert Elias empfohlen. Dort findet man eine sehr aufschlussreiche Beschreibung.

Die Mechanismen der Ausgrenzung funktionieren auch im ach so aufgeklärten 21. Jahrhundert in unseren Köpfen ganz hervorragend und die Auswirkungen sind allenthalben spürbar. Ich durfte derlei viel zu oft selbst beobachten, als dass ich nicht dafür sensibel wäre. Genau aus diesem Grund glaube ich, dass man sich Gedanken über sein eigenes allzu leichtfertiges Abstempeln von Menschen mit Labeln wie “Ausländer”, “Prekariat”, “Bayernfan” und eben auch “hat einen an der Waffel” machen sollte. Diese Aufforderung enthält explizit auch eine aktive Komponente, nämlich derlei Unfug, wie alle über einen Kamm zu scheren in Zukunft bitte zu unterlassen; wenigstens soweit es einem möglich ist…

Was nun mich betrifft, so kann ich es eigentlich kaum erwarten, bis der Erste mich dumm anmacht. Ich hätte demjenigen soviel Unfreundliches zu sagen, dass mich allein der Gedanke daran erheitert. Aber ist genau dieser Gedankengang [Zitat: “Ich hasse dumme Menschen und es gibt so viele von ihnen!”] eigentlich nicht auch schon wieder eine Form von Stigmatisierung? Aber ich habe ja auch nie behauptet, dass ich besser als Andere wäre; nur anders bin ich und jetzt kann ich’s sogar beweisen! Für dieses Eingeständnis erwarte ich nichts und wünsche dennoch Allen einen schönen Tag.

Bitterer Spott…

Eigentlich bin ich kein böser Kerl. Im Gegenteil bin ich den größten Teil des Tages eher Konsensorientiert. Natürlich gibt es Dinge, die mich auf die Palme treiben; namentlich dumme Menschen, die ihr eigenes Unvermögen ignorieren und Andere für ihre Probleme verantwortlich machen. Aber genauso auch Jene, die glauben, dass man neue Probleme immer mit den alten Lösungsansätze in den Griff bekommt. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wie oft ich DAS schon gesagt habe, aber irgendwie wird der Satz einfach niemals alt. Eigentlich traurig…

Jedenfalls versuche ich schon lange ruhiger zu werden, aber mit jedem Jahr das vergeht, werde ich ein bisschen streitbarer, einfach weil der Prozentsatz an Idioten rings um mich herum auf gleich bleibend hohem Niveau stagniert. Hohes Niveau ist hier übrigens der Knackpunkt. Andere Menschen von seinen Standpunkten überzeugen zu wollen ist der falsche Ansatz, weil das zum einen Widerstand provoziert, wenn man dadurch sein Gegenüber schlecht aussehen lässt oder an dessen Überzeugungen rührt, ganz gleich wie falsch diese, objektiv betrachtet, auch sein mögen. Zum Anderen ergibt sich ein Problem aus unterschiedlichen Leveln von Urteils- und Einsichtsvermögen. Es mag ja sein, dass unsere Kinder alle mit mehr oder weniger identischem kognitivem Potential auf die Welt kommen; ein paar Jahrzehnte später hat sich das verwachsen und Mancher ist dann ungefähr noch so lernfähig, oder lernwillig, wie eine Zimmerpflanze. Immerhin sind beide irgendwie lebendig…

Womit man irgendwann an diesem mentalen Ort landet, an dem man einfach tut, was man für richtig hält und die Ergebnisse für sich sprechen lässt. Es ist mitnichten trivial, die Ruhe und den Überblick zu wahren, aber es lohnt sich manchmal schlicht wegen des Gesichtsausdruckes, den ein durch die Blume gelächeltes “Hab ich dir doch gesagt!” zu erzeugen vermag. Und das hat dann nix mit Besserwisserei zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass man “slow adopter” am Besten mit möglichst plakativen Argumenten in ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit abholt. Siècle des lumières 2.0 sozusagen. Unsere Methoden der Kommunikation und Informationsverteilung mögen heutzutage ausgefeilter geworden sein, aber es sind immer noch Menschen, die ihnen zum Opfer fallen … ähm, ich meinte, die sich ihrer bedienen. Woraus folgt, dass Menschen in all ihren Darreichungsformen, mit all den dazu gehörenden Fehlern, Irrungen, Wirrungen und Passionen eben diese auch projizieren; nur jetzt mittels “neuer Medien”.

So gut wie nichts stirbt so schwer und langsam, wie eine wohl gefestigte Meinung, ganz gleich, wie falsch diese auch sein mag, weshalb ich den als Titel dienenden bitteren Spott gerne als Stilmittel einsetze, um meinen Kontemporanzien (also aktuell lebenden [kontemporären] Mitmenschen, die mich ranzig machen), den häufig wenig Schmeichelhaftes aufzeigenden Spiegel vorzuhalten. Immer unter der Annahme, dass ich in meinem Spiegel ebenso Dinge sehen kann, die mir nicht gefallen. Ich versuche allerdings so oft es geht, diese zu reflektieren und wenigstens teilweise abzustellen, eine Verhaltensweise, die ich bei den Mitmenschen leider nur all zu selten feststelle.

Und doch finde ich Menschen immer noch interessant genug, um mich mit ihnen eingehender zu befassen. Sonst bräuchte ich ja wohl kaum Bildungswissenschaft zu studieren. Ich will wissen, was Menschen antreibt, will wissen was sie fasziniert, bewegt, interessiert; und zwar weil ich davon überzeugt bin, dass je besser wir einen breiteren Querschnitt der Teilnehmer am Großprojekt Zivilgesellschaft verstehen, wir in der Lage sein werden, diese in Zukunft besser zu gestalten. Ich bin Demokrat und Humanist, auch wenn der soziale Beruf, in dem ich tätig bin mich gelehrt hat, wie schwer es sein kann, Letzteres zu bleiben; denn der Prozentsatz der Idioten stagniert ja, wie gesagt auf gleich bleibend hohem Niveau. Aber da ist eben auch diese Hoffnung in mir, dass ich irgendwie helfen kann, durch das, was ich irgendwann in der Zukunft beruflich tun werde, durch meine Publikationstätigkeit und andere Dinge, mit denen ich mich beschäftige diesen Idiotiequozienten mittelfristig ein bisschen zu senken. Das wäre ja schon mal ein (bescheidener) Anfang…

Und weil ich nicht nur bitteren Spott verteilen will, wird es nun Zeit für ein weiteres Interview. Hiermit sei also ein Aufruf ausgesprochen, mich darauf über einen Kanal eurer Wahl anzusprechen. Ansonsten deute ich Jemanden raus! In diesem Sinne, schönen Tag noch.